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Jud Suss ist eine Novelle von Wilhelm Hauff die 1827 fortsetzungsweise im Cotta schen Morgenblatt fur gebildete Stande erstveroffentlicht wurde Der Titel geht zuruck auf die historische Figur des Joseph Suss Oppenheimer und wird als Element einer spatestens seit dem 18 Jahrhundert bekannten antijudischen Namenspolemik verstanden 1 Auch in anderen seiner Werke wie den Mittheilungen aus den Memoiren des Satans und Abner der Jude der nichts gesehen hat reproduzierte Hauff antijudische Stereotypen und Klischees seiner Zeit 2 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Rezeption 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenHauff verfasste mit der Novelle Jud Suss eine Chronik die bei ihrem Erscheinen im Jahr 1827 90 Jahre zuruckliegende Ereignisse um Herzog Karl Alexander von Wurttemberg und das Ende seiner Herrschaft am 12 Marz 1737 dokumentiert die er mit der ersten Strophe aus dem Prolog zu dem Trauerspiel Ernst Herzog von Schwaben von Ludwig Uhland einleitet Am Abend des 12 Februar 1737 veranstaltet Joseph Suss Oppenheimer zu seinem Geburtstag einen Maskenball Suss ist Geheimer Finanzrat des Landesherrn Karl Alexander und ebenso reich wie machtig und bei der Bevolkerung gefurchtet An dem Ball nimmt auch der Verwaltungsbeamte Gustav Lanbek Sohn des Beraters der Wurttembergischen Landstande mit drei Freunden teil Er hat mit Lea Sussens jungerer Schwester die er liebt ein geheimes Treffen in einem Nebenzimmer arrangiert Sie ist besorgt um ihren Bruder und furchtet um dessen Leben doch Gustav beruhigt sie mit dem Hinweis auf einen herzoglichen Freibrief den Suss zu seinem Geburtstag erhalten hat Kurz darauf wird Gustav uberraschend verhaftet Am nachsten Morgen besucht ihn Suss der seine Verhaftung veranlasst hatte im Gefangnis Suss verdachtigt Gustavs Vater der Verschworung gegen den Herzog Er befordert Gustav zum Expeditionsrat und verlangt von ihm sich binnen vier Wochen mit Lea zu verheiraten Dann will er Gustavs Vater verschonen Gustavs Vater vermutet Suss wolle ihn durch die Beforderung seines Sohnes bei den Landstanden korrumpieren Zum Schein soll Gustav aber das neue Amt annehmen Sodann wird Gustav von seinem Vater in den Plan eingeweiht zusammen mit dem Obersten von Roder und mit Billigung der evangelischen Kirche einen Staatsstreich gegen den Herzog zu unternehmen unter dessen Regentschaft das Landchen Wurttemberg binnen weniger Jahre durch Amterpatronage und Korruption verkommen sei der die Landstande entmachten und das evangelische Wurttemberg katholisieren wolle Bei dieser Gelegenheit wolle man auch mit dem verhassten Emporkommling Suss abrechnen Suss belugt seine Schwester Gustav wolle sie heiraten und habe bei Karl Alexander um die Erlaubnis dazu gebeten Fur Gustav einen evangelischen Christen ist es jedoch unvorstellbar eine Judin zu heiraten Durch eine Intrige von Suss erfahrt Gustavs Vater von dem vermeintlichen Eheversprechen Dieser ist ausser sich und will seinen Sohn enterben Nach einem heftigen Familienstreit in dessen Verlauf Gustav sich von Lea lossagt verzeiht ihm der Vater als er Sussens Ranke durchschaut Gustavs Vater protestiert bei Suss gegen die Vermahlung seines Sohnes mit Lea Aus Angst vor Sussens Vergeltung soll Gustav fliehen Unterwegs begegnet ihm Oberst Roder und benachrichtigt ihn vom plotzlichen Tode Karl Alexanders Gemeinsam nehmen sie den nach dem Tod