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Heinrich Luhmann 22 Dezember 1890 in Hultrop 6 Mai 1978 in Hamm war Padagoge und Dichter Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachkriegszeit 3 Ehrungen und Rucknahme einer Ehrung 4 Schriften 5 Horspiele 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVon 1897 bis 1905 besuchte Heinrich Luhmann die Volksschule Anschliessend wurde er bis 1908 an der Praparandie in Ankum bei Osnabruck und danach am Lehrerseminar in Coesfeld 1908 1911 zum Volksschullehrer ausgebildet Von 1911 bis 1921 war Luhmann als Lehrer an der Volksschule Kirchhundem Daneben bereitete er seine Promotion uber den Dichter Wilhelm Raabe an der Westfalischen Wilhelms Universitat Munster vor 1922 1 Von 1922 bis 1926 leitete er als Rektor die Patrokli Volksschule in Soest Anschliessend wechselte er als Rektor von 1926 bis 1930 nach Munster 1930 wurde er Kreisschulrat in Warendorf 1935 Oberregierungs und Schulrat in Arnsberg Nach seiner Promotion ubernahm er neben seiner beruflichen Arbeit die Herausgeberschaft des Heimatkalenders De Suerlanner der neben heimatkundlichen Beitragen auch politisch kulturelle Themen bearbeitete Seine Schriften waren gepragt von volkisch konservativen Idealen zu denen auch sozialdarwinistisches und rassistisches Gedankengut zahlte Stadthaus Ende der 1920er Jahre schloss er sich wie Maria Kahle Christine Koch und Josefa Berens Totenohl dem von Georg Hermann Nellius gegrundeten volkischen Sauerlandischen Kunstlerkreis SKK an 2 Geleitet wurde der Kreis in den Folgejahren von Hans Menne NSDAP Mitglied seit 1924 Nach der Machtubergabe wurde der SKK von der NSDAP als reprasentative Vereinigung der Sauerlander Kulturtrager angesehen Die nationalsozialistische Revolution erfullte seine Mitglieder mit grosser Freude wie sie in gemeinsamer Erklarung im westfalischen Central Volksblatt des Zentrums bekundeten 3 Der SKK war Mitglied im rosenbergschen Kampfbund fur deutsche Kultur der eine radikale volkisch nationalsozialistische Grundhaltung vertrat 4 Luhmann gehorte auch dem Westfalischen Schriftsteller Ring an 4 der 1931 gegrundet worden war 5 Der Westfalische Schriftsteller Ring wurde von den Nationalsozialisten zunachst dem Kampfbund angeschlossen und dann als partikularistische Institution aufgelost 6 Im Mai 1933 und damit noch vor der gegen Konjunkturritter verkundeten mehrjahrigen Beitrittssperre wurde Luhmanns Antrag auf Aufnahme in die NSDAP angenommen In Warendorf grundet er eine regionale Gliederung des NS Lehrerbundes NSLB die er als Kreisamtsleiter fuhrte 1934 betraute das Reichsministerium fur Wissenschaft Erziehung und Volksbildung ihn mit der Leitung der sogenannten Lesebuchkommission fur Westfalen der u a die Uberprufung der Lehrmaterialien und Schulbibliotheken auf entartete Literatur oblag 1935 wurde Luhmann zum Regierungs und Schulrat in Arnsberg befordert Gauleiter Josef Wagner charakterisierte ihn in diesem Zusammenhang als von der politischen Leitung als auch vom Lehrerbund sehr gut beurteilt Werke von ihm die schon vor der Erhebung erschienen sind zeigen Verwandtes mit den nationalsozialistischen Gedankengangen uber Volkstum und Heimat Pg Dr Luhmann kann als treuer und stiller Arbeiter fur die Bewegung bezeichnet werden 7 In den fruhen 1940er Jahren begann Luhmann eine Neuedition