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Die Grelling Nelson Antinomie ist ein semantisches selbstbezugliches Paradoxon das 1908 von Kurt Grelling und Leonard Nelson als Variante der Russellschen Antinomie veroffentlicht wurde und manchmal falschlicherweise Hermann Weyl 1 zugeschrieben wird Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Widerspruchliche Falle 1 2 Undefinierte Falle 1 3 Mehrdeutige Falle 2 Losungen 3 Bedeutung fur die Unterhaltungslinguistik 4 Einzelnachweise 5 Referenzen 6 WeblinksBeschreibung BearbeitenGrelling und Nelson gehen bei der Bildung ihrer Antinomie davon aus dass jede Klasse durch ein Merkmal definiert ist das durch ein Wort bezeichnet wird Zum Beispiel bezeichnet das Wort einsilbig das Merkmal der Klasse aller einsilbigen Worter Sie zerlegen dann die Worter in zwei Klassen die folgendermassen definiert sind Ein autologisches Wort besitzt selbst das Merkmal das es sich selbst bezeichnet ein heterologisches Wort dagegen nicht Die Worter deutsch oder dreisilbig sind autologisch denn deutsch ist ein deutsches Wort und dreisilbig ein dreisilbiges Wort Die meisten Worter sind aber heterologisch zum Beispiel englisch und einsilbig denn englisch ist kein englisches Wort und einsilbig kein einsilbiges Wort Es scheint dass jedes Wort widerspruchsfrei in eine dieser beiden Klassen eingeordnet werden kann bei genauerer Betrachtung kommen aber Probleme auf Widerspruchliche Falle Bearbeiten Die eigentliche Grelling Nelson Antinomie entsteht bei dem Versuch das Wort heterologisch in eine der beiden Klassen einzuordnen Angenommen heterologisch sei ein autologisches Wort dann beschreibt es laut Definition sich selbst und ist im Widerspruch zur Annahme ein heterologisches Wort Angenommen das Gegenteil treffe zu und heterologisch sei ein heterologisches Wort dann beschreibt es sich laut Definition nicht selbst und ist im Widerspruch zur Annahme kein heterologisches Wort also autologisch Nelson hat das Paradoxon bereits am 28 Mai 1907 in einem Brief an Gerhard Hessenberg formuliert in dem das Wort heterologisch noch nicht benutzt wurde Dieses wurde von Otto Meyerhof gepragt der es in einem Brief an Nelson vom 19 August 1907 verwendete Bei Grelling und Nelson war dies das funfte einer Reihe von Paradoxien weswegen sie es P5 nannten Es kann aufgelost werden indem heterologisch etwas umdefiniert wird sodass es das Merkmal aller nichtautologischen Worter bezeichnet ausser heterologisch Dann besteht das Paradoxon aber immer noch mit nichtautologisch Das Wort autologisch umzudefinieren scheint das Problem zu beheben doch das Paradoxon besteht dann immer noch mit Synonymen von heterologisch wie nichtselbstbeschreibend Das Deutsche von der Antinomie zu befreien erfordert erheblich mehr Veranderungen als schlichte Verfeinerungen der Definitionen von autologisch und heterologisch Der Umfang dieser Hindernisse im Deutschen ist mit dem der Russellschen Antinomie in der Mengenlehre vergleichbar Undefinierte Falle Bearbeiten Das Wort autologisch kann widerspruchsfrei in jede der Klassen eingeordnet werden Fur autologisch ist die Situation also autologisch ist genau dann autologisch wenn autologisch autologisch ist A genau dann wenn A eine Tautologie Dagegen ist die Situation von heterologisch heterologisch ist genau dann heterologisch wenn heterologisch autologisch ist A genau dann wenn nicht A eine Kontradiktion Mehrdeutige Falle Bearbeiten Jay Newhard stellte in der Einteilung von Wortern nach Auto und Heterologie ein weiteres Problem fest das nicht bereits von der Russellschen Antinomie gedeckt wird Das Wort laut ist autologisch wenn es laut gesagt wird andernfalls heterologisch Newhard loste das Problem indem er die Einordnung auf Types Worttypen einschrankte sodass Token Wortvorkommnisse von den beiden Kategorien ausgeschlossen werden Losungen