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Die Iodometrie ist eine chemische Analysemethode die zur quantitativen Bestimmung von verschiedenen Substanzen genutzt wird 1 Sie gehort zu den titrimetrischen Analyseverfahren und beruht auf der Umwandlung von Iodid Ionen I in Iod I2 bzw umgekehrt also auf folgender Gleichgewichtsreaktion 2 I I 2 2 e displaystyle mathrm 2I rightleftharpoons I 2 2e Mit der Iodometrie lassen sich sowohl auf I oxidierend wirkende als auch auf I2 reduzierend wirkende Analyte quantitativ bestimmen Die Iodometrie ist deutlich von der Iodatometrie abzugrenzen bei letzterer werden die Redoxeigenschaften von Iodat Ionen genutzt Inhaltsverzeichnis 1 Bestimmung reduzierend wirkender Analyte und Herstellung der Iod Masslosung 1 1 Direkte Titration 1 2 Bestimmung mittels Rucktitration 2 Herstellung der Masslosung und Titerstellung 3 Bestimmung oxidierend wirkender Analyte 4 Indikation des Aquivalenzpunktes 5 Stellenwert der Iodometrie 6 Einzelnachweise 7 LiteraturBestimmung reduzierend wirkender Analyte und Herstellung der Iod Masslosung BearbeitenReduzierend wirkende Analyte konnen I2 zu Iodidionen reduzieren Je hoher die Stoffmenge an Analyt in der Probe desto mehr Iod kann reduziert werden Die Bestimmung solcher Analyte kann entweder durch direkte Titration oder durch Rucktitration erfolgen Direkte Titration Bearbeiten Bei der direkten Titration wird die Probe direkt mit Iodmasslosung titriert Aus dem Volumenverbrauch an Iod Masslosung bis zum Aquivalenzpunkt kann auf die Analytmenge mithilfe der stochiometrischen Gesetze zuruckgerechnet werden Eine direkte Titration bietet sich an wenn der Analyt vollstandig und schnell mit Iod reagiert So wird eine exakte Erkennung des Aquivalenzpunktes ermoglicht Bestimmung mittels Rucktitration Bearbeiten Die Bestimmung reduzierend wirkender Analyte kann auch mithilfe einer Rucktitration erfolgen Dazu wird die Probe mit einem definierten Uberschuss d h bekannte Konzentration und bekanntes Volumen an Iod Masslosung versetzt Nach kurzem Stehenlassen kann dann die nicht umgesetzte Restmenge an Iod durch Titration mit Natriumthiosulfatlosung bestimmt werden Eine solche Rucktitration bietet sich an wenn der Analyt nur langsam mit Iod reagiert und deshalb nicht direkt damit titriert werden kann Ein Beispiel hierfur ist die Bestimmung von Quecksilber I chlorid das mit einer Iod Iodid Losung zu einer Komplexverbindung reagiert H g 2 C l 2 I 2 6 I 2 H g I 4 2 2 C l displaystyle mathrm Hg 2 Cl 2 I 2 6 I longrightarrow 2 HgI 4 2 2 Cl nbsp Ahnlich lassen sich Quecksilber II salze bestimmen 2 Herstellung der Masslosung und Titerstellung BearbeitenIod an sich ist in Wasser nur schlecht loslich Deshalb wird bei der Herstellung der Masslosung das Iod in eine Kaliumiodidlosung gegeben In dieser Salzlosung lost sich Iod deutlich besser unter Bildung von Triiodid Ionen I 2 I I 3 displaystyle mathrm I 2 I rightleftharpoons I 3 nbsp Da das genaue Einwiegen von Iod wegen des hohen Dampfdrucks bzw des fluchtigen Charakters auf der Waagschale schwierig ist wird die Iodmasslosung haufig auch mittels Kaliumiodat und Kaliumiodid hergestellt Dazu wird die exakt benotigte Masse des gut wagbaren Kaliumiodats zu einer Losung mit einem Uberschuss Kaliumiodid gegeben Nach Ansauern bildet sich in einer Komproportionierungsreaktion der gewunschte Gehalt an Iod Die Iod Masslosung ist instabil wobei der Abbau von Iod besonders durch Lichteinstrahlung hervorgerufen wird Um besser vor Lichteinstrahlung zu schutzen bewahrt man die Losung zweckmassig in Braunglas Behaltern auf In regelmassigen Abstanden ist der tatsachliche Gehalt an Iod in der Masslosung zu uberprufen Dazu kann eine exakt abgewogene Masse an Arsen III oxid Losung als Urtitersubstanz eingesetzt werden die mit dem Iod quantitativ zu Arsenaten