seines Patrons ebenfalls auf der Flucht befindlichen Suss Oppenheimer fest Der Staatsstreich erubrigt sich Vom Thronfolger Karl Alexanders wird Gustav zum Richter uber Suss berufen was Gustav mit Blick auf seine noch immer geliebte Lea in einen Gewissenskonflikt sturzt Trotzdem kommt er Leas Gesuch um Barmherzigkeit fur den Bruder nicht nach Suss wird zum Tode verurteilt und am 4 Februar 1738 gehenkt In einem Epilog aussert Hauff sein Unverstandnis sowohl uber Sussens Unterstutzung fur die absolutistische Regierungsweise Karl Alexanders als auch uber Sussens Bestrafung Beides sei im Zeitalter der Aufklarung unzivilisiert und ruckstandig 3 Suss sei anders als andere ebenso strafwurdige Gunstlinge Karl Alexanders verurteilt worden da er als Jude uber kein schutzendes soziales Netzwerk verfugt habe Lea soll sich im Neckar ertrankt haben Gustav verwindet seine ungluckliche Liebe zu Lea und das Verfahren gegen Suss nicht Er bleibt unverheiratet wird melancholisch und wendet sich im hohen Alter metaphysischen Betrachtungen zu Rezeption Bearbeiten Hauptartikel Joseph Suss Oppenheimer Seit Wilhelm Hauff wird der Stoff bis in die Gegenwart von Autoren Komponisten und Regisseuren unter verschiedenen Aspekten kunstlerisch adaptiert Neben dem Roman Jud Suss von Lion Feuchtwanger aus dem Jahr 1925 ist vor allem der gleichnamige nationalsozialistische Propagandafilm von Veit Harlan bekannt geworden Literatur BearbeitenJorg Koch Jud Suss Die Novelle von Wilhelm Hauff In Ders Joseph Suss Oppenheimer genannt Jud Suss Seine Geschichte in Literatur Film und Theater Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2011 ISBN 978 3 534 24652 6 S 79 85 Helmut Mojem Heimatdichter Hauff Jud Suss und die Deutschen In Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 2004 S 143 166 ISSN 0070 4318 Gabriele von Glasenapp Literarische Popularisierungsprozesse eines antijudischen Stereotyps Wilhelm Hauffs Erzahlung Jud Suss In Alexandra Przyrembel Jorg Schonert Hg Jud Suss Hofjude literarische Figur antisemitisches Zerrbild Campus Verlag Frankfurt New York 2006 Anne von der Heiden Der Jude als Medium Jud Suss Edition Diaphanes Zurich u a 2005 Zugleich Bochum Univ Diss 2003 ISBN 3 935300 72 7Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Jud Suss Quellen und Volltexte Digitalisat der Erstveroffentlichung im Morgenblatt fur gebildete Stande 1827 21 Jg 157 182 im Internet Archive Andrea Geier Juden als innergesellschaftliche Fremde Emotionalisierungsstrategien im literarischen Antisemitismus am Beispiel von Wilhelm Hauffs Jud Suss In Literaturkritik de Juni 2013 abgerufen am 3 September 2020 Irene Aue Joseph Oppenheimer genannt Jud Suss Zur Wirkungsmacht einer ikonischen Figur In H Soz u Kult 1 September 2004 abgerufen am 29 August 2012 8 Juli 10 Juli 2004 Hamburg Tagungsbericht Einzelnachweise Bearbeiten Was nutzt sein Tod diesem Lande Wilhelm Hauffs Novelle Jud Suss von 1827 ein Meilenstein des Antisemitismus von Kurt Oesterle PDF 140 kB Gabriele von Glasenapp Literarische Popularisierungsprozesse eines antijudischen Stereotyps Wilhelm Hauffs Erzahlung Jud Suss In Alexandra Przyrembel Jorg Schonert Hg Jud Suss Hofjude literarische Figur antisemitisches Zerrbild Campus Verlag Frankfurt New York 2006 Edgar Feuchtwanger Conrad Veidt und Veit Harlan Zweimal Jud Suss Damals Das Magazin fur Geschichte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jud Suss Hauff amp oldid 228578980