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Das Interaktionssystem ist ein soziologischer Fachbegriff und wird als solcher vor allem in der soziologischen Systemtheorie nach Niklas Luhmann gebraucht Innerhalb der Systemtheorie auch Theorie der sozialen Systeme wird er oft synonym zum Begriff Interaktion verwendet Benutzt wird er in diesem Sinne auch von Dirk Baecker Elena Esposito Rudolf Stichweh Peter Fuchs u a Systemtheoretikern Mit Interaktionssystem wird hier ein temporares System bezeichnet das dadurch zustande kommt dass Personen bei Luhmann Alter und Ego zusammenkommen und in einer face to face Situation kommunizieren Luhmann unterscheidet das Interaktionssystem von gesellschaftlichen Funktionssystemen die immer eigene symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien verwenden und sich durch Funktionale Differenzierung voneinander abgrenzen Eine weitere Differenzierung zwischen gesellschaftlichen Funktionssystemen und Interaktionssystem liegt in der unterschiedlichen Stabilitat Ein Interaktionssystem kommt zustande und lost sich wieder auf Interaktionssysteme konnen unterschiedliche Komplexitat entwickeln Beispiele fur Interaktionssysteme sind Wartende an einer Haltestelle eine Party eine Massenschlagerei Geschlechtsverkehr die Situation von Gefangenen in einer Zelle aber auch ein Gefangnisaufstand Der Begriff kann in der Soziologie auch ausserhalb der Systemtheorie gebraucht werden Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsfunktion 2 Geschichte und Relevanz des Begriffs 2 1 Begriffsgeschichte 2 2 Relevanz 3 Kritik des Begriffs 4 EinzelnachweiseBegriffsfunktion BearbeitenDie Grundkonstellation der Interaktion beschreibt Luhmann als doppelte Kontingenz damit ist gemeint dass weder Alter das Bewusstsein von Ego erfahrt noch dessen Inhalte kennt noch umgekehrt Ego das bzw die von Alter Die Frage auf die der Begriff eine Antwort anbietet ist also wie unter der Bedingung der doppelten Kontingenz eine Kommunikation dennoch zustande kommt System soll nun heissen dass die Vergangenheit der Kommunikation eine bestimmte Zukunft wahrscheinlich macht und andere Moglichkeiten ausschliesst oder extrem unwahrscheinlich macht und damit nicht jede Kommunikation innerhalb der Interaktion gleichsam mit Null beginnt Der Begriff des Systems antwortet grundsatzlich auf die Frage wie eine an sich unwahrscheinliche Unwahrscheinlichkeit in einem bestimmten Kontext eine wahrscheinliche Unwahrscheinlichkeit wird Geschichte und Relevanz des Begriffs BearbeitenBegriffsgeschichte Bearbeiten Der Begriff Interaktion wurde zunachst prominent durch den Symbolischen Interaktionismus gebraucht und wurde dann von Erving Goffman ausgebaut Es gibt bei aller Unterschiedlichkeit der Theorie Rollentheorie vs Systemtheorie bei Luhmann und Goffman Ahnlichkeit in der Verwendung er meint Kommunikation in Anwesenheit face to face Situation Es ist massgeblich Goffman zu verdanken die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht in den Mittelpunkt einer soziologischen Forschung zu stellen Mein Grundinteresse schreibt Goffman gilt der Untersuchung der personlichen Interaktion als eines sich naturlich abgrenzenden analytisch einheitlichen Teilgebiets der Soziologie 1 Um die Strategie des systemtheoretischen Begriffs zu verstehen muss man sich zunachst klarmachen was der Gegenstand der Soziologie ist In der allgemeinen Vorstellung ist Gesellschaft eine Ansammlung von Menschen Diese Vorstellung muss die Soziogie zuruckweisen um ihren Gegenstand zu definieren und sich von Anthropologie Ethnologie und Psychologie abzugrenzen Max Weber macht den Begriff des sozialen Handels stark und definiert dieses als eine Handlung die auf einen anderen Menschen bezogen ist Georg Simmel vermeidet den Begriff der Gesellschaft ganzlich und spricht lediglich von Vergesellschaftung Emile Durkheim von sozialen Tatsachen Niklas Luhmann von Sozialen Systemen wobei er Menschen lediglich als Umwelt dieser begreift Auf die Frage was der Gegenstand der Soziologie sei bzw wie Gesellschaft als Gegenstand der soziologischen Theorie beschrieben werden kann kann man zwei Herangehensweisen unterscheiden Die eine mikrosoziologische Position Max Weber Alfred Schutz Erving Goffman geht von der Interaktion aus die andere makrosoziologische Emile Durkheim Talcott Parsons von der Prioritat einer uberpersonalen Struktur Die erste Position schliesst vor allem an Handlungstheorie und psychologische Ansatze an Die zweite Position hat Bezuge zu der Linguistik von Ferdinand de Saussure und dem Strukturalismus und den Theorien des Ethnologen Bronislaw Malinowski der Philosophie Herbert Spencers und dem Funktionalismus Der Gegenstand des makrosoziologischen Ansatzes ist so konnte man vereinfachend sagen die gesellschaftliche Struktur Der massgebliche Gegenstand des mikrosoziologischen Ansatzes ist die Interaktion Relevanz Bearbeiten Die Besonderheit des Begriffs Interaktionssystem ist nun dass in ihm beide Ansatze zusammengedacht werden Einerseits wird Interaktion und nicht Gesellschaft betrachtet anderseits zeigt der Begriff des Systems an dass nicht vom Einzelnen sondern von der Struktur ausgegangen wird Kritik des Begriffs BearbeitenDieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Luhmann ist als Interaktionstheoretiker umstritten Es gibt allerdings Versuche 2 ihn als solchen auszuweisen und ihn vor allem auch mit der Rollentheorie Goffmans in Zusammenhang zu bringen Der Begriff Interaktion bzw Interaktionssystem grenzt sich von dem der Gesellschaft ab Man konnte aber auch Interaktion Kommunikation in Anwesenheit und interaktionsfreie Kommunikation Buch unterscheiden Damit bleibt manchmal unklar ob mit dem Begriff ein Theorieansatz also eine Betrachtungsweise oder ein Gegenstandsbereich gemeint ist Im Hinblick auf das Internet wird der Begriff zunehmend problematisch und verlangt eine neue Differenzierung Die harte Unterscheidung von interaktionsfreier Kommunikation vermittels Buch schriftlich ohne Reaktionsmoglichkeit in Abwesenheit Rezipient bestimmt den Zeitpunkt der Rezeption etc und der Interaktion mundlich Reaktionsmoglichkeit in Anwesenheit Sender bestimmt den Zeitpunkt der Rezeption werden durch die neuen Medien zunehmend verwischt Es kommt also zu einer Ausdifferenzierung der Interaktion Gerade in dieser Differenzierung ware die Zukunft des Begriffs zu verorten und seine zukunftige Relevanz vorweg zu ahnen Einzelnachweise Bearbeiten Erving Goffman Strategische Interaktion Munchen 1981 S 9 Original Strategic Interaction S 69 Andre Kieserling Kommunikation unter Anwesenden Studien uber Interaktionssysteme Frankfurt a M 1999 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Interaktionssystem amp oldid 190973954