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Dieser Artikel behandelt alle Fragen der Textgeschichte der fruhen Drucke und der editorischen Entscheidungen von Shakespeares Drama Hamlet Inhaltsverzeichnis 1 Textgeschichte 1 1 Vermutungen zu Abfassung und Auffuhrung vor 1603 1 2 Die fruhen Drucke 1 3 Die First Folio 1623 1 4 Die Hamlet Ausgaben nach 1623 2 Die Grundlagen editorischer Entscheidungen 2 1 Manuskripthypothesen 2 2 Uberlieferungstheorien 2 3 Editionsalternativen 3 Textausgaben 4 Literatur 5 BelegeTextgeschichte BearbeitenIn der neueren Shakespeare Forschung geht man ublicherweise von einer Produktionssequenz aus die die drei Schritte Abfassung Auffuhrung und Druck eines Werkes in zeitlicher Folge umfasst 1 Dem liegen Annahmen uber die sozialen Bedingungen der Theaterproduktionen im elisabethanischen Zeitalter zugrunde vor allem die Beobachtung dass viele Stuckeschreiber wie Shakespeare gleichzeitig Schauspieler Theatermitbesitzer und Arbeitgeber einer Schauspielertruppe waren 2 Ihre Werke dienten dem Unterhaltungsbedurfnis und Zeitvertreib der Stadtbevolkerung 3 Sie enthielten meist eine attraktive Mischung aus Musik und Tanz Jux und Clownerien Mord und Totschlag Fechtpartien und Staatsakten 4 Shakespeare und seine zeitgenossischen Kollegen verdienten Geld durch die Auffuhrung ihrer Stucke deren Erfolg bedingt durch minimale Ausstattung vollkommen auf die durch den Text und das Geschick der Darsteller hervorgerufene Wortkulisse angewiesen waren Daher riskierten Autoren die gleichzeitig Theaterbesitzer waren durch den Druck ihrer Werke ein Nachahmen oder Nachspielen der eigenen Produktionen durch die Konkurrenz was die Erlose durch Auffuhren schmalern konnte 5 Diese Situation konnte eine Erklarung fur den Uberlieferungsbefund vieler Shakespearestucke sein Von Shakespeares Dramen ist mit Ausnahme des Sir Thomas More keines als Manuskript erhalten Die Stucke waren in der Hauptsache Spieltexte fur das Theater Ihre Manuskripte existierten vermutlich zunachst in Form von Schmierfassungen foul paper oder rough copy von denen saubere Abschriften theater transcript oder fair copy erstellt wurden und die dann als Vorlage fur ein Regiebuch playbook oder promptbook dienten 6 Im Fall des Hamlet spiegelt die Textgeschichte moglicherweise einzelne Stationen der sozialen Randbedingungen der elisabethanischen Unterhaltungskultur wider Vermutungen zu Abfassung und Auffuhrung vor 1603 Bearbeiten Die Abfassungszeit des Hamlet ist nicht bekannt Alle dazu in der Literatur gemachten Annahmen sind Vermutungen aufgrund von Indizien Als sicherste Daten gelten die Hinrichtung des 2 Earl of Essex im Februar 1601 der Eintrag im Stationers Register im Juli 1602 und der Druck von Q1 im Jahr 1603 Der Text des Hamlet muss daher mit einiger Gewissheit spatestens in der Zeit zwischen Anfang 1601 und dem Jahr 1603 fertig gestellt worden sein Auch das Datum der ersten Auffuhrung des Hamlet ist nicht bekannt Vermutlich fand sie aufgrund des Stationers Eintrags vor dem Juli 1602 in London statt Die erste zeitlich genau belegte Auffuhrung datiert aus dem Jahr 1607 Die fruhen Drucke Bearbeiten Von Shakespeares Hamlet existieren vier fruhe Quartos eine kurze vermutlich unautorisierte Fassung Quarto 1 Q1 von 1603 eine wesentlich langere Version Q2 von 1604 05 und zwei von dem Verleger John Smethwick besorgte Reprints des Q2 mit geringen Varianten eine aus dem Jahr 1611 Q3 und eine undatierte Version Q4 vermutlich aus dem Jahr 1622 Im Jahre 1623 erschien die erste Folioversion F1 der gesammelten Werke Shakespeares Die Hamlet Version in F1 enthalt an Q2 angelehnte Erweiterungen und Kurzungen Die Erweiterungen bestehen aus ca 75 Zeilen Folio only Passagen die moglicherweise einer diplomatischen Zensur