www.wikidata.de-de.nina.az
Jean Tinguelys Ton Mischmaschinen sind kinetische und larmende Maschinenskulpturen mit denen der Schweizer Kunstler Tinguely in den 1960er Jahren in der internationalen Kunstszene bekannt wurde und die Gattungsfragen hinsichtlich der Skulptur in der Kunstgeschichte revolutionierte Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Entwicklungsgeschichte 2 1 Kunstlerisches Umfeld 2 2 Reliefs Maschinen Plastiken Ton Mischmaschinen und autodestruktive Installationen 3 Literatur 4 Medien 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenJean Tinguely erlangte bereits in den 1960er Jahren internationale Aufmerksamkeit mit seinen spektakularen kinetischen laut scheppernden Maschinenskulpturen die sich nach kurzer Zeit vor den Augen des Publikums selbst zerstorten Mit diesen Aktionen und der Kreation weiterer Maschinenskulpturen und Tonmischmaschinen knupfte er bewusst oder unbewusst an die Grundgedanken der Futuristen und Dadaisten der 1910er und 1920er Jahre an Gemass dem Postulat von Luigi Russolo Gerausche wie das Brummen der Motoren das Klopfen der Kolben das Kreischen der Sagewerke als Maxime in der Weiterentwicklung der Kunstwerke zu betrachten hat er ab den 1960er Jahren mit seinen Meta Matics und Meta Harmonien sein Hauptwerk erschaffen 1 Ebenfalls ist der Einfluss der in Zurich gegrundeten Kunstlergruppe der Dadaisten die alle bisherige Kunst in Frage stellten zu erwahnen Le terrain sur lequel vont s exercer les happening la performance les actions a ete bien prepare par Dada et aussi anterieurement par le futurisme la poesie phonetique de Filip T Marinetti la musique bruitiste de Luigi Russolo 2 Der Dada Kunstler Duchamp baute seit 1920 z B die sogenannten Rotorreliefs mit sich bewegenden Scheiben Moholy Nagy um 1930 eine kinetische Licht Maschine die die rhythmische Bewegung der Maschine mit einbezog Naum Gabo schuf 1923 eine sich rhythmisch bewegende Lichtsaule 3 Dada spater zu einer internationalen Bewegung avanciert fusste ebenfalls auf den Hinterlassenschaften eines Krieges namlich dem des Ersten Weltkriegs Die Wiederentdeckung in den 1950er Jahren links und rechts des Rheins hat sowohl in Paris als auch in Dusseldorf die Kunstlerszene massgeblich beeinflusst Dieser kunstkritische und revolutionare Ansatz bei Tinguely hinsichtlich der Entwicklung der Skulptur und des Begriffes der Kunst muss auch im Kontext der Nachkriegsgeschichte des Zweiten Weltkriegs gelesen werden Seine spielerisch anarchische Auffassung von Kunst veranderte den Blick auf die Kunst nachhaltig Neanmoins avec ses machines crees pour ne vivre que les temps de leur autodestructions Tinguely a inscrit une part de son travail dans ce champs 4 Ihn interessierte u a die Absurditat und Ironie der Dadaisten und Surrealisten das Sein und Nichtsein der Existentialisten und das Radikale der russischen Avantgarde 5 Sein Werk gliedert sich in verschiedene Serien oder Typen von Maschinenskulpturen Automatische Zeichenmaschinen autodestruktive Maschinenskulpturen Rauminstallationen die vier grossen Meta Harmonien und die spielerischen Brunnen die er spater mit Niki de Saint Phalle entwickelt hat um nur einige zu nennen 6 Entwicklungsgeschichte BearbeitenKunstlerisches Umfeld Bearbeiten Der 1925 in Fribourg in der Schweiz geborene Kunstler besuchte 1941 1945 die Kunstgewerbeschule Basel 1952 siedelte er nach Paris um und nahm an zahlreichen internationalen Happenings teil 7 Er schloss sich der Gruppe Nouveau Realisme an In seinen fruhen Werken zeigte sich bereits sein Interesse an Gerauschen und Bewegung 8 In der Kunstszene wurde er beruhmt mit seinen Meta Matics Phantasiemaschinen die oft mit dem Prinzip Zufall arbeiteten Die Akkumulation von Objets trouves zu verschiedenen raumlichen Arrangements einte die Kunstler der Neuen Realisten mit