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Der Judenspiegel ist eine polemische Schrift die 1507 1 von dem zum Christentum konvertierten Johannes Pfefferkorn geschrieben wurde Sie gilt als seine erste und vergleichsweise noch gemassigte Schrift da er zumindest im ersten Teil noch bemuht zu sein scheint die Juden freundlich zur Konversion zu bewegen Im zweiten Teil fordert er allerdings die Fursten und Herren auf den Juden ihre Bucher zu nehmen mit Ausnahme der Heiligen Schrift Bereits 1509 gelingt es Pfefferkorn u a mit Unterstutzung der Kolner Dominikaner Kaiser Maximilian zu einem Mandat zu bewegen das zur Beschlagnahmung der judischen Schriften bevollmachtigt Johannes Reuchlin wird in dem sich daraus entzundenden Streit zum entscheidenden Gegner dieses Vorhabens und Pfefferkorns insbesondere mit seiner Schrift Augenspiegel 2 Inhaltsverzeichnis 1 Ubersicht 2 Christus in der Hebraischen Bibel 3 An die Fursten 4 Kritik an den Christen 5 Einzelnachweise 6 LiteraturUbersicht BearbeitenSchon in der Einleitung des Judenspiegels macht Pfefferkorn klar deutlich dass er das Christentum vollig als seine Religion angenommen hat indem er sein Werk Gott Jesus und Maria der Mutter Gottes widmet Er erklart dass er es vor allem schreibt um andere Juden zu der seiner Meinung nach einzig wahren Kirche zu fuhren und bittet sie deshalb um aufmerksames Lesen Er teilt seine Schrift in drei Teile ein Im ersten mochte er nachweisen dass das Leben Jesu Christi bereits in der Hebraischen Bibel vorausgesagt wird im zweiten rat er allen Christen insbesondere aber Fursten wie sie Juden am effektivsten bekehren konnen und im dritten prangert er das schlechte Verhalten einiger Christen an Christus in der Hebraischen Bibel BearbeitenIm ersten Teil gibt er einige Grunde an die die Juden von der Konversion abhalten und entkraftet diese mit der Hebraischen Bibel Der erste Grund ist die Ablehnung der Evangelien durch einige Juden Darauf reagiert er indem er versucht nachzuweisen dass Jesus bereits in der Hebraischen Bibel als Messias angekundigt wurde Zweitens versucht er die Meinung auszuraumen Jesus sei zwar durch Gott gesandt jedoch nicht selbst gottlich Eine fur ihn weitere wichtige Tatsache ist die Jungfrauenschaft Marias als sie Jesus empfing die ebenfalls von einigen Juden geleugnet wird Ausserdem mochte er beweisen dass der Messias in der Gestalt Christi bereits gekommen sei und die Juden nicht weiter warten mussten In einem weiteren Abschnitt lobt er den Glauben der Juden beanstandet jedoch dass sie falsch glauben namlich wie auch die Moslems an einen einzigen Gott und nicht an die Dreifaltigkeit Auch hier bemuht er sich das Auftreten des dreifaltigen Gottes in der Hebraischen Bibel nachzuweisen Dem Vorwurf die Verehrung des Kreuzes sei nichts weiter als Bilderverehrung und Gotzendienst begegnet er mit dem Argument dass das Kreuz nicht angebetet werde sondern nur Erinnerung an den Tod Christi sei Was einige Juden nach der Meinung Pfefferkorns ausserdem stort ist die Eucharistie Deshalb weist er sie darauf hin dass dieses Ritual in der Hebraischen Bibel ebenfalls bereits symbolisch angekundigt wird Sodann kritisiert er die Einstellung sich nur von der Bekehrung abhalten zu lassen weil andere Christen sich nicht ihrem Glauben entsprechend benehmen Er meint es gebe in jedem Bereich schlechte Vorbilder und man solle sich lieber auf die guten konzentrieren Weiter geht er auf die Ablehnung der Auferstehung Christi ein und zeigt dass es bereits einige Hinweise auf dieselbe in der Hebraischen Bibel gibt Er schliesst diesen Abschnitt mit einer eindringlichen Bitte an die Juden uber seine Schrift nachzudenken und weist sie noch einmal darauf hin dass der Messias bereits da gewesen sei und seitdem auch kein Konig mehr in Israel herrschte und der Opferkult aufgehort habe was er als weitere Indizien fur den Umstand sieht dass Christus der Messias sei Er bedauert dass er selbst einst nicht an Christus geglaubt hat und viele bose Werke getan hat dass bereits viele Juden verloren gegangen sind indem sie in ihrem Unglauben starben ohne Busse getan zu haben und dass es immer noch so viele gibt die sich nicht zum seiner Meinung nach einzig wahren und rettenden Glauben bekehren wollen Jedoch gibt es fur ihn im Gegenzug auch Grund zur Freude Er ist Gott sehr dankbar dass er die Gnade empfangen hat sich bekehren zu konnen er ist dankbar fur den stellvertretenden Suhnetod Christi am Kreuz und dass er dadurch vor der Holle gerettet wurde An die Fursten BearbeitenIm zweiten Teil seiner Schrift wendet Pfefferkorn sich nun an die Obrigkeit und zahlt ihnen drei Hauptgrunde auf warum Juden sich nicht zum Christentum bekehren Der erste sei ihr Reichtum Die Fursten so meint Pfefferkorn liessen den Juden hier viel zu grosse Freiheiten sodass diese immense Mengen von Gutern und Geld anhaufen konnten indem sie ihre eigenen Seelen und die anderer verkaufen die Christen aussaugen und