des Q2 zugrunde liegenden Manuskriptes entsprechen Die Kurzungen bestehen meist in Streichungen langerer Reden 7 Quarto Q1 von 1603 nbsp Titelseite der Hamlet Ausgabe Q 1 1603Die erste Quarto Ausgabe des Hamlet stammt aus dem Jahr 1603 Der Druck datiert vermutlich nach dem 19 Mai 1603 da an diesem Tag die Umbenennung der Lord Chamberlain s Men in King s Men erfolgte worauf sich wohl die Formulierung his Highnesse seruants bezieht 8 Von ihr sind zwei Exemplare erhalten Das erste wurde 1823 von Sir Henry Bunbury entdeckt gelangte bald in den Besitz von einem der Dukes of Devonshire und befindet sich heute in der Huntington Library in Kalifornien Das zweite Exemplar erwarb der englische Shakespeare Gelehrte James Orchard Halliwell Phillipps im Jahr 1856 von einem Buchhandler in Dublin und verkaufte es zwei Jahre spater an das Britische Museum Es befindet sich heute in der British Library Ein drittes Exemplar soll im 19 Jahrhundert aufgetaucht zu sein Der fur seine Falschungen bekannte Shakespeare Forscher John Payne Collier behauptete davon Kenntnis zu haben Bestatigt wurde dies nicht 9 Die beiden Quartos sind unvollstandig und erganzen sich gegenseitig Dem Exemplar in Huntington Q1 HN fehlt das Titelblatt wahrend dem Exemplar in London Q1 L das letzte Blatt fehlt Als Herausgeber sind angegeben At London printed for N L and Iohn Trundell Anhand der Schmuckfigur in der Mitte des Blattes weiss man dass N L fur Nicholas Ling steht Der Drucker konnte anhand der Schmuckfigur auf der ersten Textseite als Valentine Simmes identifiziert werden 10 Die Unterschiede zwischen den beiden Exemplaren sind gering die Herausgeber der neuen Arden Ausgabe fanden neun Varianten 11 Die verbesserten Fehler waren nicht sinnentstellend so wurde maried zu married korrigiert Das Quarto Q1 des Hamlet gilt seit Pollards Urteil von 1909 als ein Bad Quarto 12 Man wurde erwarten dass auf dem Titelblatt der Name des Stationer James Roberts auftaucht der am 26 Juli 1602 den Eintrag im Stationers Register zum Hamlet verfasst hat Dies ist nicht der Fall daher glauben viele Autoren dass dieser Eintrag die Herstellung einer Raubkopie verhindern sollte und die Existenz von Q1 belege dass dieser Versuch nicht erfolgreich war Auch uber die Quelle von Q1 gibt es keine einheitliche Meinung Neuere Studien stutzen die Annahme dass es sich bei Q1 um eine Niederschrift aus dem Gedachtnis handelt vermutlich von einem der Darsteller 13 Die Autoren des autoritativen Textual Companion sind der Meinung dass F1 und Q1 die gleiche Vorlage haben 14 Andere sind der Auffassung bei Q1 handele es sich um eine Tournee Version des Hamlet 15 Letztendlich haben einzelne Autoren die verschiedenen Hypothesen kombiniert und vermutet dass Q1 eine Gedachtnisniederschrift von den Schauspielern sei die eine vereinfachte Version des Hamlet vor einem ungebildeten provinziellen Publikum aufgefuhrt haben 16 Quarto Q2 von 1604 05 nbsp Titelseite der Hamlet Ausgabe Q 2 1605Im Jahr 1604 begann James Roberts mit dem Druck von Q2 von dem sieben Exemplare erhalten sind drei aus dem Jahre 1604 die sich in Bibliotheken in den USA befinden und vier aus dem Jahre 1605 die in England und Polen aufbewahrt werden die Jennens Howe Kopie in der Folger Shakespeare Library die Kemble Devonshire Kopie in der Huntington Library die Huth Kopie in der Beinecke Library das Exemplar von David Garrick in der British Library das Exemplar aus dem Besitz von Edward Capell im Trinity College in Cambridge die Gorhambury Kopie aus dem Besitz des Earl of Verulam in der Bodleian Library und das erst 1959 entdeckte Exemplar in der Universitatsbibliothek von Warschau 17 In den sieben Exemplaren von Q2 finden sich insgesamt 26 Textvarianten die nur in wenigen Fallen wesentliche