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Das Muhlenbeispiel selten auch Muhlengleichnis genannt stammt von Gottfried Wilhelm Leibniz 1646 1716 der es in seiner 1714 erschienenen Monadologie im 17 auffuhrt Leibniz versucht damit zu widerlegen die Perzeption resp die gedankliche Verarbeitung des Wahrgenommenen als Teil des Bewusstseins sei durch Betrachtung der Details im Gehirn zu erklaren Man muss ubrigens notwendig zugestehen dass die Perzeption und das was von ihr abhangt aus mechanischen Grunden d h aus Figuren und Bewegungen nicht erklarbar ist Denkt man sich etwa eine Maschine die so beschaffen ware dass sie denken empfinden und perzipieren konnte so kann man sie sich derart proportional vergrossert vorstellen dass man in sie wie in eine Muhle eintreten konnte Dies vorausgesetzt wird man bei der Besichtigung ihres Inneren nichts weiter als einzelne Teile finden die einander stossen niemals aber etwas woraus eine Perzeption zu erklaren ware Monadologie 17 Die Metapher mit der Mechanik der Muhle muss im Kontext der damaligen Zeit mit dem Aufkommen der Automatenbauer gesehen werden in der die elektrochemischen Grundlagen des Gehirns noch nicht einmal ansatzweise bekannt waren Sinnbild Bearbeiten Nehmen wir einmal an sinnierte Leibniz der Mensch sei tatsachlich bis in seine letzten Bestandteile hinein eine Maschine Er sei eine Muhle die denkt Leibniz stellte sich in einem Gedankenexperiment vor wir konnten in die Muhle eintreten Werden wir auf der Suche nach dem Denken nach dem Geist fundig Nein sagte Leibniz wir sehen Bestandteile des ganzen Muhlegetriebes wie sie sich drehen stossen ziehen allein der Geist das Denken bleibt uns verborgen Das Gleichnis sagt klugerweise nicht was Geist ist sondern nur was er nicht ist 1 Rezeption des Muhlenbeispiels BearbeitenDas Muhlenbeispiel wird auch noch heute herangezogen wenn argumentiert wird dass man den Menschen nicht mit einem Computer vergleichen konne 2 Andererseits vergleichen Vertreter der sogenannten harten Kunstlichen Intelligenz wie Ray Kurzweil die Mechanismen des Gehirns mit Methoden und Algorithmen die durchaus verstanden und nachgeahmt werden konnen wie die Mechanik einer Muhle 3 Dabei konnte uns gerade die Geschichte eine Lektion in kritischer Vorsicht erteilen Bedauerlicherweise wird immer noch das Bild der Automatenbauer des 18 Jahrhunderts als naive Mechanisten und Materialisten kolportiert Sie waren freilich nicht so naiv die Schwierigkeiten ihrer mechanistischen Betrachtungsweise zu unterschatzen Obwohl sie sich darum bemuhten die Physiologie moglichst naturgetreu zu rekonstruieren waren sie sich der nicht bloss technischen sondern der philosophischen Begrenztheit ihrer Versuche durchaus bewusst Sie nahmen ihre Artefakte zum Anlass daruber nachzudenken was denn das Leben gegenuber der Maschine auszeichne wenn die Maschine immer mehr Lebensprozesse simulieren kann 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b Eduard Kaeser Der Mensch als Maschine Neue Zurcher Zeitung 20 August 2011 abgerufen am 24 Mai 2016 Walter Hehl Wechselwirkung Wie Prinzipien der Software die Philosophie verandern Springer ISBN 978 3 662 48113 4 Ray Kurzweil Das Geheimnis des menschlichen Denkens Lola Books 2014 ISBN 978 3 944203 06 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muhlenbeispiel amp oldid 224311875