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Als Haarbilder oder Haararbeiten bezeichnet man Bilder die aus meist menschlichen Haaren gestaltet wurden und als Wandschmuck dienten Meist entstanden diese Objekte auf Grund einer engen Beziehung zwischen dem ursprunglichen Trager der Haare und dem nachfolgenden Besitzer der daraus angefertigten Arbeit Haarbilder sind kulturgeschichtlich eng verwandt mit dem Schmuck aus Haar Beider Blutezeit war das 19 Jahrhundert Haarbild aus dem 19 Jahrhundert Museum Langes Tannen Blutenkranz aus Haaren mit einer Locke in der Mitte The Children s Museum of Indianapolis Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Motive und Techniken 3 Verbreitung 4 Einzelnachweise 5 Weblinks 6 LiteraturGeschichte BearbeitenOpferkulte Volksglauben okkulte Riten und Votivbrauchtum haben seit Jahrhunderten dem menschlichen Haar besondere Bedeutung beigemessen Mit den Haaren eines geschatzten oder geliebten Menschen wollte man einen unverganglichen Teil seiner Person bei sich tragen oder standig vor Augen haben Daraus entstand der Brauch daraus Trauerschmuck oder Erinnerungsobjekte anzufertigen Einen ahnlichen Sinn wie die Schmuckstucke aus Haaren die sich Brautleute einander schenkten hatten die hinter Glas gerahmten wandbildartigen Kastchen mit denen das Andenken an besondere Ereignisse wie Taufe Hochzeit oder Tod eines geliebten Menschen in Form solcher sakularisierten Reliquien Walter Benjamin 1 zum Ausdruck kam Nicht zufallig kam die Kunst dieser Haarverarbeitung in der Romantik auf die den Freundschafts und Gefuhlskult pflegte und in der kunstlerischen Ausstattung der burgerlichen Wohnraume zum Ausdruck brachte Zeitgleich drangte das Ende der Peruckenmode gegen 1800 die Friseure und Peruckenmacher die nun auch fremde Haare verarbeiteten in neue Tatigkeitsfelder wie dieses Die meisten uberlieferten Objekte stammen aus den Jahren um 1840 bis 1900 Nach der Wende zum 20 Jahrhundert als sich Lebensstil und Kunsthandwerk grundlegend veranderten galten Haararbeiten zunehmend als nicht mehr zeitgemass die letzten gerahmten Bilder mit Haarblumen dekorierte Fotos sind aus den 1930er Jahren bekannt 2 Die volkskundlichen Abteilungen der Museen zeigen Haarbilder gelegentlich in kleiner Auswahl Motive und Techniken BearbeitenGrundlegend lassen sich zwei Herstellungstechniken unterscheiden Die Schlingen und Schlaufentechnik und die Klebetechnik Fast alle Haarbilder enthalten florale Bildelemente die bisweilen mit Motiven wie Vasen Grabmonumenten oder Fullhornern verbunden sind In Schlingen und Schlaufentechnik ausgefuhrt sind vor allem Blumenstraussen und Blutenkranze Dafur wurde das Haar geflochten gewoben oder gekloppelt manchmal noch mit kleinen Perlen oder dunnen Silber oder Golddrahten angereichert Die in Klebetechnik gefertigten Bilder bestehen aus kleingeschnittenen parallel gelegten und zu Formen geklebten Haaren und sind oft figurativer als die Haarbilder mit Bluten und Blumen Zum Schutz der fragilen meist auch dreidimensional auftragenden Darstellungen sind die Haarbilder durchweg hinter Glas gerahmt Die Herstellung erfolgte in Handarbeit von Peruckenmachern und Barbieren auch manche Nonnenkloster betrieben das Gewerbe Andererseits war die Anfertigung auch ein Zeitvertreib grossburgerlicher und adeliger Frauen 3 Erwiesen ist weiterhin die semiprofessionelle Herstellung in landlichen Regionen 4 Verbreitung BearbeitenHaararbeiten waren in ganz Mittel und Nordeuropa vertreten Sudeuropa kannte diese Techniken kaum Die nordamerikanischen Beispiele durften auf den Einfluss mitteleuropaischer Einwandererfamilien zuruckgehen Bislang gibt es einen Beleg eines Haarbilds aus Lateinamerika 5 Einzelnachweise Bearbeiten Walter Benjamin Gesammelte Schriften Bd I 2 Frankfurt a M 1974 S 681 Gockerell 1980 S 61 Gockerell 1980 S 58 Wittenzellner Haarbilder 2020 S 31 ff Wittenzellner Haarbilder 2020 S 107 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haarbilder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Video uber Haarbilder im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt 1 49 min Literatur BearbeitenNina Gockerell Aus Menschenhaar gefertigter Schmuck Ursprunge Motivierung Entwicklung In Waffen und Kostumkunde 1980 S 45 64 und 1981 S 39 54 Alfred A Peters Ute Olliges Wieczorek und Imke Barbara Peters Schmuck und Bilder aus Haaren ein europaisches Kulturerbe Erschienen zur Ausstellung Europaische Haarkunst des 18 und 19 Jahrhunderts auf Schloss Britz Norden 1995 Christiane Holm Intime Erinnerungsgeflechte Memorialschmuck aus Haaren um 1800 Kritische Berichte 32 Jahrgang 2004 S 29 41 Nicole Tiedemann Haar Kunst Zur Geschichte und Bedeutung eines menschlichen Schmuckstucks Koln 2006 Helen Sheumaker Love entwined The curios history of hairwork in Amerika Philadelphia 2007 Jana Wittenzellner Haarbilder Erinnerungen unter Glas Verlag der Kunst Dresden Husum 2020 ISBN 978 3 86530 255 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haarbild amp oldid 237240184