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Das als Horrorhaus bekannt gewordene ehemalige Verwaltungsgebaude der Deutschen Angestellten Krankenkasse DAK war Teil eines Burokomplexes am Steindamm im zentralen Hamburger Stadtteil St Georg Nach dem Verkauf des Gebaudes wurde es 14 Jahre lang durch die neuen Eigentumer nicht vermietet Obwohl der Komplex nicht mehr an die Strom und Wasserversorgung angeschlossen war und uber keine Abwasserentsorgung mehr verfugte diente das verdreckte und zunehmend verfallende Gebaude unter schlechten hygienischen Zustanden als unerlaubte Unterkunft fur Obdachlose Drogenabhangige und Prostituierte Ausserdem war es Treffpunkt fur weibliche und mannliche Prostituierte und deren Freier Nachdem ein Freier eine drogenabhangige Prostituierte erwurgt hatte wurde uber das Horrorhaus bundesweit berichtet und es erlangte wegen seines schlechten Rufs traurige Beruhmtheit 1 Das Haus gewann auch politische Bedeutung Im Hamburger Wahlkampf 2001 forderte etwa die CDU im Zusammenhang mit der Drogenszene in St Georg und den allgemeinen Zustanden des Viertels den Abriss des Gebaudes 2 Das als Horrorhaus bekannte Gebaude vor seinem Abriss Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Bau und Nutzung 2 2 Leerstand 2 3 Totungsdelikt 2 4 Abriss und Neubau 3 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Lage am Steindamm 98 106Das Gebaude lag unmittelbar am Steindamm 98 106 2 einer grossenteils aus Sexshops Spielhallen Stundenhotels und Burogebauden bestehenden Strasse im zentralen Stadtteil St Georg etwa 900 Meter vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt Der Stadtteil ist eines der beiden grossen Kneipen und Rotlichtviertel der Stadt obwohl St Georg wegen der Nahe zur Hamburger Innenstadt Sperrbezirk und die Strassenprostitution daher verboten ist Insbesondere in den 1990er Jahren bis Anfang der 2000er Jahre war St Georg bedeutendes Drogenviertel mit hochaktiver Dealerszene und der grossten offenen Drogenszene Europas 2 3 Geschichte BearbeitenBau und Nutzung Bearbeiten Das Gebaudeensemble bestand aus funf Einzelhausern die zwischen 1958 und 1969 errichtet wurden Das als Horrorhaus bekannt gewordene Hauptgebaude verfugte uber acht Stockwerke 720 Raume und rund 13 000 Quadratmeter Buroflache Nach dem Bau nutzte die Deutschen Angestellten Krankenkasse den Komplex bis 1989 als Hauptverwaltungsgebaude 1989 wurde das Gebaude an die beiden Investoren Eduard Friedrich Kynder und Georg Kurt Lingenbrink verkauft Seither gab es verschiedene Nutzungs und Neubaukonzepte von denen keines verwirklicht wurde 4 Grund hierfur waren angebliche Streitigkeiten zwischen den Eigentumern Nach dem Auszug der DAK zog die Deutsche Telekom kurzzeitig in das Burogebaude ein Leerstand Bearbeiten Seit 1993 stand das Gebaude leer Es wurde zunachst von einer Hausverwaltungsfirma gesichert Anfang 2001 lief der Vertrag aus und wurde nicht verlangert Die Eigentumer vernagelten lediglich die Eingange mit Holzbrettern Durch das Einschlagen der Scheiben verschafften sich Obdachlose Drogenabhangige und Strassenprostituierte Zutritt zum Gebaude und nutzten es als Unterkunft Aufenthaltsort zum Konsum harter Drogen sowie als Treffpunkt fur Prostituierte und deren Freier Das Haus galt nunmehr als unheimliche Adresse 5 und war in kurzer Zeit zur Drogenhohle verkommen in der Suchtige unter schlimmsten Bedingungen hausten 6 Da das Gebaude schon seit langem nicht mehr an die Wasserversorgung und entsorgung angeschlossen war funktionierten auch die Toiletten nicht Die Bewohner verrichteten daher ihre