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Das Lastmanagement ist eine Regelung fur Ladestationen von Elektroautos fur die Falle in denen ein lokales Stromnetz nicht ausreichend Ladeleistung fur die angeschlossenen Ladestationen zur Verfugung stellen kann Insbesondere in bestehenden Mehrfamilienhausern sind die Hausanschlussleitungen unter Umstanden nicht fur das Laden von Elektroautos ausgelegt Das Verstarken der Hausanschlusse erfordert hohere Leiterquerschnitte und ist somit mit dickeren Kabeln verbunden Da energietechnische Anlagen auf die Maximalleistung dimensioniert werden verursacht diese Leistungssteigerung zusatzliche Kosten Ein Lastmanagement kann diese Lastspitzen bis zu einem gewissen Grad samt dem ansonsten notigen Ausbau und den damit verbundenen Kosten vermeiden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Hausanschluss 1 1 Energiebedarf in Wohngebauden 1 1 1 Auslegung von Hausanschlussen 1 1 2 Stromverbrauch fur die Elektromobilitat 1 2 Varianten des Lastmanagements 1 2 1 Statisches Lastmanagement 1 2 2 Dynamisches Lastmanagement 1 2 3 Sequentielles Lastmanagement 1 2 4 Geregelte Ladeleistung 1 2 5 Priorisiertes Laden 1 2 6 Bedarfsgesteuertes Laden 1 3 Umsetzung des Lastmanagements 1 3 1 Master Slave Losungen 1 3 2 Backend Systeme 1 3 3 Ladecontroller 1 3 4 Sonderlosungen 2 Lokale Netze 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHausanschluss BearbeitenDer Haus oder Gebaudeanschluss ist der Ubergabepunkt des Verteilnetzbetreibers Dies erfolgt in der Regel in einem Hausanschlusskasten Hier erfolgt die ubergeordnete Absicherung des Gebaudes mit den Hauptsicherungen Diese Sicherungen definieren den maximalen Strom der dem Gebaude zur Verfugung gestellt werden kann Energiebedarf in Wohngebauden Bearbeiten Der Bedarf an elektrischer Energie in Mehrfamilienhausern schwankt sehr stark uber den Tag und hat auch grosse Unterschiede zwischen Wochentagen Samstagen und Sonntagen Ebenso bestehen Unterschiede zwischen Sommer und Winter Abstrahiert werden diese Verbrauche durch ein Standardlastprofil H0 angenahert Auslegung von Hausanschlussen Bearbeiten Seit 1955 regelt die DIN 18015 1 2 die Bemessungsgrundlage fur die elektrischen Hauptzuleitungen von Gebauden In dieser Norm wird aktuell bereits gefordert dass fur Ladeplatze von Elektroautos Vorrustungen fur die Anbindung an das Smart Grid vorzusehen sind Gemass Anhang A der Norm ergibt sich zum Beispiel fur eine Wohnanlage mit 100 Einheiten eine minimale Anschlussleistung von 106 kW fur das gesamte Gebaude Stromverbrauch fur die Elektromobilitat Bearbeiten Fur die Elektrofahrzeuge in einem Wohngebaude sollte so viel Ladestrom zur Verfugung gestellt werden dass die Nutzer nach dem Ladevorgang die gewunschte Distanz problemlos fahren konnten In der Regel sollten also am Morgen die Autos soweit geladen sein dass die Berufspendler ihre Pendlerstrecke und die anderen Personen den Weg fur ihre taglichen Besorgungen zurucklegen konnen Fur die Pendler steht fur den Ladevorgang ublicherweise die gesamte Nacht zur Verfugung alle anderen konnen auch tagsuber Ladevorgange durchfuhren Die Lastreserven in einem Gebaude sind in der Nacht in der Regel so hoch dass alle notwendigen Ladevorgange durchgefuhrt werden konnen 3 Varianten des Lastmanagements Bearbeiten Gemass der DIN VDE 0100 722 4 ist bei der Auslegung der Stromnetze in einem Gebaude davon auszugehen dass alle Ladestationen fur Elektroautos gleichzeitig genutzt werden Gleichzeitigkeitsfaktor 1 In der Regel liegt der maximale Gleichzeitigkeitsfaktor aber weit darunter 5 Der Gleichzeitigkeitsfaktor von 1 darf gemass der Norm bei Vorhandensein einer Laststeuerung reduziert werden Die Regelung kann nach unterschiedlichen Vorgaben erfolgen Statisches Lastmanagement Bearbeiten Die Summe des Stromverbrauchs aller angeschlossenen Ladestationen darf einen festen statischen Wert nicht uberschreiten Dieser wird in der Regel durch den Netzbetreiber durch eine entsprechende Absicherung nach dem Stromzahler fur die Ladeinfrastruktur vorgegeben Genehmigt der Netzbetreiber eine Absicherung mit z B dreiphasig 63 A so stehen fur die Ladevorgange 43 kW Ladeleistung zur Verfugung 6 Die im Allgemeinen variierenden Stromflusse in der vorgelagerten Elektroinstallation bleiben