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Die Kolossal Statue des sasanidischen Grosskonigs Schapur I 240 272 n Chr befindet sich in einer naturlichen schwer zuganglichen Hohle der so genannten Schapurhohle Diese liegt im Suden des heutigen Iran ca 6 km von der antiken Stadt Bischapur entfernt Bild der StatueMit ihrer Hohe von etwa 6 70 m und einer Schulterbreite von uber 2 m gilt die Kolossal Statue Schapurs I neben den Felsreliefs als eindrucksvollstes Bildwerk der Sasanidenzeit Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale der Kolossal Statue 2 Identifizierung der Kolossal Statue und die ursprungliche Form der Krone 3 Haarfrisur als Datierungskriterium 4 Bildhauer der Kolossal Statue 5 Stand der Forschung 6 Weblinks 7 LiteraturMerkmale der Kolossal Statue Bearbeiten nbsp Rekonstruktion der Statue durch George Rawlinson 1876 nbsp Die Statue im umgefallenen Zustand 1818 Abb aus dem Buch A journey from India to England through Persia Georgia Russia Poland and Prussia in the year 1817 von Lieut Col John Johnson Die monumentale Skulptur ist aus einem an Ort und Stelle gewachsenen Stalagmiten gemeisselt und steht 35 m vom Hohleneingang entfernt auf der vierten von insgesamt funf Terrassen welche 3 4 m unter dem Niveau des Hohleneingangs liegt Der Kopf und der Rumpf der Skulptur sind relativ gut erhalten wahrend grosse Teile der Arme und die Beine fast ganzlich fehlen Die Kolossal Statue befindet sich heute nicht mehr genau an der ursprunglichen Stelle Vermutlich ein Erdbeben brachte die Statue zwischen dem funfzehnten und dem neunzehnten Jahrhundert zu Fall Sie wurde um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts auf zwei mit Eisenstaben armierten Betonsaulen wieder aufgerichtet Die rundplastisch gearbeitete Skulptur stellt eine mannliche Gestalt mit auffallend kraftigen und breiten Schultern dar Sie ist auf allen Seiten gleichwertig detailreich und mit grosser Sorgfalt gemeisselt Das Haupt der Kolossal Statue ist in allen Einzelheiten symmetrisch gearbeitet Die Statue tragt eine Krone mit vier Stufenzinnen Wahrend von der vorderen Stufenzinne ein grosses Stuck fehlt sind die seitlichen und jene auf der Ruckseite relativ gut erhalten Ein breites Diadem schliesst die Krone am unteren Rand ab Die beiden Bander des Diadems die schwer uber den Rucken bis zur Taille fallen verbreitern sich von oben nach unten und sind von rund zwanzig waagrechten parallel laufenden Furchen durchzogen Unterhalb des Diadems quellen die Haare uppig hervor Sie weisen ein hohes Mass an Plastizitat auf Die Haarmasse auf der linken Seite der Skulptur ist gut erhalten wahrend die Strahnenenden auf der rechten Seite abgebrochen sind Die nicht mehr vorhandene linke Hand der Skulptur muss einst auf dem Schwertgriff geruht haben Der rechte Arm ist knapp unterhalb der Achselhohle abgebrochen Die stark verwitterte rechte Hand ist in die Hufte gestemmt Das Gewand der Kolossal Statue ist dreiteilig und besteht aus einem Unterhemd einer Hose und einem Obergewand Eine halbkreisformige Linie oberhalb des Halsschmucks deutet das Unterhemd aus feinstem Material an von dem nur ein kleiner Teil sichtbar ist Es wirkt faltenlos und scheint beinahe transparent zu sein Das Obergewand der Skulptur liegt eng am Korper an Durch den hautengen Schnitt werden die Schultern die Oberarme und der Brustkorb des Herrschers betont Auffallend am Stoff des Obergewandes sind die plastisch geformten Gebilde die nach unten zungelnden Flammen gleichen Sie sind unterschiedlich lang verschieden gestaltet und unregelmassig angeordnet Das Obergewand wird in der Taille von einem Gurtel eng zusammengehalten wahrend ein zweiter locker um die Huften geschlungener Gurtel zur Befestigung der Schwertscheide dient Beide Gurtel werden mit einer Schleife gebunden deren breite quergerippte Enden herabhangen Der kleine Rest des linken Oberschenkels lasst den Schluss zu dass die Skulptur eine faltenreiche Hose trug Dass die Hose der Kolossal Statue bis auf den Boden reichte belegen die Faltenspuren die in einigem Abstand von den Fussen der Skulptur die Beine umlaufen Es scheint naheliegend zu sein dass der Bildhauer der Kolossal Statue diese Hosenlange und weite nicht nur aus asthetischen Grunden bevorzugte sondern dass sie auch der Stabilisierung d h der Vergrosserung der Standflache und der Absenkung des Schwerpunktes der tonnenschweren Kolossal Statue dienen sollte Die beiden Fusse der Skulptur sind leicht gespreizt der linke Fuss befindet sich etwas weiter vorne als der rechte Die Originalschuhe der Kolossal Statue sind heute in unterschiedlichem Erhaltungszustand Der rechte Schuh ist weitgehend zerstort Der linke Schuh ist praktisch unbeschadigt und besitzt eine runde Kappe Die langsplissierten breiten Schuhbander schlangeln sich s formig uber den Boden An der Kolossal Statue finden sich drei Arten von Schmuckstucken eine Halskette Ohrschmuck aus grossen Perlen und ein