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Hans Fleischhacker 10 Marz 1912 in Tottleben 30 Januar 1992 in Frankfurt am Main 1 2 war ein deutscher Anthropologe und SS Obersturmfuhrer Er wurde wegen seiner Schadelvermessungen an KZ Insassen im Zweiten Weltkrieg angeklagt jedoch 1971 von der Anklage freigesprochen und war weiterhin als Wissenschaftler an der Universitat Frankfurt am Main tatig Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bis 1945 1 2 Ab 1945 1 3 Prozess und Freispruch 1971 weitere Hochschultatigkeit 2 Wirkung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBis 1945 Bearbeiten Nach seinem Studium in Jena von 1931 bis 1933 und seinem Eintritt in die dortige Burschenschaft Germania promovierte Fleischhacker 1935 in Munchen und war danach Assistent von Theodor Mollison 3 Ab 1937 arbeitete er als Assistent am Rassenbiologischen Institut an der Universitat Tubingen das dem Rassenpolitischen Amt der NSDAP unterstellt war wo er sich 1943 im Fach Anthropologie uber Das Hautleistensystem auf Fingerbeeren und Handflachen bei Menschen mit einer Auswertung von Handabdrucken von 309 Juden aus Litzmannstadt Lodz habilitierte und glaubte rassische Sonderstellungen bewiesen zu haben 4 5 1937 trat er der SS SS Nummer 307 399 zum 1 Februar 1940 der NSDAP Mitgliedsnummer 7 501 920 6 und der Waffen SS bei Ein Jahr spater wurde er SS Fuhrer im SS Rasse und Siedlungshauptamt und Eignungsprufer bei der Eindeutschung von Polen als solcher war er hauptsachlich im okkupierten Litzmannstadt Lodz eingesetzt wo er zeitweise die Aussenstelle des SS Rasse und Siedlungshauptamtes leitete 1 Am 10 Juni 1943 reiste er nach Berlin und einen Tag spater ins KZ Auschwitz Birkenau wo er zusammen mit Bruno Beger Lagerinsassen fur ein Museumsprojekt der SS vermessen sollte Von ihnen ausgewahlte Personen wurden ins KZ Natzweiler Struthof Elsass deportiert und im August 1943 ermordet Die Leichen wurden von SS Mannern in das von August Hirt geleitete Anatomische Institut der Reichsuniversitat Strassburg im okkupierten Elsass gebracht und in der Strassburger Schadelsammlung aufbewahrt 7 Ab 1945 Bearbeiten Am 25 Oktober 1945 wurde Fleischhacker durch die franzosische Militarregierung mit sofortiger Wirkung aus dem Dienst der Universitat Tubingen entlassen und fand eine Anstellung beim Innenministerium fur Wurttemberg Hohenzollern 1 1948 wurde er in einem Spruchkammerverfahren als Mitlaufer eingestuft Ab 1950 arbeitete er als Sachverstandiger fur Vaterschaftsgutachten der Deutschen Gesellschaft fur Anthropologie und als Assistent am Institut fur Vererbungswissenschaft der Universitat Frankfurt am Main Von Januar 1960 bis Oktober 1961 war Fleischhacker erneut als Assistent am Anthropologischen Institut der Universitat Tubingen tatig 2 Danach war er als wissenschaftlicher Assistent am Anthropologischen Institut der Universitat Frankfurt am Main beschaftigt 8 Prozess und Freispruch 1971 weitere Hochschultatigkeit Bearbeiten Fur seine Mitwirkung bei den Vermessungen von 86 judischen Frauen und Mannern 1943 in Auschwitz ermittelte die Staatsanwaltschaft unter Leitung von Fritz Bauer seit 1961 gegen Fleischhacker Gemeinsam mit dem ehemaligen SS Hauptsturmfuhrer Bruno Beger und SS Obersturmfuhrer Wolf Dietrich Wolff Referent des SS Standartenfuhrers Wolfram Sievers wurde er beschuldigt das Ausserste dessen deutsche Arzte fahig waren 9 getan zu haben Im KZ Auschwitz hatten sie Haftlinge ausgewahlt die ins elsassische KZ Natzweiler verbracht und dort getotet wurden um fur ein Museumsprojekt von SS Ahnenerbe prapariert werden Die Anklageschrift konnte erst 1968 abgeschlossen werden Im Oktober 1969 wurde vom Landgericht Frankfurt die Klage zugelassen 10 Im Oktober 1970 begann der sogenannte Skelettsammler Prozess das Verfahren gegen Beger wurde abgetrennt Vor dem Landgericht Frankfurt behauptete Fleischhacker dass er von den Folgen seiner anthropologischen Messungen in Auschwitz nichts gewusst habe Anders als Beger konnte er die Richter uberzeugen dass er davon ausging dass ihre Messungen lediglich dazu dienten wissenschaftliche Methoden untereinander abzugleichen da man aus unterschiedlichen Schulen stammte und im Sonderkommando K ein gemeinsamer anthropologischer Einsatz geplant war Am 5 Marz 1971 wurde Fleischhacker vom Landgericht Frankfurt freigesprochen 11 Seit Mai 1968 als die Klage erhoben wurde war Fleischhacker aufgrund eines Hinweises von Bauer von