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WirkenSchemaanalyseKomplementare BeziehungsgestaltungKonsistenztheorieFunf Wirkfaktoren der PsychotherapieKlaus Detlev Grawe 29 April 1943 in Wilster 10 Juli 2005 in Zurich war ein deutscher Psychologischer Psychotherapeut und Hochschullehrer mit dem Tatigkeitsschwerpunkt Psychotherapieforschung Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Grab Friedhof Enzenbuhl ZurichGrawe wuchs in Hamburg auf erwarb sein Abitur 1962 an der Sankt Ansgar Schule und schloss 1968 sein Psychologiestudium an der Universitat Hamburg ab Von 1969 bis 1979 war er an der Psychiatrischen Universitatsklinik Hamburg Eppendorf tatig 1976 promovierte er an der Universitat Hamburg mit der Doktorarbeit Indikation und spezifische Wirkung von Verhaltenstherapie und Gesprachspsychotherapie 1979 habilitierte er sich in Hamburg und wurde an die Universitat Bern berufen wo er den Lehrstuhl fur Klinische Psychologie und Psychotherapie ubernahm 1995 1996 war er Prasident der Society for Psychotherapy Research 1 Er wohnte in Zurich war verheiratet mit der Psychotherapeutin Marianne Grawe Gerber und Vater von funf Kindern Seine letzte Ruhestatte fand er auf dem Friedhof Enzenbuhl in Zurich Wirken BearbeitenAls Gutachter zu Fragen des deutschen Psychotherapeutengesetzes vom 16 Juni 1998 argumentierte Grawe ohne Erfolg fur ein schulenubergreifendes Modell In Zusammenarbeit mit Franz Caspar entwickelte er die Schemaanalyse als Weiterentwicklung der Plananalyse einer Form der vertikalen Verhaltensanalyse die deren kognitive Elemente mehr berucksichtigte 1986 stellte er seine Schematheorie vor auf deren Grundlage er die Verhaltensanalyse zur Schemaanalyse weiterentwickelte In diesem Zusammenhang postulierte er seine Konsistenztheorie zu den vier bzw funf Grundbedurfnissen deren Erfullung bzw die Angst vor deren Nichterfullung zu Annaherungs und Vermeidungsschemata fuhre die in der Planung einer erfolgreichen Therapie zu berucksichtigen seien Dafur entwickelte er die schematheoretische Fallkonzeption International wurde er bekannt durch zahlreiche Forschungen uber die Wirksamkeit der verschiedenen Psychotherapierichtungen 1994 veroffentlichte er Psychotherapie im Wandel Diese fast 900 Seiten umfassende Publikation enthielt eine nach wissenschaftlichen Kriterien durchgefuhrte Meta Analyse von 897 Wirksamkeitsstudien Grawe vertrat die Ansicht Psychotherapie solle ausschliesslich auf der Grundlage akademischer Forschung basieren Da seine Forschungsergebnisse nahelegten die Verhaltenstherapie erfulle dieses Kriterium am ehesten und sei besonders wirksam stand er fortan bei Vertretern der nicht verhaltenstherapeutisch orientierten psychotherapeutischen Richtungen sogar bei denen deren Wirksamkeit er ebenfalls bestatigte in der Kritik In dem von ihm vorgelegten Bericht uber die Wirksamkeit von Psychotherapie an eine Kommission des deutschen Gesundheitsministeriums gab er an dass die Verhaltenstherapie eine prominente Rolle spielen solle Kritiker warfen ihm vor die von ihm durchgefuhrte Meta Analyse einseitig auf ein positives Ergebnis der Verhaltenstherapie abgestimmt zu haben und viele Studien in seine Analyse aufgenommen zu haben die von der Versorgungsrealitat abwichen und haufig methodisch fragwurdig seien 2 Das sogenannte Grawe Gutachten erfuhr von verschiedenen Seiten differenzierte Kritik beispielsweise in dem von Volker Tschuschke und anderen herausgegebenen Sammelband mit dem Titel Zwischen Konfusion und Makulatur 3 oder in der Erwiderung auf die Meta Analyse von Klaus Grawe durch den Psychoanalytiker Wolfgang Mertens 4 Das Team um