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Das Hotel Ratswaage ist ein Hotel in Magdeburg in Sachsen Anhalt Zeitweise wurde es als Kulturdenkmal gefuhrt Eingangsbereich 2012Hotel Ratswaage 2021 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Ausstattung des Hotels 3 Architektur und Geschichte 3 1 Vorgangergebaude 3 1 1 Ratswaageplatz 1 3 1 2 Ratswaageplatz 2 und 3 3 1 3 Innungshaus der Brauer und Backerinnung 3 2 Neubau als Haus der Gewerkschaften 3 3 Hotel Ratswaage 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenEs befindet sich im Zentrum der Magdeburger Altstadt auf der Ostseite des Ratswaageplatzes an der Adresse Ratswaageplatz 1 4 Unmittelbar sudlich verlauft die Julius Bremer Strasse westlich der Breite Weg Unter dem nordlichen Teil des Hauses befindet sich der denkmalgeschutzte Romanische Keller am Ratswaageplatz sudlich des Eingangs der als Kleindenkmal ausgewiesene Stiftungsstein der Brauer und Backerinnung Ausstattung des Hotels BearbeitenDas Hotel Ratswaage verfugt uber 151 Zimmer und funf Suiten mit einer Grosse von 24 bis 60 m Ausserdem bestehen elf Tagungsraume mit Flachen zwischen 25 und 125 m und einzelnen Platzkapazitaten bis zu 144 Personen die jedoch kombiniert werden konnen so dass im grossten Saal 350 m mit bis zu 450 Platzen bereitstehen Im Hotel besteht eine eigene Gastronomie Das Hotel verfugt daruber hinaus uber einen Wellnessbereich mit Pool und Sauna Architektur und Geschichte BearbeitenDer Hotelname geht auf die Ratswaage Magdeburg zuruck die bis 1858 auf dem Platz westlich des heutigen Hotels stand Vorgangergebaude Bearbeiten Etwa an der Stelle des jetzigen Hotelgebaudes befanden sich von Suden nach Norden die Hauser Ratswaageplatz 1 bis 4 Ratswaageplatz 1 Bearbeiten Das Haus Ratswaageplatz 1 war ein Backhaus und wurde vor 1631 vom Backer Woltersdorf 1640 dann von seinem Sohn Joachim Woltersdorf betrieben Im Jahr 1665 gehorte das Anwesen der Witwe Woltersdorf der ihr Sohn der Backer und Fleischer Joachim Woltersdorf nachfolgte Von ihm wurde das Gebaude 1678 fur 845 Taler seinem Sohn dem Backer und Seifensieder Christian Woltersdorf vermacht Er war zumindest noch 1701 Eigentumer Im Jahr 1706 verausserten seine Erben das Haus fur 1500 Taler an den Backer Johann David Scheerbaum der bis 1723 Besitzer blieb 1 Ratswaageplatz 2 und 3 Bearbeiten Die Hauser Ratswaageplatz 2 und 3 bildeten lange eine Einheit Im Jahr 1631 und dann noch bis 1638 gehorten sie dem Materialisten Christoph Wecknese Seine Erben vermieten das Gebaude fur 18 Taler jahrlich an Georg Weimar Im Jahr 1665 verausserte Andreas Wegnase die als Statte bezeichnete Immobilie an den Seidenkramer David Muller fur 330 Taler Muller riss das Gebaude ab und errichtete auf dem Grundstuck zwei neue Hauser Beide Hauser befanden sich 1678 im Eigentum des Hutstaffierers Mathias Muller und 1683 dann seiner Erben Ihnen folgte bis zu seinem Tod 1690 Johann Berghauer nach Von ihm ubernahm der 1701 verstorbene Tuchhandler Alexander Horne Horne war in erster Ehe mit einer Muller in zweiter dann mit einer Berghauer verheiratet 1695 gehorte seiner ersten Frau die Nummer 3 die jedoch bereits 1696 wieder Alexander Horne gehort Ihm folgte ab 1701 seine Witwe nach Sie heiratete den Schiffer David Schroder der 1706 als Eigentumer beider Hauser verzeichnet war Nach dem Tode Schroders verkaufte seine Witwe beide Hauser fur 1700 Taler an den Kriegskommissar