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Johannes Wannenmacher Vannius ca 1485 in Neuenburg am Rhein ca 1551 in Interlaken war ein Schweizer Komponist der Renaissance Er wirkte zunachst als Kantor in Bern spater in Freiburg im Uechtland Er sympathisierte mit der Reformation u a stand er in Briefkontakt mit Ulrich Zwingli in Zurich was seine Verhaftung und das peinliche Verhor 1530 mit Kollegen dort nach sich zog Durch Fursprache der reformatorisch gesinnten Stadt Bern wurde er aus der Haft entlassen und des Landes verwiesen Die letzten beiden Jahrzehnte verbrachte Wannenmacher in Interlaken als Landschreiber Von Wannenmacher sind 27 Kompositionen bekannt darunter Motetten Psalmen Hymnen geistliche und weltliche Lieder Verwandt war der Komponist vermutlich mit dem Priester Melchior Kaspar Wannenmacher ca 1490 1517 der in Neuenburg am Rhein zusammen mit einem Hans Hoffmann als geistlich und weltlicher pfleger des buwes unser lieben frowen munster tatig war 1 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHerkunft und Leben BearbeitenJohannes Wannenmacher wurde um 1485 in der Zahringerstadt Neuenburg am Rhein geboren Der Vater war vermutlich Caspar Wannenmacher der nachweislich in den Jahren 1475 und 1480 81 in Basel studiert hatte Es gab auch einen Bruder mit gleichem Vornamen ein Melchior Kaspar Wannenmacher aus Neuenburg von Beruf Priester und Schaffner fur das Neuenburger Munster ca 1490 1517 Dieser unwahrscheinlich da wohl 1517 verstorben oder aber ein anderer Verwandter des Komponisten tauchte urkundlich nach dem Tod Wannenmachers in einem Erbschaftsstreit des Jahres 1553 gegen die Witwe des Komponisten auf Nach Geering 2 kam Wannenmacher wie ein Schiffbruchiger im Jahre 1510 in Bern an Unklar ist wo er seine musikalische Ausbildung zuvor erhalten hatte Vielleicht hatte er wie sein Vater zuvor in Basel seine Lehr und Studienjahre verbracht vielleicht ahnlich wie Franz Kolb der bekannte zwinglische Reformator aus Inzlingen bei Lorrach der 1492 an die Universitat Basel hing und Magister wurde Offenbar musste er sich anfangs finanziell unterstutzen lassen Am 13 Februar desselben Jahres wurde Wannenmacher in Bern dann als Kantor angenommen Dort gab es aber anfanglich disziplinarische Massnahmen gegen ihn da er wegen seiner Vorliebe fur einen guten Tropfen Verpflichtungen als Chorleiter offenbar nicht ordentlich wahrgenommen hatte Spater besserte sich sein Ruf dann aber wegen seines grossen Fleisses Er erwarb sich Verdienste um den Ausbau des Chores und man erliess ihm sogar Schulden Die Kantorenzeit in Bern ging 1513 zu Ende Am 6 April 1513 suchte Johannes Wannenmacher wohl seinen Bruder in Neuenburg zu einem 14 tagigen Urlaub auf um danach die Stelle des Succentors in Bern anzutreten Wohl am 17 September 1513 verliess Wannenmacher dann Bern ganzlich und siedelte in das schweizerische Freiburg uber wo er vom Rat als Kantor an die St Nikolaikirche berufen wurde Quasi bestochen vom Kardinal Bischof Matthaus Schiner unternahm Wannenmacher gleich einen Abstecher zum bischoflichen Hof nach Sitten vermutlich auf Grund seiner recht geringen Einkunfte als Kantor Der Rat der Stadt Freiburg musste sich sogar um die Freigabe ihres Kantors bei Schiner bemuhen Unter Wannenmachers Leitung prosperierte in den folgenden Jahren dann aber die dortige Sangerschule Schliesslich wurde Wannenmacher hier erster Stiftskantor und stand damit auf der hohen Stufe anderer kirchlicher Wurdentrager Vermutlich hat Wannenmacher in Freiburg eine sehr gluckliche Zeit seines Lebens verbracht bevor sich sein Schicksal spater zum Ungunstigen wendete Freiburg stand in dieser Zeit ganz im Zeichen des Humanismus und der Reformation Diese fand ihren Ursprung wohl im Eintritt des zweisprachigen Freiburger Staatswesens