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Hans Loewenthal 4 Dezember 1899 in Berlin 20 Dezember 1986 in London war ein osterreichisch britischer Mediziner und Naturwissenschafter sowie Forscher am Robert Koch Institut RKI Er wurde aufgrund seiner judischen Herkunft verfolgt und musste deshalb im Marz 1933 das RKI nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verlassen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben bis zur Machtubernahme durch die Nazis 3 Beruf und Leben ab 1933 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenHans Loewenthal stammte aus einer judischen Familie und wurde als jungstes Kind des Metzgers und Wurstfabrikanten Theodor Loewenthal geb 4 Marz 1861 in Zettlitz Tschechien ermordet am 22 Juli 1942 im KZ Theresienstadt 2 und dessen Ehefrau Jenny geb Elkan gest 1921 geboren Er hatte drei altere Schwestern Katharina Else und Helene die nach 1933 nach England Ecuador und in die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderten 3 Loewenthal heiratete 1933 Hanna geborene Stenger 1902 2000 aus Berlin mit der er die Tochter Susan geb 1935 und Evelyn Ann geb 1939 bekam 1 4 Leben bis zur Machtubernahme durch die Nazis BearbeitenLoewenthal verbrachte seine Kindheit und Jugend in Berlin und machte dort 1917 sein Abitur Weil seine Eltern die osterreichische Staatsburgerschaft besassen war Loewenthal am Ende des Ersten Weltkriegs als Soldat der osterreichischen Armee in Italien stationiert Ab Ostern 1919 begann Loewenthal an der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin ein Medizinstudium und wechselte zum Sommersemester 1920 an die Julius Maximilians Universitat Wurzburg Neben seinem Medizinstudium schrieb er sich fur ein naturwissenschaftliches Studium ein und belegte zusatzlich Vorlesungen in Zoologie und Botanik Im Jahr 1922 promovierte er im Fach Zoologie mit summa cum laude 3 mit seiner Dissertation Cytologische Untersuchungen an normalen und experimentell beeinflussten Dipteren Calliphora erythrocephala 5 Danach kehrte er nach Berlin zuruck und beendete 1924 sein Medizinstudium mit seiner zweiten Dissertation uber Die Oogenese von Tubifex tubifex Mull Zur Kritik der Kernverschmelzung Oschmanns 6 Beide Arbeiten waren zuvor als Artikel in der renommierten Fachzeitschrift Archiv fur Zellforschung erschienen 1 Nach dem Studium entschied sich Loewenthal in der Forschung zu wirken 3 und ubernahm eine erste Anstellung an dem Universitatsinstitut fur experimentelle Zellforschung das damals noch eine Abteilung am Institut fur Krebsforschung der Charite war und von Rhoda Erdmann der Mitbegrunderin der experimentellen Zellbiologie in Deutschland geleitet wurde 3 Ab 1926 folgte eine Tatigkeit in der Bakteriologischen Abteilung des Rudolf Virchow Krankenhauses Danach wechselte er an das Preussische Forschungsinstitut fur Hygiene und Immunitatslehre in Berlin Dahlem das von dem deutschen Immunologen und Hygieniker Ernst Friedberger geleitet wurde 1 Spatestens ab dem Jahr 1929 begann Loewenthal seine Tatigkeit im Robert Koch Institut in der von Josef Koch geleiteten Wutschutzabteilung Tollwut 3 und baute dort in den folgenden Jahren ein Labor fur Zellforschung auf In den Fachzeitschriften fur Hygiene und Infektionskrankheiten sowie der Zeitschrift fur Krebsforschung veroffentlichte er mehrere Beitrage Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde im Fruhjahr 1933 das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erlassen Auf der Basis dieser gesetzlichen Vorlage wurde Loewenthal im Marz 1933 wie alle judischen Mitarbeitenden am RKI wegen seiner judischen Herkunft entlassen 1 Beruf und Leben ab 1933 BearbeitenNach seiner Entlassung aus dem RKI emigrierte Loewenthal nach England Auf Empfehlung der Berliner Zellforscherin Rhoda Erdmann hielt er im August 1933 in Cambridge auf dem 3 Internationalen Kongress fur experimentelle Zellforschung einen Vortrag von dem er auf deren Anraten nicht mehr nach Deutschland zuruckkehrte 1 Unter anderem fur diese Migrationsempfehlung wurde Erdmann denunziert und noch 1933 vorubergehend verhaftet und spater vom Dienst suspendiert Im Fruhjahr 1940 erstellte das Reichssicherheitshauptamt eine Sonderfahndungsliste fur Grossbritannien mit 2820 Personen in der auch Hans Loewenthal aufgefuhrt war von denen die Nazis annahmen dass sie sich in Grossbritannien aufhielten