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Leo Jehuda Ansbacher geboren 3 Dezember 1907 in Frankfurt am Main gestorben 1998 in Tel Aviv war ein deutsch israelischer Rabbiner 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnsbacher wurde als Sohn von Recha Ansbacher geb Rosenbaum 1882 1956 und Josef Ansbacher 1876 1951 in Frankfurt geboren Er studierte zuerst an der Universitat Frankfurt Geschichte Deutsch und Philosophie brach das Doktoratsstudium an der Universitat Berlin jedoch 1932 angesichts des Erstarkens des nationalsozialistischen Antisemitismus ab Er emigrierte 1933 aus Berlin nach Belgien wo er in weiterer Folge die Rabbinerprufung ablegte 1940 wurde er nach dem Uberfall Deutschlands auf Belgien von den dortigen Behorden wie viele andere als mogliche deutsche Spione verdachtigte Auslander zwangsweise nach Frankreich verschickt und dort erst im Internierungslager Saint Cyprien und dann im grossten franzosischen Internierungslager Camp de Gurs festgesetzt Dort ubernahm er die Aufgabe und Stellung des Lager Rabbiners und erwarb sich grosse Verdienste um das spirituelle Leben und den Lebensmut der Internierten Nach Pnina Rosenberg 2 war Leo Ansbacher bereits seit Belgien zusammen mit seinem Bruder Max Mordechai 11 Januar 1927 27 Februar 2021 3 der dann ebenfalls in Gurs interniert gewesen sei Uber Max Ansbacher gibt es nur sehr wenige Informationen Dass er aber wie Rosenberg berichtet von Belgien aus nach Frankreich kam wird unter anderem durch die Erinnerungen von Juliane Schramm belegt 4 und in genealogischen Datenbanken finden sich auch Hinweise auf die gemeinsamen Eltern von Leo und Max Ansbacher Wiederum nach Rosenberg bauten die Bruder in Gurs gemeinsam ein Hilfskomitee auf das sie bereits in Saint Cyprien mit dem Ziel gegrundet hatten den Gefangenen gegenuber der Lagerverwaltung als Vertretung zu dienen Das Comite central d assistance ubernimmt die Sammlung und Verteilung von Nahrungsmitteln und Medikamenten und stellt den Kontakt zwischen den Gefangenen der Lagerverwaltung und den verschiedenen Hilfsorganisationen her 5 In Leo Ansbachers Zeit als Lager Rabbiner entstand fur das Pessach Fest 1941 eine spezielle handgeschriebene Haggada die unter dem Namen Haggada von Gurs bekannt ist Hagadah sel pesaḥ mimaḥane Giyrs Sie wurde von Ansbacher mit Hilfe des Lagerhaftlings Aryeh Ludwig Zuckerman aus dem Gedachtnis niedergeschrieben und mit einer Schablonenmaschine vervielfaltigt Der nichtjudische Haftling Fritz Schliefer illustrierte sie zur Strafe wurde er ins Camp de Drancy verlegt und dann in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert Die Leitung der Yad Vashem reproduzierte diese Haggada spater nach einem geretteten Exemplar und veroffentlichte sie mit Fotografien und Hintergrundmaterial Sie endet mit dem Wunsch Nachstes Jahr in Jerusalem 6 Nach Rosenberg haben die Bruder Ansbacher neben dem religiosen auch das kulturelle Leben im Lager bereichert Das hat sie vermutlich auch in Kontakt zu Hans Rosenthal gebracht der 1942 in drei Comics das Lagerleben in Gurs ironisch sarkastisch karikierte Zwei dieser Hefte Mickey au camp de Gurs und La Journee d un heberge konnte Rosenthal der Ende Juli 1942 aus Gurs in ein anderes Lager verlegt und spater in Auschwitz ermordet wurde den Brudern Ansbacher anvertrauen Sie ubergaben diese 1978 dem Archiv des Memorial de la Shoah in Paris Das dritte Heft wurde von Elsbeth Kasser gerettet 5 Nach dem Beginn der Deportationen von Lagerhaftlingen in die Konzentrationslager setzte sich Leo Ansbacher mutig fur bedrohte Mithaftlinge ein Dokumentiert