www.wikidata.de-de.nina.az
Hans Joachim Kornadt 16 Juni 1927 in Stargard in Pommern 24 April 2023 war ein Psychologe und Professor fur Padagogische Psychologie und Erziehungswissenschaft Sein Hauptforschungsgebiet war die Motivationsforschung mit Schwerpunkt auf der Entwicklung und Sozialisation sozialer Motive insbesondere der Aggression Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Lehre und Forschung 2 1 Forschungen zur Motivation von Aggression 2 2 Kulturvergleichende Forschung 3 Mitgliedschaften 4 Deutsch Japanische Gesellschaft fur Sozialwissenschaften 5 Ehrungen 6 Schriften 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAusbildung BearbeitenNach dem Abitur 1947 absolvierte Hans Joachim Kornadt ein Studium der Rechtswissenschaft Psychologie und Physiologie in Marburg das er 1952 als Diplom Psychologe beendete 1956 erfolgte seine Promotion zum Dr phil bei Heinrich Duker mit der Arbeit Experimentelle Untersuchungen uber qualitative Anderungen von Reproduktionsinhalten Von 1957 bis 1961 war er als wissenschaftlicher Assistent am Psychologischen Institut der Universitat Wurzburg tatig Ab 1961 war er Hochschuldozent fur Psychologie an der Padagogischen Hochschule Saarbrucken sowie Lehrbeauftragter an der Universitat Wurzburg und an der Universitat des Saarlandes Lehre und Forschung Bearbeiten1964 wurde Hans Joachim Kornadt Professor fur Psychologie an der Padagogischen Hochschule Saarbrucken 1968 wurde er nach Ablehnung eines Rufes auf einen sozial psychologischen Lehrstuhl an der Universitat Bochum Professor fur Padagogische Psychologie und Erziehungswissenschaft an der Universitat des Saarlandes in Saarbrucken Dort lehrte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1995 In den 1980er Jahren war er vielmals zu Forschungsaufenthalten und als Gastprofessor in Japan und Indonesien Von 1997 bis 2005 war er Senatsbeauftragter der Universitat Erfurt fur den Aufbau der Erziehungswissenschaftlichen Fakultat Forschungen zur Motivation von Aggression Bearbeiten Im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Entwicklung und Validierung eines Aggressions Thematischen Auffassungstests wandte sich Kornadt fruh der Aggressionsforschung zu Daraus erwuchs im Laufe der Jahre eine uber die TAT Forschung empirisch begrundete Motivationstheorie der Aggressivitat und der Aggressionshemmung Ausgehend von den Motivationstheorien McClellands und Heckhausens wird ein uberdauerndes Aggressionsmotiv als komplexes System aus Arger Affekt Frustrations Attribuierungen Werten und Zielen sowie aus spezifischen Aggressions Hemmungen aufgebaut angenommen Das individuelle Aggressionsmotiv basiert daher sowohl auf biologischen Komponenten Ausmass der individuellen Arger Affekt Neigung wird als genetisch bedingt angesehen wie auf sozio kulturellen Komponenten Attribuierungen Werte und Ziele die auf Sozialisationserfahrungen zuruckgefuhrt werden Ein ausgearbeitetes Schema zur Entstehung verschiedener Arten von Aggression smotivation legte Kornadt 1982 in seinem zwei bandigen Werk Aggressionsmotiv und Aggressionshemmung vor Kulturvergleichende Forschung Bearbeiten Mitte der 1960er Jahre fuhrte Kornadt im Auftrag des Bundesministeriums fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und der Universitat des Saarlandes ein Forschungsprojekt zur Kulturangepasstheit des Schulsystems in Kenia und Uganda durch Kornadt 1968 amp 1970 Die Ergebnisse dieser kulturvergleichenden Studie zeigten unter anderem die Verfehltheit einer einfachen Ubertragung des europaischen Bildungssystems in diesen Landern mit ihren von Europa vollig unterschiedlichen Lebensbedingungen und Lebensbedurfnissen Angeregt von den Erfahrungen wahrend der Studienaufenthalte in Afrika und durch die Ergebnisse dieser Untersuchungen sowie durch seine Mitgliedschaft im Beirat beim Bundes Entwicklungsminister wandte sich Kornadt im Folgenden vermehrt auch kulturvergleichenden Fragestellungen zu Eine wichtige Rolle spielte hierbei die oben beschriebene Motivationstheorie der Aggression In einem grossen kulturvergleichenden Projekt in Deutschland der Schweiz Indonesien und Japan untersuchte er in den 1980er Jahren die kulturelle Bedingtheit der Entwicklung von Aggressionsmotiv und Aggressionshemmung Dabei zeigte sich dass die fruhe Mutter Kind Beziehung als wichtigster Pradiktor fur die Aggressionsentwicklung gelten kann Diese wiederum ist stark durch kulturelle Werte und Normen gepragt was zum Beispiel in einer sehr symbiotisch gepragten Mutter Kind Beziehung in Japan im Vergleich zu einer mehr auf Anerkennung der Individualitat des Kindes und damit die jeweilige Eigenstandigkeit von Mutter und Kind betonenden Mutter Kind Beziehung in westlichen Kulturen zum Ausdruck kommt Einen zusammenfassenden Uberblick uber die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts gibt Kornadt in dem im Jahr 2011 erschienenen Buch Aggression Die Rolle der Erziehung in Europa und Ostasien Im Jahr 2007 erschienen in der Reihe der Enzyklopadie der Psychologie Hogrefe Verlag drei umfangreiche Bande zur Kulturvergleichenden Psychologie die Kornadt zusammen mit Gisela Trommsdorff herausgab Mitgliedschaften BearbeitenHans Joachim Kornadt war mehrere Jahre Mitglied im Wissenschaftsrat Von 1977 bis 1997 war er