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Johanna Maria Katharina Decker 19 Juni 1918 in Nurnberg 9 August 1977 vor dem St Paul s Buschhospital war eine deutsche katholische Missionsarztin Sie wurde wahrend des Burgerkriegs in Rhodesien heute Simbabwe am 9 August 1977 von Terroristen ermordet Johanna Decker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Hintergrund und Folgen der Tat 3 Bedeutung Auszeichnungen Ehrungen 4 Quellen 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohanna Rufname Hanna Decker wurde als Tochter des Zoll Finanzrats Ignaz 1876 1947 und Maria Anna Decker geb Jager 1884 in Nurnberg geboren 1922 wurde ihr Vater nach Amberg versetzt Dort besuchte sie die Volksschule und von 1928 bis 1934 das Lyzeum der Armen Schulschwestern Dieses tragt heute als Dr Johanna Decker Schulen ihren Namen Sie war eine uberdurchschnittlich gute Schulerin war kunstlerisch begabt konnte gut zeichnen und spielte Klavier 1937 1 absolvierte sie mit dem Abitur die Oberrealschule in Amberg Decker war in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv Seit diesem Zeitpunkt muss bei ihr der Gedanken gereift sein in den Missionsarztlichen Dienst einzutreten Mit diesem kam sie in Wurzburg in Kontakt wo sie 1939 in das Missionsarztliche Institut eintrat Am Fest Epiphanias 6 Januar 1946 legte sie das eidliche Versprechen ab nach Vollendung der medizinischen Studien sich mindestens 10 Jahre lang den Missionen in den Heidenlandern zu widmen Nach dem Medizinstudium in Wurzburg und Munchen folgte eine Ausbildung als Facharztin fur Neurologie in Mainz 1950 wurde sie vom Missionsarztlichen Institut in Wurzburg nach Bulawayo in Rhodesien heute Simbabwe entsandt Zunachst absolvierte sie eine langere Eingewohnungsphase im Hospital der Fatima Mission Anschliessend wurde sie 1960 mit der Einrichtung des neuen Busch Krankenhauses St Paul s im Lupane Bezirk des sudwestlichen Zimbabwes nordliches Matabeleland beauftragt In Zusammenarbeit mit den Mariannhiller Missionaren die die pastorale und wirtschaftliche Betreuung ubernahmen kummerte sich Decker um das Hospital Als einzige Arztin im Umkreis von 100 km betreute sie mit ihrem Team auch die sieben Aussenstationen Ihre Anwesenheit am Ort bedeutete auch gleichzeitig Dienst in der Klinik ein Privatleben gab es praktisch nicht Binnen weniger Jahre wurde ein modernes Krankenhaus mit der dazugehorigen Infrastruktur Wohnungen fur die Angestellten und Schwesternschulerinnen errichtet Am 9 August 1977 ereignete sich ein Uberfall auf St Paul s Zwei schwer bewaffnete Terroristen drangen durch das Hauptportal des Krankenhauses ein Zuvor hatten die zwei alkoholisierten Schwarzen auf dem Weg ins Hospital einen Hauptling ermordet einem Mann die Augen ausgestochen und auf dem Hospitalgelande Patienten geschlagen Im Ambulanzraum stellten sie Decker die gerade Patienten untersuchte und behandelte Sie wurde dabei von der in Osterreich geborenen 53 jahrigen Sr Ferdinanda Ploner CPS die einen sudafrikanischen Pass hatte unterstutzt Die beiden Guerilleros forderten Geld und Decker gab ihnen den Inhalt der Kasse was den beiden Aufstandischen nicht genug war Decker sagte ihnen dass sie mehr Geld in ihrem Haus habe und wollte es holen Auf dem Weg zu ihrem Haus eroffneten die Rebellen aus ihren Kalaschnikows das Feuer Decker und Sr Ferdinanda starben sofort Decker war von einem Schuss wahrend Sr Ferdinanda von acht Kugeln getroffen Johanna Decker liegt auf dem Stadtfriedhof in Bulawayo begraben Hintergrund und Folgen der Tat BearbeitenDecker war stets ihrer Berufung treu geblieben Wie von vielen Leuten bezeugt weinte sie sehr bei ihrem letzten Abschied von Europa im Herbst 1976 auf dem Flughafen in Rom Dies hing mit der Ermordung des Diozesanbischofs von Bulawayo Adolph Gregor Schmitt im Dezember 1976 zusammen Im Burgerkrieg waren die Einrichtungen der weissen Missionare bevorzugtes Ziel von Terroranschlagen Der Missionsorden der Mariannhiller verzeichnete im Zeitraum von bis 1985 insgesamt neun getotete Ordensschwestern Die Tat selbst konnte nie aufgeklart werden und die Tater wurden nie gefasst Berichten zufolge sollen bei dem Uberfall R 400 ungefahr 400 gestohlen worden sein Wahrend des Uberfalls soll es zu Ubergriffen auf das schwarze Krankenhauspersonal gekommen sein Auch soll den Schwestern mit Vergewaltigung gedroht und rund 130 Patienten sollen aus ihren Betten getrieben worden sein Nach der Unabhangigkeit Simbabwes im Jahre 1980 wurde fur alle Untaten wahrend des Burgerkrieges im Lancaster House Abkommen eine allgemeine Amnestie vereinbart Der Terroranschlag wurde also nie gesuhnt Nach der Ermordung Deckers und Ploners musste das Krankenhaus geschlossen werden Einige Monate spater wurde es geplundert und zerstort Danach lag das Gelande fur langere Zeit brach