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Das Kuhhirtendenkmal wurde 1908 in Bochum am damaligen Markt errichtet Es soll an die beschaulichen Zeiten Bochums als kleines Landstadtchen erinnern Die Errichtung kann man als eine Reaktion auf die umwalzenden Ereignisse der voran gegangenen Jahrzehnte in der Stadt sehen Im Allgemeinen wird der Kuhhirte Fritz Kortebusch eigentlich Diederich Henrich Kortebusch mit dem Denkmal in Verbindung gebracht Kuhhirtendenkmal an der Bongardstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Vom Landstadtchen zur Industriestadt 2 Das erste Kuhhirten Denkmal 3 Das zweite Kuhhirten Denkmal 4 Die Legende Kuhhirte Fritz Kortebusch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVom Landstadtchen zur Industriestadt Bearbeiten nbsp Blick von der Vode auf das landliche Bochum zwischen 1830 und 1845 nbsp Bochum als Industriestadt das Stahlwerk Bochumer Verein 1875Noch zum Beginn des 19 Jahrhunderts besass fast jede Familie noch eine Ziege ein Schwein oder eine Kuh zur Selbstversorgung Diese wurden von Hirten in stadtischen Diensten jeden Tag zur Tranke an der Trankgasse und dem Schwanenmarkt gefuhrt und dann den Tag uber auf der Vode gehutet Im Jahr 1841 gab es noch 194 Kuhe 238 Ziegen und Schweine 1 Fur diese Arbeit hatte die Stadt mehrere Kuh und Schweinehirten angestellt dieses sind schon im Mittelalter erwahnt 2 Der Beruf gehorte zu den niederen Tatigkeiten So ist 1737 erwahnt dass die beiden Kuhhirten und der Schweinehirt nicht des Schreibens machtig waren um ihren Lohn zu quittieren 3 In der stadtischen Finanzaufstellung von 1835 wird aufgefuhrt Ausgaben 2085 Thlr 19 Sgr 5 Pf namlich Gehalt des Burgermeisters 550 Thlr Gehalt des Stadtsekretars 200 Thlr Gehalt des Polizeidieners Potthoff 80 Thlr Gehalt der beiden Nachtwachter 40 Thlr Gehalt der Kuh und Schweinehirten 4 Thlr 17 Sgr 1 Pfl 4 Fur das Jahr 1844 werden vier Kuhhirten und ein Schweinehirte genannt 5 Die Gemeindeweiden unterteilt in Grosse und Kleine Vode zogen sich von den heutigen Schmechtingwiesen bis zu der heutigen Bundesbahnstrecke an der Harpener Strasse 1 Das Ruhrgebiet erlebte seit den 1860er Jahren ein explosionsartiges Wachstum Auf ehemaliger Ackerflache entstanden Zechen Stahlwerke und Eisenbahnstrecken Dadurch entstand ein grosser Bedarf an Arbeitskraften Aus allen Teilen der deutschen Lander zogen Menschen in das werdende Industriegebiet darunter auch die sogenannten Ruhrpolen aus den preussischen Ostgebieten Bochum und die umliegenden Gemeinden das Amtes Bochum die heute zum Stadtgebiet gehoren wuchsen um uber das 20fache 1818 11 781 1858 32 189 1905 283 000 Einwohner die alte Stadt Bochum sogar um uber das 30fache 1818 2 107 1858 8 797 1904 75 228 Einwohner 6 In der entstehenden Grossstadt behinderte der Viehtrieb nun eher den Tagesablauf Das tagtagliche Schauspiel dass zweimal am Tag 150 Kuhe durch die engen Gassen Bochums mit dem wachsenden Hausermeer getrieben wurden muss schon ein besonderes Bild gewesen sein Bis in das 6 Jahrzehnt des 19 Jahrhunderts hinein trieben die Bochumer ihr Vieh auf die Vohde und es war nicht immer ein angenehmes Bild welches sich dann in den engen Strassen der Stadt zeigte Wenig an genehm war es auch wenn der Hirt in der Morgenfruhe kraftig in s Horn stiess und manche Verwunschung mag der blasende Heerdenfuhrer sich wohl von Denjenigen auf s Haupt geladen haben die gern noch langer auf weichem Lager die harten Sorgen und Arbeiten des Lebens vertraumt hatten Max Seippel 1850 1913 7 nbsp Die ehemalige Voede auf einen Stadtplan von 1897Auch gab es nicht mehr so viele Besitzer von Tieren Der Viehtrieb ist um 1870 1871 eingestellt worden Der Verwaltungsbericht fur das Jahr 1870 berichtet letztmals vom Auftrieb es waren nur noch 46 Kuhe und 40 Ziegen gewesen 8 Die ehemalige Vode diente als Bauland fur das Gefangnis die Sportplatze