Armreif am rechten Handgelenk Trotz der starken Beschadigung kann festgestellt werden dass der sichtbare Teil der Halskette der Kolossal Statue aus ca funfzehn grossen rund geschliffenen Steinen besteht die etwas unterhalb des Halsansatzes in einem halbkreisformigen Bogen auf der Brust aufliegen und gegen die Mitte hin an Umfang zunehmen Der Ohrschmuck der Schapur Statue ist kugelformig und ubertrifft die Grosse der Ohrlappchen Auf der rechten Seite ist er leicht beschadigt wahrend links nur eine Halbkugel erhalten ist Identifizierung der Kolossal Statue und die ursprungliche Form der Krone BearbeitenIn der Sasanidenzeit besass jeder Grosskonig seine eigene zu seinem Regierungsantritt entworfene Krone Die sasanidischen Kronen unterscheiden sich primar durch ihre Form deren Einzelheiten strengen Regeln unterworfen waren Fur die Identifizierung der Darstellungen der sasanidischen Grosskonige ist deshalb die Form der Krone die sich von Herrscher zu Herrscher anderte das wichtigste Indiz Die Krone der Kolossal Statue besteht heute aus zwei Teilen einem Diadem und dem Stufenzinnenteil Aufgrund der Form der Krone sowie anhand kunstgeschichtlicher Uberlegungen lasst sich die Skulptur eindeutig als Schapur I den zweiten sasanidischen Grosskonig identifizieren Shapur I tragt nicht auf allen seinen Bildnissen eine Stufenzinnen Krone niemals ist er jedoch mit einer Stufenzinnen Krone ohne Korymbos dargestellt Nun stellt sich die Frage ob sich auf der Krone der Kolossal Statue ursprunglich ein Korymbos erhob Die Existenz eines Loches das innerhalb des Stufenzinnen Kranzes auf dem Scheitel gebohrt ist deutet darauf hin dass die Krone der Kolossal Statue ursprunglich einen Korymbos besass der nicht aus Stein sondern aus Metall war Das in den Stein gebohrte Loch kann nur dazu gedient haben den Korymbos zu verzapfen Berechnungen ergaben dass der verlorengegangene Korymbos der Kolossal Statue ursprunglich eine Hohe von etwa 1 5 und eine Breite von ca 1 m besass und sogar mit einer sehr geringen Wandstarke mehr als eine Tonne wog Haarfrisur als Datierungskriterium BearbeitenDie Kolossal Statue Schapurs I ist ein aussergewohnliches Denkmal das zur Regierungszeit dieses Grosskonigs 240 272 n Chr ausgefuhrt wurde In der Fruhzeit der sasanidischen Bildkunst 224 309 n Chr lasst sich eine fortlaufende Entwicklung des Stils feststellen die sich am auffalligsten in der Veranderung der Haartracht manifestiert Die Haartracht liefert deshalb in vielen Fallen ein wichtiges Kriterium zur Datierung der fruhsasanidischen Reliefs Die Haarfrisur der Kolossal Statue besteht aus vier Reihen deutlich voneinander abgesetzter ubereinander liegender gewellter Strahnen die unterhalb des Diadems hervorquellen und symmetrisch auf den Schultern liegen Genau die gleiche Haarfrisur tragt Schapur I auf seinen Felsreliefs die nach 260 n Chr entstanden sind Anhand von Details der Haarfrisur wurde die Kolossal Statue Schapurs I von G Reza Garosi in die zweite Halfte der Sechzigerjahre des dritten Jahrhunderts n Chr datiert Bildhauer der Kolossal Statue BearbeitenDer anonyme Schopfer der Kolossal Statue Schapurs I kann als einer der grossten antiken Bildhauer des Vorderen Orients betrachtet werden Dass es ihm gelang die Skulptur fertigzustellen ist gewiss Berichten aus der postsasanidischen Zeit zufolge stand die tonnenschwere Skulptur zumindest bis ins 14 Jahrhundert auf ihren Fussen Es lasst sich nicht feststellen ob Apasa der durch die Sauleninschrift in Bischapur als hervorragenden Bildhauer gefeiert wird die Hauptverantwortung fur die Ausfuhrung der Kolossal Statue Schapurs I trug Stand der Forschung BearbeitenObschon die Grotte mit der kolossalen Rundplastik Schapurs I seit mindestens 1811 im Westen bekannt ist nahm sie bis vor kurzem in der Fachliteratur nur wenig Raum ein Erwahnt wurde sie u a von Roman Ghirshman Kurt Erdmann und Georgina Herrmann Die erste umfassende Untersuchung der Hohle und der Kolossal Statue stammt von G Reza Garosi Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kolossal Statue Schapurs I Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien G Reza Garosi Kolossal Statue Schapurs I In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica englisch iranicaonline org mit Literaturangaben Literatur BearbeitenRoman Ghirshman Iran Parther und Sasaniden Universum der Kunst Bd 3 C H Beck Munchen 1962 Kurt Erdmann Die Kunst Irans zur Zeit der Sasaniden Durchgesehene Neuausgabe Kupferberg Mainz 1969 Georgina Herrmann Die Wiedergeburt Persiens Aus dem Englischen ubertragen von Harry Zeise Lizenzausgabe Europaische Bildungsgemeinschaft Verl GmbH u a Stuttgart 1975 G Reza Garosi Die Kolossal Statue Sapurs I im Kontext der sasanidischen Plastik von Zabern Mainz 2009 ISBN 978 3 8053 4112 7 Normdaten Geografikum GND 1053445032 lobid OGND AKS VIAF 309629802 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kolossal Statue Schapurs I amp oldid 231045058