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Junkers Patentschrift Nr 253788 in der Literatur oft Junkers Nurflugelpatent genannt ist ein von dem Ingenieur Hugo Junkers am 1 Februar 1910 angemeldetes und am 14 November 1912 vom Kaiserlichen Patentamt veroffentlichtes Patent zur Formgebung von Flugzeugen Die Originaluberschrift des Patentes lautet Gleitflieger mit zur Aufnahme von nicht Auftrieb erzeugenden Teilen dienenden Hohlkorpern 1 1 Seite der Junkers Patentschrift Nr 253788Abbildungen Fig 1 bis 6 zur Patentschrift Nr 253788Rekonstruktion des Flugelumrisses Oben Motorisierte Version unten Version mit BesatzungsraumJunkers beschreibt im Patent unter anderem anstatt des damals ublichen abgestrebten verspannten 2 dunnen Flugels einen freitragenden unverspannten Flugel mit dickem Profil als ideales Flugzeugtragwerk Das Patent und seine Umsetzung durch Junkers in der Praxis von der Junkers J 1 bis zur Junkers G 38 waren richtungsweisend fur die gesamte Flugtechnik 3 Zwar gilt das Patent in vielen Veroffentlichungen als Wegweisung zum Nurflugelflugzeug 4 aber dass Junkers in dem Patent letztlich ein Nurflugelflugzeug beschreibt wird von anderen Quellen angezweifelt 5 6 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt der Schrift 2 Nurflugel 3 Praktische Umsetzung des Patents 4 Historischer Hintergrund 5 Literatur 6 EinzelnachweiseInhalt der Schrift BearbeitenDie ersten handschriftlichen Notizen von Junkers vom 3 Dezember 1909 sehen noch die Uberschrift Uber eine korperliche Gestaltung der Tragflachen vor Die endgultige Patentschrift tragt jedoch den Titel Gleitflieger mit zur Aufnahme von nicht Auftrieb erzeugenden Teilen dienenden Hohlkorpern der missverstandlich ist da wegen der eingezeichneten Triebwerke offensichtlich nicht nur ein Gleitflieger beschrieben wird Ausgehend vom Ansatz das Verhaltnis der Tragfahigkeit Auftrieb zum Fahrwiderstand weiter zu verbessern entwickelt Junkers in der Patentschrift sein Konzept nichttragende Teile des Fliegers sowie mitzufuhrende Personen und Nutzlasten in Hohlraumen unterzubringen die bei moglichst geringem Fahrwiderstand auch einen Auftrieb erzeugen Dazu schlagt er Hohlraume vor deren obere und untere Begrenzungsflachen die bekannte fur Tragflachen gunstige geschweifte Form haben Insbesondere schlagt er fur die Tragflugel selbst diese Hohlraumkonstruktion vor um die Tragerkonstruktion des Flugels im Inneren des Flugels unterzubringen 1 Neben den Flugelverstrebungen wird auch die Unterbringung von Motoren und Tanks im dicken Flugel vorgesehen In den Patentzeichnungen 7 werden zwei Vorderansichten eine Teildraufsicht und mehrere Schnitte bzw Seitenansichten dargestellt Eine Rekonstruktion der Abmessungen und des Tragflachengrundrisses s Abbildung auf der Grundlage der Grosse einer eingezeichneten Person liefert etwa eine Spannweite von 15 bis 16 m und eine Flugeltiefe von 4 5 bis 4 8 m 5 Die Mehrfach Trapezform der rekonstruierten Tragflache konnte man wenig spater auch an Junkers Windkanalmodellen wieder finden Die noch erhaltenen Handzeichnungen lassen darauf schliessen dass neben der eigentlichen Gleitfliegerversion moglicherweise bis zu drei weitere motorisierte Ausfuhrungen vorgesehen waren mit zwei Zugschrauben mit zwei Druckschrauben mit je zwei Zug und DruckschraubenNach den Patentzeichnungen sollte der Antrieb durch in den Flugeln untergebrachte Gegenkolbenmotoren erfolgen Der fliessende Ubergang zwischen Tragflachen und Rumpf erinnert stark an das heute wieder in verschiedenen Projekten verwendete Blended Wing Body Konzept Nurflugel BearbeitenZwar zeigen die Prinzipzeichnungen der Patentschrift keine Leitwerke jedoch wird in manchen Quellen angezweifelt dass Junkers wirklich einen Nurflugelentwurf dargestellt hat Vielmehr ist z B nach Pawlas 5 davon auszugehen dass die Bezeichnung Nurflugelpatent die sich erst in den 1930er Jahren mehr und mehr einburgerte etwas fur das Junkers Flugzeug in Anspruch nimmt was in der Patentanmeldung uberhaupt nicht erwahnt worden war Aus dem Text der Anmeldung kann jedoch die eigentliche Absicht entnommen werden namlich samtliche nicht zum Auftrieb beitragenden und Widerstand verursachenden Teile des Flugzeugs wie z B Motoren Kraftstofftanks Verstrebungen usw aus dem Luftstrom herauszunehmen und sie in einen entsprechend geformten dicken Tragflugel mit grossen Hohlraumen zu verlegen Leitwerke und sonstige Stabilisierungs oder Steuerorgane finden keine Erwahnung Hatte das Patent speziell auf den Nurflugel abgezielt waren diese Angaben unerlasslich gewesen Die Schlussfolgerung ist dass das Patent keinen speziellen neuen Flugzeugtyp Nurflugel sondern nur ein Bauteil eines