editorische Entscheidungen erfordern Eine Untersuchung von John Russell Brown von 1955 ergab dass am Druck von Q2 zwei Schriftsetzer gearbeitet haben und eine Analyse von W Craig Ferguson aus dem Jahr 1989 ergab dass fur den Druck zwei Pica Roman Zeichensatze verwendet wurden Ein Grossteil der Fehler entfallt dabei auf einen der beiden Setzer und den zu ihm gehorigen Zeichensatz Die meisten Gelehrten glauben dass Q2 ein handschriftlicher Erstentwurf Shakespeares zugrunde liegt 18 Die Quartos Q3 und Q4 nbsp Titelseite der Hamlet Ausgabe Q3 1611Am 19 November 1607 erwarb der Verleger John Smethwick von Nicholas Ling das Copyright fur den Hamlet Er gab drei Reprints von Q2 heraus Q3 Q5 Im Jahre 1611 erschien Q3 gedruckt von George Eld und einige Jahre spater ein weiterer Reprint Q4 Beide enthalten einige Varianten gegenuber Q2 Die Datierung von Q4 ist umstritten Jenkins gibt 1622 an 19 Rasmussen hat darauf aufmerksam gemacht dass die zwischen 1619 und 1623 verwendete Druckplatte der fur Titelblatter verwendeten Schmuckfigur von Smethwick Abnutzungserscheinungen zeigt sichtbar an den Locken des Engels und schliesst daraus dass Q4 eher 1621 gedruckt wurde 20 Q3 4 sind vermutlich von den Schriftsetzern der First Folio verwendet worden 21 Die First Folio 1623 Bearbeiten nbsp Titelseite der First Folio Ausgabe F1 von 1623Im Jahre 1623 erschien eine Ausgabe der Dramen Shakespeare in einem Band die sogenannte First Folio Die Herausgeber waren John Heminges und Henry Condell verlegt wurde das Werke von William Jaggard und Edward Blount Jaggards Sohn Isaac besorgte den Druck in der Druckerei seines Vaters nach dessen Tod im gleichen Jahr In dem Band sind 36 Dramen Shakespeares enthalten Von der First Folio F1 sind Stand 2018 234 Exemplare erhalten 22 Die ursprungliche Druckauflage betrug vermutlich etwa 750 Stuck 23 An der ersten Folio Ausgabe waren mindestens 5 Setzer beteiligt 24 Neuere Autoren haben weitere Setzer identifiziert 25 Die Hamletversion in der ersten Folioausgabe besorgte der mit B bezeichnete Schriftsetzer der fur die grosste Anzahl der ca 400 zum Teil sinnentstellenden Fehler in der ersten Folioausgabe verantwortlich ist Dabei entfallen 37 Varianten auf den Text des Hamlet 26 Wahrend also die Probleme der Textrekonstruktion im Falle von F1 begrenzt sind besteht erhebliche Unsicherheit in der Frage der Beziehung von F1 zu Q2 F1 enthalt ca 77 Zeilen F1 only Text die vermutlich einer politischen oder diplomatischen Zensur entsprechen 27 Daruber hinaus wurde F1 gegenuber Q2 erheblich gekurzt meist im Falle langerer Reden ist aber immer noch wesentlich langer als Q1 Zudem gibt es zahlreiche Varianten gegenuber Q2 F1 enthalt deutlich mehr Grossschreibung und Satzzeichen es finden sich zu Beginn Ansatze einer Akteinteilung und vermehrt Auffuhrungshinweise Auch ist F1 konsistenter in der Verwendung der sogenannten speech prefixes der Personen Bezeichnungen die einer Rede vorangehen Manche Autoren bezweifeln ob die Herausgeber von F1 die gedruckte Version von Q2 zum Korrekturlesen verwendet haben Man vermutet vielmehr dass dazu ein Manuskript verwendet wurde wobei aber unklar ist was fur ein Manuskript 28 Wahrend die Herausgeber der letzten Arden Ausgabe die Beantwortung solcher Fragen offen lassen haben sich andere Herausgeber in Bezug auf diese Annahmen festgelegt Edwards vermutet dass das F1 zugrunde liegende Manuskript eine nach dem Jahr 1606 entstandene uberarbeitete Abschrift des Theater transcript fair copy ist 29 Die Herausgeber der RSC Edition teilen diese Ansicht 30 Die Herausgeber der letzten Arden Reihe verweisen demgegenuber darauf dass letztlich aber das genaue Verhaltnis von Q1 zu F1 wie auch Q2 ungeklart ist Q1 enthalt eindeutig Fassungen von mehreren Passagen aus