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Leben mit Pop Eine Demonstration fur den kapitalistischen RealismusKonrad Lueg Gerhard Richter 1963Fotografie von Reiner RuthenbeckDas WohnzimmerLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Leben mit Pop Eine Demonstration fur den kapitalistischen Realismus war eine am 11 Oktober 1963 von Konrad Lueg und Gerhard Richter im Dusseldorfer Mobelhaus Berges Flinger Strasse 11 organisierte Ausstellung mit gleichzeitiger Demonstration Die Ausstellung begrundete den Begriff Kapitalistischer Realismus Inhaltsverzeichnis 1 Ausstellung 1 1 Einladungskarte 1 2 Wartezimmer und Wohnzimmer 1 3 Demonstration 2 Sozialistischer und kapitalistischer Realismus 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAusstellung BearbeitenIm Vorfeld der Ausstellung setzte der Besitzer des Mobelhauses Berges in der Hoffnung Werbung fur die eigene Firma zu machen zwei Anzeigen in die Zeitung die auf das kommende Ereignis hinwiesen Zuvor hatten die beiden Maler Lueg und Richter zur besseren Anschaulichkeit ihres Vorhabens dem Besitzer eine Fotografie der Ausstellung New Realists in der New Yorker Galerie Sidney Janis abgedruckt in der Schweizer Kunstzeitschrift Art International gezeigt Am 5 Oktober 1963 illustrierte nun eine Fotografie eine Anzeige des Mobelhauses in der Dusseldorfer Lokalzeitung Der Mittag und dem Zusatz So ungefahr wird die Ausstellung Leben mit Pop bei Berges sein 1 Das Geschaftshaus bei Berges war ein wesentlicher Bestandteil der Demonstration von Konrad Lueg und Gerhard Richter und nicht der Grund warum sie unter Mobeln ausstellten wie es heute viele kunstlerisch Berufene immer wieder veruben Lueg und Richter hatten je vier ihrer Bilder ausgestellt von Lueg Vier Finger Betende Hande Bockwurste auf Pappteller und Bugel von Richter Mund Papst Hirsch und Schloss Neu Schwanstein 2 Einladungskarte Bearbeiten Auf der gelben Einladungskarte stand in grosser roter Schrift Leben mit Pop und darunter etwas kleiner eine Demonstration fur den kapitalistischen Realismus Durch das ausgestanzte o des Wortes Pop hatten Richter und Lueg einen grunen Luftballon durchgezogen und auf der Ruckseite der Karte war folgende Anweisung zu lesen Gebrauchsanweisung 1 Aufblasen Aufschrift beachten 2 Platzen lassen Gerausch beachten Pop 1 Wartezimmer und Wohnzimmer Bearbeiten Die Besucher mussten zunachst mit dem Aufzug in die dritte Etage des Mobelhauses fahren bevor sie sich in einem Wartezimmer einem grossen Treppenhausflur versammelten Dieser war an den Wanden mit 14 Rehbockgeweihen geschossen 1938 bis 1942 in Pommern dekoriert worden Neben dem Aufzug standen zwei lebensgrosse bemalte Skulpturen aus Pappmache die den Prasidenten John F Kennedy und den Dusseldorfer Galeristen Alfred Schmela darstellten Auf jedem der 39 aufgestellten Stuhle lag eine Frankfurter Allgemeine vom 11 Oktober 1963 2 Dann wurden die Gaste in ein durchschnittliches Wohnzimmer gebeten wo neben der Tur an der Wand ein Hut ein gelbes Hemd eine blaue Hose Socken und ein Paar Schuhe hingen Auf dieser Garderobe waren neun Zettel mit braunen Kreuzen angebracht und darunter stand ein Karton mit Palmin und Margarine mit der Aufschrift Joseph Beuys is here Gerhard Richter sass auf einer Couch und Konrad Lueg auf einem Sessel beide jeweils erhoht auf Podesten und in Anzug und Krawatte gekleidet Gleichfalls auf einem Podest stand ein Tisch mit Kaffee und Kuchen sowie Bier und Korn 3 ausserdem angeschnittener Marmor und Napfkuchen sowie eingeschenkter Kaffee Auf einem Teewagen war eine Vase mit Blumen aufgestellt im Zwischenfach lagen Winston Churchills Memoiren und ein Exemplar der Zeitschrift Schoner wohnen Der angeschaltete Fernseher ubertrug nach der Tagesschau