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Die Kohlenwertstoffanlage Nebenanlage Weisse Seite einer Kokerei hat die Aufgabe mit verschiedenen Verfahren die im anfallenden Rohgas enthaltenen Kohlenwertstoffe von diesem zu trennen Kohlenwertstoffanlagen lassen sich mit einem Chemiebetrieb vergleichen Wichtigste Kohlenwertstoffe sind Rohteer Rohbenzol Ammoniak Stickstoff Schwefelwasserstoff Schwefel In den Kohlenwertstoffanlagen KW A werden physikalische und chemische Verfahren angewandt um die Kohlenwertstoffe und die erforderlichen Gasqualitaten zu gewinnen Verfahrensbild einer Kohlenwertstoffanlage fur Rohgas Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Hintergrund 2 Aufgabenstellung 3 Einzelnachweise 4 LiteraturGeschichte und Hintergrund BearbeitenBereits Anfang der 1840er Jahre eroffneten englische Unternehmen in den grosseren Stadten Kontinentaleuropas Gaskokereien zur Leuchtgaserzeugung Die neue Technik erlebte einen raschen Aufschwung bereits 1860 verfugten mehr als 220 deutsche Stadte uber mindestens eine Gasanstalt 1 1849 wurde im Ruhrgebiet erstmals Steinkohlenkoks zur Verhuttung eingesetzt Technische Fortschritte im Bergbau machten es moglich die fur die Kokserzeugung besonders geeignete Fettkohle aus grosserer Tiefe zu fordern Eine sturmische Entwicklung setzte ein in deren Verlauf fast jede Zeche die Fettkohle forderte eine Kokerei errichtete Das erzeugte Gas wurde zunachst lediglich fur die Beheizung der Koksofen genutzt Uberschusse abgefackelt oder zur Erzeugung von Dampf genutzt Bei den Leuchtgasfabriken stellte das Gas jedoch das Hauptprodukt dar und es war notwendig das Gas vor der Einspeisung in das Rohrnetz von unerwunschten Stoffen zu befreien Hierzu zahlten zunachst der bei der Kuhlung des Gases anfallende Steinkohlenteer und das Ammoniakwasser Diese wurden als Abfallprodukte angesehen Der Teer zumeist auf oder nahe dem Gaswerksgelande vergraben und das Ammoniakwasser in Sickergruben abgelassen Oder wo dies moglich war als Dungemittel genutzt Aufgrund der enthaltenen Phenole und Rhodanide war das jedoch nur ausserhalb der Vegetationsphasen moglich Der noch im Gas vorhandene Schwefelwasserstoff wurde mit aus Raseneisenerzen bestehender Reinigungsmasse entfernt Benzole und hohere Kohlenwasserstoffe waren erwunschte Begleitstoffe da sie die Leuchtkraft des Gases in den damaligen Schwalbenschwanzbrennern ausmachten Teilweise wurden diese dem Gas nachtraglich zugesetzt das Gas karburiert Die technischen Verbesserungen der Kokereien sorgten dafur dass auch die Betriebe im Ruhrgebiet ihre Gasproduktion erhohen und dieses vermarkten konnten Dafur wurden die Reinigungsverfahren der Gasanstalten ubernommen Im letzten Drittel des 19 Jahrhunderts setzte sich der industrielle Aufschwung auch im chemisch wissenschaftlichen Bereich fort man entdeckte den Steinkohlenteer und das Benzol als wertvolle Rohstoffe fur die chemische Industrie und dass sich aus Ammoniak mit dem Chilesalpeter vergleichbarer Kunstdunger herstellen lasst Innerhalb weniger Jahre wurden aus Abfallprodukten gefragte Wertstoffe die den Kokereien neue Einnahmequellen erschlossen und teilweise die alten Gas und Koks uberflugelten Man begann jetzt das Ammoniak mit Waschern gezielt aus dem Gas zu entfernen zu reinigen und z T schon auf den Kokereien daraus Dungemittel zu produzieren Seit der Erfindung des Gluhstrumpfes 1885 durch Auer war auch das im Gas enthaltene Benzol ein nicht mehr erwunschter Begleitstoff und man begann das Benzol mit Waschol zu entfernen und als Rohbenzol zu destillieren Ab den 1920er Jahren ging man dazu uber die fur die Dungerproduktion benotigte Schwefelsaure nicht mehr zuzukaufen sondern aus dem im Gas enthaltenen Schwefelwasserstoff selbst herzustellen Dazu wusch man den Schwefelwasserstoff aus trennte ihn von der Waschlauge und verbrannte ihn in Kontaktofen zu Schwefelsaure Aufgabenstellung BearbeitenDas Ziel einer KW A ist es so kostengunstig wie moglich verkaufsfahige Produkte zu erzeugen und dabei die Umweltbelastung so gering wie moglich zu halten Die Qualitatsanforderungen an alle Erzeugnisse mussen hierbei erfullt werden Bestandteile des Rohgases einer mittleren Einsatzkohle Auszug Rohteer 100 125 g m i N Rohbenzol 30 g m i N Ammoniak 6 9 g m i N Schwefelwasserstoff 7 11 g m i N Blausaure 0 5 1 g m i N Phenole 1 8 3 6 g m i N Das Kokereigas oder Koksofengas wird von Gassaugern durch die Wascher und Elektrofilter der Niederdruckgasreinigung geleitet Die Niederdruckgasreinigung besteht im Wesentlichen aus Gaskuhlern Teerabscheidern Elektrofilter Ammoniakwascher H2S Wascher Benzolwaschern Dieses teilgereinigte Gas wird z B zur Unterfeuerung der Koksofenbatterie verwendet Das Kokereigas wurde auch in das offentliche Gasnetz als Stadtgas eingespeist Dazu wurde das teilgereinigte Gas Hochdruckverdichtern zugefuhrt und auf 7 10 bar verdichtet Die Verdichtung erfolgte durch Hochdruckkolbenverdichter Turboverdichter und in letzter Zeit sind auch Schraubenverdichter eingesetzt worden Da das teilgereinigte Gas noch einen erheblichen Teil schadlicher Bestandteile enthalt musste eine Feinreinigung nachgeschaltet werden Diese besteht z B aus Nachkuhlern Feinfiltern mit Raseneisenerzbett zur Bindung des noch enthaltenen Schwefelwasserstoffs Hochdruckbenzolwascher Kaltetrockner zur Einstellung des Taupunktes Das endgereinigte Gas stellte das Stadtgas dar und wurde in die offentlich Gasversorgung eingeleitet Im Ruhrgebiet wurde die Gasversorgung in den 1970er Jahren auf Erdgas umgestellt Abnehmer des gereinigten Kokereigases der Kokerei Prosper war die Ruhrgas AG Einzelnachweise Bearbeiten Ehemalige Gaswerk und Zechen Kokereistandorte in Nordrhein Westfalen in USWF 12 2000 doi 10 1007 BF03038047Literatur BearbeitenPayer Baum Gasreinigung und Nebenproduktengewinnung PDF Datei 4 8 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kohlenwertstoffanlage amp oldid 227293120