F1 die sich nicht in Q2 finden wie beispielsweise 2 2 337 62 uber das Theater 3 2 257 Hamlets frightened with false fire oder 5 2 75 80 uber Laertes zahlreiche Q2 Passagen die nicht in F1 enthalten sind fehlen ebenfalls in Q1 beispielsweise Hamlets 22 Zeilen uber den Ruf Danemarks oder sein Dialog mit dem Hauptmann mit dem anschliessenden Selbstgesprach in 4 4 Dies lasst durchaus den Schluss auf eine kausale Verbindung zwischen Q1 und F1 zu diejenigen Shakespeare Forscher die eine solche Verbindung annehmen sind sich aber keinesfalls einig uber die genaue Art dieser Beziehung Viele von ihnen schliessen auf eine von der Chronologie der Druckdatierungen abweichende Abfassungsgeschichte der Manuskripte sowohl von Q1 Q2 und F1 die als Druckvorlagen genutzt wurden Nach dieser Hypothese ergibt sich wenn der Text von Q2 seinerseits die Vorlage fur das Druckmanuskript von F1 bildete entgegen der Reihenfolge der Datierungen der Drucke von Q1 Q2 F1 eine zeitliche Abfolge der Entstehung der jeweiligen als Druckvorlage verwendeten Manuskripte von Q2 F1 Q1 Da die Datierung auf der Titelseite des Drucks von Q1 das Jahr 1603 ist wurde dies implizieren dass die ursprunglichen Versionen aller drei Texte bereits 20 Jahre vor dem Druck von F1 existierten 31 Die Hamlet Ausgaben nach 1623 Bearbeiten Im 17 Jahrhundert folgen der ersten Folio Ausgabe insgesamt drei Reprints in den Jahren 1632 F2 1663 F3 und 1685 F4 Der Text des Hamlet in diesen drei Folgeausgaben ist jeweils eine nur geringfugig korrigierte Version von F1 Nach dem Erscheinen der First Folio sind aus dem 17 Jahrhundert noch 6 weitere Hamlet Quarto Ausgaben erhalten im Jahre 1637 veroffentlichte John Smethwick ein weiteres Reprint von Q2 das Q5 genannt wird Nach der Schliessung der Theater von London im September 1642 im Rahmen des englischen Burgerkrieges erfolgte eine 19 jahriges Verbot von Theaterauffuhrungen Im Februar 1660 erfolgte die Wiedereroffnung des Cockpit Theatre durch John Rhodes im Zuge der Restauration der Monarchie Bald erschienen im Jahre 1676 zwei neue Ausgaben des Hamlet Q6 und Q7 Sie sind in der Forschung als Players Quartos bekannt da in ihnen erstmals das in heutigen Ausgaben enthaltene Darstellerverzeichnis und Angaben fur Kurzungen fur Auffuhrungen durch die Schauspieltruppe von Sir Wilhelm Davenant enthalten sind Die Quartos Q8 aus dem Jahre 1683 Q9 1695 und Q10 1703 sind jeweils Nachdrucke der Davenant schen Players Quartos Die Anzahl der erhaltenen Quarto Exemplare ist gut belegt von Q1 sind zwei Exemplare erhalten von Q2 existieren sieben Exemplare von Q3 19 von Q4 20 von Q5 31 33 Exemplare sind von Q6 7 erhalten 21 von Q8 22 von Q9 und 51 von Q10 32 Die Grundlagen editorischer Entscheidungen BearbeitenBei der Herausgabe der Werke von Shakespeare stehen die Editoren vor unterschiedlichen Aufgaben Etwa die Halfte von Shakespeares Stucken erschien erstmals in der First Folio von 1623 Von ihnen sind keine Quartos aus der Zeit vor 1623 erhalten Manche von diesen Werken wie The Tempest sind in einem textlich sehr guten Zustand In diesen Fallen sind die folgenden Textausgaben praktisch identisch Die andere Halfte der Werke stellt grossere Herausforderungen Wenn Quartos verschiedenen Umfanges und unterschiedlicher Qualitat existieren und wie im Falle des Hamlet dann noch die Folioausgabe fehlerbehaftet ist mussen die Herausgeber entscheiden welchem Text zu folgen ist Die Folge konnen dann deutlich unterschiedliche Werkausgaben sein Die editorischen Entscheidungen sind wie die Herausgeber der letzten Arden Ausgabe gezeigt haben nicht empirisch angeleitet wir nehmen den am besten erhaltenen Text sondern folgen Produktionshypothesen der Werke und unterliegen der Annahme dass es einen idealen Text gibt so wie er