ihren Plastiken wie bei Arman Spoerri Cesar Chamberlain und eben Tinguely 9 Die kinetische Komponente die Bewegung dieser Apparaturen haben die russischen Avantgardisten und die Dadaisten und auch Marcel Duchamp oder Man Ray und Naum Gabo in den 1920er Jahren in die Kunst gebracht in den 1950er Jahren dann Alexander Calder und die Kunstlergruppe ZERO Das Rad als Zeichen der Bewegung stand seit Beginn des letzten Jahrhunderts sowohl bei der russischen Avantgarde als auch bei Picasso und Duchamp im Fokus ihrer Ideen auch in Lissitzkis Aufsatz Rad Propeller und das Folgende den er 1924 im ABC des Wolkenbugel Projektes veroffentlichte 10 Im Paris der 1950er Jahre wurde Tinguely von der Pariser Kunstszene beeinflusst Er sammelte Schrottteile die er zu bewegten Maschinen zusammensetzte die keinen Sinn ergaben Die Demonstration des Leerlaufs war als Kritik an den Automatisierungsprozessen der Industrie zu verstehen Die Asthetisierung der Alltagsgegenstande die auch die Popkunst postulierte und das Sammeln von Schrottteilen die verschieden kombiniert zu Assemblagen zusammengefugt wurden kreierte der Kunstler Arman sowie weitere Kollegen in Paris der Nachkriegsjahre Mit dem Schweissapparat stellte Tinguely die Rauminstallationen Dylaby Dynamisches Labyrinth 1962 im Amsterdamer Stedelijk Museum her 11 Diese Antimaschinen von Tinguely waren zum Teil ausserst gerauschvoll in ihrer funktionslosen Absurditat 12 So fand im Marz 1960 im Skulpturengarten des Museum of Modern Art in New York ein Maschinen Happening statt auf dem er eine von mehreren Motoren angetriebene Plastik prasentierte Sie bestand aus Metallteilen einem Klavier ein Radio und diversen Gebrauchsgegenstanden die sich innerhalb kurzester Zeit unter lautem Getose selbst zerstorte Das war das erste autodestruktive Kunstwerk Die Befreiung vom konventionellen Kunstgeschehen wurde mit provokativen und lautstarken Aktionen und raumgreifenden Installationen seiner larmenden Maschinen inszeniert 13 Picassos Skulptur Stierkopf von 1943 bestehend aus Fahrradsattel und Lenkstange als Montageobjekt von Fundstucken erhebt noch den Anspruch einer Umdeutung von Alltagsgegenstanden in einen neuen Bedeutungszusammenhang Der in Paris lebende Schweizer Robert Muller war neben Cesar einer der ersten der Schrottfunde zu sogenannten Schrottplastiken zusammenfugte Dazu gehorten diverse Geratefunde und Fahrradteile die in ganzlich anderer Weise zusammen montiert wurden wobei der Pedalmechanismus die Bewegung ermoglichte Daniel Spoerri ersann ebenfalls kinetische Objekte auch Tinguely der schon in seiner Jugendphase mit wasserbetriebenen Buchsen Trommelmaschinen aus Drahtkonstruktionen und Abfallskulpturen experimentierte komponierte Fundstucke und Metallteile zu kinetischen Objekten 14 Reliefs Maschinen Plastiken Ton Mischmaschinen und autodestruktive Installationen Bearbeiten Fast alle seiner Werke erzeugen mehr oder weniger Gerausche und Tone 1955 fertigte er die motorbetriebenen Klangreliefs Relief meta mecanique sonore I und II mit diversen Fundsachen Drahten Flaschen Blechtrichtern und anderen Gegenstanden 1957 1959 kreierte er Mes etoiles Concert pur sept peintures Tinguelys Meta Musik Auffuhrung 1958 in der Pariser Galerie Iris Clert fuhrte beim konservativen Kunstpublikum zum Eklat In Paris entstanden auch die ersten Maschinen Plastiken die meta mecaniques Ab Mitte der 1950er Jahre ersann er die Zeichenmaschinen die meta matiques die durch Pedaldruck in Bewegung zu setzen waren und ein ruttelnder Stift Zeichnungen vollfuhrte Er erschuf weitere aus Schrott zusammengefugte Apparate denen er Staubwedel Federn Gummischlauche Schellen etc beifugte Diese wurden oft von Elektromotoren angetrieben und die schuttelnden und zuckenden Bewegungen gingen mit lautem Getose einher 15 Das Faszinosum fur Metall und