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Jacques de Beaulieu bekannt als Frere Jacques auch Jacques Baulot Frere Jacques Baulieu und im Deutschen auch Frater Bruder Jacob de Beaulieu genannt 1651 in L Etendonne bei Lons le Saunier Franche Comte 7 Dezember 1714 in Besancon 1 war ein franzosischer fahrender Chirurg Steinschneider der sich den Habitus eines Monchs gab und zu den bedeutendsten Wundarzten Frankreichs gehorte Jacques de Beaulieu Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBeaulieu war der Sohn armer Bauern in der Franche Comte Freigrafschaft in Ostfrankreich Mit 16 Jahren wollte er dem Los seiner Herkunft entkommen Als er erkrankte und in ein Hospital in Lons le Saunier gebracht wurde versuchte er vergeblich eine medizinische Ausbildung als Chirurg zu erhalten und er wurde danach zunachst Soldat Der fur Steinoperationen bekannte venezianische Steinschneider Pauloni akzeptierte ihn als Lehrling und er reiste mit ihm sechs Jahre Danach meinte er genug gelernt zu haben und ging nach Italien um sich dort in Stadten wie Venedig weiterzubilden Bei der Ruckkehr in die Provence praktizierte er als Steinschneider fur rund zehn Jahre In Marseille und Perpignan experimentierte er mit einer Vorform des lateralen Steinschnitts 1690 beschloss er als Monch aufzutreten in einer selbst entworfenen Kleidung zu der er einen Hut trug Er trat aber keinem der anerkannten Monchsorden bei Nachdem er als Bruder Jakob franzosisch Frere Jacques vorwiegend arme Leute behandelt hatte operierte er jetzt auch Wohlhabendere Ein von ihm behandelter Kanoniker in Besancon gab ihm Empfehlungsschreiben an Kollegen in Notre Dame in Paris Diese schatzten ihn als ehrbar und fromm ein zumal er fur eine Operation nur wenige Sous verlangte wie er sagte um seine Kleidung und Instrumente zu pflegen Auf Vermittlung der Geistlichen durfte er seine Kenntnisse vor den versammelten Arzten des Hotel Dieu an einer Leiche demonstrieren um eine Lizenz zu erhalten Sein Vorgehen bei der von ihm eingefuhrten lateralen perinealen Schnittfuhrung dem Seitensteinschnitt 2 wurde dabei so beschrieben Zunachst wurde ein Stein in die Blase eingefuhrt den er entfernen sollte Frere Jacques fuhrte zunachst einen gekrummten Metallstab ohne Rille wie spater zum Beispiel bei William Cheselden der in England den lateralen Steinschnitt praktizierte Mit ihm schob er den Stein auf die linke Seite Dann machte er einen Einstich mit einem langen Skalpell Bistouri im Damm zwei Finger vom Tuber ischiadicum einem paarigen Hocker des Sitzbeins den er bis zur Blase fuhrte Die spatere Untersuchung zeigte dass er zwischen den beiden Muskeln des Penis durchstach ohne diese oder die Harnrohre zu verletzen Danach fuhrte er zunachst seinen Finger ein um die Steine zu entfernen Waren sie zu gross er entfernte Steine bis zur Grosse eines Huhnereis benutzte er ein spezielles Instrument 3 Die anwesenden Arzte wohl Guy Crescent Fagon und Charles Francois Felix de Tassy 4 erkannten zwar die verwendete Methode an sie war auch der damals ublichen groben Methode eines Einschnitts in die Harnrohre unterhalb der Prostata mit dem apparatus major weit uberlegen verweigerten ihm aber einstimmig die Lizenz da er die damals ublichen offiziellen Prozeduren bei Operationen nicht praktizierte Frere Jacques verliess Paris enttauscht und ging 1697 an den Hof in Fontainebleau wo er Gehor bei einflussreichen Hofarzten fand die ihn einen Schusterlehrling zur Probe operieren liessen Die Operation war erfolgreich und als der Konig Ludwig XIV davon horte erhielt er von diesem doch noch die erhoffte Lizenz Eine Zeitlang hatte er Erfolge und seine Operationen zogen so grosse Menschenmengen an dass Soldaten fur Ordnung sorgen mussten Am 10 April 1698 starb ein 16 Jahriger nach einer Operation durch Frere Jacques im Hotel Dieu Der leitende Arzt berichtete an den Erzbischof dass bei acht von ihm beobachteten Operationen zwei Patienten starben bei einem war das Rektum verletzt worden und bei einer Patientin die Vagina Er durfte von da an nur unter Aufsicht operieren wobei von 42 Patienten im Hotel Dieu und 18 im Hospital Charite 25 starben Danach wurden ihm weitere Operationen verboten 3 Weitere zeitgenossische Untersuchungen ergaben grobe Fehler teilweise aufgrund mangelnder anatomischer Kenntnisse fehlerhafte Diagnosen und schlechte Operationstechniken Die damals von den anderen Arzten verwandten Verfahren hatten allerdings mindestens ebenso schlechte Prognosen Nach Beobachtungen eines englischen Arztes machten die Pariser Arzte ihn zwar nieder kopierten aber insgeheim seine Methoden Der stets