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Dieser Artikel behandelt den Neurologen Zum Schlagzeuger siehe Jurgen Peiffer Musiker Ernst Jurgen Degenhart 1 Peiffer 1 Dezember 1922 in Berlin 2 11 Dezember 2006 in Tubingen war ein deutscher Neurologe Neuropathologe und Hirnforscher der neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten auch wissenschaftshistorische Arbeiten zur Geschichte der Hirnforschung und zur Geschichte der Euthanasie in Deutschland veroffentlicht hat Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Engagement in der akademischen Selbstverwaltung 3 Arbeiten uber die Geschichte der Hirnforschung und die Euthanasie im NS Regime 4 Mitgliedschaften in Akademien 5 Auszeichnungen 6 Schriften Auswahl 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPeiffer absolvierte das Abitur am Eberhard Ludwigs Gymnasium in Stuttgart direkt nach der Schulzeit wurde er zum Arbeits und Wehrdienst eingezogen Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte er als Oberleutnant und Chef einer Panzerkompanie Unmittelbar danach studierte er Medizin in Munchen Er wurde Volontarassistent an der Universitats Nervenklinik in Munchen wo sein Interesse fur Neurologie gefestigt wurde Danach wechselte er fur vier Jahre in die Abteilung fur Klinische Neurophysiologie der Universitat Freiburg und danach an die Deutsche Forschungsanstalt fur Psychiatrie heute das Max Planck Institut fur Psychiatrie Anschliessend ging er an die Universitats Nervenklinik in Wurzburg und wurde 1959 Facharzt fur Nerven und Gemutskrankheiten 1961 habilitierte er sich fur die Facher Neurologie und Psychiatrie in Wurzburg Zwischen 1963 und 1964 war er Leitender Oberarzt an der Neurologischen Universitatsklinik der Universitat Giessen wo er am Aufbau der ersten neurologischen Intensivstation beteiligt war 1964 nahm er den Ruf an die Universitat Tubingen an wo er ordentlicher Professor fur Neuropathologie und Direktor des Instituts fur Hirnforschung wurde und bis zu seiner Emeritierung 1988 auch blieb Er forschte vor allem uber Epilepsie seine Arbeiten daruber wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet Am Tubinger Institut fur Hirnforschung arbeitete Peiffer vor allem uber die Differenzierung und Fruherkennung genetisch bedingter Hirnerkrankungen und mit genetisch bedingten Stoffwechselerkrankungen Fur die Bearbeitung dieser Fragestellungen schuf er eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen theoretischen Wissenschaftlern und Klinischen Forschern das spater oft als Tubinger Modell bezeichnet wurde Dafur grundete er am Institut eine eigene Sektion Neurochemie die von Klaus Harzer geleitet wurde Dieses Modell wurde wegweisend fur die Diagnostik von Stoffwechselerkrankungen in ganz Deutschland Im Jahr 1976 untersuchte er im Auftrag der Stuttgarter Staatsanwaltschaft das Gehirn von Ulrike Meinhof die sich zuvor in der Haft das Leben genommen hatte Peiffer kam zu dem Schluss dass aus nervenfacharztlicher Sicht Hirnschaden des hier nachgewiesenen Ausmasses und entsprechender Lokalisation unzweifelhaft Anlass gewesen waren im Gerichtsverfahren Fragen nach der Zurechnungsfahigkeit zu begrunden eine Aussage die nach einem Bericht des Spiegel bis in das Jahr 2002 nicht veroffentlicht wurde 3 Engagement in der akademischen Selbstverwaltung BearbeitenNeben seiner wissenschaftlichen Arbeit war Peiffer auch in der Akademischen Selbstverwaltung aktiv Wahrend der Studentenbewegung amtierte er 1968 als Prorektor der Universitat und war 1969 Dekan der Medizinischen Fakultat Von Mai 1970 bis Juni 1971 war er Rektor der Universitat und ging als Rektor des Ausgleichs in die Geschichte der Universitat Tubingen ein 4 Weiterhin war er Mitglied im Wissenschaftsrat Mitglied im Senat der Max Planck Gesellschaft und im wissenschaftlichen Beirat der Bundesarztekammer Arbeiten uber die Geschichte der Hirnforschung und die Euthanasie im NS Regime BearbeitenNach seiner Emeritierung im Jahr 1988 widmete sich Peiffer der oft schuldhaften Verstrickung der Medizin und vor allem der Hirnforschung in der NS Herrschaft Seine Forschungsarbeiten wurden zum Teil durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert ausserdem war er Gastwissenschaftler bei der unabhangigen Kommission Kaiser Wilhelm Gesellschaft im Nationalsozialismus die im Auftrag des Prasidenten der Max Planck Gesellschaft die Geschichte der Kaiser Wilhelm Gesellschaft in der NS Zeit untersuchte Hier veroffentlichte er mehrere Arbeiten so etwa die Studie Wissenschaftliches