www.wikidata.de-de.nina.az
Die Kaffeesurrogatfabrik Otto E Weber war ein international ausgezeichneter Hersteller von Kaffeegewurzen und Wurfeltee im sachsischen Radebeul der auch den koniglichen Hof in Dresden belieferte Das im 19 Jahrhundert gegrundete Unternehmen wurde 1937 arisiert und 1946 enteignet 1952 wurde es mit dem ebenfalls enteigneten Stammhaus der heutigen Teekanne Gruppe zur heutigen Teehaus GmbH zwangsfusioniert Werk von Teehaus in Radebeul rechts die Fabrikantenvilla von Otto E WeberInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zitate 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Plakat fur Webers Carlsbader Kaffee Gewurz Farblithografie um 1900 nbsp Plakat fur Webers Carlsbader Kaffee Gewurz Farblithografie um 1902 nbsp Webers Carlsbader Kaffee GewurzIm Jahr 1864 wurde E Weber s Tee Fabrik gegrundet 1 1873 kam die Kaffeesurrogatfabrik Otto E Weber in Berlin hinzu Das auf Herstellung und Vertrieb spezialisierte Unternehmen stellte nicht nur Tee in Presswurfeln Wurfel Thee her sondern war auch das erste und lange Zeit grosste deutsche Unternehmen fur Produktion und Vertrieb von Feigenkaffee Dieser zur Zeit der Kontinentalsperre in Osterreich erfundene Extrakt aus gerosteten Feigen diente dazu knapp gewordenen Bohnenkaffee zu ersetzen Kaffeesurrogat Weber entwickelte die zur Produktion notwendigen Maschinen selbst und liess sie sich durch Patente schutzen Otto E Weber 1840 1914 zog 1878 mit seinem Betrieb wegen der Zollverhaltnisse 2 nach Hamburg und 1881 nach Radebeul auf sein bereits 1875 an der heutigen Meissner Strasse 45 Produktionshallen bzw 47 Villa erworbenes 13 000 m grosses Industriegelande im dortigen Fabrikbezirk Von Radebeul aus vertrieb Weber mit mehr als 50 Mitarbeitern seinen zu Wurfeln gepressten chinesischen Tee der in Grossenordnungen von der deutschen Armee bezogen wurde und exportierte seine preisgekronten Produkte darunter Weber s Carlsbader Kaffeegewurz und Weber s Prima Feigen Kaffee als Wurfel und Tafeln bis nach Russland Sudafrika und in die USA Die Radebeuler Baufirma F W Eisold errichtete 1889 nach Planen des Architekten Carl Kafer etwas zuruckgelegen an der Meissner Strasse direkt neben seiner Fabrik eine Villa fur Otto E Weber Da sich Weber zur Ruhe setzen wollte suchte er einen geeigneten Nachfolger den er in dem Augsburger Bankier August Gerstle 1854 1899 fand 1894 wurde der Betrieb zum 1 Januar 1895 unter Beibehaltung des eingefuhrten Namens in die Otto E Weber GmbH umgewandelt deren Hauptgesellschafter Gerstle mit 70 des Stammkapitals wurde neben seinem Schweizer Schwager Friedrich Guggenheim 10 und Weber 20 Guggenheim ubernahm die Geschaftsfuhrung in Radebeul Die Otto E Weber GmbH war einer der sachsischen Hoflieferanten der das mittlere Wappen Sachsens offentlich fuhren durfte Weber gab in seinem Ruhesitz der auf dem Betriebsgelande liegenden Villa wochentliche Theegesellschaften die seinem Haus den Namen Teehaus eintrugen 3 Namensgeber fur die spatere Benennung der DDR Teemarke beziehungsweise der heutigen Produktionsfirma Der judische Friedrich Guggenheim 1854 1923 der seit 1895 in Radebeul wohnte stellte als Schweizer 1902 