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Das Internationale Begegnungszentrum der Wissenschaft IBZ Berlin ist ein Wohnhaus fur auslandische Gastwissenschaftler der Freien Universitat Berlin der Max Planck Gesellschaft sowie der Stipendiaten der Alexander von Humboldt Stiftung Es befindet sich an der Wiesbadener Strasse im Berliner Ortsteil Wilmersdorf Das IBZ Berlin ist Grundungsmitglied des Verbunds der Internationalen Begegnungszentren der Wissenschaft einem Zusammenschluss von IBZ und hochschulnahen Gastehausern in Deutschland Die Finanzierung des rund 25 Millionen Mark kaufkraftbereinigt in heutiger Wahrung rund 26 6 Millionen Euro teuren Gebaudes unterstutzten die Alexander von Humboldt Stiftung die Volkswagenstiftung sowie das Land Berlin Von 2010 bis 2011 wurde das Gebaude mit finanzieller Hilfe des Bundesministeriums fur Bildung und Forschung sowie der Alexander von Humboldt Stiftung behutsam energetisch saniert IBZ BerlinDie Einrichtung wird von einem Verein dem Internationalen Begegnungszentrum der Wissenschaft e V betrieben dessen Trager neben Privatpersonen und kleinen Institutionen die Freie Universitat Berlin und die Max Planck Gesellschaft sind Aufgabe des IBZ e V ist die Forderung des wissenschaftlichen und kunstlerischen Gedankenaustausches von internationalen Wissenschaftlern und Kunstlern und ihren deutschen Kollegen Dazu veranstaltet der Verein im IBZ Vortragsreihen Konzerte und Seminare fur die Bewohner und Gaste Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der IBZ 2 Architektur des IBZ Berlin 3 Architekturwettbewerb fur das IBZ Berlin 4 Die Grunanlagen des IBZ Berlin 5 Unvollendeter Dachgarten 6 Bemerkenswerte Grundrisse 7 Streit um Kleingarten 8 Literatur und Quellen 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte der IBZ BearbeitenDie Idee der Internationalen Begegnungszentren fur deutsche und auslandische Wissenschaftler wurde in den 1950er Jahren auf Initiative der Alexander von Humboldt Stiftung entwickelt und folgte damit US amerikanischen Vorbildern von auf dem Universitatscampus gelegenen Apartmenthausern fur Akademiker Zeichnen sich die amerikanischen Vorbilder durch ihre die Nahe zum Campus aus war die Situation in Berlin deutlich anders Das vom Land Berlin zur Verfugung gestellte Grundstuck einer Laubenkolonie lag verkehrsgunstig an der U Bahn Linie Richtung Dahlem wo die meisten Institute der Freien Universitat beheimatet sind und ist dennoch einige Kilometer vom Campus entfernt Hochschulnahe Einrichtungen als Begegnungsraume fur Gastwissenschaftler standen ausserdem nicht zur Verfugung und wurden deshalb fur das IBZ Berlin neu entwickelt Architektur des IBZ Berlin BearbeitenAuf den ersten Blick sieht das 1979 1983 vom Munchner Architekten Otto Steidle errichtete Gebaude mit 78 Wohnungen unterschiedlicher Grosse und unterschiedlichen Zuschnitts wie ein typisches Berliner Mietshaus aus Bei genauem Hinsehen fallen jedoch bautypologische Besonderheiten auf Vor allem die Raume fur Begegnung mit anderen Mietern fur Kommunikation und fur das Miteinanderwohnen die den klassischen Wohnmietshausern meist fehlen gibt es im IBZ Berlin reichlich Die Begegnungsraume reichen von einem Clubraum im Erdgeschoss uber eine offentliche Bibliothek einen Fitnessraum einen Billardraum uber Gemeinschaftskuchen bis hin zu einem grossen Veranstaltungsraum im obersten Stockwerk Die 78 Wohnungen im IBZ Berlin teilen sich wie folgt auf 17 Einzelapartments mit 38 47 m 19 Zweizimmerwohnungen mit 48 57 m 11 Dreizimmerwohnungen mit 64 77 m 30 Vierzimmerwohnungen mit 86 116 m 0 1 Funfzimmerwohnung mit 115 m Die kleinen Apartments und Wohnungen liegen im vorderen Bereich des Hauses zur Ahrweilerstrasse Ihnen sind drei Gemeinschaftskuchen zugeordnet die bei Bedarf von den Bewohnern genutzt werden konnen und sie dienen der Begegnung vor allem der allein lebenden Hausbewohner mit ihren Nachbarn Die Uberzeugung von Steidle lautete Nicht das Haus bestimmt die Stadt sondern die Stadt bestimmt das Haus 1 Dementsprechend entwickelte er den Bau aus der Umgebung des Rudesheimer Platzes des zu Beginn des 20 Jahrhunderts entstandenen Rheingauviertels heraus Damit wollte er sicherstellen dass das Haus verbindend in das gewachsene Stadtquartier hineinwirkt ohne auf den gestalterischen Anspruch zu verzichten ganzlich