Erkenntnisstreben als Totungsmotiv Zur Kennzeichnung von Opfern auf deren Krankenakten und zur Organisation und Unterscheidung von Kinder Euthanasie und T4 Aktion In Tubingen war Peiffer massgeblich daran beteiligt Hirn Praparate von NS Opfern auf dem Graberfeld X romisch 10 des Tubinger Stadtfriedhofes beerdigen zu lassen Mitgliedschaften in Akademien BearbeitenSeit 1973 war er ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Auszeichnungen BearbeitenPeiffer wurde u a 1963 als erster Preistrager gemeinsam mit dem deutschen Neuropadiater und Epileptologen Hermann Doose mit dem Michael Preis der Stiftung Michael sowie 1999 mit der Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Sektion der ILAE seit 2004 Deutsche Gesellschaft fur Epileptologie ausgezeichnet Schriften Auswahl BearbeitenWissenschaftliches Erkenntnisstreben als Totungsmotiv Zur Kennzeichnung von Opfern auf deren Krankenakten und zur Organisation und Unterscheidung von Kinder Euthanasie und T4 Aktion Heft 23 in der Reihe Ergebnisse des Forschungsprogramms Geschichte der Kaiser Wilhelm Gesellschaft im Nationalsozialismus Berlin 2005 Online PDF 4MB Hirnforschung in Deutschland 1849 bis 1974 Briefe zur Entwicklung von Psychiatrie und Neurowissenschaften sowie zum Einfluss des politischen Umfeldes auf Wissenschaftler Springer Berlin etc 2004 Reihe Schriften der Mathematisch naturwissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Nr 13 ISBN 3 540 40690 5 Hrsg Neuropathologie morphologische Diagnostik der Krankheiten des Nervensystems und der Skelettmuskulatur 3 vollig neu bearb Auflage Berlin etc Springer 2002 ISBN 3 540 41333 2 Hirnforschung im Zwielicht Beispiele verfuhrbarer Wissenschaft aus der Zeit des Nationalsozialismus Julius Hallervorden H J Scherer Berthold Ostertag Husum Matthiesen 1997 ISBN 3 7868 4079 2 5 Vergangenheit gebrochner Spiegel Erinnerungen Tubingen Klopfer und Meyer 2000 ISBN 3 931402 61 4 als Hrsg und Mitautor Erlebte Geschichte Zeitzeugen berichten in einer Tubinger Ringvorlesung Verl Schwabisches Tagblatt Tubingen 1994 ISBN 3 928011 14 6 Neuronale Schaden durch Epilepsien Thieme Stuttgart 1993 ISBN 3 13 797001 6 Hrsg Menschenverachtung und Opportunismus zur Medizin im Dritten Reich Tubingen Attempto Verlag 1992 ISBN 3 89308 135 6 Die Vertreibung deutscher Neuropathologen 1933 1939 In Der Nervenarzt 69 2 1998 S 99 109 doi 10 1007 s001150050245 Hirnalterung Schicksal und Krankheit der Menschen Huber Bern 1981 ISBN 3 456 81040 7 Fakten und Fiktionen Wandlungen im Sinnhorizont und Selbstverstandigung in den Aufgaben und der sozialen Gebundenheit des Hochschullehrers In Johannes Neumann Hrsg Wissenschaft an der Universitat heute Attempto Verlag Tubingen 1977 S 227 289 ISBN 3 921552 01 X zus mit Ulrich Wirth Struktur und Umfang der Arbeitsbelastung des Lehrkorpers an der Universitat Tubingen HIS Hannover 1971 Morphologische Aspekte der Epilepsien Pathogenetische pathologisch anatomische und klinische Probleme der Epilepsien Monographien aus de Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie Bd 100 Springer Heidelberg 1963 Literatur BearbeitenWalter Froscher Klaus Harzer Zum Tode von Professor Dr med Jurgen Peiffer in Zeitschrift fur Epileptologie 20 54 55 2007 doi 10 1007 s10309 007 0242 4 Richard Meyermann Prof Dr Jurgen Peiffer In Tubinger Universitatsnachrichten Nr 132 23 Februar 2007 S 10f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Jurgen Peiffer im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Irmela Bauer Kloden Die Rektoren 15 21 Jahrhundert Historisch statistisches Handbuch der Universitat Tubingen Tubingen 2010 S 185 186 Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender 18 Ausgabe 2001 Bd 2 S 2367 Jurgen Dahlkamp RAF Das Gehirn des Terrors Spiegel vom 8 November 2002 Walter Froscher amp Klaus Harzer 2007 Zum Tode von Professor Dr med Jurgen Peiffer in Zeitschrift fur Epileptologie 20 S 55 doi 10 1007 s10309 007 0242 4 Eine Rezension des Buches durch Georg Lilienthal Mainz findet sich in Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 22 1999 S 60f Normdaten Person GND 121975703 lobid OGND AKS LCCN n90600038 VIAF 94098469 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Peiffer JurgenALTERNATIVNAMEN Peiffer Ernst Jurgen DegenhartKURZBESCHREIBUNG deutscher Neurologe und HirnforscherGEBURTSDATUM 1 Dezember 1922GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 11 Dezember 2006STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jurgen Peiffer amp oldid 231653485