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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur Politikerin Jenny Gross MdL Rheinland Pfalz siehe Jennifer Gross Jenny Gross 5 September zwischen 1860 und 1863 in Szantho heute Andau Burgenland Osterreich 1 8 Mai 1904 in Berlin 2 war eine osterreichische Schauspielerin judischer Abstammung Jenny Gross 1896Jenny Gross im Trachtenkleid Foto von Julius Cornelius Schaarwachter Inhaltsverzeichnis 1 Buhnenkarriere 2 Personliches 3 Nachleben 4 Varia 5 EinzelnachweiseBuhnenkarriere BearbeitenSie war das jungste von sechs Geschwistern und kam schon als Kind nach Wien wo sie im Alter von 15 Jahren von Adolf von Sonnenthal fur die Buhne entdeckt wurde Sonnenthal fuhrte die junge Frau der Hofburgschauspielerin Caesarine Kupfer Gomansky zu die ihr ein Jahr lang Schauspielunterricht erteilte Ihr Debut im Benedix schen Lustspiel Aschenbrodel am Carltheater in der Leopoldstadt verlief so erfolgreich dass sie 1878 von der Direktion des Theaters unter Vertrag genommen wurde 3 1881 wechselte sie zum Wiener Stadttheater dem heutigen Ronacher wo sie im Schwank Eine Vergnugungsreise zum ersten Mal in einer grosseren Rolle vor das Publikum trat 4 Nach dem Brand des Stadttheaters am 16 Mai 1884 sollte sie am Wiener Burgtheater verpflichtet werden aber die Verhandlungen zogen sich in die Lange sodass sie schliesslich dem Berliner Schauspielhaus den Vorzug gab das sich ebenfalls um die Kunstlerin bemuht hatte Am 8 Oktober 1885 feierte sie an ihrer neuen Wirkstatte im Topfer schen Lustspiel Der Beste Ton ein glanzendes Debut 5 Innerhalb kurzester Zeit stieg Gross die mit ihrem Liebreiz und Wiener Dialekt die perfekte Besetzung fur deutsche und franzosische Lustspiele war zum Publikumsliebling auf 1888 wurde sie von Oskar Blumenthal vom Schauspielhaus abgeworben und fur das neu gegrundete Lessing Theater verpflichtet dem sie auch nach dem Wechsel der Direktion bis kurz vor ihrem Tod die Treue hielt An dieser Buhne die sich mit ihrer modernen Ausstattung wohltuend vom antiquiert wirkenden Schauspielhaus abhob fand die Kunstlerin jenes Rollengebiet das ihr Talent zur vollen Entfaltung brachte Als heitere Salondame bestrickende Witwe oder flirtende Kommerzienratstochter Blumenthal scher Pragung war sie in ihrem Element In Anzengrubers Kreuzlschreibern trat sie zum ersten Mal in einer Dialektrolle auf 6 Auch in klassischen Rollen bewies sie die Sicherheit einer Schauspielerin die alle Genres beherrscht Die Rolle ihres Lebens war aber die der Madame Sans Gene von Victorien Sardou 7 Das in Paris 1893 uraufgefuhrte Lustspiel das den Aufstieg einer einfachen Pariser Wascherin zur Herzogin von Danzig schildert war fur Gross nicht nur ein kunstlerischer sondern auch ein enormer finanzieller Erfolg Der geschaftstuchtigen Kunstlerin und Direktor Blumenthal war es namlich gelungen vom Autor des Stuckes die Ubersetzungs und Auffuhrungsrechte zu erwerben sodass jede Vorstellung im deutschsprachigen Raum an ihre Zustimmung gebunden war Diese Erlaubnis liessen sich die Rechteinhaber teuer erkaufen und oft war an ihr Placet auch die Bedingung geknupft Gross fur die Hauptrolle zu engagieren Uber vierhundertmal erschien die Kunstlerin in dieser Rolle auf der Buhne am Lessingtheater wie auf ihren Gastspielreisen in grossen und kleinen