den Psychotherapieforscher Falk Leichsenring setzte sich mit den grundsatzlichen Schwierigkeiten von Wirksamkeitsvergleichen in Therapiestudien am Beispiel auch des Grawe Gutachtens auseinander und kam zu einer kritischen Bewertung weil die meisten Studien nicht konsequent als vergleichende Evaluationen geplant worden sind und sich im nachhinein auch nicht in diesem Sinne interpretieren lassen wurden 5 In Anspielung auf den von Grawe gewahlten Untertitel seiner Meta Analyse wahlte der Psychoanalytiker Horst Kachele fur seine Antwort den Titel Klaus Grawes Konfession und die psychoanalytische Profession Kachele konfrontierte Grawes Mitteilungen mit anderen Untersuchungen zur Psychotherapieforschung und kam zu dem Schluss er werde der psychoanalytischen Behandlungswirklichkeit nicht gerecht 6 Aus seinen Forschungsergebnissen entwickelte Grawe das Ziel den Schulenstreit zu uberwinden und die Grundlagen einer Allgemeinen Psychotherapie zu entwickeln Deshalb beschaftigte er sich in seinen letzten zehn Lebensjahren intensiv mit der Entwicklung und empirischen Uberprufung der Grundlagen einer Psychologischen Psychotherapie fur die er die Besonderheiten der tiefenpsychologischen bzw verhaltenstherapeutischen Ansatze herausarbeitete Stichwort Klarungs bzw bewaltigungsorientierte Therapie ihre gemeinsamen Wirkfaktoren extrahierte und als gemeinsame Grundlage seine Konsistenztheorie entwickelte in die auch seine Schematheorie und schemaanalytische Fallkonzeption einfloss Zuletzt arbeitete Klaus Grawe unter anderem im Bereich der Erforschung der neuronalen Prozesse die einem gestorten Erleben und Verhalten zu Grunde liegen und an der Verschmelzung darauf basierender Ansatze fur psychotherapeutische Veranderungsprozesse mit seinen bis dahin entwickelten theoretischen Ansatzen In seinem letzten 2004 veroffentlichten Werk verschmolz er seine Theorien mit den Ergebnissen der Neurowissenschaften und entwickelte die so genannte Neuropsychotherapie weiter einen richtungsweisenden Ansatz neurowissenschaftlich fundierter Psychotherapie der effiziente neue Perspektiven und Moglichkeiten beinhaltet 7 Bis kurz vor seinem Tod arbeitete Grawe an der Validierung von funf Wirkfaktoren die therapieschulenubergreifend notwendige Voraussetzungen fur das Gelingen von Psychotherapie sind Er war absolut sicher diese Faktoren empirisch nachprufbar gefunden zu haben Er belustigte sich einerseits daruber dass die Kosten fur Psychotherapie in Deutschland mittlerweile vollig von den Krankenkassen ubernommen werden andererseits bemerkte er kurz vor seinem Tod in einem Interview in report psychotherapie verbittert wenn er bereits im Grabe lage wurde er sich dort umdrehen wenn er wusste dass in Deutschland als Folge der Krankenkassenvertrage die Psychotherapeuten nicht mehr frei entsprechend den aktuellen empirischen Erkenntnissen therapieren durften In der Schweiz wo die Kosten der Psychotherapie nur zu einem kleinen Teil ubernommen werden sei diese Freiheit noch gegeben Die Verbindung von Theorie und Praxis der Psychotherapie mit dem primaren Ziel die praktische Arbeit unabhangig von therapeutischen Schulen zu gestalten stand bei ihm stets im Vordergrund Schriften BearbeitenMonographienDifferentielle Psychotherapie I Indikation und spezifische Wirkung von Verhaltenstherapie und Gesprachspsychotherapie eine Untersuchung an phobischen Patienten Huber Bern 1976 ISBN 3 456 80262 5 Dissertation Universitat Hamburg 1976 Mit Ruth Donati Friederike Bernauer Psychotherapie im Wandel von der Konfession zur Profession Hogrefe Gottingen 1994 5 unveranderte Auflage 2001 ISBN 3 8017 0481 5 