von Lesebuchern fur den Deutschunterricht der Volks und Mittelschulen Daneben gab er verschiedene Schriftenreihen heraus Es handelte sich um ns ideologische Textkompilationen Die jungeren Beitrage waren bis auf Ausnahmen Texte systemkonformer Hardliner Stadthaus wie Heinrich Anacker Hans Friedrich Blunck Josefa Berens Totenohl Maria Kahle oder Will Vesper oder Fuhrerreden Die Herausgeberschaft solcher Schriften lasst sich als Auszeichnung fur ideologische Zuverlassigkeit Stadthaus sehen Daneben veroffentlichte er in den 1930er und 1940er Jahren in regelmassigen Abstanden politisch kulturelle Texte nationalsozialistischen Gedankenguts Dabei bekannte er sich gelegentlich auch zu den Bucherverbrennungen Wir haben durch die Tat des Nationalsozialismus die Berge einer dunnen durftigen und undeutschen Asphaltliteratur nicht nur ausserlich den Flammen ubergeben sondern sind auch innerlich von ihr abgeruckt 8 1941 erklarten er und andere regionale Autoren wie Josefa Berens Totenohl Maria Kahle oder Fritz Nolle in der NS Zeitschrift Heimat und Reich dem nationalsozialistischen Zentralorgan der westfalischen Kultur und Literaturpolitik sich in einem Kriegsbekenntnis westfalischer Dichter zu Soldaten des Wortes 9 Luhmanns nach 1933 entstandene Romane und Erzahlungen enthalten ausgepragt antisemitische antiziganistische und sonstige rassistische Tendenzen Dass der Verfasser die auch in der Literaturszene des NS Regimes vorhandenen gestalterischen Spielraume genutzt hatte ist nicht festzustellen Seine Schriften dienten der Legitimation des NS Staates Stadthaus Luhmanns systemkonforme Literaturproduktion war popular aber doch ohne Reichweite uber die Region hinaus was mit der selbst fur NS Verhaltnisse durftigen Qualitat erklart wird Innerhalb Westfalens jedoch stieg er im Nationalsozialismus zu einem der fuhrenden Autoren auf 10 Nachkriegszeit BearbeitenIn der ersten von der britischen Militarregierung geregelten Phase der Entnazifizierung wurde Luhmann der im September 1945 auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt worden war wegen NS Belastung aus dem offentlichen Dienst entlassen Dezember 1945 Die Pensionszahlung war sofort einzustellen Nachdem der Vollzug der Entnazifizierung auf deutsche Instanzen ubergegangen war legte Luhmann 1946 Einspruch gegen diese Entscheidungen ein und wurde vom lokalen Entnazifizierungsausschuss in Hamm nun als politisch tragbar fur eine Wiedereinstellung in sein fruheres Amt als Oberregierungs und Schulrat erachtet In der nachfolgenden Entnazifizierungsphase in der die vorausgegangenen deutschen Begutachtungen in Revision gingen gelangte er 1948 wie auch Agnes Miegel Friedrich Castelle oder Josefa Berens Totenohl in die Kategorie IV ohne Einschrankungen die mildestmogliche Kategorisierung vor der vollstandigen Entlastung 11 Nachdem seine Versorgungsanspruche wieder anerkannt waren begann er schon in den spaten 1940er Jahren erneut als Schriftsteller und Herausgeber tatig zu werden Er konnte sich als Teil eines intakten Netzwerks von Heimatfreunden und westfalischen Literaten sehen Schon ab den 1950er Jahren gab er wieder Schulbucher verschiedene literarische Anthologien und eigene Kurzprosa heraus Noch immer operierte er dabei mit dem Vokabular der Volkstumsideologie die er aber nun starker christlich akzentuierte