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Als Inste oder Instleute bezeichnet man einen vor allem fur Nord und Ostdeutschland eigentumlichen Typus von Gutstagelohnern auf den grossen Gutern Eingebunden war dabei die ganze Familie Den Hohepunkt ihrer Bedeutung hatten sie in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts ehe sie allmahlich von Lohnarbeitern verdrangt wurden In der sozialen landlichen Hierarchie standen sie etwas unterhalb der Budner 1 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Struktur 3 Einkommen 4 Entwicklung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenInste ist die niederdeutsche Form fur Insasse 2 Im Nordostdeutschen bis nach Ostpreussen pp gibt es auch noch das Wort Instmann Instermann in der Wortbedeutung Landarbeiter 3 Damit wurde seit dem 17 und 18 Jahrhundert eine Bevolkerungsgruppe bezeichnet die weder Land noch Wohnraum besass und deswegen Wohnraum mieten musste Das Deutsche Worterbuch der Gebruder Grimm beschreibt einen Instmann als einen Einlieger der in eines andern hause wohnt und keine guter im dorfe hat 4 Das Deutsche Rechtsworterbuch weist die Verwendung des Begriffs Instlude bereits 1486 und von dieser Zeit an in zahlreichen Verwendungen des Begriffs nach 5 Struktur BearbeitenMax Weber veroffentlichte 1891 fur den Verein fur Sozialpolitik seine Schrift Die Verhaltnisse der Landarbeiter in Deutschland Darin analysierte er die agrarischen Verhaltnisse im ostlichen Deutschland Den ostdeutschen Insten galt seine besondere Aufmerksamkeit Um 1840 soll es etwa 200 000 Insten gegeben haben 6 Die Zahl der Familienangehorigen und abhangigen Knechte lag um ein Vielfaches hoher Die Insten liessen sich mit ihrer Familie und ein oder zwei Knechten Hofganger oder Scharknechte genannt auf einem Gut nieder und arbeiteten fur den Gutsherren Dabei waren sie durch einen langfristigen Vertrag an den Gutsherren gebunden Ihr Einkommen bestand aus verschiedenen Bestandteilen Dazu gehorte die Entlohnung in Geld und Naturalien Hinzu kam das Nutzungsrecht fur die eigene kleine Landwirtschaft oder das Halten von Vieh Hinzu kam ein gewisser Anteil am Ertrag des Gutes Das Vertragsverhaltnis der Insten mit den Gutsherren war eine eigentumliche Mischung Sie waren keine Lohnarbeiter sondern standen auch in einem Herrschaftsverhaltnis zum Gutsherren Sie waren auch am Ertrag des Bodens beteiligt Ausserdem waren sie sowohl Arbeitnehmer als auch gegenuber ihren Knechten Arbeitgeber Weber beschreibt die Insten als Arbeiter Kleinunternehmer und Knechte in einer Person Aus diesen besonderen Verhaltnissen ergibt sich dass die Insten in vielem die Interessen der Gutsbesitzer teilten 7 Hans Ulrich Wehler verglich das Verhaltnis der Insten wegen ihrer Abhangigkeit vom Gutsherren mit mittelalterlichen Fronbauern 8 Tatsachlich war die Lage der Insten eine Folge der Aufhebung der Leibeigenschaft und der Landreformen um 1800 Dabei erhielten jedoch nicht alle vorher leibeigenen Gutsangehorigen Pachtstellen Die Ubrigen mussten sich im Tagelohn verdingen Einkommen BearbeitenDie Zusammensetzung der Entlohnung war unterschiedlich Im Osten war der Anteil des Naturallohns meist hoher als in den westlicheren Gebieten Der Naturallohn konnte sich aus der Wohnung aus Land oder Saatgut zusammensetzen Hinzu kamen Nahrungsmittel und als Drescherlohn als Teil des Ertrags des Gutes Getreide Die Hohe des Naturallohns war an die Arbeitsleistung und die Anzahl der gestellten Arbeitskrafte gebunden Ein Drittel des Einkommens etwa entfiel auf Geldeinkommen fur das in den Wintermonaten betriebene Dreschen des Getreides Daneben erwirtschaftete die Familie noch etwas auf dem vom Gutsherren zur Verfugung gestellten Grundbesitz Das vom Gutsherrn zur Verfugung gestellte Haus und der Grundbesitz die Instenstelle machten die Instenfamilien stark vom Gutsherrn abhangig Eine Auflehnung hatte den Verlust der