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Hans Pilder 17 Oktober 1885 in Bromberg 20 Mai 1950 in Leonberg war ein deutscher Banker Er war unter anderem von 1941 bis 1944 Vorstandsmitglied der Dresdner Bank Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Tatigkeit 1 1 Fruhes Leben und Erster Weltkrieg 1 2 Weimarer Republik 1 3 NS Zeit 1 4 Nachkriegsjahre 2 Archivarische Uberlieferung 3 Familie 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben und Tatigkeit BearbeitenFruhes Leben und Erster Weltkrieg Bearbeiten Pilder war der Sohn eines Architekten Nach dem Besuch eines Gymnasiums in Berlin studierte er von 1905 bis 1909 Staatswissenschaften Geschichte und Volkswirtschaft in Berlin Er wurde Mitglied der Burschenschaft Saxonia Berlin im ADB 1 1909 wurde Pilder mit einer Arbeit uber die Russisch Amerikanische Handels Kompanie bis 1825 in Berlin promoviert Die Arbeit wurde 1914 als Fachbuch veroffentlicht Ab 1909 absolvierte Pilder eine Lehrzeit bei der Deutschen Orientbank A G in Berlin Fur diese Bank war er anschliessend von 1909 bis 1914 als Beamter in Agypten tatig Wahrend des Ersten Weltkrieges war Pilder von 1914 bis 1918 Einkaufer fur die Armee in Osterreich und Rumanien und Landesrat bei der deutschen Militarverwaltung in Bukarest Weimarer Republik Bearbeiten Von Juli 1918 bis 1920 war Pilder Leiter der neu errichteten Filiale Bukarest der Dresdner Bank Anschliessend war er von 1920 bis 1921 interimistisch im Reichswirtschaftsministerium in Berlin tatig Von 1921 bis 1930 war Pilder Mitleiter der Hamburger Niederlassung der Dresdner Bank Wahrend dieser Jahre war zugleich Abgeordneter der DDP in der Hamburger Burgerschaft Der Wirtschaftsfuhrer von 1929 verzeichnet Pilder fur diese Zeit neben seiner Tatigkeit fur die Dresdner Bank auch als Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Hamburger Baukasse AG der Hanseatischen Kreditanstalt fur Verkehrsmittel AG und der Aktiengesellschaft fur gemeinnutzige Kleinwohnungsbau sowie als Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Maizena Geschafts AG der Janus Hamburger Versicherungs AG Vereinigten Deutschen Zuckerfabriken AG der Vereinigten Jute Spinnereien und Webereien AG der Hamburger Wasserwerke G m b H der Baugesellschaft norddeutschland m b H der Geschaftshaus Altstadt AG in Hamburg sowie als Mitglied des Aufsichtsrates der Reemtsma AG Altona Bahrenfeld Seit 1930 wurde Pilder in der Auslandsabteilung der Berliner Zentrale der Bank verwendet Im September 1931 wurde er als stellvertretendes Vorstandsmitglied in den Vorstand der Dresdner Bank aufgenommen NS Zeit Bearbeiten Nachdem Pilder knapp zehn Jahre lang von September 1931 bis Juli 1941 stellvertretendes Vorstandsmitglied der Dresdner Bank gewesen war ruckte er im Juli 1941 zum ordentlichen Vorstandsmitglied der Bank auf Seit 1938 gehorte Pilder zudem dem Aufsichtsrat der Landerbank Wien an und amtierte als Vertreter der Dresdner Bank als stellvertretender Vorsitzender im Verwaltungsrat dieser Bank Im Juli 1941 wurde Pilder ordentliches Vorstandsmitglied der Dresdner Bank Er gehorte dem Vorstand knapp drei Jahre an Nach einer Intervention des Reichswirtschaftsministeriums beschloss der Arbeitsausschuss des Aufsichtsrats der Dresdner Bank im Oktober 1943 Pilder aus dem Vorstand zu entfernen Formal schied er dann zur nachsten Hauptversammlung im Fruhjahr 1944 aus dem Vorstand aus Ausschlaggebender fur seinen Sturz war allerdings nicht seine demokratische Gesinnung sondern die Feindschaft des Wiener Gauwirtschaftsberaters Walter Rafelsberger die er sich als Aufsichtsratsmitglied der Landerbank Wien eingehandelt hatte Rafelsberger erblickte in ihm den entschiedensten Gegner einer Verselbstandigung der Landerbank 2 Ahrens sah in Pilders Ausscheiden aus dem Vorstand der Dresdner