Machinengerausche muss auch auf dem Hintergrund der sich ausbreitenden maschinellen Arbeitsprozesse gesehen werden Tinguelys kreativer Ansatz funktionslose Apparaturen zu schaffen die larmende Gerausche bei ihrer Bewegung hervorbrachten oder sich selbst zerstorten birgt explosives Gedankengut in sich wenn er seine gerauschvollen Maschinen und Happenings mit Titeln wie Weltuntergang bezeichnete Eine weitere autodestruktive Installation Etude pour une fin dumonde No 1 fand 1961 im Louisiana Museum in Danemark statt Zwischen 1978 und 1985 entstanden die Ton Mischmaschinen Meta Harmonien wie er sie selbst nannte 16 Es sind grosse von Motoren getriebene Raderwerke in Stahlrahmen mit etlichen Musik und Schlaginstrumenten versehen Mit ihrer Bewegung und ihrem Getose bieten sie ein eindringliches akustisch visuelles Kunsterlebnis Er schrieb dazu Meine Apparate machen keine Musik meine Apparate benutzen Tone ich spiele mit den Tonen ich baue manchmal Ton Mischmaschinen die mischen Tone ich lass die Tone gehen ich geb ihnen die Freiheit 17 1978 entstand die Meta Harmonie I die sich heute im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien befindet Sie besteht aus einem dreiteiligen Eisengestell und diversen Metallstangen einem Raderwerk drei Elektromotoren und zahlreichen klangerzeugenden Objekten und diversen Teilen von Landmaschinen und Autos sowie einem Gartenzwerg Ihre Masse sind 290 600 150 cm 18 1979 baute er Meta Harmonie II die sich als Dauerleihgabe der Emanuel Hoffmann Stiftung in Basel befindet Sie besteht ebenfalls aus einem dreiteiligen Eisengestell auf Rollen Turscharnieren Fleischerhaken Raderwerk und drei Elektromotoren diversen Riemen einem Rad Gongs Kuhglocken Triangel Harmonium Bratpfanne und anderen Klanginstrumenten Sie misst 380 690 160 cm Eine weitere Skulptur Klamauk von 1979 war ein Traktor der mit Schlaginstrumenten Gummihammern Minigolfschlager 11 Becken 11 Kuhglocken Metallfassern und einem schwarzen Topf fur ein kleines Feuerwerk ausgestattet ist das bei seinem Einsatz ein perkussives Klangerlebnis ausloste Ihre Masse sind 315 660 315 cm Sie ist eine Schenkung von Niki de Saint Phalle an das Tinguely Museum in Basel Das Pandamonium No 1 Meta Harmonie III stellte er 1984 fur eine japanische Warenhauskette her Heute befindet es sich im Sezon Museum of Modern Art in Karuizawa Sie besteht aus einem vierteiligen Eisengestell auf Rollen diversen Riemen und 52 Elektromotoren Musikinstrumenten und gerauscherzeugenden Objekten diversen Lampen und Leuchtmitteln sowie Schadelknochen einem Rennwagenkuhler einer Flugzeugflugelspitze einer King Kong Gummifigur etc Sie misst 350 780 300 cm Fatamorgana Meta Harmonie IV von 1985 befindet sich im Tinguely Museum Basel Es ist wieder ein dreiteiliges Eisengestell auf Rollen mit diversen Metallstangen und Riemen sowie 15 Elektromotoren Sie ist ebenfalls mit Musikinstrumenten und gerauscherzeugenden Objekten ausgestattet Sie hat die Masse 420 1250 220 cm 19 Diese vier grossen Ton Mischmaschinen die Tinguely zwischen 1979 und 1985 gebaut hat unterscheiden sich klanglich stark voneinander Davon sind zwei in der Schweiz verblieben jedoch alle vier in der Ausstellung von 2016 im Museum Tinguely in Basel unter dem Titel Musikmaschinen Maschinenmusik in einem Raum zusammen ausgestellt worden Er erschuf noch weitere Gerausch erzeugende Maschinenplastiken wie eine monumentale Meta Harmonie ohne Nummer von 1980 oder das mehrteilige Skulpturen Arrangement auf der Plattform neben dem Centre Pompidou in Paris von 1984 mit dem Titel Inferno Eine 1986 geschaffene Meta Maxi gehort der Daimler Art Collection in Stuttgart 1987 schuf er eine mit Meta Maxi Maxi Utopia betitelte Skulptur In der Fonoteca der Schweizerischen Nationalphonothek existiert ein Tondokument bestehend aus einem zehnteiligen Interview mit