Mitglied bzw Vorsitzender des Kuratoriums der Kultusministerkonferenz fur die Entwicklung von Hochschulzugangstests Von 1982 bis 1984 war er Prasident der Deutschen Gesellschaft fur Psychologie Ausserdem war er mehrere Jahrzehnte Mitglied bzw Vorsitzender verschiedener wissenschaftlicher Beirate in Ministerien und Forschungsinstituten wie dem Max Planck Institut fur Psychologische Forschung in Munchen dem Deutschen Institut fur Internationale Padagogische Forschung in Frankfurt am Main oder dem Deutschen Institut fur Japanstudien in Tokio Daruber hinaus war Kornadt unter anderem stellvertretender Vorsitzender der Landes Hochschulstruktur Kommission in Sachsen Anhalt Vorsitzender des Strukturbeirats und der Grundungskommission fur das Psychologische Institut der Universitat Halle und Senatsbeauftragter der Universitat Erfurt fur den Aufbau der erziehungswissenschaftlichen Fakultat und fur die Neugestaltung der Lehrerbildung Er war ferner langjahriges Mitglied des Stiftungsrates des Deutschen Instituts fur Internationale Padagogische Forschung bis 2012 ebenso Beiratsvorsitzender des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen und Mitglied des Kuratoriums von Bildung und Begabung bis 2013 Deutsch Japanische Gesellschaft fur Sozialwissenschaften Bearbeiten1989 grundete Kornadt zusammen mit Gisela Trommsdorff in Tokio die Deutsch Japanische Gesellschaft fur Sozialwissenschaften der zu etwa gleichen Teilen deutsche und japanische Sozialwissenschaftler angehoren Die Gesellschaft mochte insbesondere dazu beitragen Kenntnisse uber gegenwartige kulturelle soziale und psychologische Besonderheiten und Prozesse in Japan und Deutschland zu erweitern Aus den 2 jahrlich im Turnus in Deutschland und Japan stattfindenden Tagungen der Gesellschaft sind bisher sieben Tagungsbande mit vorwiegend psychologischen und soziologischen Beitragen hervorgegangen Ehrungen Bearbeiten1988 Deutsch Japanischer Forschungspreis A v Humboldt JSPS 1995 Saarlandischer Verdienstorden 1 1998 Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft fur Psychologie 2006 Bundesverdienstkreuz 1 Klasse 2009 Ehrendoktorwurde der Universitat ErfurtSchriften BearbeitenLehrziele Schulleistung und Leistungsbeurteilung Schwann Dusseldorf 1975 als Hrsg Aggression und Frustration als psychologisches Problem Band 1 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1981 Aggressionsmotiv und Aggressionshemmung Band 1 Empirische und theoretische Untersuchungen zu einer Motivationstheorie der Aggression und zur Konstruktvalidierung eines Aggressions TAT Band 2 Aggressions TAT und andere aggressionsrelevante Verfahren Huber Bern 1982 als Hrsg Aggression und Frustration als psychologisches Problem Band 2 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1992 Aggression Die Rolle der Erziehung in Europa und Ostasien VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2011 Psychological functions of religion in youth A historical and cultural perspective In G Trommsdorff X Chen Hrsg Values religion and culture in adolescent development Cambridge University Press New York NY 2012 S 46 65 mit L H Eckensberger und W B Emminghaus Cross cultural research on motivation and its contribution to a general theory of motivation In H C Triandis W J Lonner Hrsg Handbook of cross cultural psychology Vol 3 Basic processes Allyn and Bacon Boston 1980 S 223 321 mit E Voigt Situation und Entwicklungsprobleme des Schulsystems in Kenia Teil 2 Empirischer Beitrag zur sozialpsychologischen Funktion der Schule Klett Stuttgart 1970 mit G Trommsdorff Hrsg Deutsch japanische Begegnungen in den Sozialwissenschaften Wiederbeginn wissenschaftlicher Kooperation in gesellschaftsbezogener Forschung Universitatsverlag Konstanz Konstanz 1993 mit B Mayer Hrsg Psychologie Kultur Gesellschaft VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2010 mit G Trommsdorff Parent child relations in cross cultural perspective In L Kuczynski Hrsg Handbook of dynamics in parent child relations Sage Publications Thousand Oaks CA 2003 S 271 306 mit G Trommsdorff Hrsg Enzyklopadie der Psychologie Themenbereich C Theorie und Forschung Serie VII Kulturvergleichende Psychologie Band 1 Theorien und Methoden in der kulturvergleichenden und kulturpsychologischen Forschung Band 2 Erleben und Handeln im kulturellen Kontext Band 3 Anwendungsfelder der kulturvergleichenden Psychologie Hogrefe Gottingen 2007 Selbstdarstellung Kornadt Selbstdarstellung In H E Luck Hrsg Psychologie in Selbstdarstellungen Band IV Pabst Science Verlag Lengerich 2004 S 193 213 Weblinks BearbeitenHomepage von H J KornadtEinzelnachweise Bearbeiten Bekanntmachung von Verleihungen des Saarlandischen Verdienstordens In Chef der Staatskanzlei Hrsg Amtsblatt des Saarlandes Nr 6 Saarbrucker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH Saarbrucken 9 Februar 1995 S 95 96 uni saarland de PDF 213 kB abgerufen am 12 Juni 2017 Normdaten Person GND 143463705 lobid OGND AKS LCCN n81097799 VIAF 54589607 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kornadt Hans JoachimKURZBESCHREIBUNG deutscher PsychologeGEBURTSDATUM 16 Juni 1927GEBURTSORT Stargard in PommernSTERBEDATUM 24 April 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Joachim Kornadt amp oldid 233538988