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Guy Spitaels 3 September 1931 in Ath 21 August 2012 in Uccle Ukkel war ein belgischer Politiker der Parti Socialiste PS und Professor fur Politikwissenschaften Er war langjahriger Minister auf nationaler Ebene Burgermeister von Ath und von 1992 bis 1994 Ministerprasident der Wallonischen Region Er war Prasident der PS in der er aufgrund seines Einflusses den Beinamen Dieu Gott erhielt Nachdem ersichtlich wurde dass Spitaels im Zuge der sogenannten Agusta Affare an Korruptionsgeschaften teilgenommen hatte fur die er 1998 vom Kassationshof verurteilt wurde legte er alle seine Amter nieder und verschwand allmahlich aus dem aktiven politischen Leben Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Anfange und Aufstieg zum Vizepremier 1 2 Prasidentschaft der PS 1 3 Wallonischer Ministerprasident 1 4 Agusta Affare und progressiver Ruckzug 1 5 Verschiedenes 2 Ubersicht der politischen Amter 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGuy Spitaels promovierte als Doktor der Rechtswissenschaften 1955 an der Universite Catholique de Louvain UCL war Lizenziat der Politik und Sozialwissenschaften 1957 UCL und hatte ein Diplom in Europastudien 1958 College of Europe in Brugge Doch begann er seine akademische Karriere an der Universite Libre de Bruxelles ULB wo er zuerst als Forscher im Solvay Institut fur Soziologie 1958 1964 arbeitete und von 1964 bis 1968 dieses Institut leitete Ab 1966 tagte er unter anderem an der ULB und im College of Europe als Professor und wurde anschliessend emeritiert und zum Ehrenprofessor der ULB ernannt Seit dem Ende seiner politischen Karriere trat Spitaels vermehrt als Experte fur internationale Politik in Erscheinung Er ist beispielsweise Autor von Monographien uber die Volksrepublik China als Hegemonialmacht und uber die Wahl des US amerikanischen Prasidenten Barack Obama die in mehrere Sprachen ubersetzt wurden 1 In der Nacht vom 20 auf den 21 August 2012 verstarb Guy Spitaels an den Folgen eines Hirntumors 2 Anfange und Aufstieg zum Vizepremier Bearbeiten Die Familie von Guy Spitaels war recht wenig politisch aktiv und sein Einstieg in die Politik geschah erst als er bereits uber dreissig Jahre alt war Sein Eintritt im Jahr 1960 in die Parti Socialiste Belge PSB Vorgangerin der PS war auf die Proteste gegen das sogenannte Einheitsgesetz zuruckzufuhren Gleichzeitig schloss sich Spitaels auch dem Mouvement populaire wallon einer regionalistischen Stromung unter Andre Renard an Spitaels wurde ab 1972 vom damaligen Prasidenten der PS Andre Cools in die aktive Politik eingefuhrt Dieser beforderte ihn sogar im Jahr 1973 zum Kabinettschef unter Premierminister Edmond Leburton PS Im Jahr 1974 zog Spitaels erstmals in den Senat ein wenn auch als Oppositionspolitiker Das Jahr 1977 war fur Guy Spitaels von Erfolg gekront Einerseits konnte er seinen Platz im Senat verteidigen und andererseits schaffte er es das Burgermeisteramt in seiner Heimatstadt Ath an sich zu nehmen und uber 20 Jahre zu behalten Zudem erhielt er infolge der Regierungsverhandlungen den Posten des Ministers fur Beschaftigung und Arbeit in der Regierung unter Premierminister Leo Tindemans CVP Dort schaffte der Professor fur Sozialwirtschaft es sich einen Namen zu machen Spitaels Plane und die damals massive Arbeitslosigkeit in Belgien zu senken In der folgenden Regierung unter Wilfried Martens CVP 1979 wurde Spitaels somit auch zum Vizepremierminister ernannt und erhielt das einflussreiche Haushaltsressort wo er jedoch ein Milliardenhaushaltsloch nicht vermeiden konnte In den folgenden Martens Regierungen verliess er den Haushalt und ubernahm das Verkehrswesen bzw die Kommunikationen Nach den zermurbenden Verhandlungen zur Staatsreform die die Regionen aus der Taufe gehoben hatte und dem Scheitern der Regierung Martens IV im Jahr 1981 verliess die PS schliesslich die Regierungsebene und Spitaels musste seinen Ministerposten freigeben Prasidentschaft der PS Bearbeiten Die Zukunft von Guy Spitaels spielte sich jedoch innerhalb der PS ab Nach der Teilung im Jahr 1979 des PSB war Andre Cools eindeutig der starke Mann der Partei gewesen doch geriet er 1981 in die parteiinterne und offentliche Kritik vor allem seitens der Gewerkschaften sodass er die Prasidentschaft der PS abgeben musste Bei der Wahl zum neuen Prasidenten konnte sich sein ehemaliger Schutzling Spitaels knapp gegenuber den von Leburton favorisierten Ernest Glinne durchsetzen