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Der Kammerspielfilm ist im engeren Wortsinn ein Subgenre des Stummfilms in Deutschland zur Zeit der Weimarer Republik und hatte seine Blutezeit zwischen 1921 und 1925 Er steht durch psychologische Ausformung von Figuren und Situationen in realistischer und naturalistischer Weise im Gegensatz zum expressionistischen Film Im weiteren Wortsinn wird der Begriff Kammerspiel film auf solche Filme aus verschiedenen Zeiten und Landern angewandt in denen wesentliche Merkmale eines Kammerspiels auf der Buhne in Spielfilmen oder Fernsehfilmen verwendet werden z B auf den Fernsehfilm Freunde 2021 1 oder die Fernsehserie Der Tatortreiniger 2011 2018 2 Max Reinhardt fuhrte den Begriff des Kammerspiels als Gattungsbegriff fur die psychologisch genauen in intimen Rahmen spielenden Dramen von Henrik Ibsen oder August Strindberg in die deutsche Kulturwelt ein Der Film ubernahm die Grundabsicht des Kammerspiels Ablaufe des Innenlebens der Figuren ihre Gefuhle und Leidenschaften abzubilden Siegfried Kracauer sprach deshalb vom Triebfilm Kammerspielfilme spielen oft in kleinburgerlichem Milieu die Protagonisten tragen oft keine Eigennamen um sie als universelle Vermittler der Probleme ihrer Klasse zu prasentieren Im Gegensatz zum Pathos des expressionistischen Films verzichten die Schauspieler auf ubertriebene Gestik und Mimik ihr Spiel ist zuruckhaltend und naturalistisch Die Regisseure des Kammerspielfilms arbeiten deshalb oft mit nahen und halbnahen Einstellungen Die realistisch abgebildeten Elemente der dinglichen Welt werden zu Sinnbildern psychologischer Situationen etwa die Drehtur des Hotels in Murnaus Der letzte Mann 1924 als Symbol fur die Zerstorung der sicher geglaubten Lebenssituation des Portiers Der Einsatz von Zwischentiteln wird in den Kammerspielfilmen stark zuruckgefahren oder es wird ganz darauf verzichtet wie in Lupu Picks Sylvester 1923 Statt zur Vermittlung von Informationen dienen sie lediglich als dramaturgisches Mittel psychologische Akzente zu setzen wie etwa die Selbstanklage des Bahnwarters Ich bin ein Morder der einzige Zwischentitel in Scherben 1921 Lupu Picks Scherben gilt als Beginn des Kammerspielfilms Das Drehbuch stammte wie die meisten Bucher fur Kammerspielfilme von Carl Mayer Mayer gab in seinen Drehbuchern bereits genaue Anweisungen fur Einstellungswechsel Kamerabewegungen und Lichtsituationen vor In Filmen wie Scherben und Hintertreppe 1921 wird die Kamera vom statischen Beobachter zum beweglichen Chronisten der Befindlichkeiten der Protagonisten gipfelnd in der Entfesselten Kamera Karl Freunds in Murnaus Der letzte Mann Literatur BearbeitenSiegfried Kracauer Von Caligari zu Hitler Eine psychologische Geschichte des deutschen Films suhrkamp taschenbuch wissenschaft 479 Frankfurt Main 1974 ISBN 3 518 28079 1 Lotte Eisner Die damonische Leinwand Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt Main 1990 ISBN 3596236606Einzelnachweise Bearbeiten Claudia Tieschky Was fur Manner Suddeutsche Zeitung sueddeutsche de 19 Oktober 2021 abgerufen am 24 Oktober 2021 Matthias Hannemann So sauber dass man sich drin spiegeln kann Frankfurter Allgemeine Zeitung 18 Dezember 2018 abgerufen am 19 Januar 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kammerspielfilm amp oldid 219425896