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Der Lerner Index auch Lerner scher Monopolgrad genannt ist ein nach dem US amerikanischen Okonom Abba P Lerner benanntes Mass fur die Marktmacht beziehungsweise die Preissetzungsmacht eines Unternehmens Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Bedeutung 3 Verwendung und Bedeutung bei der Gewinnmaximierung einer Unternehmung 3 1 Optimalitatsbedingung des Ein Produkt Monopolisten 3 2 Implikationen fur den Lerner Index 4 Defizite des Lerner Index als Messgrosse fur den Monopolgrad 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDer Lerner Index ist wie folgt definiert L p G K p displaystyle L p GK over p nbsp Dabei steht p displaystyle p nbsp fur den Preis und G K displaystyle GK nbsp fur die Grenzkosten Bedeutung BearbeitenDie Indexgrosse druckt aus wie stark ein Marktakteur seinen Preis oberhalb der Grenzkosten setzen kann das heisst wie hoch sein so genannter Markup ist und zwar nicht in absoluten Grossen sondern relativ zum Preisniveau selbst Der Lerner Index fungiert so in vielen Anwendungen als Mass fur die Marktmacht den Monopolgrad des betrachteten Anbieters Wahrend in einem kompetitiven Umfeld strikte Gleichheit des Preises und der Grenzkosten vorherrscht es treten so lange neue Akteure in den Markt ein bis der Gewinn jedes Unternehmens null betragt und der Lerner Index dementsprechend null betragt kann ein Monopolist positive Gewinne realisieren was wiederum seinen Niederschlag in einem hoheren Lerner Index findet Der Lerner Index ist in der Realitat nicht einfach zu berechnen Preise lassen sich zwar fur viele Produkte leicht bestimmen doch sind die Kostenstrukturen der Unternehmen fur Aussenstehende praktisch immer unbekannt Die Unternehmen bewerten Kosteninformationen als wettbewerbssensitiv Trotzdem lassen sich gewisse Aspekte der Kostenstruktur abschatzen Beispielsweise sind Telefon oder Energie Infrastruktur teilweise durch die Regierung reguliert die fur diesen Zweck gewisse Daten erhebt aus denen Wirtschaftswissenschaftler wiederum Ruckschlusse ziehen Andererseits kann man auch Hochrechnungen anstellen wenn man in einem Wirtschaftszweig eine kleinere Firma und deren Kosten kennt 1 Verwendung und Bedeutung bei der Gewinnmaximierung einer Unternehmung BearbeitenFur sich betrachtet kann der Lerner Index beliebige Werte annehmen Dies gilt jedoch nicht wenn der betrachtete Anbieter im abstrakten Modell gewinnmaximierend produziert Optimalitatsbedingung des Ein Produkt Monopolisten Bearbeiten Ausgehend vom allgemeinen Gewinnmaximierungsproblem eines Ein Produkt Monopolisten 2 max q p q q c q displaystyle max q p q cdot q c q nbsp mit q displaystyle q nbsp der Gutermenge p q displaystyle p q nbsp der Preis Absatz Funktion und c q displaystyle c q nbsp der Kostenfunktion lautet die zugehorige Optimalitatsbedingung erster Ordnung p q q p q c q 0 p q c q p q q displaystyle p q cdot q p q c q 0 Leftrightarrow p q c q p q cdot q nbsp Sie lasst sich durch Division beider Seiten durch p q displaystyle p q nbsp auf folgende Form bringen p q c q p q p q q p q d p d q q p displaystyle frac p q c q p q frac p q cdot q p q left frac mathrm d p mathrm d q frac q p right nbsp Die rechte Seite dieser Gleichung ist aber gerade der Kehrwert des Absolutbetrages 3 der Nachfrageelastizitat ϵ p d q d p p q displaystyle epsilon p equiv left mathrm d q mathrm d p right cdot p q nbsp Folglich gilt im Gewinnmaximum L 1 ϵ p displaystyle L frac 1 epsilon p nbsp Implikationen fur den Lerner Index Bearbeiten Im Gewinnoptimum der Unternehmung kann der Lerner Index gemass dem Uberstehenden prinzipiell Werte zwischen 0 und 1 annehmen Dabei bedeutet ein grosserer Wert mehr Marktmacht Die beiden extremen Werte kann man dabei als extreme Pole der Marktsituationen vollkommene Konkurrenz L 0 gar keine Marktmacht und vollkommenes Monopol L 1 maximale Marktmacht ansehen Werte dazwischen deuten auf geringere Monopolgrade hin mithin also Formen von Oligopolen Der Markup hangt hier unmittelbar von der Preiselastizitat der Nachfrage ab und verhalt sich zu ihr indirekt proportional d h je grosser bzw kleiner die Preiselastizitat wird desto kleiner bzw grosser wird der Lerner Index Hier ist zu beachten dass ein Wert von Null nur approximativ erreicht werden kann wenn der Nenner gegen unendlich strebt diesen theoretischen Fall nennt man vollkommen elastische Nachfrage Ein Wert von Eins wird erreicht wenn gerade die Preiselastizitat Eins ist proportional elastisch Nun kann die Preiselastizitat prinzipiell auch andere Werte annehmen z B 1 2 die mit dem Wertebereich des Lerner Index nicht vereinbar waren Diesen Bereich 0 lt ϵ lt 1 displaystyle 0 lt epsilon lt 1 nbsp nennt man unelastisch Man geht davon aus dass der Lerner Index den Wert 1 nicht uberschreiten