Als neuer Prasident stand Guy Spitaels zuerst vor der Aufgabe die verfeindeten Parteiflugel miteinander zu versohnen was ihm gelang In den fruhen Achtzigern gab er der PS ebenfalls eine neue Richtung vor Plus socialiste et plus wallon sozialistischer und wallonischer Einerseits gewann er wieder die sozialistische Gewerkschaft FGTB auf seine Seite und andererseits setzte er sich fur eine Starkung der Wallonischen Region ein indem er beispielsweise eine Regionalisierung der Stahlindustrie forderte die vor allem in Wallonien prasent war u a Cockerill Sambre Auf nationaler Ebene schickte er die PS vorerst in eine Oppositionskur Der Eskalation im Sprachenstreit um die Gemeinde Voeren frz Fourons begegnete Spitaels mit der Unterstutzung des von flamischer Seite heftig kritisierten frankophonen Burgermeisters Jose Happart indem er diesen ins Lager der PS holte und forderte somit das Scheitern der konservativ liberalen Regierung Martens Gol im Jahr 1987 Dieser regionalistische Schlenker wurde bei den Wahlen von 1987 grosszugig belohnt Die PS erhielt 44 der Stimmen wurde erstmals seit 1936 die starkste frankophone politische Fraktion und verfehlte nur knapp die absolute Mehrheit in den Parlamenten damals noch Rate der Wallonischen Region und der Franzosischen Gemeinschaft Auch auf nationaler Ebene war die PS unumganglich Guy Spitaels wurde vom Konig zum Informator ernannt und sollte den Weg fur einen Regierungsbildner vorbereiten Damit waren jedoch die Weichen fur die langste Staatskrise der belgischen Geschichte gelegt Erst im Mai 1988 und 148 Tage nach den Wahlen wahrend denen ein Kompromiss fur Voeren und die dritte Staatsreform ausgehandelt wurden konnte die Regierung Martens VIII die aus Christlichsozialen Sozialisten und den flamischen Nationalisten der Volksunie VU zusammengesetzt war vereidigt werden Spitaels selbst der mit Kritik innerhalb der PS zu kampfen hatte gehorte nicht der Regierung an Trotz allem hatte Spitaels es geschafft die PS nach funf Jahren Opposition in die nationale Regierung und in die Exekutiven der Wallonischen Region und der Franzosischen Gemeinschaft zu fuhren Auch in der PS behielt er die absolute Oberhand und wurde in seinem Prasidentenamt bestatigt Zu dieser Zeit erhielt er aufgrund seiner unverkennbaren Macht in der politischen Landschaft den Beinamen Dieu Gott Mit seiner Forderung die Vergabe von Ausfuhrlizenzen fur Waffen zu regionalisieren in der Tat befand sich die Fabrique Nationale FN in Herstal in der Wallonie loste Spitaels Anfang der neunziger Jahre erneut eine institutionelle Krise aus und liess die beiden letzten Regierungen von Wilfried Martens Martens VIII und Martens IX scheitern Wallonischer Ministerprasident Bearbeiten Spitaels sorgte fur allgemeine Verwunderung als er 1992 beschloss die Prasidentschaft der PS zu verlassen und das Amt des Ministerprasidenten der Wallonischen Regierung zu ubernehmen Philippe Busquin PS wurde zum Prasidenten der Parti Socialiste gewahlt und der scheidende wallonische Ministerprasident Bernard Anselme PS wurde zum Ministerprasidenten der Franzosischen Gemeinschaft ernannt In einer Regierung mit den Christlichsozialen PSC lenkte er bis 1994 die Geschicke der Wallonischen Region In seiner Zeit als Ministerprasident 1992 1994 ubernahm Guy Spitaels zudem das Wirtschaftsressort die KMU Politik und die Aussenbeziehungen In diesen zwei Jahren gelang es Spitaels die gesamte Provinz Hennegau als Ziel 1 fur den Europaischen Fonds fur regionale Entwicklung EFRE zu platzieren und einen grossen Teil der europaischen Strukturgelder fur die Wallonische Region zu gewinnen Im Jahr 1994 wurde die politische Laufbahn von Spitaels in der Wallonischen Region jah beendet Im Zuge der Agusta Affare wurden er und andere PS Politiker der Korruption bezichtigt und eine Untersuchungsrichterin beantragte die Aufhebung ihrer parlamentarischen Immunitat Agusta Affare und progressiver Ruckzug Bearbeiten Die Ursprunge der Agusta Affare und spater der Dassault Affare befinden sich in den Ermittlungen die dem politischen Mord an Andre Cools PS am 18 Juli 1991 folgten 3 Im Laufe der Ermittlungen und der Suche nach dem Tatmotiv deckte die Lutticher Untersuchungsrichterin massive Geldtransfers auf den Bankkonten der PS auf In der Tat hatte die italienische Flugzeuggesellschaft Agusta der PS und ihrem flamischen Gegenstuck SP hohe Summen zukommen lassen und sich somit den Kauf von 46 A109 Kampfhubschraubern fur die belgische Luftwaffe gesichert 4 