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Die reformierte Kirche Linthal wurde 1782 erbaut Ihre Vorgangerin aus dem Jahre 1600 stand im Ennetlinth in einem anderen Quartier des heutigen Dorfs Linthal und wurde 1781 von Hochwasserfluten teilweise zerstort Der Neubau war ein Gemeinschaftswerk der Dorfbevolkerung Alle mannlichen Kirchgenossen von 16 bis 60 Jahren insgesamt 301 Mann mussten 54 Frondiensttage leisten 1883 wurde die Kirche umgebaut und im Chor eine Orgel eingefugt Die Renovation von 1982 brachte eine zweite Orgel 1 Aussenansicht 2004 Inhaltsverzeichnis 1 Die erste reformierte Kirche 2 Der heutige Bau 3 Orgeln 3 1 Kuhn Orgel 1882 3 2 Mathis Orgel 1975 3 3 Mathis Orgel 1984 4 Glocken 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDie erste reformierte Kirche BearbeitenReformierte Gottesdienste wurden in der katholischen Kirche in Linthal von Fridolin Brunner reformierter Pfarrer in Betschwanden von 1543 bis 1556 gehalten Da die katholischen Linthaler keinen Priester fur ihre Gemeinde mehr finden konnten hatten sie beschlossen Pfarrer Brunner zu bitten auch ihre Gemeinde zu betreuen Brunners Nachfolger in Betschwanden Matthias Bodmer war weniger geschickt in seiner Ausserungen als sein Vorganger und griff den katholischen Glauben an Seine Bemerkungen losten einen Protest aus der zum Ende der friedlichen Benutzung der Kirche von beiden Konfessionen fuhrte Ab 1556 mussten die Reformierten wieder nach Betschwanden in die Predigt Darum fragte die grossere reformierte Dorfgemeinschaft in Linthal 1595 bei der Tagsatzung an ob man nicht auf dem Gebiet ihres Dorfes eine eigene Kirche bauen durfte Da aber der Landesvertrag vom 21 November 1532 Linthal ausschliesslich fur den kath Kultus beanspruchte wurde der Antrag abgewiesen Um die eigene Kirche in der Nahe des Dorfes doch noch bauen zu konnen wurde im Jahr 1600 am anderen Linthufer im Ennetlinth auf dem Gebiet des Nachbardorfes Ruti eine reformierte Kirche erstellt Im Jahr 1781 wurde vor allem der Kirchturm vom Hochwasser der damals noch nicht kanalisierten Linth unterspult dass er wie ein Zeitgenosse berichtet in der Nacht fast um die Halfte einsturzte wodurch ein Glockgen heruntergesunken und verloren gegangen 2 Der heutige Bau Bearbeiten nbsp Kirche Linthal um 1870Auf hoher gelegenem Boden nun im Dorfkern selber wurde die neue Kirche als Gemeinschaftswerk errichtet Die Obrigkeit von Glarus die Stadt und das Land Zurich Muhlhausen Schaffhausen und Neuenburg Stadt und Land trugen finanziell Wesentliches zum Bau bei Ende April 1782 wurde der Eckstein gelegt und am 4 Dezember desselben Jahres konnte die Kirche eingeweiht werden 2 Ein Ausschnitt aus dem einzigen bekannten Foto der Kirche vor dem Umbau 1882 ist links abgebildet Das Dach ist steiler und die Aussenmauern weniger hoch Der Anbau an der Ostseite links im Bild steht noch nicht Der ursprungliche Bau wurde 1882 unter Beibehaltung des originalen Grundrisses wesentlich verandert Im Protokoll der Baukommission jener Zeit ist zu lesen In erster Linie musse der Dachstuhl des Langhauses abgebrochen und umgeandert werden wenn man mit Sicherheit vorgehen wolle Dann seien die etwas herausgedruckten Seitenmauern des Langhauses wieder in moglichst richtige Flucht zu bringen und das ganze Langhaus mit einem circa 1 Meter hohen Mauerwerk zu erhohen um die neue Decke resp Gewolbe in eine gefallige Form zu bringen 3 Um Platz fur eine Orgel zu schaffen wurde die Chornische an der Vorderwand der Kirche