in die Schweizer Eidgenossenschaft Insbesondere der Schultheiss von Freiburg Peter Falck verhalf der Stadt zu einer kulturellen Blute die u a durch die Wahl von Wannenmacher und kurz darauf des beruhmten Organisten Hans Kotter gepragt war Falk und Wannenmacher mogen denn vermutlich auch gute Freunde gewesen sein Uber Falk machte Johannes Wannenmacher wohl die Bekanntschaft des beruhmten Schweizer Reformators Ulrich Zwingli Falk wollte Zwingli nach Freiburg holen um der Stadt weitere neue Impulse im Zuge der reformatorischen Bestrebungen zu geben Mit dem Tod Falks 1519 nahm das Schicksal fur den gelehrten Kreis der Freiburger Humanisten bald eine ungunstige Wende So verliess der beruhmte Arzt Agrippa bald Freiburg wieder in das er erst 1523 als Stadtarzt gezogen war Wannenmacher gehorte zu den intimen Freunden Agrippas mit dem Wegzug des Gelehrten wurde die Position der Freiburger Freigeister erneut geschwacht die von einer ganz anders gesinnten Stadtbevolkerung umgeben waren Folgerichtig verstarkte der Rat der Stadt seine anti reformatorischen Bestrebungen Unter dem ausseren Druck verstarkten sich auch die freundschaftlichen Bande der beiden grossen Musiker Wannenmacher und Kotter Erhalten ist aus dieser sturmischen Zeit des reformatorischen Umbruchs ein Brief Wannenmachers an Zwingli 29 August 1526 Gracia et pax domini nostri Iesu Christi sit semper tecum dilectissime frater Min hertzallerliepster bruoder Wissin min schlechte gesuntheit von den gnaden gottes ich muoss ietz fur guot nemen ich hett s etwan nit angsehen Ich wolt ouch von hertzen gern vil guots von uch horen und vernemen Ich hab worlich lang von keinem bruoder nie grosser freud entpfangen denn do mir Ruodolff den brieff von uch bracht Ich danck uch zum hochsten uwerss fruntlichen schribens wolte got dz ich solichs umb uch konde beschulden etc Ess ist ein priester by uns heisst dominus Arnoldus ich mein ir soltend in wol kennen Der wil unss all reformieren und regieren er ist min groster figend von wegen dz ich guots von den von Zurich und von uch red er wolt mich fur gmein Eidgnossen citiert haben etc er persequirt die frummen bruder all etc Wir wolten gern wissen wie er sich zuo Zurich gehalten hab dz er nit darff wider dar kummen Er klagt vast vil und l fft den herren noch und practiciert man wurt sin worlich bald mud wann die herren hand s nit gern etc Hec aput te maneant propter fratres quos odit et persequitur etc Min lieber meister Uolrich lassen mich wissen wie ess stand ob dz wort gotts sich by den Tutschen mere oder mindre Wir hoffen der be r werde bald ein rechter euangelist gott geb sin gnad darzuo Domit ich uch mit miner ungeschickten red oder schrifft nit bemuge so bevilhe ich uch dem herren der welle alle zyt mit sinen gnaden uch bywonen Min bruoder Hanss Kotter organist lasst uch fruntlich salutieren Datum Friburgi 29 Augusti Gruessen mir uweri hussfrowen und alls uwer gsind Ioannes Vannius cantor din bruoder Ende des Jahres 1530 wurde von katholischen Scharfmachern den Freiburger Anhangern der Reformation dann aber der Prozess gemacht Wannenmacher Hans Kotter und andere Freunde wurden trotz ihrer Bekanntheit und ihrer Verdienste fur die Stadt Freiburg gefangen genommen und gefoltert peinliches Verhor Wannenmacher wurde zudem angeklagt er versehe seinen Altar nicht mehr selbst und stelle andere dazu an Er verteidigte sich und gab als Grund fur seine Versaumnisse Kranklichkeit an Uberliefert sind folgende Ausserungen von ihm aus dem peinlichen Verhor Ach wes wellendt Ir mich doch zychen Ich hab doch mitt wussen Nyemandts In uwer myner Herren statt keyn Leydt gethan wellendt ouch nitt ansechen myn ungeschickt sonder das ich doch nitt alleyn bin der dye seltzame Endrung dyser zytt begriffen hatt Wannenmacher hatte schliesslich