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Insektenzucht englisch insect rearing oder insect farming ist die kunstliche Vermehrung von Insekten zur Befriedigung menschlicher Bedurfnisse Nutzinsekten zum Beispiel als Lebensmittel Speiseinsekten als Futtermittel Futterinsekten zur Bestaubung von Kulturpflanzen oder zur biologischen Schadlingsbekampfung In der Regel werden Insekten dabei auf besonderen Nahrsubstraten gehalten und vermehrt eine eigentliche Zucht also eine gezielte genetische Veranderung ist damit im Normalfall nicht verbunden Ausnahme ist die traditionelle chinesische Seidenraupen Zucht bei der der wilde Bombyx mandarina zum Haustier Seidenspinner Bombyx mori weitergezuchtet wurde der ebenfalls Seide liefernde Pfauenspinner Samia ricini ist wohl ebenfalls erst in der Zucht aus der Wildform Samia canningi hervorgegangen Auch die Imkerei hat zahlreiche Rassen der Westlichen Honigbiene zuchterisch verandert Die Imkerei wird haufig allerdings nicht zur eigentlichen Insektenzucht gerechnet Inhaltsverzeichnis 1 Als Lebensmittel 2 Als Tierfutter 3 Als Bestauber 4 Fur die Schadlingsbekampfung 5 Risiken 6 EinzelnachweiseAls Lebensmittel Bearbeiten nbsp Zucht von Grillen in Thailand Hauptartikel Speiseinsekten und Entomophagie beim Menschen Bedeutung besitzt die Zucht von Speiseinsekten fur die menschliche Ernahrung vor allem in Sudostasien und dort Thailand Dort sollen etwa 20 000 Farmer Heimchen Acheta domesticus eine Grillenart und weitere 120 Sagowurmer Larven des Russelkafers Rhynchophorus ferrugineus als Speiseinsekten fur den menschlichen Verzehr zuchten Die Heimchen werden in erster Linie mit normalem kommerziellen Huhnerfutter ernahrt dessen Preis fur die Wirtschaftlichkeit daher wesentlich ist Die Technik der Zucht wurde an der Universitat Khon Kaen entwickelt Die Jahresernte der Farmen wird auf 7500 Tonnen Stand 2011 geschatzt 1 In Europa existieren diverse Speiseinsekten Farmen in den Niederlanden Belgien und Frankreich die vor allem Larven des Getreidesschimmelkafers 2 und Mehlkafers sowie Heimchen 3 als Lebensmittel und zur Weiterverarbeitung in Insekten Lebensmitteln produzieren Obwohl in den Industrielandern laut aktueller Forschung die Vorbehalte gegen das Essen von Insekten abnehmen 4 erscheint eine grossere Rolle von Insekten laut Meinung einzelner Experten in der Ernahrung hier unwahrscheinlich 5 Die meisten der nach einer Aufstellung der Ernahrungs und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO knapp 1700 in verschiedenen Teilen der Welt zum menschlichen Verzehr genutzten Insektenarten 6 werden allerdings nicht gezuchtet sondern aus ihren Wildvorkommen besammelt Als Tierfutter Bearbeiten Hauptartikel Futterinsekt Die Zuchtung von Insekten als Tierfutter ist in der Aquaristik und Terraristik weit verbreitet wo zahlreiche Hobby Halter Heimchen Mehlwurmer Larven des Mehlkafers Tenebrio molitor und zahlreiche andere Arten als Futtertiere zuchten Futtertiere fur diese Zwecke werden auch gehandelt ihre Zucht besitzt durchaus einige wirtschaftliche Bedeutung Allein in den USA werden mehr als 5 Millionen Grillen pro Woche von ca 30 kommerziellen Grillenfarmen an Tierhalter versandt 7 Derzeit laufen Versuche Fliegenmaden wie die Larve der Schwarzen Soldatenfliege Hermetia illucens als Futtertier in der Fischzucht einzusetzen um den Einsatz von Fischmehl zu reduzieren 8 In der landwirtschaftlichen Viehzucht ist der Einsatz von Insekten als Futter bislang nicht ublich Zulassung fur den Einsatz bei Schweinen und Geflugel liegen in der Europaischen Union inzwischen aber vor Als Bestauber BearbeitenInsektenzucht fur die Bestaubung von Nutzpflanzen ist vor allem fur den Einsatz im Gewachshaus bedeutsam wo die meisten naturlichen Bestauber ausfallen Neben Honigbienen werden vermehrt Hummeln zu diesem Zweck eingesetzt Erste Ansatze dazu gibt es seit den 1970er Jahren Kommerzielle Zuchter arbeiten seit Ende der 1980er Jahre in Belgien und den Niederlanden wo heute noch die drei grossten der etwa 30 weltweiten kommerziellen Produzenten