Bank einen Beitrag zur Nazifizierung des Vorstands der Bank 3 Pilder galt bei der Dresdner Bank als Fachmann fur Aussenhandel Von Goetz und Ritscher ubernahm er die Zustandigkeit fur das Auslandsgeschaft mit West Nord und Sudosteuropa 4 Sein Fachwissen im Aussenhandel und im auslandischen Bankwesen wurde auch von Karl Rasche geschatzt ohne dass dieser ihn in wichtige Entscheidungsprozesse einbezog Goetz beschrieb ihn spater als alter Demokrat und auch als charakterschwach 1934 trat Pilder der bis 1933 Mitglied der DDP gewesen war in die NSDAP ein Ausserdem wurde er forderndes Mitglied der SS Nach 1945 erklarte sein Sohn dass Pilder sich ein Reitpferd gehalten habe und vom ortlichen SS Reitersturm dazu gezwungen worden sei Beitrage an diesen zu zahlen Ein Bericht des amerikanischen Kongresses listete 1945 eine stattliche Zahl von Funktionen in der deutschen Wirtschaft auf die Pilder in den vorangegangenen Jahren innegehabt haben soll Er sei Mitglied des Vorstandes der Deutsch Bulgarischen Handelskammer Mitglied des Beirates der Deutsch Sudamerikanischen Bank in Berlin stellvertretender Vorsitzender der Landerbank Wien stellvertretender Vorsitzender der Societatea Banecara Roana in Bukarest Direktor der Allgemeinen Jugoslawischen Bankverein AG Direktor der Industriefinanzierungs A G Ost Vorsitzender der Norddeutschen Eisenwerke A G in Berlin Direktor der Deutschen Eisenhandel A G in Berlin Direktor der Europaischen Tanklager und Transport A G Vorsitzender der Steirischen Magnesit Industrie A G in Wien Vorsitzender der Veitscher Magnesitwerke A G Direktor der Magnesit Industrie A G in Pressburg Vorsitzender der Natronzellstoff und Papierfabriken A G in Berlin Direktor der Norddeutsche Portland Cement Fabrik in Misburg stellvertretender Vorsitzender Pittler Werkzeugmaschinenfabrik A G in Leipzig Direktor der Julius Berger Tiefbau A G in Berlin Direktor der Charlottenburger Wasser und Industriewerke AG in Berlin stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Wollenwaren Manufaktur A G in Gruberg Schlesien stellvertretender Vorsitzender der Hageda A G in Berlin stellvertretender Vorsitzender der Kopa A G in Berlin Vorsitzender der Hamburgischen Baukasse A G Direktor der Baugesellschaft Norddeutschland G m b H Vorsitzender der Gesellschaft fur Industriebeteiligungen m b H Direktor der Universum Film A G Vorsitzender der Treuhand Vereinigung Mitglied des beratenden Ausschusses der N F amp Ph F Reemtsma in Altona Mitglied des Rates von Rietschel amp Hennenberg G m b H 5 Nachkriegsjahre Bearbeiten Am Ende des Zweiten Weltkriegs stand Pilder auf der alliierten Kriegsverbrecherliste Er wurde kurz nach Kriegsende im September 1945 vom amerikanischen Militargeheimdienst in Berlin verhaftet Spatestens ab 1947 befand er sich wahrend der Nurnberger Prozesse im Zellengefangnis des alliierten Kriegsverbrechertribunals 6 Ein Bericht des amerikanischen Kongresses vom Sommer 1945 beschrieb Pilder als einen Mann der dem Vernehmen nach ein Opportunist ist der sich jeder Partei anschliesst die Erfolg verspricht ein Mann von ausgesprochenem Ehrgeiz reported to be an opportunist who will join any party which promises success and a man of decided ambition Im Oktober 1947 wurde Pilder aus der Haft entlassen 7 Ein Spruchkammerverfahren gegen Pilder im Rahmen der Entnazifizierung wurde im Januar 1948 durch Beschluss der Spruchkammer Leonberg eingestellt 8 Die Grunde weshalb Pilder nach seiner Entlassung keinen Posten in einem der Nachfolgeinstitute der Dresdner Bank anvertraut bekam sind den Quellen so Ahrens nicht zu entnehmen Formell war er Anfang 1944 in den Ruhestand getreten erhielt seine Bezuge bis Ende 1947 weiter gezahlt um dann von der Bank freiwillige Abschlage auf seine wegen der unklaren Rechtslage der Berliner Grossbanken