Gluck im Ungluck Fursprecher aus dem reformatorisch gesinnten Bern bewirkten seine Haftentlassung und nach Auszahlung der bisherigen Verdienste und Begleichung von Schulden wurden Wannenmacher Kotter und ein Dekan namens Johannes Hollard fur immer des Landes verwiesen Die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte Wannenmacher nun in Interlaken als Landschreiber Interlaken gehorte zum Staat Bern tolerierte also die Reformation Dem Henker entkommen war sein Leben in Interlaken jedoch von nun an recht armlich von Krankheiten gepragt und entsprach bezogen auf die Tatigkeit eines Landschreibers dazu gehorte z B Amtsrechnungen zu setzen ganz gewiss nicht den aussergewohnlichen musischen Neigungen und Fahigkeiten Wannenmachers Die Interlakener versuchten ihn und seine erste Frau Barbara Friess jedoch durch einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb und Schenkungen von Wein bei Laune zu halten Trotz dieser schwierigen Umstande stammen auch einige Kompositionen Wannenmachers aus der schwierigen Interlakener Zeit z B die Bicinien und die Liedmotette An Wasserflussen Babylon Wannenmacher heiratete nach dem Tod der ersten Frau 1546 gestorben an der Pest im Gasthaus zur Krone in Bern ein zweites Mal zweite Frau Madlen Ybach der er nach seinem Tod einen silbernen Becher hinterliess Gegenstand des erwahnten Erbschaftsstreits mit den Neuenburger Verwandten Das Verhaltnis der Eheleute in erster Ehe muss nicht gerade das Beste gewesen sein denn Barbara Friess verfugte testamentarisch dass der gemeinsame Sohn Israel Wannenmacher Kleidung und Schmuckstucke erben solle im Falle dessen Tods aber der Erlos nur den Armen zu geben sei wahrend ihr Mann dagegen leer ausgehen solle Wannenmacher verstarb wohl um die Jahre 1550 51 Genauere Daten fehlen wie auch die Amtsrechnungen der Jahre 1549 50 fur die er als Landschreiber zustandig gewesen ware Werke BearbeitenVon Wannenmachers Œuvre sind 27 Kompositionen bekannt darunter Motetten Bicinien und die erwahnte Liedmotette Inhaltlich sind bei Wannenmacher alle weltlichen und geistlichen Gattungen vertreten Messensatze Hymnen Psalmen geistliche und weltliche Lieder und Motetten 1553 gab der Buchdrucker Matthias Apiarius in Bern auf Veranlassung des Lehrmeisters Johannes Kiener aus Wannenmachers Nachlass zweistimmige geistliche und weltliche Lieder heraus unter dem Titel Bicinia sive Duo germanica ad aequales Gedacht war die Musik fur die Stadtpfeiferei Literatur BearbeitenArnold Geering Die Vokalkomposition in der Schweiz in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts und ihre Hauptvertreter Bartholomaus Frank Johannes Wannemacher und Cosmas Alder Dissertation 1933 Die Vokalmusik in der Schweiz zur Zeit der Reformation In Schweizerisches Jahrbuch fur Musikwissenschaft 6 1933 Universitatsbibliothek Basel Dieter Speck Jurgen Treffeisen Neuenburg am Rhein Stadt und Landstande im vorderosterreichischen Breisgau TS Verlag Neuenburg am Rhein 2000Weblinks BearbeitenWerke von und uber Johannes Wannenmacher in der Deutschen Digitalen Bibliothek Musikdrucke aus der Berner Offizin des Mathias Apiarius Wurzeln in Neuenburg Johannes Wannenmacher Ein gefolterter Komponist Artikel der Badischen Zeitung vom 15 Juli 2013 An Wasserflussen Babylon Wannenmacher Johannes Verzeichnis des WerkesEinzelnachweise Bearbeiten Speck Treffeisen 2000 Gering 1933Normdaten Person GND 118920928 lobid OGND AKS LCCN nr2001012671 VIAF 17490531 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wannenmacher JohannesALTERNATIVNAMEN Vannius JohannesKURZBESCHREIBUNG Schweizer Komponist der RenaissanceGEBURTSDATUM um 1485GEBURTSORT Neuenburg am RheinSTERBEDATUM um 1551STERBEORT Interlaken Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Wannenmacher amp oldid 231427744