neue Raume zu schaffen Das Gebaude wurde 2023 in die Berliner Denkmalliste aufgenommen 2 Architekturwettbewerb fur das IBZ Berlin BearbeitenIm Jahr 1978 wurde ein Wettbewerb ausgelobt In der Jury sassen prominente Architekten wie Erich Schneider Wessling der Kolner Gottfried Bohm der schweizerische Architekt Hans Muller der Architekturhistoriker Julius Posener und der Publizist Rolf Rave Eingeladene Teilnehmer waren ausserdem die Berliner Architekturburos von Hinrich Baller Winnetou Kampmann Manfred Schiedhelm und das Planungskollektiv Nr 1 Das vorgegebene und weitgehend realisierte Raumprogramm sah 78 Wohnungen vor davon 16 Einzelapartments 19 Zweizimmerwohnungen 12 Dreizimmerwohnungen 28 Vierzimmerwohnungen und drei Funfzimmerwohnungen Ein Drittel der Wohnungen sollte anderen zugeschaltet werden konnen Der Begegnungsbereich sollte einen Saal zwei Clubraume und Teekuchen umfassen Zudem war eine Tiefgarage vorgesehen Durchaus innovativ fur diese Zeit war der Wunsch nach weitergehenden Uberlegungen zur Energieeinsparung uber die seinerzeit gultige Warmeschutzverordnung hinaus Die Jury wurdigte die konsequente Weiterentwicklung der bauhistorischen Gegebenheiten und die gestalterischen Prinzipien des Wettbewerbsbeitrages von Steidle Gelobt wurde der Siegerentwurf auch fur seine Erschliessung uber einen hofseitigen Treppenweg und fur die daraus entstehenden Grundrissstrukturen Die Begegnungsraume wurden als modellhaft fur eine solche Bauaufgabe gewurdigt obgleich die Flachenzahlen um das Doppelte uberschritten wurden Urbanitat lasst sich als unabhangige Beziehung und Wechselwirkung zwischen Offentlichkeit und Privatheit definieren Fur diese Wechselwirkung kommt den Grenzbereichen den Ubergangsbereichen vom eigenen Raum zum allgemeinen Raum vom Individuellen zum Kollektiven besondere Bedeutung zu Die Zuordnung von Wohn Erschliessungs und gemeinschaftlich nutzbaren Bereichen mit ihren Grenzen und Ubergangen und ihre gestalterische und funktionale Ausbildung bestimmen den kommunikativen Charakter der Gebaude 3 Zur Uberarbeitung gegeben wurden jedoch eventuelle bauordnungsrechtliche Mangel wie beispielsweise die fehlenden notwendigen Treppenhauser 4 Vor allem dem diagonalen uberdachten Treppenweg Laubentreppe kommt eine wesentliche Funktion zu verbindet er doch alle Hausabschnitte miteinander und bildet mit seinen Laubengangen und Aufenthaltsbereichen den hausbezogenen offentlichen Raum Der hofseitige Weg beginnt am zentralen Eingang zur Wiesbadener Strasse mit Vermietungsburo und ehemaligen Galerieraum heute Club und streckt sich bis zum funften Obergeschoss empor Wahrend zur Hausseite des Treppenweges samtliche Wohnungen erschlossen werden befinden sich zur Hofseite der Anlage zusatzliche Gemeinschaftsbereiche wie Bibliotheks und Sportraume sowie ein Kinderraum heute Buro nbsp IBZ Berlin Rankgerust zum HofDer durch ein Rankgerust abgeschirmte Treppenweg schafft Vertrautheit und Schutz Das Gerust wurde vom Berliner Kunstler Erich Wiesner geschaffen der auch das Farbkonzept fur das Gebaude entwarf Mit dem Treppenweg gestaltete Steidle fur die Hausgemeinschaft einen kommunikativen und bewohnbaren Raum als Angebot fur die Benutzer Bewohnbare Bauten sind nicht nur Wohnhauser vielmehr alle Strukturen die unter anderem auch Qualitaten des Wohnens beinhalten erklart Steidle und richtet seine Architektur gegen das rein Funktionalistische und gegen eine Architektur des Spezifischen 5 Die Grunanlagen des IBZ Berlin BearbeitenDas Grunkonzept des IBZ Berlin fur das Peter Latz verantwortlich ist bezieht sich im Wesentlichen auf drei Bereiche auf die Vorgarten den Hofgarten und das Dach Die Vorgarten nehmen Bezug auf den historischen Bestand des Rudesheimer Platzes Dasselbe gilt auch fur das strassenseitige Rankgerust das allerdings bei Fassadenarbeiten Anfang des 21 Jahrhunderts entfernt wurde und laut Betreiber in den nachsten Jahren in Kooperation mit Erich Wiesner in modifizierter Weise wieder errichtet werden soll Die strassenseitigen Eingange der jeweiligen Hauser werden durch paarweise angeordnete Baume hervorgehoben Im Hofgarten dominieren zum Treppenweg parallel verlaufende Wege wobei einige Teile im Laufe der Zeit uberformt wurden und heute nicht mehr erkennbar sind Zudem wechseln sich Hochbeete Flachen fur Schattengewachse Kunst und