ruhig auftretende Frere Jacques ignorierte weitgehend die sonst ubliche Behandlung vor oder nach der Operation es war zum Beispiel ublich den Patienten vorher zur Ader zu lassen und pflegte zu sagen wenn er den Stein entfernt habe wurde Gott schon fur die Heilung sorgen 3 1698 verliess er Paris und ging nach Orleans Aachen und Amsterdam wo er jeweils Operationen ausfuhrte die grosse Aufmerksamkeit fanden In den Niederlanden wurde er auf Vermittlung des franzosischen Botschafters dem Konig vorgestellt In den Niederlanden wurde die Methode dann von Frederik Ruysch und Johannes Jacobus Rau ubernommen und weiterentwickelt In Frankreich hatte sich inzwischen der Leibarzt des Konigs Guy Crescent Fagon der selbst an einem Steinleiden litt davon uberzeugt dass die Methode von Frere Jacques vielversprechend war liess ihn wieder nach Versailles kommen und unternahm mit ihm am Versailler Hospital viele experimentelle Operationen um das Verfahren zu verbessern So fuhrte er einen gerillten Stab zur Manipulation der Steine ein 1701 fuhrten beide ihre Methode auch an Patienten am Krankenhaus Charite von Versailles offentlich durch mit gutem Erfolg Auch seinen eigenen Stein liess Fagon entfernen allerdings nicht wie gewunscht von Frere Jacques sondern wegen des Einspruchs seiner Familie von einem anderen Chirurgen Frere Jacques operierte 1702 auch einige vornehme Patienten wie den Baron von Saint Denis ein Ruckschlag erfolgte aber nachdem der Marschall von Lorges nach einer Steinoperation durch Frere Jacques starb um sicherzugehen hatte er vorher Frere Jacques 22 arme Patienten operieren lassen 1704 ging er wieder nach Amsterdam wo er ebenso wie in Brussel erfolgreich war In Brussel erhielt er wie schon in Amsterdam eine fur ihn gepragte Goldmedaille und die Burger sammelten fur ihn eine hohe Geldsumme Danach praktizierte er noch zehn Jahre in Genf Nancy Luttich Strassburg Koln Wien wo ihn der Kaiser zu sich riefen liess Venedig Padua und Rom wo er vom Papst empfangen wurde Auch in Frankreich durfte er nach einem 1707 erteilten Privileg wieder praktizieren 5 Im Alter kehrte er in sein Heimatgebiet zuruck wo er im Haus eines Freundes starb In seinem Testament vermachte er viel Geld wohltatigen Zwecken Seine goldenen Instrumente die ihm in Holland geschenkt wurden hatte kurz vor seinen Tod einschmelzen lassen 6 Im Lauf seiner Karriere von uber 25 Jahren soll er rund 4500 Steinoperationen ausgefuhrt haben und 2000 wegen Hernien Eine bisweilen vermutete Beziehung zum Kinderlied Frere Jacques liess sich nicht bestatigen 7 Literatur BearbeitenN R Barrett Frere Jacques In Annals of the Royal College of Surgeons of England Band 5 Oktober 1949 S 275 281 PMC 2238378 freier Volltext Georg Fischer Chirurgie vor 100 Jahren Historische Studie Verlag von F C W Vogel Leipzig 1876 Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie uber das 18 Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1978 ISBN 3 540 08751 6 S 59 61 522 und ofter Irvine Loudon Un celebre lithotomiste franc comtoi Jacques Baulot dit Frere Jacques 1651 1720 E Bourdin Besancon 1917 E Pies Jacques de Baulot 1651 1714 genannt Frere Jacques Leben und Wirken des franzosischen Chirurgen Sprockhovel 2009 Christoph Weisser Baulot Beaulieu Jacques gen Frere Jacques In Christoph Weisser Chirurgenlexikon Springer 2019 S 18 Weblinks BearbeitenEuropean Museum of UrologyEinzelnachweise Bearbeiten Christoph Weisser Chirurgenlexikon S 18 Nach fruheren Autoren starb Jacques de Beaulieu 1719 oder 1720 Georg Fischer Chirurgie vor 100 Jahren Historische Studie 1876 S 522 523 a b c N R Barrett Frere Jacques Annals of the Royal College of Surgeons of England Band 5 Oktober 1949 S 275 281 Vgl Georg Fischer Chirurgie vor 100 Jahren Historische Studie Verlag von F C W Vogel Leipzig 1876 Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie uber das 18 Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1978 ISBN 3 540 08751 6 S 59 Christoph Weisser Chirurgenlexikon 2019 S 18 Georg Fischer Chirurgie vor 100 Jahren Historische Studie 1876 S 60 J P Ganem C C Carson Frere Jacques Beaulieu from rogue lithotomist to nursery rhyme character In J Urol Band 161 1999 S 1067 1069 Normdaten Person GND 136797946 lobid OGND AKS LCCN n88625409 VIAF 88106988 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Beaulieu Jacques deALTERNATIVNAMEN Frere Jacques Baulot Jacques Beaulieu JacquesKURZBESCHREIBUNG franzosischer ChirurgGEBURTSDATUM 1651GEBURTSORT L EtendonneSTERBEDATUM 7 Dezember 1714STERBEORT Besancon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jacques de Beaulieu amp oldid 235899752