bzw Arsensaure uberfuhrt wird Wegen der Giftigkeit von Arsenverbindungen kann der tatsachliche Gehalt alternativ auch mit Natriumthiosulfat Pentahydrat als Feststoff oder mit einer Natriumthiosulfatlosung bekannten Gehalts ermittelt werden Bestimmung oxidierend wirkender Analyte BearbeitenOxidierend wirkende Analyte oxidieren Iodidionen zu Iod wobei die entstehende Iodmenge ein Mass fur die Analytmenge ist Es wird hierbei ein Uberschuss an Iodidionen zur Probe gegeben um einen entsprechenden Mangel der die Entstehung von Iod begrenzen wurde auszuschliessen Unter diesen Bedingungen kann der Analyt sich vollstandig mit Iodidionen umsetzen von den letzteren bleibt eine Restmenge im Probegemisch enthalten Je hoher die Stoffmenge an Analyt ist desto hoher ist die entstehende Stoffmenge an Iod Das genaue Verhaltnis von Analytmenge zu entstehender Iodmenge variiert je nach Analyt und kann aus dem Koeffizientenverhaltnis der Reaktionsgleichung abgelesen werden Beispiel fur die iodometrische Bestimmung von Cu2 2 C u 2 4 I 2 C u I I 2 displaystyle mathrm 2Cu 2 4 I longrightarrow 2 CuI I 2 nbsp Die Stoffmenge an I2 ist genau halb so gross wie die Stoffmenge des Analyten Cu2 Die bei der chemischen Reaktion entstandene Iod Stoffmenge wird durch eine Titration quantitativ ermittelt Dazu wird die nun iodhaltige Probe im schwach sauren pH Bereich im alkalischen wird das Thiosulfat zum Sulfat oxidiert mit Natriumthiosulfat Masslosung Na2S2O3 titriert Dabei wird das Iod wieder in Iodidionen uberfuhrt I 2 2 S 2 O 3 2 2 I S 4 O 6 2 displaystyle mathrm I 2 2 S 2 O 3 2 longrightarrow 2 I S 4 O 6 2 nbsp Am Aquivalenzpunkt ist diese Reaktion gerade vollstandig abgelaufen und aus dem Volumenverbrauch an Masslosung bis zu diesem Punkt kann auf die vorhanden gewesene Iodmenge geschlossen werden Je hoher der Verbrauch an Masslosung desto hoher war die Stoffmenge an Iod und desto hoher war letztendlich auch die Stoffmenge des Analyten Da nicht direkt der Analyt titriert wird handelt es sich bei der Iodometrie zur Bestimmung oxidierend wirkender Analyte um eine indirekte Titration Indikation des Aquivalenzpunktes BearbeitenJe nachdem welche Art von Analyt bestimmt wird entsteht am Aquivalenzpunkt Iod oder wird gerade das letzte noch vorhandene Iod chemisch umgesetzt Zwar ist gelostes Iod schwach gelb gefarbt fur eine exakte Endpunkterkennung Entstehung Verschwinden der gelben Farbe ist die Eigenfarbung jedoch zu schwach Stattdessen wird kurz vor Erreichen des Aquivalenzpunktes noch einige Tropfen Starkelosung zur Probe gegeben Die intensiv blaue Farbe des Iod Starke Komplexes erlaubt nun eine exakte Erkennung des Aquivalenzpunktes 3 Stellenwert der Iodometrie BearbeitenDie Iodometrie ist ein universelles Verfahren da sehr viele Analyte reduzierende oder oxidierende Eigenschaften besitzen Hier liegt jedoch auch das grosste Problem der Methode Die Bestimmung wird haufig durch andere in der Probe enthaltene Stoffe gestort die ebenfalls reduzierende oder oxidierende Eigenschaften auf Iod bzw Iodidionen besitzen konnen Ein Beispiel fur ein wichtiges Anwendungsgebiet ist die Bestimmung der Iodzahl Hiermit kann die Anzahl an Doppelbindungen in einem langkettigen Alken beziehungsweise einer ungesattigten Fettsaure gemessen werden Einzelnachweise Bearbeiten Brockhaus ABC Chemie VEB F A Brockhaus Verlag Leipzig 1965 S 605 606 Jander Jahr Knoll Massanalyse Sammlung Goschen Band 221 Walter de Gruyter Berlin 1966 S 117 Otto Albrecht Neumuller Hrsg Rompps Chemie Lexikon Band 3 H L 8 neubearbeitete und erweiterte Auflage Franckh sche Verlagshandlung Stuttgart 1983 ISBN 3 440 04513 7 S 1916 1917 Literatur BearbeitenG Schwedt Analytische Chemie 2 Auflage Wiley VCH 2008 ISBN 978 3 527 31206 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Iodometrie amp oldid 238233859