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Das International Biological Program deutsch Internationales Biologisches Programm abgekurzt IBP war ein okologisches Forschungsprogramm von 1964 bis 1974 In ihm wurden erstmals die Ansatze der Grossforschung auf die Okologie angewandt Obwohl das Programm von vielen Wissenschaftlern im Ergebnis eher als Fehlschlag eingeschatzt wurde und mit ihm keine bahnbrechenden Erkenntnisfortschritte verbunden waren war es von hoher Bedeutung fur die Organisation und das Management okologischer Grossforschung bis heute Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Programms 2 Forschungsansatze 3 Probleme 4 Folgeprojekte 5 Quellen 6 WeblinksGeschichte des Programms BearbeitenNach dem grossen Erfolg des Internationalen Geophysikalischen Jahrs 1957 1958 bemerkten zahlreiche Biologen dass die Okologie von einem ahnlichen Programm stark profitieren konne Im Rahmen des IGJ waren einige biologische Untersuchungen bereits durchgefuhrt worden allerdings nachgeordnet v a in der Antarktis und in geringem Umfang Leiter des Organisationskomitees fur das neue Projekt wurde der britische Entwicklungsbiologe Conrad Hal Waddington Kontinuitat zum IGJ wurde durch den Ozeanographen Roger Revelle hergestellt Startschuss fur das IBP war eine Konferenz in Paris im Jahr 1964 Wegen der Komplexitat der Datenerfassung wurde die Begrenzung auf ein einziges Jahr verworfen Angestrebt war zunachst ein Zeitraum von ca 5 bis 7 Jahren Verbindendes Thema fur das Projekt waren die Biologischen Grundlagen der Produktivitat und der menschlichen Wohlfahrt Der Begriff der Okologie war damals noch exotisch und ausserhalb der Fachwissenschaft so gut wie unbekannt deshalb wurde das Programm im Titel als biologisches Programm eingefuhrt Die operationelle Phase des Programms begann im Jahr 1967 Das Programm war international angelegt wobei in jedem Land ein nationales Komitee unter Fuhrung der jeweiligen Akademie der Wissenschaften in Deutschland die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Arbeiten anleitete und koordinierte eine zentrale Finanzierung oder Forderung existierte nicht Ehrgeizigster Teil des Programms war eine beabsichtigte grundlegende Inventur der biozonotischen Beziehungen Nahrungsnetze sowie Energie und Stoffflusse fur ganze Biome Im weltweit umfangreichsten Teilprojekt in den USA wurden Tundra in Point Barrow Alaska Wusten in Curley Valley Utah borealer Nadelwald Tal des Cedar River bei Seattle und H J Andrews Experimental Forest in Oregon Laubwald verschiedene Gebiete und Grasland Prarie in Fort Collins Colorado bearbeitet Europaische Beitrage fanden in fast allen Landern statt wobei Laubwalder im Zentrum des Interesses standen Deutscher Beitrag war hier das Solling Projekt Wichtige Einzelprojekte existierten z B in Danemark Rotbuchenwald bei Aarhus in England Meathop Wood in der Tschechoslowakei Wald von Bab und in Polen Urwald von Bialowieza Beabsichtigt war jeweils das gesamte Okosystem in seiner Funktion zu entschlusseln und zu modellieren Forschungsansatze BearbeitenDer Schwerpunkt des Internationalen Biologischen Programms lag auf der Gewinnung grosser wenn moglich sogar umfassender Datensatze mit quantitativen Daten aus den untersuchten Modellsystemen Diese Quantifizierung sollte die Grundlage zum Verstandnis und letztlich zur Modellierung des gesamten Systems sein Verwendete Methoden umfassten Datenfernerkundung z B durch Infrarotphotographie Radar und Sonar und Messung von Stoffflussen und Nahrungsbeziehungen durch kontrolliertes Einbringen kunstlicher Isotope In vielen Teilprojekten wurden erstmals die abiotischen Standortbedingungen Wetter inkl des Bestandswetters im Inneren von Waldern Zuwachs und Elementgehalte sowie grundlegende biologische Inventuren des gesamten Artenspektrums in Angriff genommen Probleme BearbeitenVon Anfang an war es ein Problem des Programms dass die Datenerfassung zwischen den verschiedenen Einzelprojekten nicht einheitlich und standardisiert erfolgte Dies lag aber vor allem daran dass solche Standardmethoden schlicht nicht existierten teilweise wurden sie im Rahmen des Projekts neu entwickelt Auch die Planung einer zentralen Datenbank konnte nicht verwirklicht werden die vorhandenen Daten wurden nicht in einem vereinheitlichten Format gespeichert Die ehrgeizigen Erwartungen ganze Okosysteme mittels Kybernetik und Systemanalyse in den Griff zu bekommen scheiterten weitgehend an der Komplexitat der Daten Die mathematische Modellierung von Okosystemen erwies sich als ein weitaus schwierigeres Problem als ursprunglich erhofft und war mit Ausnahme einiger extrem artenarmer arktischer Biotope mit den damaligen Techniken und Methoden letztlich nicht erreichbar Gemessen an den ursprunglichen Zielen und Erwartungen war das Projekt ein fast vollkommener Fehlschlag Nimmt man nicht die etwas hochtrabende Rhetorik und die weitgespannten Ziele der Anfangsphase zur Grundlage wurde im Rahmen des Programms allerdings an vielen Orten durchaus erfolgreiche Forschung betrieben Als vielleicht wichtigste Folge des Programms gilt es heute dass sich an zahlreichen Universitaten und Forschungseinrichtungen Arbeitsgruppen fur Okologie und Okosystemforschung herausbildeten die die noch junge Disziplin teilweise bis heute pragen Folgeprojekte BearbeitenDie im Rahmen des Internationalen Biologischen Programms entwickelten Forschungsansatze wurden anschliessend teilweise in veranderter Form fortgesetzt In den USA war das wichtigste Folgeprojekt das Long Term Ecological Research program LTER fur die okologische Langzeitforschung International wurden viele Projekte im MAB Programm der UNESCO fortgefuhrt Quellen BearbeitenElena Aronova Karen S Baker Naomi Oreskes 2010 Big Science and Big Data in Biology From the International Geophysical Year through the International Biological Program to the Long Term Ecological Research LTER Network 1957 Present in Historical Studies in the Natural Sciences Vol 40 No 2 183 224 P M Boffey 1976 International biological program Was it worth the cost and effort Science Vol 193 no 4256 866 868 Heinz Ellenberg Robert Mayer Jurgen Schauermann Okosystemforschung Ergebnisse des Sollingprojekts 1966 1986 Stuttgart Ulmer Verlag 1986 Kap 1 2 Das Internationale Biologische Programm p 20 Weblinks BearbeitenDarstellung des Programms im Archiv der amerikanischen National Academy of Sciences Abgerufen von https de wikipedia org w index php title International Biological Program amp oldid 193796238