Psychologische Therapie Hogrefe Gottingen 1998 ISBN 3 8017 0978 7 2 korrigierte Auflage 2000 ISBN 3 8017 1369 5 Neuropsychotherapie Hogrefe Gottingen 2004 ISBN 3 8017 1804 2 HerausgeberschaftVerhaltenstherapie in Gruppen Urban amp Schwarzenberg Munchen 1980 ISBN 3 541 09181 9 Mit Rita Ullrich de Muynck Rudiger Ullrich Soziale Kompetenz II Klinische Effektivitat und Wirkungsfaktoren Pfeiffer Munchen 1980 ISBN 3 7904 0294 X Mit Rolf Hanni Norbert Semmer Franziska Tschan Uber die richtige Art Psychologie zu betreiben Klaus Foppa und Mario von Cranach zum 60 Geburtstag Hogrefe Gottingen 1991 ISBN 3 8017 0415 7 AudioMit Otto F Kernberg Erinnern und Entwerfen im psychotherapeutischen Handeln 45 Lindauer Psychotherapiewochen 1995 9 Horkassetten Carl Auer Systeme Verlag Heidelberg 1995 ISBN 3 931574 91 1 Literatur BearbeitenWolfgang Mertens Psychoanalyse auf dem Prufstand Eine Erwiderung auf die Meta Analyse von Klaus Grawe Quintessenz Munchen 1994 ISBN 3 86128 288 7 Hilarion G Petzold Auf dem Wege zu einer Allgemeinen Psychotherapie und zur Neuropsychotherapie Zum Andenken an Klaus Grawe In Integrative Therapie Bd 31 2005 Heft 4 S 419 431 Hilarion G Petzold Auf dem Wege zu einer Allgemeinen Psychotherapie und zur Neuropsychotherapie Zum 1 Todestag von Klaus Grawe In Psychologische Medizin Bd 17 2006 Nr 2 S 37 45 PDF 255 KiB Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Klaus Grawe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Klaus Grawe Stiftung Website der Klaus Grawe Stiftung zur Forderung der Psychotherapieforschung englisch Obituary for Klaus Grawe Nachruf von Klaus Grawes Forschungsgruppe Website der Society for Psychotherapy Research englisch Vortragsarchiv der Lindauer Psychotherapiewochen Klaus GraweEinzelnachweise Bearbeiten Past Presidents of the SPR Website der Society for Psychotherapy Research abgerufen am 3 Januar 2023 Claudia Heckrath Paul Dohmen History repeats itself auch in der Psychotherapieforschung In Volker Tschuschke Claudia Heckrath Wolfgang Tress Zwischen Konfusion und Makulatur Zum Wert der Berner Psychotherapie Studie von Grawe Bernauer und Donati Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1997 S 25 39 RTF 123 KiB Memento vom 6 Mai 2003 im Internet Archive Volker Tschuschke Claudia Heckrath Wolfgang Tress Zwischen Konfusion und Makulatur Zum Wert der Berner Psychotherapie Studie von Grawe Bernauer und Donati Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1997 ISBN 3 525 45801 0 d nb info PDF 19 kB abgerufen am 3 Oktober 2019 Inhaltsverzeichnis Wolfgang Mertens Psychoanalyse auf dem Prufstand Eine Erwiderung auf die Meta Analyse von Klaus Grawe Quintessenz Berlin Munchen 1994 ISBN 3 86128 288 7 Willi Hager Falk Leichsenring Angelina Schiffler Wann ermoglicht eine Therapiestudie direkte Wirksamkeitsvergleiche zwischen verschiedenen Therapieformen In Zeitschrift fur Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Band 50 Nr 2 Georg Thieme Verlag 2000 ISSN 1438 3608 S 51 62 Zitat aus der Zusammenfassung beim Verlag Horst Kachele Klaus Grawes Konfession und die psychoanalytische Profession In Psyche Band 49 Nr 5 1995 S 481 492 Klaus Grawe Neuropsychotherapie Gottingen 2004 ISBN 978 3 8017 1804 6 Normdaten Person GND 119178869 lobid OGND AKS LCCN n92117821 VIAF 64256632 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grawe KlausALTERNATIVNAMEN Grawe Klaus Detlev vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Psychotherapeut PsychotherapieforscherGEBURTSDATUM 29 April 1943GEBURTSORT WilsterSTERBEDATUM 10 Juli 2005STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klaus Grawe amp oldid 238478509