einen Einburgerungsantrag nach Sachsen der von der zustandigen Kreishauptmannschaft Dresden und in Folge vom Innenministerium abgelehnt wurden mit dem Hinweis auf ministerielle Verordnungen aus dem Jahr 1893 Dem drei Monate spater folgenden zweiten Antrag der von der Kreishauptmannschaft wiederum abgelehnt wurde stimmte das Ministerium ausnahmsweise zu wohl weil der Schweizer ein angesehenes und steuerkraftiges Mitglied von Radebeul war Gerstle starb am 1 Mai 1899 in Augsburg nach einer Grippe und hinterliess seine Anteile seiner Witwe Anne Gerstle 1914 starb Weber und hinterliess vertragsgemass seine Anteile ebenfalls Anna Gerstle Im gleichen Jahr 1914 warb die Firma mit dem Slogan 50 Jahre bewahrt 1 bezog sich also auf das Grundungsjahr der ursprunglichen Teefirma aus dem Jahr 1864 Guggenheim war Mitbegrunder des Markenschutzverbands und bis zu seinem Tod auch dessen zweiter Vorsitzender Er starb 1923 nach kurzer schwerer Krankheit Die Geschaftsfuhrung ubernahm der auf die Aufgabe vorbereitete Sohn von August und Anna Gerstle Hans Jakob Gerstle 1884 1942 ein studierter Handelswissenschaftler von der Universitat Zurich Die Alleingesellschafterin Anna Gerstle verstarb 1924 sie hinterliess ihre Gesellschaftsanteile ihren beiden uberlebenden Kindern Hans und Grete die mit dem Dresdner Rechtsanwalt Dr Friedrich Salzburg verheiratet war Der jungere Sohn war auf deutscher Seite als freiwilliger Fliegerleutnant in Nordfrankreich ums Leben gekommen Die Firma wuchs unter Hans Gerstles Geschaftsfuhrung sie wurde modernisiert und gesunde Arbeitsbedingungen nebst vorbildlichen sozialen Standards wurden eingefuhrt Etwa 160 Beschaftigte erhielten Weihnachtsgratifikationen und Unterstutzung in Notlagen Im Jahr 1933 wurde es plotzlich wichtig dass die beiden Familien Gerstle und Salzburg judisch waren Bereits im Marz 1933 wurde ihre gemeinsame Villa in der Dresdner Tiergartenstrasse von der Polizei gesturmt auf der Suche nach einem Sohn der Salzburgs der wegen angeblicher kommunistischer Umtriebe fur zehn Tage verhaftet wurde In den Folgejahren wurde die Firma Otto E Weber zur Zielscheibe des Sturmers als undeutscher Betrieb 4 Ab 1935 kam zu den Produkten Weber s Extra ein konzentriertes Kaffeegewurz fur Misch und Malzkaffee sowie Zitronensaure hinzu Fur den Feigenkaffee wurden pro Jahr bis zu 1000 Tonnen Feigen verarbeitet Im gleichen Jahr beschlossen die Besitzer den Ruckzug aus ihrer Firma und die Emigration Vor allem Hans Gerstle sorgte sich um das kunftige Wohlergehen der Mitarbeiter und ihres Arbeitsplatzes so dass er zwei Jahre dafur aufwendete Am 1 November 1937 hielt er seine Abschiedsansprache vor versammelter Belegschaft Am 2 November wurde der Dresdner Kaufmann Johannes Wilhelm Lohr der ein Drittel der Gesellschafteranteile zu einem Preis weit unter dem Vermogenswert erwarb zum alleinvertretungsberechtigten Geschaftsfuhrer ernannt wahrend die anderen zwei Drittel von der Kathreiner GmbH in Berlin siehe auch Kathreiner s Malzkaffeefabriken im Zuge der Arisierung erworben wurden Den Familien Gerstle und Salzburg gelang am 31 Dezember 1937 die Ausreise nach London nachdem sie auf Druck der deutschen