ist die so genannte Affare Ansbacher nachdem er am 20 Oktober 1942 denunziert worden war einen zur Deportation bestimmten Haftling versteckt und ihm zur Flucht verholfen zu haben 7 Ansbacher entschloss sich daraufhin aus dem Lager Camp de Gurs zu fliehen Die Flucht gelang und dort in der Nahe an einem vereinbarten Ort traf er Ende 1942 seine Frau Betty Ansbacher die sich dorthin durchgeschlagen hatte Dann begann die gemeinsame Flucht uber die Pyrenaen nach Spanien von wo sie 1944 schliesslich nach Palastina emigrieren konnten Dort war er zuerst als Lehrer tatig bevor er wieder als Rabbiner arbeiten konnte 8 Ab 1957 war er Rabbiner der Synagogen Gemeinde Ichud Zion in Tel Aviv und schliesslich auch Mitglied des religiosen Zentralrates von Tel Aviv Jaffa 9 Auch Max Ansbacher konnte der Deportation entkommen und wanderte nach dem Krieg ebenfalls nach Palastina aus 5 Schriften BearbeitenOskar Althausen Jehuda L Ansbacher Gerhard Brandle Louis Dreyfuss Eugen Fried Gertrud Friedberg Eckhardt Friedrich Berty Frieslander Bloch Erhard R Wiehn Oktoberdeportation 1940 Die sogenannte Abschiebung der badischen und saarpfalzischen Juden in das franzosische Internierungslager Gurs und andere Vorstationen von Auschwitz ISBN 9783891913321 Interview mit Leo Ansbacher in Anne Betten Hrsg 1995 Sprachbewahrung nach der Emigration Tubingen Niemeyer S 176ff Literatur BearbeitenBelah Gutterman Naomi Morgenstern Hrsg The Gurs Haggadah Passover in Perdition Ubersetzung aus dem Hebraischen Nechama Kanner Jerusalem Devora Publishing 2003 ISBN 978 1930143333 Ansbacher Jehuda Leo in Gabriele Mittag Es gibt nur Verdammte in Gurs Literatur Kultur und Alltag in einem sudfranzosischen Internierungslager 1940 1942 Tubingen Attempto 1996 S 275 Ansbacher Max in Gabriele Mittag Es gibt nur Verdammte in Gurs Literatur Kultur und Alltag in einem sudfranzosischen Internierungslager 1940 1942 Tubingen Attempto 1996 S 275Einzelnachweise Bearbeiten Center for Jewish History Portraitfoto von Leo Ansbacher USHMM Professional Background of Pnina Rosenberg Pressemitteilung der Stiftung Bayerische Gedenkstatten 3 Marz 2021 Geschichten und Texte von unserer Oma Juliane aus dem letzten Jahrhundert a b c Pnina Rosenberg Mickey orphelin la courte vie de Horst Rosenthal Das Waisenkind Micky Maus oder das kurze Leben des Horst Rosenthal in Anne Grynberg Johanna Linsler Hg L irreparable itineraires d artistes et d amateurs d art juifs refugies du Troisieme Reich en France Irreparabel Lebenswege judischer Kunstlerinnen Kunstler und Kunstkenner auf der Flucht aus dem Dritten Reich in Frankreich Veroffentlichungen der Koordinierungsstelle Magdeburg Magdeburg 2013 ISBN 978 3 9811367 6 0 S 379 Siehe dazu Belah Guṭerman Naomi Morgensṭern The Gurs Haggadah Passover in Perdition Devora Publishing 2003 siehe Courageuse intervention de l abbe Lopez en faveur du rabbin Ansbacher interne a Gurs vgl dazu das Transkript des Interviews mit L A in Anne Betten Hrsg 1995 Sprachbewahrung nach der Emigration Tubingen Niemeyer S 176ff Ansbacher Jehuda Hessische Biografie Stand 30 September 2010 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Normdaten Person GND 1135753261 lobid OGND AKS LCCN nr99036760 VIAF 7622026 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ansbacher LeoALTERNATIVNAMEN Ansbacher Leo Jehuda vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutsch israelischer RabbinerGEBURTSDATUM 3 Dezember 1907GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 1998STERBEORT Tel Aviv Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leo Ansbacher amp oldid 236177203