Die Untersuchungsrichterin fragte infolgedessen in der Kammer und im Senat die Aufhebung der parlamentarischen Immunitat von Guy Coeme PS der zur Tatzeit belgischer Verteidigungsminister war Guy Mathot PS damals Senator und Guy Spitaels Die drei Guys traten am 21 Januar 1994 geschlossen zuruck Auch in der SP waren im Jahre 1995 Rucktritte erforderlich Frank Vandenbroucke ehemaliger Parteiprasident Aussenminister und Vizepremier und vor allem Willy Claes frisch ernannter Generalsekretar der NATO mussten ihre Amter raumen 1995 war jedoch ein Wahljahr und zur allgemeinen Uberraschung schaffte Guy Spitaels nicht nur den Sprung ins Wallonische Parlament sondern ubernahm auch dessen Prasidentschaft 1997 wurde der Name Spitaels wieder in Zusammenhang mit okkulter Parteifinanzierung gebracht Bei der sogenannten Dassault Affare die ihrerseits ihren Ursprung in der Agusta Affare fand wurde dem ehemaligen Parteiprasident der PS vorgeworfen den franzosischen Geschaftsmann Serge Dassault gegen Bezahlung bei der Vergabe eines Vertrags zur Aufrustung der belgischen F 16 Kampfflugzeuge bevorzugt zu haben Erneut wurde die Aufhebung der nach den Wahlen neu erlangten parlamentarischen Immunitat Spitaels gefragt Diesmal war der politische Druck jedoch so gross dass Spitaels sowohl als Prasident des Wallonischen Parlaments als auch als Burgermeister von Ath von allen seinen politischen Amtern definitiv zurucktreten musste 1998 waren die Ermittlungen in der Agusta Dassault Affare schliesslich abgeschlossen Vor dem Kassationshof erschienen 12 Angeklagte darunter Coeme Claes und Spitaels Wahrend des Prozessverlaufs beteuerte Spitaels stets seine Unschuld Die Richter sahen dies jedoch anders und verurteilten ihn am 23 Dezember 1998 zu zwei Jahren Haft auf Bewahrung einer Geldstrafe von 60 000 BEF und einer Aberkennung seiner politischen Rechte fur funf Jahre 5 Seitdem war Guy Spitaels politisch nicht mehr in Erscheinung getreten Verschiedenes Bearbeiten Von 1989 bis 1992 war Spitaels Prasident des Bundes der Sozialdemokratischen Parteien der Europaischen Gemeinschaft heute Sozialdemokratische Partei Europas SPE und Vizeprasident der Sozialistischen Internationale Seit 1983 trug er den Ehrentitel Staatsminister Er wurde vom Institut Jules Destree zu einer der 100 wichtigsten wallonischen Personlichkeiten des Zwanzigsten Jahrhunderts gewahlt Ubersicht der politischen Amter Bearbeiten1972 1974 Mitglied mehrerer Ministerkabinette 1974 1977 Provinzialer Senator 1977 1997 Burgermeister von Ath teilweise verhindert 1977 1995 Direkt gewahlter Senator teilweise verhindert 1977 1979 Minister fur Beschaftigung und Arbeit in den Regierungen Tindemans IV und Vanden Boeynants II 1979 1980 Vize Premierminister und Minister fur den Haushalt in den Regierungen Martens I und Martens II 1980 1981 Vize Premierminister und Minister fur das Verkehrswesen in den Regierungen Martens III und Martens IV 1980 1999 Mitglied des Wallonischen Parlaments teilweise verhindert 1992 1994 Ministerprasident der Wallonischen Region zustandig fur Wirtschaft KMU und Aussenbeziehungen 1995 1997 Prasident des Wallonischen ParlamentesLiteratur BearbeitenJ F Furnemont Guy Spitaels au dela du pouvoir Editions Luc Pire Brussel 2005 ISBN 2 87415 525 X Weblinks BearbeitenBiographie von Guy Spitaels auf der Webseite des Institut Jules Destree Eintrag zu Guy Spitaels im Dictionnaire des WallonsEinzelnachweise Bearbeiten Chine USA La guerre aura t elle lieu Editions Luc Pire Brussel 2007 Obama president la meprise Editions Luc Pire Brussel 2008 Lalibre be Guy Spitaels est decede 21 August 2012 frz Lalibre be Cools puis Agusta Dassault 13 Oktober 2003 frz Le Monde diplomatique Discredit politique en Belgique Mai 1995 frz J P de Staercke Agusta Dassault la cassation du siecle Editions Luc Pire Brussel 1999 frz Ministerprasidenten der Wallonischen Region Belgien Jean Maurice Dehousse Andre Damseaux Jean Maurice Dehousse Melchior Wathelet Guy Coeme Bernard Anselme Guy Spitaels Robert Collignon Elio Di Rupo Jean Claude Van Cauwenberghe Elio Di Rupo Rudy Demotte Paul Magnette Willy Borsus Elio Di Rupo Normdaten Person GND 133923533 lobid OGND AKS LCCN n85340618 VIAF 62750629 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spitaels GuyKURZBESCHREIBUNG belgischer Politiker und MinisterGEBURTSDATUM 3 September 1931GEBURTSORT AthSTERBEDATUM 21 August 2012STERBEORT Uccle Ukkel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guy Spitaels amp oldid 223961179