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Das Lucien Hauschen Schwimmen fruher auch Lichterschwemmen genannt ist ein traditioneller Brauch der sehr weit zuruckreicht Er wird alljahrlich in der oberbayerischen Stadt Furstenfeldbruck sowie der Gemeinde Grafrath am 13 Dezember dem Gedenktag der Heiligen Lucia veranstaltet und ist heute einmalig in ganz Suddeutschland Lucienhauschen mit einer Nachbildung der Klosterkirche von Furstenfeld St Maria Himmelfahrt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung des Brauchs 1 2 Fortfuhrung der Tradition 2 Literatur 3 WeblinksGeschichte BearbeitenEntstehung des Brauchs Bearbeiten Vor der Einfuhrung des gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 lag das Datum der Wintersonnenwende auf dem 13 Dezember der der Heiligen Lucia der Lichtbringerin gewidmet ist Im Jahr 1785 war Furstenfeldbruck von einem Hochwasser des Flusses Amper bedroht Besonders am 13 Dezember soll die Uberschwemmungsgefahr sehr hoch gewesen sein Die Burger von Furstenfeldbruck die um ihre Hauser bangten fanden sich in der Klosterkirche ein und baten die Heilige Lucia um Hilfe Sie versprachen dabei feierlich jedes Jahr am 13 Dezember einen Gedenkgottesdienst abzuhalten sollte ihre Stadt verschont bleiben Als Opfergabe und Zeichen dafur dass sie ihr Schicksal in die Hande Gottes legten hatten viele der Furstenfeldbrucker Burger etwa einen Meter hohe Modelle ihrer Hauser und Hofe aus Pappkarton auf einem Holzbrett nachgebaut Die Hauschen enthielten in ihrem hohlen Inneren Kerzen die nach dem Gebet in der Kirche entzundet wurden Daraufhin wurden die Hauschen in die Amper gesetzt Tatsachlich blieb der 13 Dezember 1785 der Tag mit dem hochsten Pegelstand der Amper und die Burger feierten aus Dankbarkeit fortan jedes Jahr einen Gottesdienst zu Ehren der Heiligen Lucia Obwohl der Gottesdienst zu Beginn des 19 Jahrhunderts nicht mehr stattfand wurden dennoch bis zum Jahre 1851 Pappmodelle der Furstenfeldbrucker Hauser mit brennenden Kerzen in die Amper gesetzt Die Uberschwemmung des Jahres 1785 war jedoch nicht der Ursprung dieses Brauches sondern nur der Anlass dafur ihn wieder neu zu beleben Es gibt mehrere Belege uber die Ausubung diese Brauches vor 1785 Ende der achtziger Jahre des 17 Jahrhunderts schrieb Balduin Helm der spatere Abt des Klosters Furstenfeld in einem Verzeichnis der Gottesdienste unterm 13 Dezember Festum St Luciae Luzientag Heute liest der Pfarrer zur funften Stunde am Marienaltar in Bruck die Messe den Schulern von denen Opfergaben dargebracht werden Nach der Messe veranstaltet der Schulmeister mit den Kindern singend eine Prozession durch den Ort wobei die Kinder beleuchtete Hauschen in Handen halten die sie in die Amper setzen Am 18 Februar 1706 verlangte der Freisinger Bischof Aufklarung uber den am 13 Dezember in Bruck ausgeubten Brauch an St Luciae fest zu Prugg negst Furstenfeld diser gewisse missbrauch eingeschlichen dass man papierrene heusel sambt einem inhabenten liecht hauffig auf die Glon falschlich fur Amper zulegen und hinab rinen zlassen pflege ohnwissent aus was ursachen Am 30 Marz 1706 antwortet der angeschriebene Dekan Urbanus Widmann dem Freisinger Bischof dass deme in allem also ist und zwar dass diss schon ein altes herkhommen seye nemme seinen ursprung von einer beschehenen ausgiessung der Ammer so den markht Prugg durchfliesset Zu abwandlung dan dergleichen grossen und gefahrlichen ergiessungen gemelten wassers wurdt von selcher zeit hero am fest der heyl Luciae ein heylige moss gelesen welche nit nur allein die burgerschafft sondern auch die schuelkunder mit ihrem lehrmayster beywohnen der nach vollendter heyliger moss mit denen kundern so alle in ihren handten papirene heusl und liechter darinnen der Ammer zugehet alwo ein fischer in ainer zullen Zille Kahn ihrer erwarttet von ihnen kundern die papirenen heusl hinein numbt alsdann auf das wasser sozt und dise ohne weiter zeremoni und worrt sprechung mit stendigem zusehen der kunder runnen lasset zu wass zull Ziel und ende aber dieses beschehe hab ich nichts erfragen konnen Widmann fugt weiter noch an Zu deme habe ich auch diss vernommen so obwen obwohl nunmehr abkhommen dass die kunder vor diesem nach ihrem veruchten disem kundspull in dem markh von haus zu haus herumbgefahren und gerutten seyn welche allerhand verehrung und erfrischungen von der burgerschafft eingesamblet so sye