Das Kainsmal oder das Kainszeichen ist ein Zeichen, das im Alten Testament der christlichen Tradition dem Brudermörder Kain von Gott gegeben wird. Die hebräische Redewendung „le-kajin ot“ ('ot, אות, „Zeichen“) der jüdischen Torah wurde mit „[Gott machte] Kajin zum Zeichen“ und „dem Kajin ein Zeichen“ übersetzt.
Bibelbericht Bearbeiten
Kain erschlug seinen Bruder Abel nach einem Gottesopfer. Damit er nicht als Brudermörder selbst erschlagen werde, machte Gott ein Zeichen an Kain, um ihm eine Chance für ein gewaltfreies Leben zu geben. Das Kainsmal ist also sowohl das Erkennungszeichen des Mörders als auch ein Schutzzeichen, das ihn vor einem gewaltsamen Tode bewahrt.
Auszug 1. Buch Mose / Genesis 4:
Jüdische Auslegung Bearbeiten
In der hebräischen Sprache der jüdischen Torah ist das Wort 'ot (אות, „Zeichen“) oft ein göttliches Zeichen. Im 2. Buch Mose (Ex 4,1–9) unterstützt ein (Wunder-)Zeichen die Glaubwürdigkeit Moses vor dem Pharao. Das Zeichen des Kajin ist kein Schandfleck; als solches schützt es ihn vor der Blutrache. Zugleich wird der „erste Mörder“ Kajin mit ihm selbst zur Warnung für andere Menschen vor der Untat Mord.
Raschi kommentiert, dass JHWH einen Buchstaben seines Namens auf Kajins Stirn einschnitzte (:וישם ה' לקין אות: חקק לו אות משמו במצחו).
Christliches Mittelalter Bearbeiten
Im europäischen Mittelalter, das aus dem dunklen Zeitalter hervorging, wurde die alttestamentliche Deutung des „Kainszeichens“ als Rechtfertigung des stigmatischen Abzeichens für Juden, des gelben Judenrings, missbraucht.
Redensart Bearbeiten
Heutzutage hat das alttestamentliche „Kainsmal“ im christlich-abendländischen deutschen Sprachraum verallgemeinert die Bedeutung eines Zeichens der Schuld bekommen; ein Merkmal, das einen verrät. Oft negativ behaftet, muss es jedoch keine „gerechte Strafe“ im biblischen Sinne sein. Das Kainsmal ist der Stempel, den die Gesellschaft anderen aufdrückt, um sie auf das festzunageln, was sie sich als Bild von ihnen gemacht hat. Wer das Kainsmal trägt, ist also nicht zwangsläufig ein „Todgeweihter“. Biblisch ist das Kainsmal kein Schandmal, sondern ein Schutzzeichen.
Literatur Bearbeiten
- Christoph Türcke: Vom Kainszeichen zum genetischen Code. Kritische Theorie der Schrift. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53472-4.
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ W. Gunther Plaut (Hrsg.): Die Tora in jüdischer Auslegung. Übersetzt und bearbeitet von Annette Böckler. 3. Auflage, Sonderausgabe. Kaiser / Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-05492-6, S. 103 ff.
- ↑ Francis Brown, Samuel Rolles Driver, Charles Augustus Briggs: The Brown Driver Briggs Hebrew and English Lexicon: with an appendix containing the Biblical Aramaic; coded with the numbering system from “Strong’s Exhaustive Concordance of the Bible”. 7. Auflage. Hendrickson, Peabody 1997, ISBN 9781565632066, S. 16 f.
- In: bibelwerk.de. Katholisches Bibelwerk Stuttgart, Katholisches Bibelwerk e. V., archiviert vom 20. November 2015; abgerufen am 18. November 2015. am Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- The Complete Jewish Bible with Rashis Commentary – Judaica Press (JPR). In: chabad.org. The Judaica Press, Chabad-Lubavitch Media Center, abgerufen am 18. November 2015.