Theatern und an Hofen in Dresden und Stuttgart und uberall war ihr der Erfolg gewiss 8 1903 verliess Gross das Lessing Theater und schloss sich dem Residenz Theater Dresden an das sie von den Gastspielen her die sie regelmassig im Februar eines jeden Jahres absolvierte bestens kannte 9 Da wurde ihr plotzlich die Rolle der Maria Theresia im gleichnamigen Lustspiel von Franz von Schonthan angeboten Das mit grossem Toilettenprunk Wiener Dialekt und gravitatischen Szenen gespickte Stuck reizte die Kunstlerin derart dass sie ihren Vertrag mit dem Residenztheater gegen eine betrachtliche Abschlagszahlung loste um fur diese Rolle frei zu sein 10 Das Stuck dem die Kritiker nur eine massige Qualitat attestierten wurde am 23 Dezember 1903 am Berliner Theater aufgefuhrt Dass die Vorstellung ein Erfolg wurde wurde allein der prachtigen Buhnenausstattung und dem vorzuglichen Spiel von Jenny Gross zugeschrieben 11 Damit endete ihre Buhnenkarriere Personliches BearbeitenJenny Gross war eine bemerkenswerte Erscheinung die mit einem uberspruhenden Temperament ausgestattet war und in ihren Rollen stets den richtigen Ton fand Ihre Popularitat ist nicht allein mit ihren schauspielerischen Qualitaten erklarbar sie war auch das Resultat der alles uberstrahlenden Weiblichkeit mit der sie Manner und Frauen gleichermassen zu fesseln wusste Die festlichen Toiletten die sie bei ihren Auftritten oft mehrfach wechselte waren eine Attraktion fur sich Sie boten oft Gesprachsstoff fur Tage Da man bei ihr das Neueste das Modernste das Sensationellste voraussetzte war sie in Modefragen meinungsbestimmend Gross wurde immer wieder mit Helene Odilon verglichen wobei der Letzteren was die kunstlerische Ausdrucksfahigkeit betrifft das noch bessere Zeugnis ausgestellt wurde Privat war sie eine liebenswurdige gutmutige heitere Gesellschafterin die einen grossen Freundeskreis hatte Obwohl sie lange Zeit in Berlin verbracht hatte war sie in ihrer Heimatstadt Wien eine bekannte Personlichkeit die zahlreiche Beziehungen zu der Wiener Gesellschaft hatte Sie konnte sich der Bekanntschaft mit Erzherzog Johann Salvator von Osterreich Toskana ab 1889 Johann Orth und Konig Milan von Serbien ruhmen 12 Uber die Qualitat der Beziehungen zu diesen hochgestellten Personlichkeiten kann nur spekuliert werden In Berlin logierte die Schauspielerin mit ihrer Schwester Laura in einer geraumigen Wohnung in der Roonstrasse Einen Teil des Sommers pflegte sie in Bad Ischl zu verbringen wo sie 1902 eine Villa erworben hatte Sie verstarb an der Klinik des Frauenarztes Professor Landau nachdem an ihr vorher eine Operation mit anscheinend gutem Erfolg vorgenommen worden war Noch auf dem Sterbebett verfugte sie dass ihr Leichnam nach Wien uberfuhrt und auf dem Zentralfriedhof beigesetzt wird 13 Der fur sie errichtete Grabstein wurde vom Bildhauer Franz Vogl gestaltet Nachleben BearbeitenIn einem Nachruf auf die Verstorbene unterstellte der Publizist und Kritiker Maximilian Harden der Schauspielerin ihren ganzen Reichtum durch ihre Affaren gewonnen zu haben wofur er von Karl Kraus heftig kritisiert wurde 14 Bei den Trauerfeierlichkeiten in Berlin provozierte der Berliner Buhnenklub einen offentlichen Skandal weil sich der Vorstand weigerte der Verstorbenen wegen ihres angeblich unsittlichen Lebenswandels einen Kranz