Jean Tinguely an verschiedenen Aufnahmeorten und Zeiten durch den Kunstkritiker Pierre Descargues Entretiens avec Pierre Descargues z B Paris 1983 Inauguration de la Fontaine Igor Stravinski Venedig 1987 Retrospektive Jean Tinguely im Palazzo Grassi in Venedig Paris 1988 Exposition Tinguely Musee National D Art Moderne Centre Georges Pompidou So wird er dort von Descargues als Rebelle permanent bezeichnet und er selbst sagte je cherche la form plastique qui sera tres transformable Descargues spricht auch von dem Philosophen Tinguely der eine Rehabilitation der Plastik anstrebte und dass die Betrachtung seines Werkes einem Parcours durch die Philosophiegeschichte gleichen wurde CD 20 Literatur BearbeitenKarin Thomas Gerd de Vries Kunstlerlexikon von 1945 bis zur Gegenwart DuMont Koln 1977 ISBN 3 7701 0996 1 S 314 315 Karin Thomas Sachworterbuch zur Kunst des 20 Jahrhunderts DuMont Koln 1973 ISBN 3 7701 0622 9 Willy Rotzler Objekt Kunst von Duchamp bis zur Gegenwart DuMont Koln 1975 ISBN 3 7701 0838 8 Drahtlose Phantasie Edition Nautilus Hamburg 1985 ISBN 3 89401 121 1 Ulrich Reisser Norbert Wolf Kunst Epochen 20 Jahrhundert II Reclam Stuttgart 2003 ISBN 3 15 018179 8 Sibylle Omlin Le performatif Hrsg Pro Helvetia Fondation suisse pour la culture Zurich 2004 ISBN 3 909622 05 4 Museum Tinguely Basel Hrsg Musikmaschinen Maschinenmusik Kerber Verlag Bielefeld 2016 ISBN 978 3 7356 0269 5 Kai Uwe Hemken El Lissitzky Revolution und Avantgarde DuMont Koln 1990 ISBN 3 7701 2613 0 Medien BearbeitenPierre Descargues Jean Tinguely Jean Tinguely Entretiens avec Pierres Descargues Hrsg Musee Jean Tinguely Basel 2001 Einzelnachweise Bearbeiten Drahtlose Phantasie Edition Nautilus Hamburg 1985 ISBN 3 89401 121 1 Sibylle Omlin Le performatif Hrsg Pro Helvetia Fondation suisse pour la culture Zurich 2004 ISBN 3 909622 05 4 Karin Thomas Sachworterbuch zur Kunst des 20 Jahrhunderts Dumont Koln 1973 ISBN 3 7701 0622 9 Sibylle Omlin Le performatif Hrsg Pro Helvetia Fondation suisse pour la culture Zurich 2004 ISBN 3 909622 05 4 Pierre Descargues Jean Tinguely Jean Tinguely Entretiens avec Pierres Descargues Hrsg Musee Jean Tinguely Basel 2001 Ulrich Reisser Norbert Wolf Kunst Epochen 20 Jahrhundert II Reclam Stuttgart 2003 ISBN 3 15 018179 8 Karin Thomas Gerd de Vries Kunstlerlexikon von 1945 bis zur Gegenwart Dumont Koln 1977 ISBN 3 7701 0996 1 S 314 315 Karin Thomas Gerd de Vries Kunstlerlexikon von 1945 bis zur Gegenwart Dumont Koln 1977 ISBN 3 7701 0996 1 S 314 315 Karin Thomas Sachworterbuch zur Kunst des 20 Jahrhunderts Dumont Koln 1973 ISBN 3 7701 0622 9 Kai Uwe Hemken El Lissitzky Revolution und Avantgarde DuMont Koln 1990 ISBN 3 7701 2613 0 Ulrich Reisser Norbert Wolf Kunst Epochen 20 Jahrhundert II Reclam Stuttgart 2003 ISBN 3 15 018179 8 Karin Thomas Sachworterbuch zur Kunst des 20 Jahrhunderts Dumont Koln 1973 ISBN 3 7701 0622 9 Willy Rotzler Objekt Kunst von Duchamp bis zur Gegenwart Dumont Koln 1975 ISBN 3 7701 0838 8 Willy Rotzler Objekt Kunst von Duchamp bis zur Gegenwart Dumont Koln 1975 ISBN 3 7701 0838 8 Willy Rotzler Objekt Kunst von Duchamp bis zur Gegenwart DuMont Koln 1975 ISBN 3 7701 0838 8 Museum Tinguely Basel Hrsg Musikmaschinen Maschinenmusik Kerber Verlag Bielefeld 2016 ISBN 978 3 7356 0269 5 Museum Tinguely Basel Hrsg Musikmaschinen Maschinenmusik Kerber Verlag Bielefeld 2016 ISBN 978 3 7356 0269 5 Museum Tinguely Basel Hrsg Musikmaschinen Maschinenmusik Kerber Verlag Bielefeld 2016 ISBN 978 3 7356 0269 5 Museum Tinguely Basel Hrsg Musikmaschinen Maschinenmusik Kerber Verlag Bielefeld 2016 ISBN 978 3 7356 0269 5 Pierre Descargues Jean Tinguely Jean Tinguely Entretiens avec Pierres Descargues Hrsg Musee Jean Tinguely Basel 2001 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean Tinguelys Ton Mischmaschinen amp oldid 225641552