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Harold Fredrik Cherniss 11 Marz 1904 in St Joseph Missouri 18 Juni 1987 in Princeton New Jersey war ein amerikanischer Hochschullehrer und angesehener Experte fur die antike Philosophie Harold Cherniss Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Werke und Wirkung 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenCherniss studierte an der University of California at Berkeley in Gottingen und in Berlin Griechisch Latein und Sanskrit 1930 wurde er mit einer Arbeit uber Gregor von Nyssa promoviert Im selben Jahr trat er eine Stelle als Lehrkraft an der Cornell University an Nach einer Anstellung an der Johns Hopkins University und einer Professur an der University of California wurde er Mitglied des Institute for Advanced Study in Princeton Wahrend des Zweiten Weltkriegs arbeitete er im Dienst der U S Army beim britischen Geheimdienst Cherniss legte grossen Wert auf die akademische Lehre die er im Sinn der Humboldtschen Universitatsidee verstand Wie sich an den zahlreichen Dankeserwahnungen in oft hervorragenden philosophiehistorischen Arbeiten amerikanischer und skandinavischer Forscher zeigt erzielte er damit eine betrachtliche Wirkung Anders als in seinen Veroffentlichungen deckte er in der Lehre das gesamte Feld der antiken Philosophie ab Politisch war Cherniss linksliberal als Ernst H Kantorowicz 1950 im Zusammenhang mit der Loyalty Oath Affare an der University of California seine Stelle verlor veranlasste Cherniss seine Berufung an das damals von J R Oppenheimer geleitete Princeton Institute 1958 wurde Cherniss in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt Seit 1949 war er Mitglied der American Philosophical Society 1 1956 wurde er korrespondierendes Mitglied der British Academy 2 Cherniss Karriere wurde von einer schweren Erkrankung unterbrochen die ihn wahrend der letzten beiden Jahrzehnte seines Lebens arbeitsunfahig machte Werke und Wirkung BearbeitenCherniss hat relativ wenige wenn auch fast durchweg grundlegende Aufsatze veroffentlicht Seine Hauptwerke sind die beiden umfangreichen Bucher uber Aristoteles Kritik an den Vorsokratikern 1935 bzw an Platon und der Akademie 1946 von letzterem ist nur der erste Teil erschienen Einen Eindruck von Cherniss massiver Gelehrsamkeit der souveranen Ubersicht uber die gesamte Forschungsliteratur und der Prazision seiner Analysen konnen die 1942 gehaltenen Vorlesungen uber das Ratsel der alteren Akademie geben die 1945 erschienen sind und seither in zahlreiche Sprachen unter anderem ins Deutsche Die Altere Akademie 1966 Italienische Franzosische Tschechische ubersetzt wurden und immer noch werden Alle seine Bucher sind fur wissenschaftliche Werke nicht gerade gewohnlich nachgedruckt worden zum Teil auch mehrmals Cherniss hat in uberaus detaillierten Untersuchungen gezeigt dass Aristoteles Darstellungen der Lehren seiner philosophischen Vorlaufer nicht als zuverlassige Quellen fur die Kenntnis der Thesen und Argumente dieser Denker gelten durfen weil Aristoteles in seinen Doxographien immer schon seine eigene Philosophie voraussetzt und fruheren Philosophen Thesen zuschreibt die sie nicht faktisch vertreten haben die sie aber seiner Ansicht nach eigentlich hatten vertreten mussen Der Grundgedanke dieser Argumentation war zwar auch vor Cherniss schon bekannt aber niemand vor ihm hat so eingehend gezeigt wie stark die aristotelischen Doxographien von bestimmten Voraussetzungen und problematischen Argumentationsmustern durchsetzt sind Das Bild der voraristotelischen Philosophie sieht nach diesem kritischen Durchgang durch aristotelische Uberlieferung die zugleich die Hauptquelle der Kenntnis der vorsokratischen Philosophie ist durchaus anders aus als zuvor Allerdings sind die sehr weitgehenden Behauptungen Cherniss von einer Mehrzahl der Forscher nicht in ihrem ganzen Ausmass akzeptiert worden doch dienen seine Ausfuhrungen in der Fachdiskussion immer noch und immer wieder als Ausgangspunkt fur die kritische Auseinandersetzung mit der philosophiegeschichtlichen Tradition Neuere Arbeiten bemuhen sich fast stets darum Aristoteles Doxographien gegen Cherniss Kritik zu verteidigen In jungerer Zeit wird auch Cherniss Methode kritisiert die Plato ex Platone interpretiert und daher selbst im Bereich des Doxographischen verbleibt ohne in die philosophische Auseinandersetzung einzutreten Besonderes Interesse sicherten