beim statischen Lastmanagement unberucksichtigt Dynamisches Lastmanagement Bearbeiten Hier hangt die Obergrenze fur den Stromverbrauch vom gesamten Stromverbrauch des Gebaudes ab Wenn der Rest des Gebaudes weniger Strom benotigt wird die maximale Ladeleistung dynamisch angepasst Wenn der Stromverbrauch im Gebaude wieder ansteigt wird die Ladeleistung wieder reduziert Die massgebliche Grosse fur die Regelung ist hier der Anschlusswert des gesamten Gebaudes Zu bestimmten Zeiten in der Regel in der Nacht steht fur die Ladevorgange so mehr Strom zur Verfugung 6 Sequentielles Lastmanagement Bearbeiten nbsp Sequentielle Ladung bei ElektroautosDie Begrenzung des Ladestroms erfolgt durch eine Limitierung der maximal zulassigen Ladevorgange Wenn die Obergrenze erreicht ist konnen keine weiteren Ladevorgange starten Erst wenn einer der bereits aktiven Ladevorgange beendet wird kann der nachste Ladevorgang starten Alle Ladevorgange erfolgen jedoch immer mit der vorgegebenen maximalen Ladeleistung Geregelte Ladeleistung Bearbeiten nbsp Geregelte Ladeleistung bei ElektroautosDie Begrenzung des Ladestroms erfolgt hier durch Reduzierung der Ladeleistung bei den einzelnen Ladestationen Je mehr Autos laden mochten umso starker reduziert sich die Ladeleistung fur jedes angeschlossene Auto Es werden alle Autos geladen jedoch dauern die einzelnen Ladevorgange langer Priorisiertes Laden Bearbeiten Einzelnen Nutzern wird es ermoglicht das Lastmanagement zu umgehen und bei Bedarf sofort und mit maximaler Leistung zu laden Dies kann bei beruflich genutzten Stellplatzen z B fur den Chef gelten oder fur den Kurierfahrer der auf eine schnelle Ladung angewiesen ist In Wohnanlagen kann dies bedarfsweise genutzt werden wenn Sonderfalle vorliegen Bedarfsgesteuertes Laden Bearbeiten Beim bedarfsgesteuerten Laden versucht das Lastmanagementsystem unter Berucksichtigung der maximalen Anschlussleistung moglichst alle tatsachlichen Bedarfe an nachzuladenden Energiemengen zuzuglich Sicherheitsreserven bis zu den jeweiligen Abfahrtszeitpunkten moglichst vollstandig zu erfullen Wenn ein Fahrzeug nur jene Energiemenge nachladt die es fur die nachste Fahrt bis zum neuerlichen Nachladen tatsachlich benotigt und nicht mehr dann steht diese nicht nachgeladene Energiemenge anderen Fahrzeugen zur Verfugung Der Kniff beim bedarfsgesteuerten Laden besteht also darin dass sich jeder auf das jeweils Notige beschrankt um dadurch mehr Platz genauer Energiereserven fur alle anderen zu schaffen Die Zuteilung von Energiemengen erfolgt dabei in einer solchen Art und Weise dass im Regelfall moglichst niemand zu spuren bekommt dass man sich beschranken muss sprich die Mobilitatsbedurfnisse aller Teilnehmer bleiben bestmoglich gewahrt 7 8 Abhangig von den jeweiligen Lade Bedarfen und abhangig vom maximal verfugbaren Strom der fur die Ladeinfrastruktur insgesamt gerade zur Verfugung steht nimmt das Lastmanagementsystem zeitliche Priorisierungen vor und oder steuert die Ladeleistungen der einzelnen Ladevorgange individuell mit dem Ziel die Erfullungsquote aller momentan laufenden Lade Bedarfe zu optimieren Dazu muss das Lastmanagementsystem die einzelnen Lade Bedarfe kennen Ein Lade Bedarf sagt aus welche Energiemenge ab Ankunft bis spatestens wann also innerhalb welchen Zeitintervalls benotigt wird Die Energiemenge ergibt sich durch Multiplizieren der Wegstrecke mit dem dafur erwarteten spezifischen Energiebedarf Verbrauch also z B 140 km 20 kWh 100 km 28 kWh Ein Ansatz ist dass man zu Beginn eines jeden Ladevorgangs den jeweiligen Lade Bedarf manuell angeben muss Das erfordert Nutzerinteraktionen mit dem Lastmanagementsystem bedeutet also gewisse Komforteinbussen und Fehleranfalligkeiten und kann zudem missbraucht werden indem beispielsweise durch einen absichtlich zu hoch angesetzten Bedarf andere Teilnehmer ausgebremst werden Dem gegenuber stehen automatisierte Verfahren wie beispielsweise die folgenden Anhand historischer Daten z B Ankunfts Abfahrtszeiten Zeiten von Ladebeginn und ende Ladedauern bezogene Energiemengen erstellt das Lastmanagementsystem je Ladepunkt eine Bedarfs Prognose fur den aktuellen Ladevorgang Dazu konnen auch Methoden der kunstlichen Intelligenz eingesetzt werden 9 Mit der Normenreihe ISO 15118 insbesondere