Notdurft in den ehemaligen Buroraumen Im gesamten Gebaude roch es ubel nach Urin Kot und Moder Die Lebensumstande im Haus waren armselig Der Teppichboden war verdreckt und ubersat mit Glasscherben und verschimmelten Essensresten Die Raume waren dunkel und vermullt sie waren mit benutzten Fixerspritzen benutzten Kondomen leeren Wodkaflaschen verdreckten blutbefleckten Matratzen und Fakalien versehen Vorhandene Vorhange waren grau und zerrissen Auf den Gangen hingen Tapeten von den Wanden und Kabel aus den Decken 7 8 Der Polizei waren die Zustande in dem ehemaligen Burokomplex bekannt sie war aber nur bedingt handlungsfahig Da das Gebaude Privateigentum war durfte sie es grundsatzlich nur dann betreten wenn eine konkrete Gefahrenlage oder Hinweise auf Straftatbestande vorlagen 9 Totungsdelikt Bearbeiten Am 8 Juni 2001 zundete ein Obdachloser einen Schrank im achten Obergeschoss des Hauses an Der Grund hierfur war Wut daruber dass ihm eine Dose Bier gestohlen worden war Als die Feuerwehr gegen 20 30 Uhr anruckte und das Feuer loschte entdeckten Feuerwehrleute die Leiche der 22 jahrigen drogenabhangigen Prostituierten Melanie R 2 Sie war nur etwa eine Stunde zuvor mit einem Freier in einen der leerstehenden Buroraume gegangen Offenbar gab es einen Streit zwischen den beiden der darin mundete dass der Freier Melanie R mit ihrem eigenen Pullover erdrosselte Wahrscheinlich aufgrund der Feuerwehrsirenen verliess er fluchtartig das Gebaude 10 11 Der Tater musste zwei Jahre spater wegen einer Vergewaltigung eine Speichelprobe abgeben Die Kriminalpolizei konnte ihm aufgrund seiner am Tatort vorhandenen DNA Spuren die Anwesenheit am Tatort nachweisen Der Tater bestritt jedoch die Tat und wurde auf freien Fuss gesetzt 12 Erst nachdem die Kriminaltechnik sich 2005 so weit verbessert hatte dass bereits geringe Mengen auf DNA untersucht werden konnten konnte dem Tater aufgrund der Kleinstspuren am Opfer nachgewiesen werden dass er Kontakt zu Melanie R hatte In einem Indizienprozess wurde der Tater im Dezember 2005 zu einer neunjahrigen Freiheitsstrafe wegen Totschlags verurteilt 13 14 Abriss und Neubau Bearbeiten Da die beiden Eigentumer nicht mehr solvent waren und den Komplex nicht um und ausbauen konnten verkauften die beiden Glaubigerbanken Eurohypo und Bayerische Hypo und Vereinsbank den Gebaudekomplex samt dem 6 000 Quadratmeter grossen Areal an die Quantum Immobilien AG Im Oktober 2007 begann der Abriss 15 Die Neubauarbeiten fur das neue 150 Millionen Euro Projekt ein Bauvorhaben mit 24 000 Quadratmetern Buroflache einem Hotel mit 464 Zimmern 63 Mietwohnungen und einer Tiefgarage mit 500 Stellplatzen begann im April 2008 Genau zwei Jahre spater im April 2010 eroffnete das Hotel Motel One 16 Einzelnachweise Bearbeiten Die Welt Artikel Das Horrorhaus von St Georg bleibt herrenlos vom 20 Mai 2005 a b c d Uwe Buse Andreas Ullrich Das Geisterhaus In Der Spiegel Nr 29 2001 online 16 Juli 2001 Die Welt Artikel Kokainpreis gesunken Dealer in St Georg streiken vom 4 September 1999 Die Welt Artikel Horror Haus am Steindamm kommt unter den Hammer vom 2 April 2005 Betr Geisterhaus In Der Spiegel Nr 29 2001 online 21 Juli 2001 Die Welt Artikel Ein Schandfleck wird dem Erdboden gleichgemacht vom 22 November 2005 Hamburger Morgenpost Artikel So leben Menschen vom 11 Juni 2001 Hamburger Morgenpost Artikel Eine Schande fur die Stadt vom 12 Juni 2001 Hamburger Abendblatt Artikel Sie hausen wieder im Horrorhaus vom 12 Februar 2004 Die Welt Artikel Nach mehr als vier Jahren Mord im 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