schwebenden Pensionsanspruche gezahlt zu bekommen Er zog sich in den spaten 1940er Jahren jedoch nicht vollig in den Ruhestand zuruck sondern war in einer nicht genau nachvollziehbaren Weise fur das Frankfurter Privatbankhaus Bass amp Hertz tatig Ausserdem trat er in volligem Einvernehmen mit der Dresdner Bank als Deutschlandreprasentant der Osterreichischen Landerbank der ehemaligen Dresdner Bank Tochter Landerbank Wien bei deren Bemuhungen um die Freigabe von von den Amerikanern blockierter Depotposten bei der Dresdner Bank auf 1949 wurde Pilder ausserdem der deutsche Reprasentant der Turkiye Is Bankasi und organisierte gleichzeitig die Interessensvertretung der Dresdner Bank in drei Restitutionsklagen wegen franzosischer Aktienpakete die die Bank wahrend der Kriegsjahre erworben hatte Ein Pariser Gericht hatte den Erwerb dieser Aktienpakete der unter Besatzungsbedingungen erfolgt war als Plunderei bewertet und fur nichtig erklart Pilder versuchte den Nachweis zu erbringen dass die Pakete seinerzeit in einer Weise erworben worden seien die vorbildlich anstandige Kaufgeschafte dargestellt hatten Die Bank gab diese Pakete schliesslich Ende der 1950er Jahre verloren 9 Pilder starb 1950 an den Folgen eines Autounfalls Archivarische Uberlieferung BearbeitenPilders Spruchkammerakte hat sich im Staatsarchiv Ludwigsburg erhalten Im Bundesarchiv Berlin werden eine Akte des Reichssicherheitshauptamtes die nach 1945 in die Sammlung des Ministeriums fur Staatssicherheit gelangt war R 58 9618 sowie eine Akte mit Parteikorrespondenz der NSDAP zu Pilder verwahrt R 9361 II 810828 Familie BearbeitenPilder war verheiratet mit Gretchen Behles einer Tochter des Kaufmanns Eugen Behles mit der er mehrere Kinder hatte Literatur Bearbeiten Hans Pilder in Ermittlungen gegen die Dresdner Bank Nordlingen 1986 S 251 254 Ralf Ahrens Die Dresdner Bank 1945 1957 Konsequenzen und Kontinuitaten 2011 S 20 Gruppenbild des Vorstandes und 471 Biogramm sowie passim Johannes Bahr Dieter Ziegler Harald Wixforth Die Dresdner Bank im Dritten Reich Die Dresdner Bank in der Wirtschaft des Dritten Reichs 2006 Christopher Kopper Bankiers unterm Hakenkreuz 2005 Christopher Simpson War Crimes of the Deutsche Bank and the Dresdner Bank Office of Military Government U S Reports 2002 S 392 395 Harald Wixforth Die Expansion der Dresdner Bank in Europa 2006 George Wenzel Deutscher Wirtschaftsfuhrer 1929 S 1709Einzelnachweise Bearbeiten Georg Schwartzer Hrsg Adressbuch des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes Stand vom 1 August 1919 Max Schlutius Magdeburg 1919 S 66 Wixfort S 53 Ahrens Dresdner Bank S 20 Christopher Kopper Bankiers unterm Hakenkreuz 2005 S 124 United States Congress Senate Committee on Military Affairs Elimination of German Resources for War Hearings Before a Subcommittee of the Committee on Military Affairs United States Sneate Seventy Ninthy Congress First Session Pursuant to S Res 107 and S Res 146 Authorizing a Study of War Mobilization Problems Part 5 Testimony of Treasury Department July 2 1935 Washington 1945 S 859f Einfugen Ahrens Dresdner Bank S 99 Unter Berufung auf eine Auskunft des Burgermeisters von Leonberg vom 3 Dezember 1947 in Pilders Spruchkammerakte derzufolge er seit dem 17 Oktober 1947 in Leonberg wohnte Ahrends Dredsener Bank S unter Berufung auf Spruchkammer Leonberg Einstellungsbeschluss vom 21 Januar 1948 StA Ludwigsburg EL 902 14 Nr 29 1a VII2812 Ahrens Dresdner Bank S 120f S 444 Normdaten Person GND 127906649 lobid OGND AKS VIAF 118153661 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pilder HansKURZBESCHREIBUNG deutscher BankerGEBURTSDATUM 17 Oktober 1885GEBURTSORT BrombergSTERBEDATUM 20 Mai 1950STERBEORT Leonberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Pilder amp oldid 234665107