ausgebrochen und ein eigens fur die Orgel erstellter Anbau errichtet Moglicherweise befand sich die Kanzel an der Vorderwand und musste bei diesem Umbau an die Nordwand versetzt werden 1982 wurde die Kirche restauriert Die Veranderungen im Kirchenraum die wahrend 100 Jahren seit der letzten Renovation gemacht wurden wurden ruckgangig gemacht und der Innenraum entspricht heute weitgehend dem Bild nach der Renovation von 1882 Orgeln BearbeitenKuhn Orgel 1882 Bearbeiten nbsp Kuhn Orgel vor der Restaurierung 1982Die erste Orgel wurde beim Umbau der Kirche 1882 erstellt Um Platz fur die Orgel zu schaffen wurde die Chornische an der Vorderwand der Kirche ausgebrochen und ein eigens fur die Orgel erstellter Anbau errichtet Das als Opus 52 von Johann Nepomuk Kuhn erbaute Werk ist mit mechanischen Kegelladen versehen Dieses Windladensystem wurde etwa von 1850 bis 1935 gebaut Heute wird allgemein anerkannt dass das System der Schleiflade dem aktuellen Zeitgeschmack entsprechend musikalisch mehr befriedigt Daher werden heute keine Kegelladen mehr gebaut 4 Der Orgelexperte Jakob Kobelt Mitlodi GL schreibt in seinem Gutachten vom 24 Juli 1980 Die spatromantische Kegelladenorgel ist ein fur die Region einzigartiges Zeugnis der Orgelbaukunst der 2 Halfte des 19 Jahrhunderts im originalen Zustand Auch gesamtschweizerisch sind Instrumente dieser Art nur noch vereinzelt unverandert erhalten I Hauptwerk C f3Bourdon 16 Anm 1 1 Principal 8 Anm 1 2 Anm 1 3 Gamba 8 Anm 1 2 Dolce 8 Anm 1 2 Gedeckt 8 Anm 1 1 Flauto dolce 8 Anm 1 1 Octav 4 Anm 1 2 Mixtur IV 2 2 3 Anm 1 2 Trompete 8 Anm 1 2 II Schwellwerk C f3Geigenprincipal 8 Anm 1 2 Wiener Flote 8 Anm 1 1 Salicional 8 Anm 1 2 Aeoline 8 Anm 1 2 Voix celeste 8 Anm 1 2 Anm 1 4 Spitzflote 4 Anm 1 2 Anm 1 5 Tremulant Pedal C d1Violon 16 Anm 1 1 Subbass 16 Anm 1 1 Octavbass 8 Anm 1 1 Violoncello 8 Anm 1 2 Koppeln II I I P II P Spielhilfen piano mezzoforte forte fortissimoAnmerkungen I a b c d e f g Holz a b c d e f g h i j k l Zinn Prospekt Naturgussmaterial Orig Gemshorn Schon 1907 schreibt Theodor Buss in seinem Bericht uber die Orgeln im Glarnerland dass man in Linthal bereits nach 20 Jahren mit dem Kuhn Orgel nicht glucklich war Er meint die Orgel sei zum grossten Teil ein mangelhaftes Instrument Gutachten der Erbauerfirma Kuhn Mannedorf von 1966 1975 und spater auch 1980 kamen zum Schluss Alles in allem eine fur den Organisten und die singende Gemeinde hochst unerfreuliche Situation Mathis Orgel 1975 Bearbeiten Fur das immer anfalliger gewordene Instrument wurde 1975 eine Kleinorgel von Orgelbau Mathis fur Fr 73 500 vorne rechts aufgestellt 1984 beim Bau der heutigen Orgel wurde dieses Instrument gegen eine Gutschrift von Fr 70 000 von Orgelbau Mathis zuruckgenommen Es befindet sich heute in der Missione catholica in Zurich I Hauptwerk C f3Rohrflote 8 Anm 2 1 Principal 4 Anm 2 2 Quinte 1 1 3 Anm 2 3 Mixtur II III 1 Anm 2 4 II Positiv C f3Gedackt 8 Anm 2 5 Spitzgedackt 4 Anm 2 6 Principal 2 Anm 2 7 Pedal C d1Subbass 16 Anm 2 8 Pommer 8 Anm 2 9 Koppeln II I II P I P Anmerkungen II C H Holz Fortsetzung Metall Im Prospekt aus Zinn 87 Innenpfeifen Zinn 70 Zinn 50 Zinn 70 C H mit Rohrflote zusammengefuhrt Fortsetzung Metall Metall Zinn 70 Holz Verlangerung von Subbass 16 Mathis Orgel 1984 Bearbeiten Nach der Kirchenrenovation 1982 wurde unter Beratung durch Hans Beat Hanggi Niederurnen GL eine von Niklaus Stengele intonierte Orgel von Orgelbau Mathis auf der Empore eingebaut Fur das Gehause wurde