ISO 15118 2 und 20 10 wird es moglich dass das Elektrofahrzeug seine Energieanforderung digital via PLC an die Ladestation kommuniziert Die Ladestation gibt diese Information dann z B per OCPP an das Lastmanagementsystem weiter 11 Umsetzung des Lastmanagements Bearbeiten Die oben beschriebenen Varianten des Lastmanagements konnen mit unterschiedlichen technischen Ansatzen umgesetzt werden Master Slave Losungen Bearbeiten Hierbei regelt eine ubergeordnete Ladestation Master andere untergeordnete Ladestationen Slaves Hierzu ist es im Allgemeinen erforderlich dass die Ladestationen von ein und demselben Hersteller stammen da die Regelungen haufig auf proprietaren Systemen beruhen Hierfur ist eine Kommunikation zwischen den Ladestationen z B durch eine Zweidraht 12 oder Ethernet Verkabelung erforderlich Die Ladestationen mussen somit eine Kommunikationsschnittstelle besitzen Backend Systeme Bearbeiten Die Ladestationen sind mit einem Backend in der Cloud verbunden Das Backend regelt die einzelnen Ladestationen Die Kommunikation erfolgt hier in der Regel uber das Protokoll OCPP Die Ladestationen mussen somit eine dementsprechende Kommunikationsschnittstelle besitzen 13 Ladecontroller Bearbeiten Die einzelnen Ladestationen sind an einem separaten Ladecontroller angeschlossen Hier gibt es unterschiedliche Varianten Neben herstellerunabhangigen Systemen gibt es hier auch Systeme die nur mit OCPP fahigen ausgewahlten Ladestationen kommunizieren konnen oder nur firmeneigene Ladestationen ansteuern konnen Diese Systeme funktionieren offline konnen aber auch online uber eine Cloud Losung uberwacht werden Sonderlosungen Bearbeiten Es werden auch besondere Losungen entwickelt wie zum Beispiel die Mehrfachnutzung eines Ladepunktes durch mehrere Fahrzeuge 14 Lokale Netze BearbeitenAls Niederspannungsnetz bezeichnet man das Stromnetz das ab einer Transformatorenstation einen gewissen Bereich mit der Netzspannung von 230 V 400 V versorgt Diese Transformatoren haben ublicherweise eine Bemessungsleistung zwischen 250 kVA und 1 MVA Uber diese Transformatoren werden mehrere Gebaude bis hin zu ganzen Strassenzugen mit elektrischer Energie versorgt Der Verteilnetzbetreiber muss durch elektrische Sicherungen in der Transformatorenstation sicherstellen dass die maximale Leistung des Transformators nicht uberschritten wird Auch innerhalb dieser Netze muss ein Lastmanagement fur die Elektromobilitat erfolgen sodass eine Uberlastung verhindert wird 15 Seit der aktuellen Version der Technische Anschlussregeln Niederspannung VDE AR N 4100 16 mussen daher Ladestationen fur Elektroautos ab einer Leistung von 12 kW durch den Netzbetreiber regelbar sein Literatur BearbeitenJens Eickelmann Fachbuch Wachstumsmotor Elektromobilitat Hrsg Phoenix Contact Juni 2017Einzelnachweise Bearbeiten DKE Der Technische Leitfaden Ladeinfrastruktur Elektromobilitat DKE Juni 2016 abgerufen am 17 April 2019 DIN DIN 18015 1 2013 09 Hrsg Beuth Verlag Thomas Klug Whitepaper Elektromobilitat in Wohnanlagen Beherrschbar oder Blackout EAutoLader GmbH 9 Juli 2018 abgerufen am 15 April 2019 VDE DIN VDE 0100 722 2019 06 Errichten von Niederspannungsanlagen Hrsg VDE April 2019 Friedhelm Greis So wenig Strom brauchen Elektroautos Wie viel Strom ist erforderlich um eine Tiefgarage mit fast 60 Elektroautos zu betreiben Das Ergebnis hat sogar den Netzbetreiber uberrascht golem de 23 April 2021 abgerufen am 24 April 2021 Der sogenannte Gleichzeitigkeitsfaktor lag demnach bei 0 22 a b Lastmanagement fur Elektrofahrzeuge The Mobility House abgerufen am 17 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Wandladestation Wall Connector 32 A dreiphasig PDF 7 6 MB Anhang B Optionaler Anschluss fur Lastverteilung Tesla Inc 28 November 2016 S 31 32 abgerufen am 2 September 2019 Lars Baier Lastmanagement fur die Elektromobilitat building amp automation 2018 abgerufen am 17 April 2019 Bayerischer Rundfunk Stromnetze unter Druck BR 12 April 2019 abgerufen am 16 April 2019 BDEW Positionspapier Elektromobilitat braucht Netzinfrastruktur BDEW 15 Juni 2017 abgerufen am 16 April 2019 VDE Technische Anschlussregeln Niederspannung 8 Marz 2019 abgerufen am 17 April 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lastmanagement Ladestation amp oldid 238525492