von Autor gewollt war Die Korrekturen die die Herausgeber vornehmen sind dann als Versuche anzusehen diesen idealen Text wiederherzustellen Manuskripthypothesen Bearbeiten nbsp Eine Manuskriptseite zu dem Stuck Sir Thomas More von Anthony MundayWie schon im Abschnitt Textgeschichte dargelegt vermutet man fur die Theaterpraxis des elisabethanischen Zeitalters mindestens drei zeitlich aufeinander folgende Produktionsschritte Abfassung Auffuhrung und Druck eines Werkes In der Regel erfolgte der Druck nicht vor der Auffuhrung Auffuhrungs und Leseversionen eines Stuckes konnten durchaus verschieden sein Manche Herausgeber argumentieren nun dass die Buhnenversion eines Stuckes eine degenerierte Textfassung darstellt 33 Die Grundlage dieser Uberlegungen sind Manuskripthypothesen Dabei geht man davon aus dass Shakespeare einen handschriftlichen Rohentwurf abgefasst hat das sogenannte foul paper 34 Von diesem foul paper manchmal auch rough copy wird dann eine saubere Abschrift hergestellt das theatre transcript manchmal auch fair copy genannt Von dem theatre transcript wird dann ein playbook hergestellt 35 Das playbook manchmal auch promptbook deutsch Soufflierbuch genannt obwohl in der Shakespearezeit sehr wahrscheinlich nicht souffliert wurde enthielt alle notwendigen Anweisungen fur eine Auffuhrung und von ihm wurden die Rollentexte actors copies abgeschrieben Es gibt also so diese Uberlegungen drei Manuskriptversionen eines Stuckes foul paper fair copy und das promptbook mit den actors copies Die meisten Herausgeber glauben nun dass im Falle des Hamlet dem Quarto Q2 von 1604 05 Shakespeares foul paper zugrunde liegt 36 dass die Quelle von F1 ein moglicherweise revidiertes theatre transcript ist und fur Q1 das gleiche theatre transcript wie fur F1 verwendet wurde bloss dass es fur Auffuhrungszwecke vielleicht in Form eines promptbook starker gekurzt wurde 37 Uberlieferungstheorien Bearbeiten Wahrend die Manuskripthypothesen im Prinzip fur alle Shakespearestucke gelten und sinngemass fur andere elisabethanische Autoren beeinflusst die Art und die Anzahl der erhaltenen Drucke die von den Herausgebern vertretene Uberlieferungstheorie Fast alle Shakespeare Forscher teilen fur den Hamlet eine gemeinsame Uberlieferungstheorie Q1 verwendet ein promptbook Q2 verwendet das foul paper und Q1 F1 verwendet ein revidiertes theatre transcript und Q2 38 Die verschiedenen Editionen kommen dadurch zustande dass die Herausgeber den drei Manuskriptarten ein unterschiedliches Mass an Autoritat beimessen Dabei ist die traditionelle Sichtweise die dass dem foul paper eine hohe Autoritat zukomme weil es von Shakespeare selbst stammt Das promptbook hat demgegenuber eine geringe Autoritat weil es das Ergebnis von Kompromissbildungen darstellt zwischen dem Autor und der Theatertruppe und an deren kontingente Bedurfnisse angepasst ist 39 Umstritten ist dabei nur die Autoritat des theatre transcript Die Herausgeber die Q2 zur Grundlage ihrer Edition wahlen und F1 nachtraglich zu Rate ziehen sind der Uberzeugung dass nur das foul paper ein holograph ein eigenhandiges Manuskript des Autors ist Die Herausgeber die F1 zur Grundlage ihrer Edition wahlen und Q2 nachtraglich zu Rate ziehen sind der Uberzeugung dass auch das theatre transcript ein Holograph ist also von Shakespeare selbst geschrieben wurde 40 Editionsalternativen Bearbeiten Fast alle Hamlet Ausgaben lassen sich danach unterscheiden ob sie das hypothetische theatre transcript fur ein holograph halten oder nicht Entsprechend werden F1 oder Q2 als Text Grundlage gewahlt Wenn Shakespeare das theatre transcript selbst angefertigt hat es also zwei verlorene Holographs des Hamlet gibt dann hat es eine hohere Autoritat als das foul paper da es spater entstanden