Heute wird St Paul s als Aussenstation des Missionskrankenhauses St Luke s gefuhrt Es soll Plane geben die von Decker erbaute Kirche auf dem Gelande wieder aufzubauen Bedeutung Auszeichnungen Ehrungen BearbeitenDecker erwarb sich durch ihr jahrelanges aussergewohnliches Engagement und die grosse Umsicht mit der sie das Krankenhaus fuhrte einen hervorragenden Ruf In der Literatur wird sie auch als Martyrerin der Medical Missions bezeichnet Ihr Tod hatte aber weder medizinische noch theologische Ursachen Sie bezahlte ihren Beruf als Missionsarztin mit dem Leben weil sie um ihrer Aufgabe willen in einer Guterabwagung ein kalkuliertes Risiko eingegangen war die medizinische Sorge fur die ihr anvertrauten Menschen wog fur sie schwerer als ihre eigene Sicherheit Sie gilt heute noch als Vorbild fur alle angehenden Missionsarzte und ist uber die Grenzen Simbabwes und Deutschlands hinaus bekannt Decker erwarb sich auch als Wissenschaftlerin durch eine Reihe von Artikeln in medizinischen Fachzeitschriften in Sudafrika Grossbritannien und Deutschland einen Namen Am 29 November 1979 wurde ihr posthum der Noristan Preis des Wissenschaftsrates von Pretoria verliehen Das University College of Rhodesia and Nyasaland die spatere University of Rhodesia bzw die heutige University of Zimbabwe schickte regelmassig junge Arzte und Famuli zur Aus und Weiterbildung in ihr Hospital 1981 wurde in ihrem Heimatort Heimstetten Kirchheim bei Munchen eine Strasse nach ihr benannt 2006 wurde ein Gebaude des Missionsarztlichen Instituts in Wurzburg offiziell in Hanna Decker Haus umbenannt Johanna Decker wurde als Glaubenszeugin in das Deutsche Martyrologium des 20 Jahrhunderts und in das okumenische Martyrerverzeichnis Zeugen einer besseren Welt aufgenommen Quellen BearbeitenTagebucher Briefe und andere Dokumente aus dem Nachlass von Decker werden im Archiv der Mariannhiller Missionare in Rom aufbewahrt darunter zahlreiche Gesprache und Interviews mit Personen die Decker kannten aufgezeichnet von Adalbert Ludwig Balling und hinterlegt im CMM Archiv in Rom Schriften BearbeitenZentrale Nervenerkrankungen nach peripheren Verletzungen unter besonderer Berucksichtigung der Syringomylie spinalen Muskelatrophie und amyotr Lateralsklerose Diss Uni Munchen 1942 Der Missionsarzt In Hippokrates 14 1963 Literatur BearbeitenAdalbert Ludwig Balling Dr Johanna Decker In Helmut Moll Hrsg Zeugen fur Christus Das deutsche Martyrologium des 20 Jahrhunderts Band II 7 aktualisierte und uberarbeitete Auflage Schoningh Paderborn u a 2019 ISBN 978 3 506 78012 6 S 1707 1711 Adalbert Ludwig Balling Johanna Decker In Karl Joseph Hummel Christoph Strohm Hrsg Zeugen einer besseren Welt Christliche Martyrer des 20 Jahrhunderts Evangelische Verlagsanstalt Butzon amp Bercker Leipzig Kevelaer 2000 ISBN 3 374 01812 2 ISBN 3 7666 0332 9 S 459 472 Adalbert Ludwig Balling Heinrich Karlen Johanna Decker In Missionsmagazin mariannhill 6 1977 Adalbert Ludwig Balling Helmut Holzapfel Johanna Decker In Wurzburger Sonntagsblatt August 1977 Adalbert Ludwig Balling Keine Gotter die Brot essen sondern Bruckenbauer zwischen Schwarz und Weiss Missionsverlag Mariannhill Wurzburg 2001 Adalbert Ludwig Balling Johanna Decker In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 19 Bautz Nordhausen 2001 ISBN 3 88309 089 1 Sp 174 175 Artikel Artikelanfang im Internet Archive bautz de Wolfgang Leischner Medical Missions in Rhodesien Zimbabwe Zur Geschichte der Missionshospitaler der Erzdiozese Bulawayo und den Biographien ihrer leitenden Arztinnen Dissertation Julius Maximilians Universitat Wurzburg Wurzburg 2004 Volltext Andreas Mettenleiter Selbstzeugnisse Erinnerungen Tagebucher und Briefe deutschsprachiger Arzte Nachtrage und Erganzungen II A H In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 21 2002 S 490 518 hier S 499 Decker Hannah Weblinks BearbeitenZeitgenossischer englischsprachiger Zeitungsartikel im Guardian London und Daily Telegraph London uber den Mord an Johanna Decker Barnabas Stephan Dr Johanna Decker Biografie Kurzverzeichnis in der Online Version des Deutschen Martyrologiums des 20 Jahrhunderts Erzbistum Koln Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Mettenleiter Selbstzeugnisse Erinnerungen Tagebucher und Briefe deutschsprachiger Arzte Nachtrage und Erganzungen II A H In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 21 2002 S 490 518 S 499 Normdaten Person GND 12301218X lobid OGND AKS VIAF 37814850 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Decker JohannaALTERNATIVNAMEN Decker HannaKURZBESCHREIBUNG katholische MissionsarztinGEBURTSDATUM 19 Juni 1918GEBURTSORT NurnbergSTERBEDATUM 9 August 1977STERBEORT vor dem St Paul s Buschhospital Simbabwe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johanna Decker amp oldid 235048999