Massivholz von einer Ulme aus Linthal verwendet Ihre Entfernung hatte einige Jahre zuvor im Dorf fur Diskussionen gesorgt die sich nun beruhigt haben I HauptwerkPrincipal 8 Hohlflote 8 Gemshorn 8 Vox umana 8 Octave 4 Spitzflote 4 Octave 2 Mixtur III IV 1 1 3 II OberwerkGedackt 8 Principal 4 Rohrflote 4 Flageolett 2 Larigot 1 1 3 Cymbel III 1 Krummhorn 8 Tremulant PedalSubbass 16 Octavbass 8 Choralbass 4 Trompete 8 Koppeln II I I P II P Spielhilfen Choralforte Einfuhrungstritte fur Mixtur HW und Trompete P Glocken Bearbeiten1 Glocke Die grosste Glocke erklingt heute auf den Ton cis und wurde in Aarau von I H Bar Gewis im Baujahr der Kirche 1782 gegossen Diese Glocke wurde 1969 von einem vertieften d auf ein erhohtes cis gestimmt Die Inschrift tragt die Namen der damaligen Kirchenrate und des Pfarrers Hr Johann Jakob Steussi Hr Joachim Durst Hr Haubtman Thomas Steussi Hr Thomas Steussi Hr Fridolin Legler Kirchenvogt Kassier Hr Landvogt Melchior Steussi Johann Rudolf Kubli Pfarrer 3 und 4 5 Glocke Diese drei Glocken wurden bei der Renovation der Kirche 1882 bzw 1883 von der Firma Gebruder Ruetschi in Aarau gegossen Die 3 Glocke ist die Grosste dieser drei Glocken und ist auf fis gestimmt Sie tragt die Inschrift Ehre sei Gott in der Hohe Die 4 Glocke ist heute die kleinste Glocke mit dem Ton a Friede auf Erden lautet ihre Inschrift Die 5 Glocke ein Fehlguss mit dem Ton e wurde 1969 stillgelegt hangt aber noch im Turm Sie verkundet den dritten Teil der Weihnachtsbotschaft des Engels namlich An den Menschen ein Wohlgefallen 2 Glocke Die 1969 auch von der Glockengiesserei H Ruetschi AG Aarau gegossene Glocke wiegt 1050 kg und ist auf den Ton e gestimmt Auf einer Seite steht ein Bild des Johannes des Schreibers der Offenbarung und auf der anderen Seite ist Evangelische Kirchgemeinde Linthal 1969 Am oberen Rand steht in grossen Lettern das letzte Bibelwort aus Offenbarung 22 20 ICH KOMME BALD AMEN JA KOMM HERR JESU Mit der Umstimmung der grossen Glocke und das Hinzufugen der 2 Glocke mit den Ton e im Jahr 1969 wandelte sich das Gelaute vom verbogenen Akkord d fis a e zum heutigen Idealmotiv oder Pfingstmotiv cis e fis a Andere Stimmungsmoglichkeiten wurden 1968 69 vom Glockenexperte Wilhelm Joos Kilchberg ZH dem lokalen Kirchenrat und der Glockengiesserei Ruetschi Aarau AG diskutiert Der Entscheid fur das heutige Motiv wurde unter Berucksichtigung des Gelauts der katholischen Kirche Linthals gefallt damit das Gelaut der reformierten Kirche das der katholischen weder wiederholt noch dissonant dazu wirkt 5 Literatur BearbeitenBuss Theodor Bericht uber den Organistenkurs in Glarus vom Oktober 1907 und den Stand der Orgeln im Kanton Glarus Hefti amp Bartel 1908 Gehm Hans Jurg Glockeninventar des Kantons Glarus in Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus S 204 248 Heft 82 2002 Herr Gottfried Die Kirchen des Kantons Glarus 1890Einzelnachweise Bearbeiten Tafel des Verkehrsvereins Linthal an der Friedhofsmauer a b Herr Gottfried Die Kirchen des Kantons Glarus 1890 Protokoll der Baukommission 1881 1882 im Archiv der Kirchgemeinde Grosstal Orgelbau Th Kuhn AG Gutachten uber die alte Orgel in der reformierten Kirche Linthal GL Mannedorf 1966 Korrespondenz uber die Erneuerung des Gelauts im Archiv der Kirchgemeinde Grosstal Ordner Kirche Linthal Die Glocken 46 916944444444 8 99625 Koordinaten 46 55 1 N 8 59 46 5 O CH1903 718643 197382 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche Linthal amp oldid 238547569