und spater das Ruhrstadion an der Castroper Strasse und das neue Villenviertel Auf seiner Flache entstand auch ab 1876 9 der Stadtpark Bochum als zweiter kommunaler Park im Ruhrgebiet Das erste Kuhhirten Denkmal Bearbeiten nbsp Das erste Denkmal um 1930In den Zeiten dieses heute kaum vorstellbaren Umbruchs ist es nachvollziehbar dass die eingesessenen Bochumer sich etwas wunschten das an das nicht mehr existierende beschauliche Landstadtchen erinnern sollte Dies kam auch in anderen Stadten vor Beispiele dafur sind das Kiepenkerl Denkmal in Munster oder der Blaserbrunnen in Dortmund Durch die Initiative des Kaufmanns und Stadtverordneten August Hackert Spross einer seit langen in Bochum beheimateten Familie wurde in kleinem Kreise am 27 Oktober 1906 uber die Errichtung eines Kuhhirten Denkmals beraten 10 Nachdem genug Spenden gesammelt worden waren gab der Magistrat der Stadt Bochum fur das Denkmal den Auftrag als Reminiszenz an das verloren gegangene alte Bochum Im Treugedenken an vergang ne Zeit Die lange schon da hingeschwunden ist Max Seippel 1850 1913 11 Das erste Kuhhirtendenkmal mit einer Reliefplatte entstand nach den Entwurfen von August Schmiemann aus Munster welcher oben erwahnten Kiepenkerl geschaffen hatte Der Kuhhirte fand seinen Platz auf dem Marktplatz unweit der Propsteikirche Die Enthullung erfolgte am 29 Mai 1908 12 Die Statue stellt einen Kuhhirten mit seinem Hirtenhund dar Die Grosse der Figur ohne Sockel war 2 20 Meter Das Material war Bronze und sehr genau im Detail modelliert 13 Die Reliefplatte war ebenfalls Bronze Man konnte einen Hirten vor der Altstadtkulisse sehen der seine Herde durch die Stadt treibt 14 Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde die Statue wahrscheinlich 1940 wie auch das Denkmal fur Kaiser Wilhelm I die Statue des Grafen Engelbert und andere Kunstwerke fur die Rustungsproduktion eingeschmolzen 13 Das zweite Kuhhirten Denkmal BearbeitenEine Nachgestaltung des Kuhhirten Denkmals schuf 1961 der Bochumer Bildhauer Walter Kruse Als Vorlage diente eine alte Gipsfigur aus dem Munsterland die ungefahr dem ursprunglichen Denkmal entsprach Die Statue wurde danach neu geformt und wie der vorhergehende Kuhhirte in Bronze gegossen Im Gegensatz zum Original war sie etwa 10 cm kleiner Die Ausgestaltung geschah nicht so detailreich so fehlten unter anderem eine charakteristische Tasche mit Pfeife 15 Unter grosser Beteiligung der Bevolkerung weihte am 13 Januar 1962 Oberburgermeister Heinemann das neue Denkmal ein Der Standort liegt ein paar Meter von der Stelle des alten Denkmals entfernt Bei der Planung Errichtung und Einweihung des zweiten Denkmals hatte man sich unisono auf Fritz Kortebusch bezogen was aber nicht den historischen Tatsachen entspricht 14 16 Am 4 Marz 1993 widmete man die Bezeichnung Alter Markt in Platz am Kuhhirten um 17 Das Denkmal ist vielen Bochumern bekannt bei einer Leser Umfrage der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung kam das Denkmal auf Platz eins 18 Die Legende Kuhhirte Fritz Kortebusch BearbeitenDas erste Denkmal sollte keine spezielle Person darstellen In den ersten schriftlichen Quellen zu dem Denkmal gab es keine Angabe eines Namens Aber schon bald setzte sich die allgemeine Meinung durch dass es den langjahrigen Kuhhirten Fritz Kortebusch verkorpere Heimatliteraten ubernahmen die Ansicht Spatestens mit der Errichtung der zweiten Skulptur stand es im Allgemeinen Gedachtnis der Stadt fest dass die Statue der letzte Kuhhirte Kortebusch sei Dieser Kuhhirte hiess allerdings Diederich Henrich Kortebusch Und er starb 1866 ca vier Jahre vor dem letzten Viehtrieb Ausserdem konnte sich in den 1930er Jahren noch ein alter Bochumer an seinen Nachfolger Rober erinnern 19 Da Geschichte auch von Geschichten lebt findet man in Bochum viele Hinweise wo denn Kortebusch angeblich seinen Klaren