Wucher treiben anstatt ehrlich zu arbeiten Da sie zu sehr an ihrem so angehauften Reichtum hangen haben sie Angst ihn zu verlieren wenn sie sich bekehren schon allein weil sie dann nicht mehr ihren unehrlichen Geschaften nachgehen konnten Pfefferkorn fordert die Fursten deshalb auf den Wucher abzuschaffen die Juden zu ehrlicher Arbeit zu zwingen oder ganz zu vertreiben Nur so konne man sie auf den richtigen Weg bringen Ein weiterer Hinderungsgrund ist seiner Meinung nach dass die Juden nicht die Moglichkeit haben das Evangelium zu horen Man musse ihnen deshalb den Zugang zu Kirchen erlauben und sie dann auch dazu zwingen diese zu besuchen Er vergleicht die Juden hier mit einem Kind das ein Geschwur hat Das Offnen tut zwar weh und das Kind wehrt sich dagegen Wenn das Geschwur jedoch geoffnet ist so fuhlt sich das Kind viel besser und ist dankbar Ebenso wurden auch die Juden dankbar sein wurde man sie zu ihrem Gluck zwingen Der dritte Grund der Juden an der Konversion hindere seien ihre heiligen Schriften Diese brachten die Juden auf den falschen Weg dem diese unwillkurlich folgen Deshalb musse man ihnen diese Bucher wegnehmen notfalls auch mit Gewalt Dem Einwand die Entwendung mit Gewalt sei schlecht begegnet er mit dem Argument dass dieses kleine Ubel ja ein viel grosseres verhindere und deshalb gerechtfertigt sei Ausserdem bemuht er sich hier ein Vorurteil gegenuber den Juden abzuschaffen Er sagt es sei nicht wahr dass die Juden das Blut von Christen nutzen um ihre Riten zu vollziehen gibt jedoch insofern nach als er bemerkt dass einige Juden trotzdem aus Hass auf die Christen morden wurden auch wenn das eine Ausnahme sei Er beschreibt dann wie es ware wenn Juden zu Christen wurden Ihr Glaube und ihre Beziehung zu Jesus seien dann ungleich tiefer denn eine Freundschaft sei immer tiefer wenn aus Hassern Freunde wurden Als Beispiel fuhrt er den Apostel Paulus an der vor seiner Bekehrung zum Christentum die Christen verfolgte und danach einer der wichtigsten Gestalten fur den Aufbau der christlichen Kirche wurde Ausserdem meint er dass die Juden sich uber die Erfullung ihrer Messiasprophezeiung freuen wurden daruber dass der Messias aus dem eigenen Volk stammt sie endlich anders als ihre Vorfahren den richtigen Glauben gefunden hatten und allein schon aus Angst vor der Strafe die auf der Ruckkonversion steht nicht zum Judentum zuruckkehren wurden Deshalb bittet er die christlichen Leser judische Konvertiten freundlich aufzunehmen Kritik an den Christen BearbeitenIm letzten Teil seines Werks kritisiert er das unangebrachte Verhalten einiger Christen Sie achteten die Autoritaten nicht mehr fuhrten Krieg gegen andere Christen vernachlassigten die Witwen und Waisen und benahmen sich auch sonst nicht dem Wort Gottes gemass Er droht ihnen die Strafe Gottes an fordert sie auf nicht mehr gegen andere Christen sondern gegen Heiden zu kampfen und spricht ihnen die Hilfe Gottes zu Er nimmt hierfur ein Beispiel aus der Hebraischen Bibel Abraham habe es auch mit Gottes Hilfe geschafft mit 318 Mann funf Konige samt ihren Heeren zu schlagen Und da die Christen den Status des Volkes Israel ubernommen hatten und damit auch die Verheissungen geerbt hatten und sich zusatzlich noch auf die Hilfe Marias verlassen konnten sollte es fur sie eigentlich kein Problem sein gegen die Heiden zu kampfen und Jerusalem zuruckzuerobern Zum Schluss bittet er alle Leser um Gewogenheit und nicht allzu grosse Kritik da er selbst ja schliesslich auch nur ein fehlbarer Mensch sei Einzelnachweise Bearbeiten Die erste Fassung wurde 1507 in Koln gedruckt vgl Florken S 39 unter dem Titel Der Joeden Spiegel eine weitere Fassung wurde 1508 in Braunschweig gedruckt und dann abermals in Koln eine lateinische Fassung unter dem Titel Speculum Adhortationis Judaicae ad Christum 1508 vgl Florken S 104 Dr Hans Peter Willi Reuchlin im Streit um die Bucher der JudenLiteratur BearbeitenNorbert Florken Der Streit um die Bucher der Juden 1505 1521 ein Lesebuch Elektronische Schriftenreihe der Universitats und Stadtbibliothek Bd 9 Koln 2014 Hans Martin Kirn Das Bild vom Juden im Deutschland des fruhen 16 Jahrhunderts Dargestellt an den Schriften Johannes Pfefferkorns Texts and studies in medieval and early modern Judaism Band 3 Mohr Tubingen 1989 S 205 230 ISBN 3 16 745354 0 Dissertation Universitat Tubingen 1983 1984 VIII 253 Seiten Ellen Martin Die deutschen Schriften des Judenhasses und der Intoleranz in der Zeit der Vorreformation Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 604 Kummerle Goppingen 1994 ISBN 3 87452 849 9 Dissertation Universitat Frankfurt am Main 1991 IV 432 14 Seiten Johann Pfefferkorn The Jews mirror Der Juden Spiegel Ubersetzt von Ruth I Cape historische Einfuhrung von Maria Diemling Arizona Center for Medieval and Renaissance Studies ACMRC Tempe Arizona 2011 ISBN 978 0 86698 438 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judenspiegel 1508 amp oldid 234575951