sich Cherniss Vorlesungen uber die altere Akademie durch den Umstand dass sie vierzehn Jahre vor den ersten Veroffentlichungen Hans Joachim Kramers eine vorweggenommene Kritik an der Theorie der ungeschriebenen Lehre lieferten in der bereits ein erheblicher Teil der Argumente bereitgestellt wurde die spater gegen Kramer und die Tubinger Platonschule ins Feld gefuhrt wurden Kramer hat sich in einem langen Abschnitt seiner Dissertation Arete bei Platon und Aristoteles 1959 scharf und teils polemisch mit Cherniss auseinandergesetzt Cherniss hat auf diese Kritik nicht geantwortet eine Antwort aus der Sicht seiner Schule gab sein Schuler Eugene Napoleon Tigerstedt Es ist unter anderem auf Cherniss Einfluss zuruckzufuhren dass die Tubinger Interpretation der ungeschriebenen Lehre in der englischsprachigen Welt trotz der Arbeiten von John Niemeyer Findlay The Written and Unwritten Doctrines of Plato London 1974 die unabhangig von Kramer und Konrad Gaiser entstanden sind aber in dieselbe Richtung gehen kaum Anhanger gefunden hat Schriften BearbeitenSchriftenverzeichnisse finden sich in den folgenden beiden Veroffentlichungen Die Altere Akademie Ein historisches Ratsel und seine Losung Ubersetzt von Josef Derbolav Heidelberg Carl Winter 1966 Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften N F 2 Reihe S 123 128 Selected Papers of Harold Cherniss Edited by Leonardo Taran Leiden Brill 1977 S 524 530 Wichtigste Veroffentlichungen The Platonism of Gregory of Nyssa Berkeley Calif University of California Press 1930 Reprint New York Burt Franklin 1971 Burt Franklin research and source works Series 685 Aristotle s Criticism of Presocratic Philosophy Baltimore Johns Hopkins Press 1935 The Riddle of the Early Academy Berkeley Calif University of California Press 1945 Aristotle s Criticism of Plato and the Academy Vol 1 Baltimore Johns Hopkins Press 1946 Plato 1950 1957 In Lustrum 4 1959 5 1960 S 1 648 Plutarch s Moralia Vol 12 Translated by Harold Cherniss and W C Helmbold Cambridge Mass Harvard University Press 1957 Loeb Library Ubersetzung von De facie in orbe lunae Plutarch s Moralia Vol 13 Part 1 Platonic Essays Part 2 Stoic Essays Translated by Harold Cherniss Cambridge Mass Harvard University Press 1976 Loeb Library Literatur BearbeitenPaul A Van der Waerdt Cherniss Harold Frederik In Ward W Briggs Jr ed Biographical Dictionary of North American Classicists Westport Conn London 1994 93 95 New York Times July 12 1987 Obituary Harold F Cherniss Encyclopedia Judaica 2 1971 351 Aminta W Marks Princeton amp Classics A Notable Record In Princeton Alumni Weekly Volume LXVI No 15 February 1 1966 Aber wer riskiert schon brotlos zu werden Eckart Grunewald im Gesprach mit Robert L Benson In Ernst H Kantorowicz Gotter in Uniform Studien zur Entwicklung des abendlandischen Konigtums Stuttgart Klett Cotta 1998 S 367 Richard William Baldes Aristoteles relation to Democritus reconsidered and vindicated as against the criticism of Harold Cherniss Ann Arbor Mich University Microfilms 1972 Diss Loyola University of Chicago 1972 Gail Fine On Ideas Aristotle s Criticism of Plato s Theory of Forms Oxford Clarendon Press 1993 Hans Kramer L opera di Konrad Gaiser La dottrina non scritta di Platone e sua collocazione all interno della Scuola di Studi Platonici di Tubinga 1963 1993 In Konrad Gaiser La dottrina non scritta di Platone Studi sulla fondazione sistematica e storica delle scienze nella scuola platonica Milano Vita e pensiero 1994 Temi metafisici e problemi del pensiero antico Studi e testi 37 S XI XVIII hier S XIV Eugene N Tigerstedt Interpreting Plato Stockholm Alqvist amp Wiksell International 1977 Acta Universitatis Stockholmensis 17 S 63 91 Weblinks BearbeitenEintrag zu Harold Cherniss in der Database of Classical Scholars englisch Einzelnachweise Bearbeiten Member History Harold F Cherniss American Philosophical Society abgerufen am 18 Juni 2018 Deceased Fellows British Academy abgerufen am 14 Mai 2020 Normdaten Person GND 117746932 lobid OGND AKS LCCN n80033959 VIAF 84853 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cherniss HaroldALTERNATIVNAMEN Cherniss Harold FredrikKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer PhilosophGEBURTSDATUM 11 Marz 1904GEBURTSORT St Joseph MissouriSTERBEDATUM 18 Juni 1987STERBEORT Princeton New Jersey Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harold Cherniss amp oldid 238895551