Rasenflachen ebenso ab wie hohe Solitarbaume entlang der Grundstucksgrenze und niedrige Geholze zur Hausfassade Unvollendeter Dachgarten BearbeitenDie gewaltige verglaste Dachflache des IBZ war als gemeinschaftlicher Dachgarten konzipiert und sollte auch der Nachbarschaft offenstehen So sollte die verschwundene Laubenkolonie kompensiert werden Zudem waren zu beiden Seiten des Daches fur die Hausgemeinschaft Terrassen vorgesehen Wahrend die Terrassen teilweise begrunt wurden blieb der Dachgarten obgleich alle Voraussetzungen geschaffen sind bis heute unrealisiert Bemerkenswerte Grundrisse BearbeitenAuch die Wohngrundrisse des Gebaudes sind eine Besonderheit weil keiner dem anderen gleicht Die Wohnraume sind offen und sehr transparent gestaltet und haben meist einen dreifach belichteten Erker nach Suden Die Schlafraume sind kleiner und geschlossener gefasst bieten aber durch raumhohe Glasabtrennungen Sichtbeziehungen zum jeweiligen Wohnraum In den grossen Wohnungen finden sich ausserdem Stauraume die als Kammer oder Abstellraume nutzbar sind Wahrend in der Grundrissaufteilung eher amerikanische bzw skandinavische Vorbilder erkennbar sind ist es in der Ausstattung der Wohnungsbau der 1920er Jahre und die Berliner Taut Schule Die Gestaltung der Turen und Fenster die verglasten Windfange und die Treppen in den Maisonette Wohnungen erinnern sehr an den sozialen Wohnungsbau der Klassischen Moderne der Weimarer Republik die in Berlin inzwischen zum UNESCO Weltkulturerbe zahlt Obgleich die Ausstattung und Moblierung in allen Wohnungen weitgehend gleich ist wird durch die variantenreiche Ausgestaltung des Grundrisses die Individualitat eines jeden Gastes innerhalb einer demokratischen Hausgemeinschaft betont Die Voraussetzungen so der theoretische Ansatz sind ahnlich und vorgegeben Auf der Grundlage der gemeinsamen Voraussetzungen entwickeln und reifen jedoch ganz eigene personliche Individuen die sich ausgestalten und unterschiedliche Lebensraume bevorzugen Im Unterschied zu vielen anderen IBZ findet sich im Berliner Haus eine Vielzahl von grossen Wohnungen die es gerade Akademikerfamilien ermoglicht mitzureisen Die Zahl der Kinder im IBZ Berlin ist deshalb seit Grundung des Hauses entsprechend hoch Streit um Kleingarten BearbeitenDie geplante Raumung der Laubenkolonie war wie nicht selten in Berlin mit heftigen Protesten verbunden Die Parzellenbesitzer hatten uber Jahrzehnte das zentral gelegene Grundstuck genutzt und auch die Anwohner hatten die Grunflache ins Herz geschlossen Die Entstehung einer Laubenkolonie an der prominenten Ecke war nur moglich weil das Grundstuck zu den wenigen Flachen im Rheingauviertel gehorte die seit Grundung des Wohnviertels unbebaut blieben und sich im Besitz des Landes Berlin befanden Die beiden Weltkriege hatten eine Parzellierung Verausserung und Bebauung stets verhindert Literatur und Quellen BearbeitenFlorian Kossak Bewohnbare Bauten In Otto Steidle Bewohnbare Bauten Structures for Living Zurich Munchen London 1994 Technische Universitat Munchen Hrsg Otto Steidle Land Stadt Haus Salzburg Munchen 2004 Senator fur Bau und Wohnungswesen Hrsg Gemeinsames Wohnen am Rudesheimer Platz Das Internationale Begegnungszentrum fur Auslandische Wissenschaftler Berlin 1983 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons IBZ Berlin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien IBZ Berlin Verbund der IBZ und hochschulnaher Gastehauser in DeutschlandEinzelnachweise Bearbeiten Otto Steidle zitiert aus Technische Universitat Munchen Hrsg Otto Steidle Land Stadt Haus Salzburg Munchen 2004 S 8 f Berlins jungstes Baudenkmal steht am Rudesheimer Platz In Berliner Morgenpost 23 Marz 2023 abgerufen am 6 April 2023 Technische Universitat Munchen Hrsg Otto Steidle Land Stadt Haus Salzburg Munchen 2004 S 48 Vgl Senator fur Bau und Wohnungswesen Hrsg Gemeinsames Wohnen am Rudesheimer Platz Das Internationale Begegnungszentrum fur Auslandische Wissenschaftler Berlin 1983 Florian Kossak Bewohnbare Bauten In Otto Steidle Bewohnbare Bauten Structures for Living Zurich Munchen London 1994 S 1252 473073055556 13 315756944444 Koordinaten 52 28 23 1 N 13 18 56 7 O Normdaten Korperschaft GND 2183805 7 lobid OGND AKS VIAF 140461650 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title IBZ Berlin amp oldid 232539812