kann da ein profitmaximierender Monopolist nie auf dem unelastischen Abschnitt seiner Nachfragekurve produzieren wurde Insgesamt wird an dieser Formulierung der Optimalitatsbedingung deutlich dass ein gewinnmaximierender Monopolist stets uber einen positiven Markup verfugt der von ihm gesetzte Preis ist hoher als dies im vollkommenen Wettbewerb der Fall ware bzw sein konnte Man ersieht hieran auch warum das Gleichgewicht im Monopol nicht sozial optimal ist Ein Kontinuum an Nachfragern vorausgesetzt verlangt der Monopolist strikt mehr als er eigentlich konnte um gerade noch kostendeckend zu produzieren oder anders formuliert er konnte seinen Preis um eine marginale Einheit senken damit immer noch einen positiven Gewinn aus der Mehrproduktion realisieren und zugleich einem zusatzlichen Nachfrager zu einem Nutzenzugewinn verhelfen infolge des Preisruckgangs wurden uberdies alle bisherigen Nachfrager ebenfalls eine Nutzensteigerung erfahren Er tut dies aber gerade nicht weil er nicht zwischen Nachfragern diskriminieren das heisst von ihnen unterschiedliche Preise verlangen kann und es fur ihn lohnender ist einige Nachfrager durch einen hoheren Preis vom Konsum auszuschliessen als den Preis fur alle Nachfrager zu senken die Monopolmenge bleibt analog hinter der Polypolmenge zuruck Defizite des Lerner Index als Messgrosse fur den Monopolgrad BearbeitenPraktisch eignet sich der Lerner Index nur bedingt als Mass des Monopolgrades 4 Neben den bereits uberstehend skizzierten Problemen bei seiner Berechnung bzw der Berechnung der Grenzkosten bestehen auch andere Defizite So lasst der Index beispielsweise ausser Acht dass ein Monopolcharakter auch aus der Existenz von Marktzutrittsbarrieren erwachsen kann liegen solche vor mag zwar der Markup aus verschiedenen nachfrageinduzierten Grunden eher gering sein gleichwohl kann der Monopolstatus der Unternehmung ausserordentlich stark ausgepragt sein weil sie gegen den Wettbewerb durch potenzielle Mitbewerber anderweitig abgeschottet wird Zudem wird nicht erfasst dass Produkte ublicherweise nicht vollkommen homogen sind ein Unternehmen kann auch allein deshalb die Moglichkeit zu einem hoheren Markup haben weil die angebotene Produktqualitat diejenige vergleichbarer Produkte von anderen Anbietern ubersteigt Weiter lasst der Index Falle von unvollstandiger oder asymmetrischer Information auf Markten unberucksichtigt Abweichungen zwischen den Grenzkosten und dem Preis konnen nicht nur der Preissetzungsmacht der Unternehmung geschuldet sein sondern vielmehr dem Grad der Unvollkommenheit der Markt bzw Wettbewerbsstruktur Damit einher geht das Problem dass realiter nicht nur Grenzkosten fur die Preissetzung relevant sind sondern auch Fixkostenunterschiede und damit Durchschnittskostenunterschiede zwischen Unternehmen die Preisausschlage begrunden konnen ohne dass dies einer signifikanteren Monopolstellung entspringen mag Siehe auch BearbeitenAmoroso Robinson Relation Herfindahl Index KonzentrationsrateWeblinks BearbeitenLerner Index Herleitung PDF Datei 20 kB mathematische Umformungen TU DresdenLiteratur BearbeitenKenneth G Elzinga und David E Mills The Lerner Index of Monopoly Power Origins and Uses In American Economic Review 101 Nr 3 2011 S 558 564 doi 10 1257 aer 101 3 558 Entwurf erschienen als Arbeitspapier University of Virginia 2011 Internet http economics virginia edu sites economics virginia edu files Lerner 20Index 20of 20Monopoly 20Power pdf abgerufen am 18 Juni 2013 Nicola Giocoli Who Invented the Lerner Index Luigi Amoroso the Dominant Firm Model and the Measurement of Market Power In Review of Industrial Organization 41 Nr 3 2012 S 181 191 doi 10 1007 s11151 012 9355 7 Abba P Lerner The Concept of Monopoly and the Measurement of Monopoly Power In The Review of Economic Studies 1 Nr 3 1934 S 157 175 JSTOR 2967480 Nolan H Miller Notes on Microeconomic Theory Skriptum Harvard University 2006 online Memento vom 15 Dezember 2011 im Internet Archive PDF 1 MB S 236 abgerufen am 2 Januar 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Walter Nicholson Christopher Snyder Microeconomic Theory Cengage Learning Emea Auflage International ed of 11th revised ed 20 September 2011 ISBN 978 1111525514 Seite 412 Freilich handelt es sich hierbei schlicht um eine Verallgemeinerung des Gewinnmaximierungsproblem des Polypolisten fur den das Preisniveau p gegeben ist und keine Funktion der Menge darstellt Im Spezialfall gilt das Nachfolgende auch bei vollkommenem Wettbewerb vgl der Abschnitt Implikationen fur den Lerner Index Dies weil d p d q lt 0 displaystyle left mathrm d p mathrm d q right lt 0 nbsp nach dem Gesetz der Nachfrage Die Darstellung folgt teilweise Elzinga Mills 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lerner Index amp oldid 176966089