auf den Sarg zu legen In der Folge entwickelte sich eine Diskussion uber scheinheilige burgerliche Moralvorstellungen und die allzu freien Umgangsformen im Theaterbetrieb 15 Die Villa der Kunstlerin in Bad Ischl in der Dr Hochsmann Strasse 4 die im Erbweg an ihre Schwester Laura ubergegangen war gelangte 1938 in die Hande der Nationalsozialisten Laura Gross verstarb 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt Ihre Erben konnten die Villa 1950 auf dem Restitutionsweg wieder an sich bringen und verkauften sie zwei Jahre spater an den Inhaber einer Wiener Buchdruckerei 16 Ein Teil des prunkvollen Interieurs der Villa darunter das Boudoir der Schauspielerin wurde 2006 auf der Kunst und Antiquitatenmesse in der Wiener Hofburg um einen namhaften Betrag verkauft und einer Schweizer Sammlung einverleibt 17 Varia BearbeitenGross liess sich von der ungarisch amerikanische Portratmalerin Elisabeth Vilma Lwoff Parlaghy als 18 jahrige junge Frau die in der Blute ihres Lebens steht portratieren Ein weiteres Portrat hat die judische Malerin Traute Steinthal von ihr erstellt Als die Kunstlerin einmal von einem Journalisten gefragt wurde wie sie es mit dem Buhnenkuss halte antwortete sie diesem augenzwinkernd Wenn mich der Autor zum Kussen verdammt kusse ich und zwar nicht bloss zum Schein Einzelnachweise Bearbeiten Brandeis University Libraries Beruhmte israelitische Manner und Frauen in der Kulturgeschichte der Menschheit Lebens und Charakterbilder aus Vergangenheit und Gegenwart Leipzig Reudnitz A H Payne 1900 S 413 archive org abgerufen am 21 Juni 2019 ANNO Neue Freie Presse 1904 05 13 Seite 12 Abgerufen am 21 Juni 2019 Allgemeine Kunst Chronik 1 Januar 1895 S 5 Allgemeine Sport Zeitung 6 Oktober 1881 S 577 Neues Wiener Tagblatt Tagesausgabe 29 Januar 1885 S 6 Die Presse 14 Januar 1890 S 14 Die erste Auffuhrung der Madame Sans Gene in Berlin fand am 14 Januar 1894 statt Nachweis Neue freie Presse 14 Januar 1894 S 7 Peter W Marx Grosskapitalistin im Buhnenreich Jenny Gross In Paul Nolte hrsg Die Vergnugungskultur der Grossstadt Orte Inszenierungen Netzwerke 1880 1930 Bohlau 2016 ISBN 978 3 412 22383 0 S 99 109 Siehe auch Theatererinnerungen aus vier Jahrzehnten deutscher Buhne In Neues Wiener Journal 12 Januar 1913 S 6 Prager Tagblatt 24 Juni 1903 S 5 Illustriertes Wiener Extrablatt 4 November 1903 Nr 303 Montags Revue aus Bohmen 28 Dezember 1903 S 7 Czernowitzer Tagblatt 11 Mai 1904 S 3 Neue Freie Presse 9 Mai 1904 S 9 Karl Kraus gesammelte Aufsatze Band 1 Fussnote auf S 246 siehe auch oben Peter W Marx Grosskapitalistin im Buhnenreich Jenny Gross 2016 S 99 Neues Wiener Journal 22 April 1905 S 8 Ein vergessener Star Jenny Gross In Maria Theres Arnbom Die Villen von Bad Ischl Wenn Hauser Geschichten erzahlen Amalthea Signum Verlag Wien 2017 ISBN 978 3 99050 069 9 Wissensdatenbank des Hauptverbandes der allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverstandigen Osterreichs widab gerichts sv at Normdaten Person GND 116868988 lobid OGND AKS VIAF 64768969 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gross JennyKURZBESCHREIBUNG osterreichische SchauspielerinGEBURTSDATUM 5 September zwischen 1860 und 1863GEBURTSORT Szantho UngarnSTERBEDATUM 8 Mai 1904STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jenny Gross amp oldid 213688229