einen Bericht uber die Ara Adenauer 4 weil Adenauer an diesem Tag dem Bundesprasidenten Lubke sein Rucktrittsgesuch uberreicht hatte Demonstration Bearbeiten Vor dem Eingang auf der Flingerstrasse verteilten ab 20 Uhr zwei Angestellte des Mobelhauses Programme die mit einer laufenden Nummer versehen waren Im ganzen Haus ertonte uber Lautsprecher Tanzmusik Im Wartezimmer angekommen wurden die 122 gezahlten Besucher von einem Sprecher begrusst und in Abstanden von drei bis funf Minuten und in Gruppen von sechs bis zehn Personen gebeten das Wohnzimmer zu besichtigen Nach einer halben Stunde verliessen die Kunstler Konrad Lueg und Gerhard Richter ihren Sockel und fuhrten die Gaste durch die einzelnen Mobelabteilungen des Hauses wahrend gepaart mit Texten aus Mobelkatalogen weiter Tanzmusik aus den Lautsprechern ertonte Der Rundgang verlief uber die Schlafzimmerabteilung im zweiten Stock und hinab in den ersten Stock wo sich die Wohnzimmerabteilung befand Dann ging es weiter hinab in den Keller zur Kuchenabteilung und die Besucher nahmen in den 41 Kucheneinrichtungen Platz um das bereitgestellte Bier zu trinken 2 Sozialistischer und kapitalistischer Realismus BearbeitenGerhard Richter der den Begriff des Kapitalistischen Realismus pragte war bevor er 1961 in die Bundesrepublik fluchtete ein vielversprechender Maler des Sozialistischen Realismus gewesen Richter sprach bereits in einem Brief vom 29 April 1963 an die Neue Deutsche Wochenschau nicht nur von einem imperialistischen sondern auch von einem kapitalistischen Realismus der der anglo amerikanischen Auffassung von Pop Art folgend die modernen Massenmedien als echte Kulturerscheinung anerkennt und verarbeitet und dass er eine Demonstrative Ausstellung in der Kaiserstrasse in Dusseldorf plane gemeinsam mit Konrad Lueg Sigmar Polke und Manfred Kuttner Er erkannte dies weniger als Anlehnung denn als Analogie die sich aus bestimmten Voraussetzungen psychologischer kultureller und okonomischer Art die hier wie in Amerika die gleichen sind 5 Siehe auch BearbeitenGerman Pop ArtLiteratur BearbeitenEckhart Gillen Hrsg deutschlandbilder Kunst aus einem geteilten Land 47 Berliner Festwochen im Martin Gropius Bau Dumont Koln 1997 ISBN 3 7701 4173 3 Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg Die Kunst der Ausstellung Eine Dokumentation dreissig exemplarischer Kunstausstellungen dieses Jahrhunderts Insel Verlag Frankfurt a M Leipzig 1991 ISBN 3 458 16203 8Einzelnachweise Bearbeiten a b Susanne Kuper Gerhard Richter der kapitalistische Realismus und seine Malerei nach Fotografien von 1962 1966 In Eckhart Gillen Hrsg deutschlandbilder Kunst aus einem geteilten Land Dumont Koln 1997 S 266 a b c Hans Strelow Leben mit Pop Eine Demonstration fur den Kapitalistischen Realismus von Konrad Lueg und Gerhard Richter Dusseldorf 1963 In Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg Die Kunst der Ausstellung Eine Dokumentation dreissig exemplarischer Kunstausstellungen dieses Jahrhunderts Insel Verlag Frankfurt a M Leipzig 1991 S 166 f Christine Mehring Die Kunst eines Wunders Eine Geschichte des deutschen Pop 1955 1972 In Stephanie Barron Sabine Eckmann Hrsg Kunst und Kalter Krieg Deutsche Positionen 1945 89 Los Angeles County Museum of Art Germanisches Nationalmuseum Nurnberg Deutsches Historisches Museum Berlin Dumont 2009 ISBN 978 3 8321 9145 0 S 58 Susanne Kuper Gerhard Richter der kapitalistische Realismus und seine Malerei nach Fotografien von 1962 1966 In Eckhart Gillen Hrsg Koln 1997 S 267 Hans Strelow in Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 170 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leben mit Pop eine Demonstration fur den kapitalistischen Realismus amp oldid 231766752