kippte 20 und andere Anekdoten Die Details zu der quasi urbanen Legende wurden in den Bochumer Zeitpunkten Nr 40 von Hansi und Heiko Hungerige untersucht Literatur BearbeitenHansi Hungerige Heiko Hungerige Der Bochumer Kuhhirte Kortebusch Dichtung und Wahrheit In Kortum Gesellschaft Bochum Hrsg Bochumer Zeitpunkte Nr 40 Bochum 2019 online Jurgen Boebers Sussmann Fritz Kortebusch der letzte Kuhhirte In Do kass di drop verloten Geschichten und Donekes aus Bochum Gudensberg Wartberg Verlag 2006 ISBN 3 8313 1703 8 Dietmar Bleidick Bochums letzter Kuhhirte In Bochum fur Klugscheisser Populare Irrtumer und andere Wahrheiten Essen Klartext Verlag 2020 ISBN 978 3 8375 2205 1 Historische Zeitungsartikel zum Bochumer Kuhhirten Denkmal in der Roland Datenbank Genealogisch Heraldische Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e V online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kuhhirtendenkmal in Bochum Sammlung von Bildern Kuhhirtendenkmal Der letzte Hirte Fritz Kortebusch In Historischer Rundgang Bochum Kortum Gesellschaft Bochum 2006 abgerufen am 19 April 2021 Hinweis Die Tafel enthalt noch den alten Wissensstand Stadt Bochum Historische Portrats Fritz Kortebusch Hinweis Der Eintrag enthalt noch den alten Wissensstand Einzelnachweise Bearbeiten a b Hofken Gunther Zur Geschichte der Bochumer Vode in Kleff Bernhard Hg Vereinigung fur Heimatkunde Bochum Bochum Ein Heimatbuch Bochum 1930 Bd 3 S 5 19 online Franz Darpe Geschichte der Stadt Bochum Wilhelm Stumpf Bochum 1894 S 89 uni muenster de abgerufen am 8 August 2023 Darpe S 365 Darpe S 525 Darpe S 579 Jurgen Dodt und Alois Mayr Zur Entwicklung und Struktur Bochums in Bochum im Luftbild Festschrift zum 20 jahrigen Bestehen der Gesellschaft fur Geografie und Geologie Bochum e V Verlag Schoningh Paderborn 1976 ISBN 3 506 71228 4 Seippel Max Bochum einst und jetzt Ein Ruck und Rundblick bei der Wende des Jahrhunderts Rhein westf Verl anst Bochum 1901 ISBN 3 8196 0060 4 S 161 online Helmut Croon Studien zur Sozial und Siedlungsgeschichte der Stadt Bochum In Gesellschaft fur Geographie und Geologie Bochum E V Hrsg Bochum und das mittlere Ruhrgebiet Festschrift zum 35 Deutschen Geographentag vom 8 bis 11 Juni 1965 in Bochum Heft 1 der Bochumer Geographischen Arbeiten Ferdinand Schoningh Paderborn 1965 S 91 Darpe S 583 Vgl dazu den maschinengeschriebenen Text 4 S ohne Jahr und Titel zur Entstehung des ersten Kuhhirtendenkmals im Nachlass Kuppers Stadtarchiv Bochum N I 12 Zur Errichtung des Hirtendenkmals in Bochum in Markischer Sprecher Nr 103 vom 2 Mai 1908 Die Enthullung des Kuhhirten Denkmals in Markischer Sprecher Nr 126 vom 30 Mai 1908 a b Assel Marina von Kunst auf Schritt und Tritt in Bochum Ein Fuhrer zu moderner Kunst auf offentlichen Strassen und Platzen Studienverlag Brockmeyer Bochum 1992 ISBN 3 8196 0060 4 S 10 a b Hansi Hungerige Heiko Hungerige Der Bochumer Kuhhirte Kortebusch Dichtung und Wahrheit In Kortum Gesellschaft Bochum Hrsg Bochumer Zeitpunkte Nr 40 Bochum 2019 online Assel Marina von Kunst auf Schritt und Tritt in Bochum Ein Fuhrer zu moderner Kunst auf offentlichen Strassen und Platzen Studienverlag Brockmeyer Bochum 1992 ISBN 3 8196 0060 4 S 54 Historiker raumen mit Bochumer Legende des Kuhhirten auf WAZ vom 11 Juni 2019 online Stadt Bochum Amt fur Geoinformation Liegenschaften und Kataster Digitales Buch Bochumer Strassennamen Herkunft und Deutung Stand 09 2014 WAZ Leser haben den Kuhhirten am liebsten WAZ vom 22 November 2011 online Ein 84jahriger erzahlt Kortebusch war nicht der letzte Kuhhirte Bochumer Anzeiger vom 28 Marz 1939 online Im Brauhaus Rietkotter kippte der Kuhhirte seinen Klaren WAZ vom 26 Dezember 2012 online Normdaten Geografikum GND 1167325931 lobid OGND AKS VIAF 4063153775054161550002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kuhhirtendenkmal amp oldid 236313271