Nach der geplanten Einnahme Grossbritanniens sollten diese Personen durch Sondereinheiten der Waffen SS aufgespurt und inhaftiert werden 3 In England erhielt Loewenthal eine Art Stipendium und arbeitete zunachst als Fellow am Royal London Hospital for Integrated Medicine sowie als Dozent fur Bakteriologie am London Hospital Medical College Im Jahr 1940 wurde ihm die Britische Staatsburgerschaft zuerkannt Wahrend des Zweiten Weltkrieges diente er daraufhin im britischen Rettungsdienst Emergency Medical Services 3 Seine in Deutschland begonnenen Studien auf dem Gebiet der Zellforschung konnte er in Grossbritannien nicht weiter fortfuhren Ab 1945 war er leitender Pathologe im Chase Farm Hospital im London Borough of Enfield Spater gehorte Loewenthal im Jahr 1963 zu den Grundungsmitgliedern der englischen Fachgesellschaft des Royal College of Pathologists 1 Schriften Auswahl BearbeitenCytologische Untersuchungen an normalen und experimentell beeinflussten Dipteren Calliphora erythrocephala Verlag W Engelmann Leipzig 1923 Dissertation Die Oogenese von Tubifex tubifex Mull Zur Kritik der Kernverschmelzung Oschmanns Verlag W Engelmann Leipzig 1924 Dissertation Uber das Kulturmedium fur Saugetiergewebe In Archiv experimentelle Zellforschung 4 1927 Uber die Kultur Unsichtbarer Krankheitserreger Zuchtung des Vogelpockenvirus in Klinische Wochenschrift volume 7 1928 Seiten 349 351 7 Aufnahme extrazellularer Partikel Mikroorganismen oder Flussigkeiten durch spezialisierte Zelle zusammen mit Fred Neufeld in Handbuchs der normalen und pathologischen Physiologie 13 Band 1929 Phagocytoseversuche mit Milzmakrophagen in der Gewebekultur zusammen mit Gabriel Micseh in Zeitschrift fur Hygiene und Infektionskrankheiten Nr 110 1929 Seite 150 160 8 Ein Streptokokkenstamm von ungewohnlicher Pathogenitat in Zeitschrift fur Hygiene Nr 113 1932 Seiten 445 456 Beziehungen zwischen Wuchsform Pathogenitat und antigener Struktur bei Streptokokken in Zeitschrift fur Hygiene Nr 114 1932 Seiten 379 396Literatur BearbeitenMichael Hubenstorf Aber es kommt mir doch so vor als ob Sie dabei nichts verloren hatten In Wolfgang Fischer Hrsg Exodus von Wissenschaften aus Berlin Fragestellungen Ergebnisse Desiderate Entwicklungen vor und nach 1933 Akademie der Wissenschaften zu Berlin Forschungsberichte Band 7 Kapitel 5 2 1994 Annette Hinz Wessels Personalentlassungen nach der nationalsozialistischen Machtergreifung In Das Robert Koch Institut im Nationalsozialismus Kulturverlag Kadmos Berlin 2021 ISBN 978 3 86599 463 9 S 21 ff Benjamin Kuntz Hans Loewenthal 04 12 1899 in Berlin 20 12 1986 in London In Esther Maria Antao Benjamin Kuntz Bearb Erinnerungszeichen Remembering Im Gedenken an die zwolf judischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die 1933 das Robert Koch Institut verlassen mussten In memory of the twelve employees who were forced to leave the Robert Koch Institute in 1933 Museum im Robert Koch Institut Berlin 2022 ISBN 978 3 89606 313 7 S 80 85 online Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g in Museum im Robert Koch Institut Hrsg Erinnerungszeichen Im Gedenken an die zwolf judischen Mitarbeitenden die 1933 das Robert Koch Institut verlassen mussten Robert Koch Institut Berlin 2022 Kurzbiografie Hans Loewenthal S 80 85 Stolperstein fur Theodor Loewenthal a b c d e f g Museum im Robert Koch Institut Hans Loewenthal Podcast Portrat Hans Loewenthal 2021 abgerufen am 30 Juli 2022 Genealogie Familie Loewenthal aufgestellt von Susan Loewenthal Lourenco Cytologische Untersuchungen an normalen und experimentell beeinflussten Diphteren im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Die Oogenese von Tubifex tubifex im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hans Loewenthal Uber die Kultur Unsichtbarer Krankheitserreger Zuchtung des Vogelpockenvirus aufgerufen am 30 Juli 2022 Hans Loewenthal amp Gabriel Micseh Phagocytoseversuche mit Milzmakrophagen in der Gewebekultur aufgerufen am 30 Juli 2022 Normdaten Person VIAF 307382263 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 8 August 2022 Personendaten NAME Loewenthal Hans KURZBESCHREIBUNG osterreichisch britischer Mediziner und Naturwissenschaftler GEBURTSDATUM 4 Dezember 1899 GEBURTSORT Berlin STERBEDATUM 20 Dezember 1986 STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Loewenthal amp oldid 242530514