hernach mit einander in kundlicher freuden verzortt haben Mehrmals wurde in diesem Schriftverkehr darauf hingewiesen dass diss schon ein altes herkhommen seye Nach der Beschreibung von 1706 war mit dem Lichterschwimmen ein Heischebrauch verbunden wenn auch dieser zum Zeitpunkt der Befragung nicht mehr ausgeubt wurde In den Rechnungsbelegen des Marktes Bruck heisst es im Jahr 1621 Luzia 1 fl Gulden und 1624 Luziae den Schuelkhindern zu Prugg wie breichig 1 fl Ein ahnlicher Eintrag findet sich auch fur 1628 Dieses wie breichig d h wie seit langem ublich deutet auch zu diesem Zeitpunkt auf eine altere Brauchtradition hin Zum Verstandnis der Ursprunge dieses alten Brauches ist es unerlasslich die mit dem 13 Dezember verbundenen Brauche anderer Regionen zu betrachten Bis zur Einfuhrung des gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 war der Luzientag der Tag der Wintersonnenwende also der kurzeste Tag im Jahr Dies blieb er im Bewusstsein der Bevolkerung noch mehrere Jahrhunderte lang auch wenn in Wirklichkeit nun der 21 Dezember die Wintersonnenwende ist sowohl bei Johann Andreas Schmeller wie auch bei Karl von Leoprechting beide Mitte des 19 Jahrhunderts wird St Luzia noch als Mittwintertag bezeichnet Auf diesen Tag des Ubergangs und der Veranderung konzentrierte sich eine Reihe von Brauchen bei denen das im Wasser schwimmende Licht eine wesentliche Rolle spielte Der Brauch des Lichterschwemmens war nicht nur auf Bayern beschrankt sondern es gibt zahlreiche Belege fur auf dem Wasser schwimmende Lichter an bestimmten Wintertagen aus dem ganzen Alpenraum und den angrenzenden Gebieten ja sogar vom Balkan Das Gemeinsame all dieser Brauche des Lichterschwemmens ist das Aussetzen des Lichts auf dem lebenspendenden Wasser an einem um Mittwinter und Fruhlingsanfang gelagerten Termin Man wollte der Sonne in ihrer allergrossten Erdenferne in ihrer Schwache sozusagen mit dem irdischen Feuer als dem Abbild des himmlischen Lichtes Kraft schenken Leopold Kretzenbacher Fortfuhrung der Tradition Bearbeiten nbsp Lucienhauschen Ausstellung in der Sparkasse nbsp Hauschen auf dem Weg zur AmperbruckeErst im Jahr 1949 erinnerte sich der Rektor der stadtischen Knabenschule die heutige Philipp Weiss Grundschule in Furstenfeldbruck Georg Kachelriss 1902 1979 wieder an den alten Brauch und baute mit seinen Schulern im Werkunterricht erneut Lucien Hauschen die am 13 Dezember 1949 nach Einbruch der Dunkelheit den Wassern der Amper ubergeben wurden Seither bauen die Furstenfeldbrucker Kinder jedes Jahr in der Adventszeit Hauser aus Pappe Holz Schaumpolystyrol und Transparentpapier unter tatkraftiger Mithilfe ihrer Eltern Nach dem traditionellen Luciengottesdienst auf dem Leonhardsplatz vor der Wallfahrtskirche St Leonhard werden die Hauschen am Abend in einer Prozession zum Amperufer getragen und unter Aufsicht der Wasserwacht der Stromung ubergeben Langsam treiben die von den Kerzen im Inneren erleuchteten Hauschen dann flussabwarts Von der Amperbrucke aus zeigt sich aufgrund der bunten Fenster aus Transparentpapier ein farbenprachtiges Spektakel In den letzten Jahren wurden an jedem 13 Dezember etwa 200 vom Stadtpfarrer gesegnete Hauschen auf der Amper schwimmen gelassen Literatur BearbeitenClemens Bohne Der Lucienkult in Bruck in Amperland Dachau 9 1973 S 324 f Toni Drexler Das Luzienhauslschwimmen in Furstenfeldbruck in Brucker Blatter Jahrbuch des Historischen Vereins fur die Stadt und den Landkreis Furstenfeldbruck fur das Jahr 1994 Furstenfeldbruck 1994 S 49 59 Gunther Kapfhammer Lichterschwemmen in Furstenfeldbruck in Schonere Heimat Munchen 1970 S 597 f ders Lichterschwemmen in Furstenfeldbruck Luzienhauschenschwemmen Luziahauslschwimmen in Brauchtum in den Alpenlandern Ein lexikalischer Fuhrer durch den Jahreslauf Munchen 1977 S 166 f ders Brauch in Der Landkreis Furstenfeldbruck Natur Geschichte Kultur Furstenfeldbruck 1992 S 475 f Birgitta Klemenz Zeugnis intensiver Seelsorge Das Funktionarium von Helm in Brucker Land und Leute Jahrgang 1993 Nr 40 Heimatbeilage des Furstenfeldbrucker Tagblatt vom 24 Dezember 1993 Leopold Kretzenbacher Lichter auf dem Fluss Von den Luzienlichtern in Brauch und Literatur Manuskript einer Sendung des Bayerischen Rundfunks vom 10 Dezember 1961 Weblinks BearbeitenLucien Hauschen Schwimmen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lucien Hauschen Schwimmen amp oldid 234106378