Er nahm Abstand von politischen Ausserungen 12 Eine kritische Selbstprufung seiner volkischen Einstellung und seiner Positionierung im Nationalsozialismus blieb aus 13 12 Ehrungen und Rucknahme einer Ehrung Bearbeiten1941 vierter Empfanger des von 1935 bis 1943 alle zwei Jahre vergebenen mit 10 000 Reichsmark dotierten Westfalischen Literaturpreises nach Maria Kahle Josefa Berens Totenohl und Karl Wagenfeld und vor Christine Koch 1955 Ehrenburgerschaft des Geburtsortes Hultrop 1964 Erster Preis im Erzahlerwettbewerb der westfalischen Spar und Darlehnskassen 1965 Ehrenburgerschaft der Wahlheimat Hamm 1966 Bundesverdienstkreuz 1 Klasse 1989 Gedenktafel der Gemeinde Hultrop am Elternhaus von LuhmannFerner wurde in Hamm eine Strasse nach ihm benannt Am 27 November 2012 berichtete der Westfalische Anzeiger dass der Altestenrat der Stadt Hamm beschlossen habe zu empfehlen die Strasse aufgrund der nationalsozialistischen Vergangenheit Luhmanns umzubenennen 14 Am 7 Januar 2013 wurde die Umbenennung in Bernhard Ketzlick Strasse durch die Bezirksvertretung Uentrop beschlossen Ursachlich hierfur war ein Gutachten dem zufolge Luhmann eindeutig als williger NS Sympathisant einzuschatzen sei 15 Der neue Namensgeber Bernhard Ketzlick der Strasse war ein katholischer Hiltruper Ordenspriester der an den Folgen seiner KZ Haft starb 2010 wurdigten der Soester Anzeiger und der Heimatverein Brucke e V Verein fur Geschichte und Heimat Lippetal den namhaften Dichter zu dessen 120 Geburtstag Er habe Ausdrucksformen gefunden die ihn bald in die Schriftsteller und Dichterriege seiner westfalischen Heimat einreihten Der Heimatverein widmete ihm das erste Heft einer neuen Schriftenreihe 16 Schriften BearbeitenEine Pfingstfahrt Stimmungsbilder aus dem Josefs Kruppelheim Bigge Bigge 1918 Walddoktor Willibald Hannover 1921 Wo die Walder Wache halten Hannover 1920 Das Problem der Erziehung in den Romanen und Erzahlungen Wilhelm Raabes Bigge Ruhr 1922 Die Heiligen in Holzschuhen Munchen 1923 Heimwacht Geschichten aus den westfalischen Bergen Warendorf 1924 Grune Welt Geschichten aus den Bergen Hilchenbach 1925 Vogel Wunderlich Munchen 1926 Kind und Sonne Bigge Ruhr 1926 Die Abendstube Munchen 1927 Mutter Marie Berlin Wien Leipzig 1927 Das Sundenwasser Munchen 1928 Pflug im Acker Leipzig 1933 Das hungrige Leben Leipzig 1933 Heimkehr Freiburg 1935 Der Bauernreiter Bielefeld 1936 Das Bauernjahr Munster 1937 Westfalen Bielefeld 1937 Konig Vogler Bielefeld 1938 Flucht durch Preussen Bielefeld 1939 Lob des Landes Bielefeld 1940 Alte deutsche Schwanke Bielefeld 1941 Korn und Brot Iserlohn 1941 Der Jungfernbaum Gutersloh 1943 Westfalische Sagen Dortmund 1953 Verwandelte Welt Geschichten zwischen Advent und Dreikonigstag Munster 1953 Blick in die Welt Roman einer Kindheit Heidelberg 1954 Fink im Baum Munster 1955 Der Kreis Soest Werden und Wesen Essen 1955 Das Sundenwasser Essen 1955 Die Mullerin Mundt Eine ernsthafte Lachgeschichte Emsdetten 1956 Westfalisches Krippenspiel Munster 1956 Kauze Kinder Konige Iserlohn 1956 Goldene Legende von den Heiligen Gottes Munster 1958 Das Sauerland Essen 1960 Nachglanz der Sterne Munster 1960 Kunstlernovellen Berlin 1961 Landkreis Soest Soest 1963Horspiele Bearbeiten1950 De Hilligen in Holsken Bearbeitung und Regie Wilhelm Wahl 1953 Der gestohlene