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Hemiamyloiditat bezeichnet in der Mykologie einen speziellen Fall von Zellwand Amyloiditat bei welchem die Blaufarbung mittels Iod Reagentien erst nach Vorbehandlung mit Kalilauge eintritt wahrend bei direkter Anwendung von Iod Lugolsche Losung eine Rotreaktion Melzers Reagenz hingegen keine Reaktion hervorruft Hemiamyloiditat ist bislang nur bei Schlauchpilzen bekannt hier aber weit verbreitet und ein wichtiges taxonomisches Unterscheidungskriterium Farben Zellwande auch ohne Vorbehandlung mit Kalilauge durch Iodreagentien blau spricht man von Euamyloiditat der Uberbegriff uber beide Varianten ist Amyloiditat Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Vorkommen Bedeutung 3 Chemismus 4 LiteraturEigenschaften BearbeitenEine hemiamyloide Zellwandstruktur reagiert bei Zugabe von Iodreagentien zum Wasserpraparat nicht direkt blau sondern erst dann wenn eine Behandlung mit Kalilauge KOH vorausging Ohne KOH Behandlung hangt das Resultat sehr von der Art des Iodreagenz ab Mit Lugolscher Losung IKI reagieren hemiamyloide Strukturen rot bis rotbraun diese Rotreaktion wird bei Verwendung von Melzers Reagenz MLZ aufgrund der hohen Chloralhydrat Konzentration vollig unterdruckt scheinbare Inamyloiditat Die Alternative zu hemiamyloid wird als euamyloid bezeichnet Euamyloide wie auch KOH vorbehandelte hemiamyloide Strukturen reagieren unabhangig von der Art des Iodreagens blau Hemiamyloide und euamyloide Reaktionen treten haufig gemischt auf und zwar entweder an raumlich getrennten Stellen des Ascus z B Apikalring euamyloid Lateralwand hemiamyloid oder durchmischt in derselben Wandregion In letzterem Fall ist in Lugolscher Losung ohne KOH Vorbehandlung eine Uberlagerung von blau und rot zu beobachten Da jedoch die euamyloide Reaktion im Vergleich zur hemiamyloiden schon bei niedriger Iodkonzentration einsetzt kommt es im Fall des durchmischten Typs zu einem Farbumschlag von blau nach mehr oder weniger schmutzig rotbraun oder im Fall von Asci mit ganzlich reaktiver Zellwand zu regenbogenartigen Farben wahrend das Iodreagens ins Wasserpraparat eindiffundiert inamyloid hemiamyloid euamyloidIKI MLZ IKI MLZ IKI MLZvor KOH rot blau blaunach KOH blau blau blau blauHemiamyloide rote IKI Reaktion ohne KOH Vorbehandlung im Vergleich zu euamyloid blau und inamyloid negativ Nur die hemiamyloide Reaktion hangt vom benutzten Iodreagenz IKI MLZ und der Vorbehandlung mit KOH ab Hemiamyloide Strukturen zeigen keine Reaktion in MLZ reagieren aber blau wenn KOH vorbehandelt und zwar unabhangig vom Iodreagenz IKI Lugolsche Losung MLZ Melzers Reagenz vor KOH nbsp nbsp nach KOH nbsp nbsp Jodreaktion hemiamyloider Apikalringe der Schlauche von Hysteropezizella Helotiales in Abhangigkeit von Jodreagenz IKI MLZ und Vorbehandlung mit KOH Vorkommen Bedeutung BearbeitenHemiamyloiditat kommt in vielen Gruppen der Schlauchpilze vor Die Lecanorales und die meisten Ostropales viele Vertreter gehoren den mit Algen symbiotisch zusammenlebenden Flechten an haben eine hemiamyloide aussere Ascuswandschicht Etwa 20 der Helotiales haben hemiamyloide Apikalringe verglichen mit geschatzten 50 mit euamyloidem Apikalring Bei Becherlingsartigen mit operculaten Asci und bei Pyrenomyceten sind hemiamyloide Reaktionen hingegen selten Obwohl die Hemiamyloiditat ein sehr wertvolles taxonomisches Merkmal darstellt das es erlaubt sowohl Arten als auch Gattungen zu unterscheiden wird dieser Reaktionstyp insbesondere die Rotreaktion in Lugolscher Losung bis heute haufig ubersehen Dies geschieht besonders deshalb weil in der Mykologie nicht aber der Lichenologie seit 1924 Melzers Reagenz die bis dahin gebrauchliche Lugolsche Losung zu Unrecht fast vollig verdrangt hat Aufgrund der Haufigkeit der Hemiamyloiditat bei Flechten beteiligten sich die Lichenologen nicht an diesem Wechsel sondern verwendeten weiterhin Lugolsche Losung Die verbreitete Methode herbarisierte Pilze vor der Untersuchung in KOH aufzuquellen tragt weiter dazu bei dass Hemiamyloiditat haufig ubersehen wird Chemismus BearbeitenDer chemische Hintergrund der Hemiamyloiditat ist nicht geklart Moglicherweise liegen die Kohlenhydratketten derart vor dass kurze helixformige Abschnitte mit kurzen oder langeren gestreckten Abschnitten abwechseln Die kurzen helixformigen Abschnitte wurden ahnlich wie bei der Dextrinoiditat von Glykogen die Rotreaktion durch Einlagerung der Iodatome in die Spirale bewirken wahrend die gestreckten Abschnitte sich unter der Einwirkung von Kalilauge aufrollen konnten sodass lange helixformige Abschnitte entstehen die bei Iodeinlagerung eine blaue Farbe ergeben Die hypothetische Spiralstruktur dieser Makromolekule scheint mit der Dehnfahigkeit der Ascuswande zu tun zu haben welche eine Voraussetzung fur den explosionsartigen aktiven Ausstoss der Ascosporen unter Freisetzung des hohen Zellturgors darstellt Dies gilt insbesondere fur den Bereich des Ascusporus Apikalring durch den die Sporen beim Bersten des Ascus gepresst werden Literatur BearbeitenBaral H O 1987 Lugol s solution IKI versus Melzer s reagent hemiamyloidity a universal feature of the ascus wall Mycotaxon 29 399 450 Baral H O 2007 Zur Jodreaktion bei Ascomyzeten Der Tintling 51 2 Baral H O 2009 Iodine reaction in Ascomycetes why is Lugol s solution superior to Melzer s reagent https in vivo veritas de articles iodine reaction in ascomycetes why is lugols solution superior to melzers reagent Blackwell M A J Kinney P T Radford C M Dugas amp R L Gilbertson 1985 The chemical basis of Melzer s reaction MSA Gainesville Florida August 1985 Abstract Kohn L M and R P Korf 1975 Variation in ascomycete iodine reactions KOH pretreatment explored Mycotaxon 3 165 172 Rossman A Y 1980 The iodine reaction Melzer s vs IKI MSA newsletter 31 22 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hemiamyloiditat amp oldid 190371234