Wohnung bedeutet 9 Entwicklung BearbeitenDie Agrarreformen zu Beginn des 19 Jahrhunderts fuhrten zu einer Zunahme der Instleute Sie traten an die Stelle der bisherigen gutsuntertanigen Bauern 10 Allerdings hatten die Reformen auch negative Auswirkungen auf die Einkommensmoglichkeiten der Insten Die Viehhaltung auf den Allmenden fiel etwa weg Anstelle von fremden Knechten dienten die Frauen und Kinder als Hofganger und Scharwerker 11 Auch die rechtliche Lage verschlechterte sich Seit 1837 waren die Instleute wie auch das Gesinde der Polizeiaufsicht der Gutsherren unterworfen Ein Koalitions und Streikrecht hatten sie bis zur Novemberrevolution nicht 12 Insgesamt war die soziale und wirtschaftliche Lage der Insten nach Webers empirischen Untersuchungen besser als die qualifizierter Industriearbeiter Allerdings wurde ihre Existenz vom Wandel und der Modernisierung der Landwirtschaft bedroht Die Bedeutung des Getreideanbaus ging zuruck Auch die Getreidepreise sanken Hinzu kam dass durch die Einfuhrung von Dreschmaschinen die Insten eine bislang wichtige Aufgabe tendenziell einbussten Auch die Moglichkeit der eigenen Viehhaltung wurde eingeschrankt Ausserdem gelang es den Insten durch die Konkurrenz der Industrie auf langere Sicht kaum noch Hofganger oder Scharknechte anzuwerben Auch viele Kinder der Insten zogen andere Tatigkeiten vor Seit der Mitte des 19 Jahrhunderts nahm die Bedeutung der Insten zu Gunsten von reinen Tagelohnern und Lohnarbeitern ab 13 Literatur BearbeitenRudolf Thimm Der Proletarier als Instmann auf dem Lande von seiner Wiege bis zur Bahre Verlag von Oskar Leimer Berlin 1848 Digitalisat Max Weber Entwicklungstendenzen in der Lage der ostelbischen Landarbeiter In Ders Gesammelte Aufsatze zur Sozial und Wirtschaftsgeschichte Hrsg von Marianne Weber Tubingen 1988 Onlineversion Max Weber Die Verhaltnisse der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland Preussische Provinzen Ost und Westpreussen Pommern Posen Schlesien Brandenburg Grossherzogtumer Mecklenburg Kreis Herzogtum Lauenburg Dargestellt auf Grund der vom Verein fur Socialpolitik veranstalteten Erhebungen Duncker amp Humblot Leipzig 1892 Schriften des Vereins fur Socialpolitik LV Die Verhaltnisse der Landarbeiter in Deutschland Bd 3 Jan Schlurmann Butterkrieg und Instenstreik Schleswig und Holstein und die soziale Frage In AufBruch amp BurgerKrieg Schleswig Holstein 1848 1851 Band 1 Kiel 2012 S 185 193 Heinrich Drager Die Instleute oder Insten in Schleswig Holstein ihre Geschichte ihre Bedeutung fur den Grossbetrieb und ihre Entlohnung Beyer 1927 105 Seiten Weblinks Bearbeiten Wiktionary Inste Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Eintrag auf www historische berufe deEinzelnachweise Bearbeiten zum Beispiel August Haxthausen Alexander Padberg Die landliche Verfassung in den Provinzen Ost und Westpreussen 1 Band Konigsberg 1839 S 337 ff books google de Jacob und Wilhelm Grimm Deutsches Worterbuch Band 10 Sp 2146 Inste Digitalisat bei Woerterbuchnetz de Friedrich Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 19 Auflage Berlin 1963 Jacob und Wilhelm Grimm Deutsches Worterbuch Band 10 Sp 2146 Instmann Digitalisat bei Woerterbuchnetz de Instmann im Deutschen Rechtsworterbuch Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd 2 S 166f Hans Peter Muller Max Weber Koln u a 2007 S 44 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd 1 Munchen 1989 S 427 Georg Stocker Agrarideologie und Sozialreform im Deutschen Kaiserreich Gottingen 2010 S 35 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd 3 Munchen 1995 S 839 Georg Stocker Agrarideologie und Sozialreform im Deutschen Kaiserreich Gottingen 2010 S 35 Rene Schiller Vom Rittergut zum Grossgrundbesitz Berlin 2003 S 72 Gerd Vonderach Land Leben gestern und heute Munster 2004 S 88 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inste amp oldid 220600704