und gewissermassen eine korrigierte Version der fruheren Handschriften ist Diese Annahme vertreten G R Hibbard im The Oxford Shakespeare von 1987 und die Herausgeber der Oxford Shakespeare Gesamtausgabe von 1986 mit den F1 basierten Ausgaben 41 Die Autoren die der Uberzeugung sind dass das theater transcript von dritter Hand stammt und es also nur ein verlorenes Holograph gibt erstellen stattdessen Q2 basierte Ausgaben Dies tun John Dover Wilson im Falle des The New Cambridge Shakespeare von 1934 TJB Spencer New Penguin Shakespeare von 1980 Harold Jenkins im Falle der Arden Ausgabe von 1982 und Phillip Edwards im Falle der zweiten Auflage des The New Cambridge Shakespeare von 1985 42 Wie weiter oben bereits dargestellt halten Thompson und Taylor die Herausgeber der dritten Reihe des Arden Shakespeare die Problematik der Textuberlieferung beim gegenwartigen Forschungsstand aufgrund widerspruchlicher oder uneindeutiger Indizien und Belege fur ungeklart und haben sich aus diesem Grunde dazu entschlossen in einer zweibandigen Ausgabe die Textfassungen von Q1 Q2 und F1 jeweils getrennt voneinander herauszugeben 43 Textausgaben BearbeitenCharlton Hinman Peter W M Blayney Hrsg The Norton Faksimile The First Folio of Shakespeare Based on the Folios in the Folger Library Collection 2 Auflage W W Norton New York 1996 ISBN 0 393 03985 4 Harold Jenkins Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Second Series London 1982 Philip Edwards Hrsg Hamlet Prince of Denmark New Cambridge Shakespeare Cambridge 1985 2003 ISBN 978 0 521 53252 5 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 ISBN 978 1 904271 33 8 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Texts of 1603 and 1623 The Arden Shakespeare Third Series Band 2 London 2006 ISBN 1 904271 80 4 Jonathan Bate Eric Rasmussen Hrsg Hamlet The RSC Shakespeare Houndmills 2008 ISBN 978 0 230 21787 4 George Richard Hibbard Hrsg Hamlet The Oxford Shakespeare Oxford University Press Oxford 1987 2008 ISBN 978 0 19 953581 1 Literatur BearbeitenMichael Dobson Stanley Wells Hrsg The Oxford Companion to Shakespeare Oxford University Press Oxford 2001 Ulrich Suerbaum Der Shakespeare Fuhrer Stuttgart 2006 ISBN 978 3 15 017663 4 Stanley Wells Gary Taylor William Shakespeare A Textual Companion Oxford University Press Oxford 1987 Belege Bearbeiten Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 44 Ulrich Suerbaum Shakespeares Dramen Basel 2001 S 23 68 vgl das Patent von Jakob I an Fletcher und Shakespeare aswell for the recreation of our lovinge Subjectes vgl Chambers Elisabethan Stage Vol 2 S 208 Ulrich Suerbaum Shakespeares Dramen Basel 2001 S 41 Ulrich Suerbaum Shakespeares Dramen Basel 2001 S 302 Ulrich Suerbaum Shakespeares Dramen Basel 2001 S 301 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 484 William Shakespeare Hamlet Edited by G R Hibbard The Oxford Shakespeare Oxford University Press 1987 Reissued as an Oxford World s Classic Paperback 2008 S 69 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 474f William Shakespeare Hamlet Edited by G R Hibbard The Oxford Shakespeare Oxford University Press 1987 Reissued as an Oxford World s Classic Paperback 2008 S 67 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 523 A W Pollard Shakespeare s Folios and Quartos A Study in the Bibliography of Shakespeares Plays 1594 1685 1909 Seiten 64 80 Laurie E Maguire Sakespearean suspect Texts The Bad Quartos and their Context Cambridge 1996 S 325 Wells Stanley Wells and Gary Taylor William Shakespeare A Textual Companion Oxford 1987 S 398 Hamlet Weiner S 48 Robert E Burkhart Shakespeares Bad Quartos Deliberate Abridgements Designed for Performance by a Reduced Cast 1973 S 23 Kathleen O Irace Reforming the Bad Quartos