Flugzeugs namlich die Tragflachen beschrieb Praktische Umsetzung des Patents Bearbeiten nbsp Junkers J 1 1915 nbsp Junkers G 38 1929Bereits in seinem ersten Flugzeug der experimentellen J 1 die von September bis Dezember 1915 zum Nachweis der Brauchbarkeit der Metallbauweise gebaut wurde setzte Junkers das Konzept des Dickflugels konsequent in die Praxis um So kam der freitragende Mitteldecker im Gegensatz zu den sonst ublichen Doppeldeckern jener Zeit ohne jegliche Verspannung aus 8 Noch starker spiegelt sich in seinem Projekt J 1000 aus den fruhen 1920er Jahren die Vorstellung von Junkers uber die Anwendung seines dicken Flugels wider Der oft falschlicherweise auch als Nurflugel angesprochene Entwurf zeigte ein Entenflugzeug mit einer Spannweite von 80 m in dem sowohl die 100 Passagiere als auch die vier Motoren im Flugel untergebracht waren Dieses Konzept jedoch mit einer konventionellen Leitwerksauslegung ist von Junkers dann in den zwei gebauten G 38 auch praktisch umgesetzt worden Da das Konzept eines Flugels in dem alle widerstandsverursachenden Elemente integriert sind Voraussetzung fur eine sinnvolle Umsetzung einer Nurflugelkonstruktion ist besitzen bis heute samtliche derartigen Konstruktionen eine entsprechende konstruktive Auslegung Historischer Hintergrund BearbeitenAls Motivation fur die Beschaftigung von Junkers mit aerodynamischen Fragestellungen konnen die Versuche seines Aachener Professorenkollegen Hans Jacob Reissner mit einem konventionellen Entenflugzeug gelten das aber statt der ublichen stoffbespannten Tragflachen bereits von Junkers gelieferte gewellte Aluminiumbleche verwendete 9 In der Fruhzeit der Fliegerei waren dunne verspannte und abgestrebte Tragflachen die ubliche konstruktive Auslegung des Flugwerks Zwar war Junkers der Erste der sich seine Idee patentieren liess um das Jahr 1910 tauchten jedoch fast gleichzeitig aber unabhangig voneinander an verschiedenen Stellen Vorschlage zur Verwendung eines dicken freitragenden Flugels auf So schlug Paul Jaray 1911 in der Osterreichischen Flug Zeitschrift vor die Stirnwiderstande eines drahtverspannten Eindeckers mit denen eines Eindeckers mit einem dicken unverspannten Tragwerk dessen Flugelverstrebungen sich ausschliesslich im Flugel befinden sollten zu vergleichen Jaray errechnete fur die letztere Konfiguration eine Widerstandsverringerung von 45 Ebenfalls 1911 wurde von dem franzosischen Flugzeugkonstrukteur Leon Levavasseur die Aeroplane Antoinette Monobloc entworfen und gebaut Das Flugzeug war fur die Teilnahme am Concours militaire 1911 vorgesehen und wurde in der franzosischen Luftfahrtzeitschrift L Aerophile in der Ausgabe vom 15 Januar 1912 ausfuhrlich beschrieben Der freitragende Tiefdecker besass ein an der Tragflachenwurzel rund vier Meter tiefes und 0 7 Meter dickes Profil und auch hier waren samtliche Verstrebungen in den Flugel verlegt Es konnte nur ein Flug durchgefuhrt werden da die Konstruktion eine zu geringe Richtungsstabilitat aufwies Literatur BearbeitenGunter Schmitt Hugo Junkers und seine Flugzeuge transpress VEB Verlag fur Verkehrswesen Berlin 1986 ISBN 3 344 00065 9 Gunter Schmitt Hugo Junkers and his aircraft transpress VEB Verlag fur Verkehrswesen Berlin 1988 ISBN 3 344 00303 8 Wolfgang Wagner Die Junkers F13 und ihre Vorlaufer Leuchtturm Verlag Konstanz 1976 ISBN 3 88064 015 7 Einzelnachweise Bearbeiten a b Patent DE253788C Gleitflieger mit zur Aufnahme von nicht Auftrieb erzeugenden Teilen dienenden Hohlkorpern Angemeldet am 1 Februar 1910 veroffentlicht am 14 November 1912 Erfinder Hugo Junkers Verspannung Eine Konstruktion im Bauwesen oder Fahrzeugbau bei der Stabilitat oder Elastizitat durch unter mechanischer Spannung stehende Bauteile wie Seile oder Drahte erreicht wird die Zugkrafte aufnehmen Ludwig Bolkow Hrsg Ein Jahrhundert Flugzeuge Geschichte und Technik des Fliegens VDI Dusseldorf 1990 ISBN 978 3 642 95776 5 S 26 Der dicke Flugel auf der Seite junkers de Memento des Originals vom 3 Juli 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www junkers de a b c Karl R Pawlas Der erste Nurflugel Luftfahrt Lexikon Beitrags Kennung 9607 100 1 Gunter Schmitt Hugo Junkers and his aircraft S 19 it was neither a flying wing nor a glider es war weder ein Nurflugel noch ein Gleiter Abbildung der Patentschrift Memento vom 4 Juli 2007 im Internet Archive Zum dicken Junkers Flugel Memento des Originals vom 26 Marz 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www flugzeug lorenz de Junkers de Medienbibliothek Die Reissner Ente Video zur Reissner Ente Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Junkers Patentschrift Nr 253788 amp oldid 229924385