Johann Benedikt Schartau Er teilte das Eigentum an den beiden Hausern auf in dem er die Nummer 3 fur 800 Taler 1719 an den Burgermeister Friedrich Cattoir verausserte selbst aber bis 1724 Eigentumer der Nummer 2 blieb 2 Innungshaus der Brauer und Backerinnung Bearbeiten nbsp Wappentafel 2013Das nordlichste der vier Hauser war die Nummer 4 Es wurde als Brauerhof der Brauer und Backerinnung genutzt Seine Front war nach Westen zum Ratswaageplatz ausgerichtet nach Norden hatte das Grundstuck einen Gebaudeteil der zur Scharrnstrasse ausgerichtet und zwischen den Hausern Scharrnstrasse 1 und 2 platziert war In diesem Bereich verlief die ottonische Stadtmauer Magdeburgs also die nordliche Stadtgrenze auf deren Innenseite das Grundstuck lag Daraus wurde geschlossen dass die Innungen schon vor dem Jahr 1200 Eigentumer des Grundstuckes waren Seit der Zeit um 1700 gehorte zum Anwesen auch das nach Suden anschliessende Grundstuck Apfelstrasse 15 heute der Bereich zur Julius Bremer Strasse 1657 wurde der Hof nach den Zerstorungen des Jahres 1631 wieder aufgebaut In diesem Zusammenhang entstand ein grosser das Innungszeichen der Backer zeigender Wappenstein der sich heute sudlich des Hoteleingangs befindet 1709 erfolgte eine aufwandige reprasentative Erneuerung was der hervorgehobenen Stellung der Brauerinnung entsprach Im 18 Jahrhundert galt das Anwesen als schonster Festsaal Magdeburgs in dem viele Festen und Hochzeiten gefeiert wurden Neben unterschiedlich grossen Zimmern verfugte das Haus uber drei Sale Im Erdgeschoss des Hauses befand sich die Grune Stube eine sogenannte Kneipstube Die Decke war mit Darstellungen der Herkulessage und anderen heidnischen Geschichten bemalt Eine weitere Kneipstube war die Gelbe Stube In ihr befanden sich 20 Gemalde von Brauer und Backerinnungsmeistern Bei der Roten Stube handelte es sich um eine Sitzungsstube Sie war mit einer Darstellung der Hochzeit zu Kana und Gemalden der Splitterrichter geschmuckt Die Kammererstube war Sitz der Registratur der Innungskammerer Daruber hinaus verfugte das Haus uber ein Archivgewolbe in dem Schriftstucke wie Protokolle Vertrage und Akten aufbewahrt wurden Moglicherweise befand sich hier auch das Innungskinderbuch Das Obergeschoss enthielt den Bunten Saal in dem Trauungen durchgefuhrt wurden Er war mit 14 Gemalden versehen die biblische Szenen darstellten Zehn Fenster des Saals gingen zum Hof acht Doppelfenster nach Norden zur Scharrnstrasse Ein weiterer Saal im Obergeschoss war der Tanzsaal Er hatte sieben zum Hof und acht zum Garten weisende Fenster Ausserdem bestand die als Schreibstube genutzte Oberstube Daneben befand sich der Saal neben der Oberstube In ihm befand sich eine aus Eichenholz gefertigte alte von den Backern genutzte Lade In der Zeit von 1701 bis 1724 bestand auf der Strasse eine Speisekammer des Hauses die dann aber auf einen koniglichen Befehl hin abgerissen werden musste 1701 wird das vorhandene Zinngeschirr mit einem Gesamtgewicht von 592 Kilogramm angegeben Besonders bemerkenswert war eine Begrussungskanne mit einem Gewicht von 2 64 Kilogramm Als ein Geschenk des Festungskommandanten von Hutten war eine vergoldete Silberkanne mit einem Gewicht von 1 05 Kilogramm vorhanden Daruber hinaus waren weitere Becher darunter ein Bier und Spendenbecher vorhanden Der Hof diente als Sommergarten Dort befand sich eine Linde die mit einem zweigeschossigen als Lusthaus