ihren Sitz haben Seit etwa 1992 setzen alle hollandischen Tomatenzuchter Hummeln ein die die vorher ubliche Bestaubung per Hand vollkommen verdrangt haben Fur das Jahr 2004 wird bereits mit etwa einer Million Hummelkolonien jahrlich gerechnet 9 Fur die Schadlingsbekampfung BearbeitenAuch der Einsatz gezuchteter Insekten in der biologischen Schadlingsbekampfung ist vor allem in Treibhausern ublich Im Jahr 2006 produzierten in Nordamerika USA und Kanada 22 grosse Betriebe insgesamt 38 Nutzlingsarten Ihr Umsatz wurde auf etwa 25 bis 30 Millionen Dollar abgeschatzt 10 Risiken BearbeitenWahrend Gefahren fur die menschliche Gesundheit bisher nicht bekannt sind und von Experten als unwahrscheinlich eingeschatzt werden bestehen Umweltgefahren wenn gezuchtete Insekten ausserhalb ihres naturlichen Verbreitungsgebiets aus der Zucht oder dem Gewachshaus entkommen und sich als Neozoen im Freiland ansiedeln Im Europa hat vor allem der Fall des Asiatischen Marienkafers Harmonia axyridis Aufsehen erregt der nach seinem Entkommen aus der Zucht fur die biologische Schadlingsbekampfung im Jahr 2001 inzwischen die haufigste europaische Marienkafer Art geworden ist In Nordamerika wird die Etablierung der europaischen Dunklen Erdhummel Bombus terrestris mit unbekannten Folgen fur die heimische Fauna befurchtet 11 Solche Folgen sind in Sudamerika bereits eingetreten eine dort heimische Art erscheint durch die Konkurrenz europaischer eingefuhrter Hummeln vom Aussterben bedroht 12 Einzelnachweise Bearbeiten Yupa Hanboonsong Tasanee Jamjanya Patrick B Durst Six legged livestock edible insect farming collection and marketing in Thailand FAO Bangkok Thailand 2013 ISBN 978 92 5 107578 4 WAZ Jana Hannemann 25 Mai 2018 Darum sind Insekten das Nahrungsmittel der Zukunft Rhein Neckar Zeitung Petra Kaminsky 15 September 2018 Pasta mit sechs Beinen Insektenmehl aus Holland Caparros Megido R Sablon L Geuens M Brostaux Y Alabi T Blecker C Drugmand D Haubruge E and Francis F 2014 Edible Insects Acceptance by Belgian Consumers Promising Attitude for Entomophagy Development Journal of Sensory Studies 29 14 20 doi 10 1111 joss 12077 Daniel Szewczyk Warum Insekten nicht unser neues Fleisch werden Artikel Die Welt vom 1 April 2012 Patrick B Durst Dennis V Johnson Robin N Leslie Kenichi Shono editors Forest insects as food humans bite back Proceedings of a workshop on Asia Pacific resources and their potential for development 19 21 February 2008 Chiang Mai Thailand FAO Bangkok Thailand 2010 ISBN 978 92 5 106488 7 Auszug auf deutsch ubersetzt von Birgit Rumpold Der Beitrag von Insekten zu Nahrungssicherung Lebensunterhalt und Umwelt Leitfaden herausgegeben von der FAO PDF David B Weissmann David A Gray Hanh Thi Pham Peter Tijssen 2012 Billions and billions sold Pet feeder crickets Orthoptera Gryllidae commercial cricket farms an epizootic densovirus and government regulations make for a potential disaster Zootaxa 3504 67 88 Erfolge mit Insektenmehl fur eine nachhaltige Fischfutterung Medienmitteilung vom 19 September 2013 FiBL Forschungsinstitut fur biologischen Landbau Hayo H W Velthuis Adriaan Van Doorn 2006 A century of advances in bumblebee domestication and the economic and environmental aspects of its commercialization for pollination Apidologie 37 4 421 451 Keith Douglass Warner Christy Getz 2008 A socio economic analysis of the North American commercial natural enemy industry and implications for augmentative biological control Biological Control 45 1 10 doi 10 1016 j biocontrol 2007 12 003 Kimberly Winter Laurie Adams Robbin Thorp David Inouye Liz Day John Ascher Stephen Buchmann Importation of Non Native Bumble Bees into North America Potential Consequences of Using Bombus terrestris and Other Non Native Bumble Bees for Greenhouse Crop Pollination in Canada Mexico and the United States A White Paper of the North American Pollinator Protection Campaign NAPPC PDF Memento des Originals vom 16 Mai 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde 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