seiner Frankfurter Tatigkeit als Privatdozent suspendiert Nach dem Freispruch wurde er an der Universitat Frankfurt in alle fruheren Rechte wieder eingesetzt zusatzlich wurde er durch den hessischen Kulturminister nach einem hessischen Uberleitungsgesetz aus dem Jahre 1970 zum ausserordentlichen Professor ernannt Dagegen kam es zu Protesten des Fachbereichs 12 Man kann doch zum Missbrauch einer biologischen Wissenschaft in so ungeheuerlicher Weise nicht schweigen meinte der damalige Dekan der Humangenetiker Volkmar Lange Da Fleischhackers Veranstaltungen von der Studentenschaft 1972 boykottiert wurden richtete der Fachbereich Parallelveranstaltungen ein so dass die Studierenden nicht bei ihm horen mussten 11 1977 trat er in den Ruhestand 8 Das Kapitel Anthropologie der Bewohner Afrikas in dem von seinem Kollegen Hermann Baumann herausgegebenen deutschsprachigen Standardwerk Die Volker Afrikas und ihre traditionellen Kulturen stammt von ihm Wirkung BearbeitenIn einer Ausstellung des Museums der Universitat Tubingen MUT im Schloss Hohentubingen mit dem Titel In Fleischhackers Handen Tubinger Rassenforscher in Lodz 1940 1942 wurden 2015 zur verbrecherischen Forschung von Hans Fleischhacker erstmals Dokumente publik gemacht die man schon 1989 aus Anlass einer Ringvorlesung zum Thema Uni und Nationalsozialismus in der Sammlung des Instituts hatte auffinden konnen 13 Literatur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main 2 Auflage Juni 2007 S 155 Hans Joachim Lang Die Namen der Nummern Wie es gelang die 86 Opfer eines NS Verbrechens zu identifizieren Hamburg 2004 Frankfurt am Main 2007 In Fleischhackers Handen Wissenschaft Politik und das 20 Jahrhundert Herausgegeben von Jens Kolata Richard Kuhl Henning Tummers Urban Wiesing MUT Tubingen 2015 Schriften aus dem Museum der Universitat Tubingen Band 8 ISBN 978 3 9816616 4 4 Madeleine Wegner Hans Fleischhacker Ein Rasseexperte im KZ Auschwitz In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Baden Wurttemberg Band 9 NS Belastete aus dem Suden des heutigen Baden Wurttemberg Kugelberg Verlag Gerstetten 2018 S 92 106 ISBN 978 3 945893 10 4 Weblinks BearbeitenEntnazifizierungsakte von Hans Fleischhacker als digitale Reproduktion im Online Angebot des Staatsarchivs Sigmaringen abgerufen am 26 Dezember 2018 Broschure Die Universitat Tubingen im Nationalsozialismus Jahresprogramm 2015 darin Seite 6 15 zur Ausstellung In Fleischhackers Handen Tubinger Rassenforscher in Lodz 1940 1942 Ausstellung im Kabinettraum des Schlosses Hohentubingen ab 24 April bis 28 Juni 2015 Hans Fleischhacker in die namen der nummern de abgerufen am 26 Dezember 2018Einzelnachweise Bearbeiten a b c Lena Mussigmann Hande aus dem Holocaust In Frankfurter Rundschau 30 Mai 2015 S 23 a b Eintrag Hans Fleischhacker 1912 1992 Memento vom 23 Januar 2007 im Internet Archive bei Die Namen der Nummern Eine Initiative zur Erinnerung an 86 judische Opfer der Verbrechen von NS Wissenschaftlern Entnazifizierungsakte von Hans Fleischhacker als digitale Reproduktion im Online Angebot des Staatsarchivs Sigmaringen abgerufen am 26 Dezember 2018 Horst Junginger Von der philologischen zur volkischen Religionswissenschaft S 281 282 In den Handen des SS Obersturmfuhrers In Der Spiegel 22 Mai 2015 abgerufen am 29 Juli 2021 Bundesarchiv R 9361 III 524419 Mass fur Mass In Der Spiegel Nr 46 1970 online a b Jens Kolata Kurzbiographie Hans Fleischhacker NS Akteure in Tubingen abgerufen am 30 Juli 2021 Raul Hilberg Die Vernichtung der europaischen Juden Band 2 Frankfurt M 1991 S 1012 Irmtrud Wojak Fritz Bauer 1903 1968 Eine Biographie C H Beck Munchen 2009 S 402f a b Nicht erfasst In Der Spiegel 28 Mai 1972 abgerufen am 29 Juli 2021 Reinhard Tenhumberg Fleischhacker Hans Dr phil Tater und Mitlaufer abgerufen am 29 Juli 2021 Michael Petersen Universitat Tubingen Forschung fur die Vernichtung Am Schreibtisch in Tubingen untersuchte der Menschenkundler Hans Fleischhacker die Handabdrucke von 309 Judinnen und Juden alle waren im Ghetto ermordet worden Stuttgarter Zeitung 24 April 2015Normdaten Person GND 1066251398 lobid OGND AKS VIAF 55129197 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fleischhacker HansKURZBESCHREIBUNG deutscher Anthropologe und SS ObersturmfuhrerGEBURTSDATUM 10 Marz 1912GEBURTSORT TottlebenSTERBEDATUM 30 Januar 1992STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Fleischhacker Anthropologe amp oldid 232521175