bezeichneten Pavillon umbaut war In dessen oberem Geschoss konnten vier Tische aufgestellt werden Neben dem Pavillon stand ein Schuckbrunnen 1736 erhielten Brauer und Backer jeweils eine eigene Innung In der Zeit um 1800 wurden mehrere grosse Raumlichkeiten des Brauhauses fur Fabrikzwecke vermietet 1808 wurden die Innungshauser und offentliche Bauten darunter auch das Innungshaus der Brauer und Backer von franzosischen Besatzungstruppen beschlagnahmt Sie dienten zur Unterbringung franzosischer Truppen Als die Truppen das Gebaude wieder raumten erwarb die Stadt Magdeburg das Innungshaus vom Konigreich Westphalen Gemeinsam mit dem zeitgleich erworbenen ehemaligen Innungshaus der Schneider wurden 29 293 Westphalische Franken in Staatsobligationen gezahlt Die Innungen waren zwischenzeitlich zwangsweise aufgelost Ziel der Stadt war es mittels der Gebaude weitere Einquartierungen fur die Burgerschaft zu vermeiden Nach dem Ende der franzosischen Besatzung kaufte der preussische Staat das Haus und baute es zu einer Kaserne fur die Brandenburgische Festungs Pionier Kompanie um Nachdem die Brandenburgische Pionier Abteilung Nr 3 von hier nach Torgau verlegt wurde war ab 1860 im Gebaude das Magdeburgische Pionier Bataillon Nr 4 stationiert Die Flugel der Kaserne gruppierten sich um einen rechteckig geschnittenen Innenhof Im Erdgeschoss hatte die Gebaudeteile zur Hofseite hin Kolonnaden Die Verhaltnisse waren sehr beengt Die zuvor von verheirateten brandenburgischen Hauptleuten genutzten Wohnungen wurden zu Mannschaftsquartieren umgebaut Aus der ursprunglichen Tischler und Schmiedewerkstatt entstand eine Werkstatt fur Buchsenmacher Trotz der Umbauten reichte der Platz nicht aus so dass Teile des Bataillons in Quartieren in der Stadt ausserhalb der Kaserne untergebracht werden mussten Nach 1872 wurde der nach Westen zum Ratswaageplatz ausgerichtete Flugel um ein Geschoss aufgestockt Ausserdem erwarb man das Nachbargrundstuck Ratswaageplatz 3 und gliederte es in die Kaserne ein so dass das komplette Bataillon hier kaserniert war Spater mussten wegen steigender Mannschaftszahlen wieder weitere Quartiere genutzt werden Die Gebaudesubstanz verschlechterte sich Im Jahr 1900 bezog das Bataillon die neu errichtete Pionierkaserne in der Turmschanzenstrasse Die alte Kaserne an der Ratswaage wurde an die Postverwaltung verkauft Im Vorderhaus zum Ratswaageplatz wurde das Postamt 4 im hinteren Gebaudeteil das Telegraphen Zeugamt eingerichtet Da die Post dieser Unterbringung nur als Ubergangslosung plante unterblieben auch weiterhin grossere Instandsetzungen Durch einen Grundstuckstausch gelangte das Gebaude 1925 wieder in das Eigentum der Stadt Magdeburg Nach Fertigstellung des Fernmeldeamtes in der Listemannstrasse zogen die Dienststellen der Post dann um Im ostlichen Gebaudeteil befand sich eine Reparaturwerkstatt fur Motorrader und einige weitere Unternehmen Der jetzt stadtische Innenhof wurde von den Handlern auf dem Alten Markt als Abstellmoglichkeit fur ihre fahrbaren Marktstande genutzt Neubau als Haus der Gewerkschaften Bearbeiten Seit 1926 bestanden Plane an dieser Stelle ein Haus der Gewerkschaften zu errichten Der Architekt Carl Krayl hatte einen Entwurf erarbeitet der ein seitlich abgestuftes Gebaude mit grossen Glasflachen vorsah Der nach dem Abbruch der Vorgangerbebauung 1932 33 als Stahlkonstruktion erfolgte sechsgeschossige Neubau wurde jedoch