Pastor Regie Wilhelm Wahl 1958 De stahlen Pastor Niederdeutsches Horspiel Regie Walter Baumer 1959 Dat Sundenwater Regie Wolfram RosemannLiteratur BearbeitenHeinrich Thomas Kernig und ehrlich nur kein Prahlen In Westfalischer Anzeiger Heimatblatter Geschichte Kultur und Brauchtum in Hamm und in Westfalen Folge 10 Mai 2003 Steffen Stadthaus Heinrich Luhmann Heimatdichter und Nationalsozialist Gutachten im Auftrag der Stadt Hamm o O Hamm o J 2012 Archivierte Kopie Memento vom 3 Dezember 2013 im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Luhmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Heinrich Luhmann im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Nachlass Heinrich Luhmann in der Universitats und Landesbibliothek MunsterEinzelnachweise Bearbeiten Diese und die nachfolgenden Angaben nach Heinrich Luhmann im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Peter Burger Der volkische Flugel der sauerlandischen Heimatbewegung Uber Josefa Berens Totenohl Georg Nellius Lorenz Pieper und Maria Kahle zugleich ein Beitrag zur Strassennamen Debatte daunlots Internetbeitrage des Christine Koch Mundartarchivs am Museum Eslohe Nr 60 Eslohe 2013 online Steffen Stadthaus Heinrich Luhmann S 5 a b Steffen Stadthaus Heinrich Luhmann S 7 Gisbert Strotdrees Margarete Windthorst In Westfalische Biographien Herausgegeben vom Altertumsverein Paderborn und vom Verein fur Paderborner Geschichte abgerufen am 29 Dezember 2022 Renate von Heydebrand Literatur in der Provinz Westfalen 1815 1945 Ein literaturhistorischer Modellentwurf Regensberg Munster 1983 S 205 Landesarchiv Nordrhein Westfalen Abteilung Westfalen Behorden und Einrichtungen des Staates und der Selbstverwaltung nach 1816 Bestand R 001 Personalakten Nr 725 Personalakte Heinrich Luhmann Schreiben des Gauleiters Westfalen Sud an den Staatssekretar des Reichsministerium fur Wissenschaft Erziehung und Volksbildung 5 Marz 1935 zitiert nach Steffen Stadthaus Heinrich Luhmann S 14 Heinrich Luhmann Sagen des Sauerlandes Bd 1 Heimatverlag Dr Wagner o O 1938 zitiert nach Steffen Stadthaus Heinrich Luhmann S 19 Nach Heinrich Luhmann im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Wilhelm Vernekohl Kriegsbekenntnis westfalischer Dichter In Heimat und Reich Jg 1941 S 124 f Steffen Stadthaus Heinrich Luhmann S 19 Steffen Stadthaus Heinrich Luhmann S 33f a b Vorausgegangene Angaben und Zitierungen Steffen Stadthaus Heinrich Luhmann S 35 Karl Ditt Raum und Volkstum Die Kulturpolitik des Provinzialverbandes Westfalen 1923 1945 Veroffentlichungen des Provinzialinstituts fur Westfalische Landes und Volksforschung des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe Bd 26 Munster 1990 S 392f Altestenrat Heinrich Luhmann Strasse soll umbenannt werden Website des Westfalischen Anzeigers Abgerufen am 30 Dezember 2012 Steffen Stadthaus Heinrich Luhmann S 14 Heinrich Luhmann 120 Geburtstag In Soester Anzeiger 15 Dezember 2010 Normdaten Person GND 189451904 lobid OGND AKS LCCN no2009105087 VIAF 59858060 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Luhmann HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Padagoge und HeimatdichterGEBURTSDATUM 22 Dezember 1890GEBURTSORT HultropSTERBEDATUM 6 Mai 1978STERBEORT Hamm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Luhmann amp oldid 229306756