Performance and Provenance of Six Shakespeare First Editions Newark 1994 S 19f Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 478 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 480 William Shakespeare Hamlet The Texts of 1603 and 1623 The Arden Shakespeare Third Series Edited by Ann Thompson and Neil Taylor Volume two London 2006 S 17f Eric Rasmussen The Date of Q4 Hamlet Bibliographical Society of America 95 March 2001 21 29 Stanley Wells and Gary Taylor William Shakespeare A Textual Companion Oxford 1987 S 396f Eric Rasmussen The Shakespeare Thefts in Search of the First Folios Palgrave MacMillan New York 2011 pg xi Exemplar Nr 233 Exemplar Nr 234 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 483 The First Folio of Shakespeare Norton Facsimile ed Charlton Hinman New York 1968 1996 Charlton Hinman The Printing and Proof Reading of the First Folio of Shakespeare 2 Vols Oxford 1963 Hinman Printing Vol 2 S 511 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 482 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 483 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 465 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 484 Philip Edwards Hrsg Hamlet Prince of Denmark New Cambridge Shakespeare Cambridge 1985 2003 S 31 Jonathan Bate Eric Rasmussen Hrsg Hamlet The RSC Shakespeare Houndmills 2008 S 25 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Texts of 1603 and 1623 The Arden Shakespeare Third Series Band 2 London 2006 ISBN 1 904271 80 4 S 8f Henrietta C Bartlett and Alfred W Pollard A Census of Shakespeares Plays in Quarto 1594 1704 New York 1939 Zitiert nach Thompson Arden 3 S 485 Philip Edwards Hrsg Hamlet Prince of Denmark New Cambridge Shakespeare Cambridge 1985 2003 S 32 Michael Dobson Stanley Wells Hrsg The Oxford Companion to Shakespeare Oxford University Press Oxford 2001 S 151 Michael Dobson Stanley Wells Hrsg The Oxford Companion to Shakespeare Oxford University Press Oxford 2001 S 347 Philip Edwards Hrsg Hamlet Prince of Denmark New Cambridge Shakespeare Cambridge 1985 2003 S 30 Jonathan Bate Eric Rasmussen Hrsg Hamlet The RSC Shakespeare Houndmills 2008 S 25 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 480 William Shakespeare Hamlet Edited by G R Hibbard The Oxford Shakespeare Oxford University Press 1987 Reissued as an Oxford World s Classic Paperback 2008 S 89f Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 502 Philip Edwards Hrsg Hamlet Prince of Denmark New Cambridge Shakespeare Cambridge 1985 2003 S Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 502 Philip Edwards Hrsg Hamlet Prince of Denmark New Cambridge Shakespeare Cambridge 1985 2003 S 31f Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 502 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 504 Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Arden Shakespeare Third Series Band 1 London 2006 S 503 Vgl dazu die Ausfuhrungen bei Ann Thompson Neil Taylor Hrsg Hamlet The Texts of 1603 and 1623 The Arden Shakespeare Third Series Band 2 London 2006 ISBN 1 904271 80 4 S 8 12 Wahrend der erste Band der Ausgabe die kommentierte Q2 Version enthalt werden die Textfassungen von 1603 Q1 und 1623 F1 in serieller Abfolge zusatzlich im Band zwei der Ausgabe abgedruckt Im Hinblick auf Emendierungen gehen Thompson und Taylor bei vorhandenen Varianten in den beiden ubrigen Drucktexten davon aus dass F1 fur Emendierungen von Q1 wahrscheinlich autoritativer ist als Q2 bei Emendierungen von Q2 sehen sie in F1 eine hohere autoritative Kraft als in Q1 und bei Emendierungen von F1 betrachten sie Q2 als mit grosserer Wahrscheinlichkeit autoritativ siehe ebenda S 11 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hamlet Textgeschichte amp oldid 233989677