einfacher ausgefuhrt als Krayls ursprunglicher Entwurf Das Erdgeschoss ist durch breite Fensterflachen gepragt wahrend die oberen Stockwerke durch eine streng gleichformige Fensteranordnung gepragt sind Die Fassade der oberen Geschosse wurde mit schlichten Keramikplatten verkleidet Im Erdgeschoss entstanden Gaststatten in den ubrigen Geschossen enthielt das Gebaude vor allem Buros und Sitzungsraume fur eine gewerkschaftliche Nutzung Nach der Fertigstellung wurde das Objekt dann in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von der Deutschen Arbeitsfront als Haus der deutschen Arbeit genutzt An der Hauptfassade wurde unterhalb der Traufe der Schriftzug Die Deutsche Arbeitsfront angebracht wobei vor dem Wort Arbeitsfront das Symbol der Arbeitsfront ein in einem Zahnrad befindliches Hakenkreuz angebracht war Im Haus waren mehrere Dienststellen der Deutschen Arbeitsfront wie die Vermogensverwaltung die Hausverwaltung und die Gauverwaltung Magdeburg Anhalt untergebracht Daruber hinaus bestanden eine mit einer grossen Konzertorgel ausgestatteten KdF Kleinkunstbuhne und Gaststatten Daruber hinaus hatte der Elektromeister Otto Bengsch im Gebaudekomplex seine Werkstatt nbsp Blick von Sudwesten im Jahr 1964Wahrend des Luftangriffs auf Magdeburg am 16 Januar 1945 wurde das Gebaude schwer beschadigt und war zum Abbruch vorgesehen Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund FDGB die Einheitsgewerkschaft der DDR entschloss sich jedoch zum Wiederaufbau der 1950 abgeschlossen war Das Haus war Sitz des regionalen FDGBs und wurde als Gewerkschaftshotel und durch eine Gaststatte der Konsumgenossenschaft genutzt Mit Zugang von der Julius Bremer Strasse her befand sich im Haus ein Intershop Hotel Ratswaage Bearbeiten Nach der Friedlichen Revolution in der DDR 1989 wurde das Haus saniert und in Teilen umgebaut und dient als Hotel Der neue Eigentumer Barre Kirsten betrieb es zunachst als Upstalsboom Hotel zur Ratswaage 2002 wurde der Name in Hotel Ratswaage geandert Zeitweise wurde das Gebaude unter der Erfassungsnummer 094 70016 als Kulturdenkmal gefuhrt 3 wurde jedoch bereits 2009 nicht mehr als denkmalgeschutzt betrachtet 4 Literatur BearbeitenGunter Hammerschmidt Hauser mit Hauszeichen in der ehemaligen Altstadt von Magdeburg Magdeburg 2004 Seite 188 ff Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Herausgeber Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 Seite 363 ff Guido Skirlo Der Breite Weg ein verlorenes Stadtbild Hrsg Landeshauptstadt Magdeburg 2005 Seite 186 f Weblinks BearbeitenInternetseite des HotelsEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Herausgeber Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 Seite 363 Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Herausgeber Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 Seite 363 f Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister Bundnis 90 Die Grunen Prof Dr Claudia Dalbert Bundnis 90 Die Grunen Kultusministerium 19 Marz 2015 Drucksache 6 3905 KA 6 8670 Denkmalverzeichnis Sachsen Anhalt Seite 4647 Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Sachsen Anhalt Hrsg Landeshauptstadt Magdeburg Denkmalverzeichnis Sachsen Anhalt Band 14 Michael Imhof Verlag Petersberg 2009 ISBN 978 3 86568 531 552 13341 11 638643 Koordinaten 52 8 0 3 N 11 38 19 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hotel Ratswaage amp oldid 231882324