Behorden nicht nur die Reichsfluchtsteuer bezahlt und ihr deutsches Vermogen auf ein nicht transferierbares Inlandskonto auf das sie aus dem Ausland keinen Zugriff mehr hatten uberwiesen hatten sondern zusatzlich auch noch ihre Beteiligungen an einer Schweizer Aktiengesellschaft an die Reichsbank sowie eine Schweizer Lebensversicherung an die Golddiskontbank in Berlin ablieferten Hans Gerstle verstarb 1942 in London seine Schwester Grete siedelte 1940 mit ihrer Familie nach Kalifornien um Vor dem Zweiten Weltkrieg 1939 erreichte der Betrieb eine Zahl von 200 Beschaftigten Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden auch Suppenwurfel Eipulver und Kaffee Ersatz hergestellt Nach Kriegsende wurde die Otto E Weber GmbH 1946 erneut enteignet und in VEB Otto E Weber umbenannt In der ersten Notzeit wurde Zitronensaure hergestellt und wurden Suppenkrauter abgepackt 5 Im Jahr 1952 wurde sie auf ihrem eigenen Gelande vereinigt mit dem ebenfalls 1946 von Dresden nach Radebeul auf ihr Gelande verlegten Stammhaus der heutigen Teekanne GmbH zum VEB Kaffee Weber Teekanne der heutigen Teehaus GmbH Zitate Bearbeiten Das Karlsbader Kaffeegewurz ist eines der besten aber auch der teuersten Kaffeesurrogate Ein Tafelchen genugt fur ca 4 Tassen Kaffee 6 Literatur BearbeitenFrank Andert Red Stadtlexikon Radebeul Historisches Handbuch fur die Lossnitz Hrsg Stadtarchiv Radebeul 2 leicht geanderte Auflage Stadtarchiv Radebeul 2006 ISBN 3 938460 05 9 Die Arisierung Radebeuler Betriebe Otto E Weber GmbH Meissner Strasse 47 In Ingrid Lewek Wolfgang Tarnowski Juden in Radebeul 1933 1945 Erweiterte und uberarbeitete Ausgabe Grosse Kreisstadt Radebeul Stadtarchiv Radebeul 2008 ISBN 978 3 938460 09 2 S 69 74 Peter Dittmar Carlsbader Kaffeegewurz In Die Welt 28 Juni 2001 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaffeesurrogatfabrik Otto E Weber Sammlung von Bildern Wolfgang Tarnowski Nazis arisieren auch das Teehaus In www saechsische de 29 Januar 2005 abgerufen am 30 Dezember 2022 Fa Otto E Weber Angaben zu Sammelbildern von der Chemischen Fabrik von Heyden Parallelausgabe der Firma Otto E Weber Carlsbader Kaffeegewurz Einzelnachweise Bearbeiten a b Fa Otto E Weber Frank Andert Red Stadtlexikon Radebeul Historisches Handbuch fur die Lossnitz Hrsg Stadtarchiv Radebeul 2 leicht geanderte Auflage Stadtarchiv Radebeul 2006 ISBN 3 938460 05 9 Man traf sich im Teehaus Die Arisierung Radebeuler Betriebe Otto E Weber GmbH Meissner Strasse 47 In Ingrid Lewek Wolfgang Tarnowski Juden in Radebeul 1933 1945 Erweiterte und uberarbeitete Ausgabe Grosse Kreisstadt Radebeul Stadtarchiv Radebeul 2008 ISBN 978 3 938460 09 2 S 72 73 Curt Reuter Manfred Richter Bearb Chronik Radebeul Radebeul 2010 S 49 f home arcor de ig heimat Memento vom 1 Februar 2014 im Internet Archive PDF Erstausgabe 1966 aus Kochschule und Ratgeber fur Familie und Haus Erschienen bei Th Schroter 1903 1905 nach Weber s Karlsbader Kaffee Gewurz liveauctioneers abgerufen am 13 Juni 2008 51 098730555556 13 688925 Koordinaten 51 5 55 4 N 13 41 20 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaffeesurrogatfabrik Otto E Weber amp oldid 233222138