BearbeitenGrelling und Nelson ubertrugen in ihrer Antinomie die Russellsche Antinomie auf die Sprachebene indem sie jeder Klasse ein Wort als Namen zuordneten durch eine umkehrbar eindeutige Funktion f displaystyle varphi nbsp dabei entspricht der Russellschen Klasse die Klasse der heterologischen Worter H f x f x x displaystyle H varphi x mid varphi x notin x nbsp so dass f H displaystyle varphi H nbsp das Wort heterologisch bezeichnet 2 Daher ist die Losung der Grelling Nelson Antinomie vollig parallel zur Losung der Russellschen Antinomie Man kann beweisen dass die Klasse H displaystyle H nbsp aller heterologischen Worter keine Menge ist sondern eine sogenannte echte Klasse Die Grelling Nelson Antinomie hat damit folgende logische Konsequenz Die vorgegebene Bijektion f displaystyle varphi nbsp die den Namen einer Wortklasse angibt 2 ist innerlogisch nicht realisierbar Mit einer Menge von Wortern uber einem Alphabet mit der jede ubliche Sprache beschrieben wird kann eine innerlogische Funktion die allen Klassen einen Namen gibt nicht gebildet werden hier bleiben echte Klassen namenlos denn sie konnen keine Argumente in Funktionen sein Das bedeutet dass die sprachlichen Voraussetzungen der Antinomie nicht gegeben sind Daher zahlt sie zu den sogenannten semantischen Paradoxien bei denen ein metasprachlicher Sachverhalt unzulassig auf die logische Sprachebene gezogen wird Die Benennung beliebiger Klassen f displaystyle varphi nbsp ist namlich nur korrekt als metasprachliche Funktion die die Formelbildung betrifft Wenn man aber f displaystyle varphi nbsp als analoge logische Funktion annimmt wie Grelling Nelson dann kann es nachweislich keine Bijektion sein denn der Widerspruch zeigt dass diese naive Voraussetzung falsch ist Bei der Losung in der ungebrauchlicheren verzweigten Typentheorie wird die Syntax so eingeschrankt dass die Aussagen f x x displaystyle varphi x in x nbsp und f x x displaystyle varphi x notin x nbsp syntaktisch nicht mehr korrekt sind und die beiden Wortklassen gar nicht mehr gebildet und definiert werden konnen Wortklassen haben hier namlich einen hoheren Typ als ihre Elemente Worter und die Funktion f displaystyle varphi nbsp noch einen hoheren Typ als Wortklassen Daher sind Funktionswerte f x displaystyle varphi x nbsp nicht als Elemente von x displaystyle x nbsp zugelassen Die Typentheorie versucht also die Probleme durch Einfuhrung von Sprachebenen zu beseitigen und braucht dazu eine komplizierte Syntax die die Sprachmoglichkeiten stark einschrankt Die Formulierung in der Pradikatenlogik erster Stufe die wie bei der Russellschen Antinomie zur Losung vollig ausreicht vermeidet diesen Aufwand und lasst besagte Formeln zu hier reichen die erlaubten Schlussweisen aus zum Nachweis dass die Voraussetzungen der Grelling Nelson Antinomie inkonsistent sind Bedeutung fur die Unterhaltungslinguistik BearbeitenAufgrund ihrer Seltenheit stellt das Finden von autologischen Wortern eine Herausforderung dar insbesondere wenn Worter mit Verneinungen wie unbrennbar ausgeschlossen werden Neben Adjektiven werden auch Substantive Verben enden enthalten existieren Adverbien englisch polysyllabically vielsilbig und andere Worter es hier genannt wobei es fur autologische Substantive zwei Definitionen gibt Nach einer Definition gilt ein Substantiv als autologisch wenn es das Merkmal bezeichnet das es besitzt nach einer anderen wenn es das bezeichnet was es ist Nach der ersten Definition sind Viersilbigkeit ist viersilbig und Antonymie ist antonym namlich zu Synonymie Beispiele fur autologische Substantive nach der zweiten Dreisilbler ist ein Dreisilbler und Antonym ist ein Antonym Die Worter Haplogie fur Haplologie und Oxymoron wurden gebildet um nach der zweiten Definition autologisch zu sein Das Wort Proparoxytonon ist im weiteren Sinne auf der vorvorletzten Silbe betontes Wort ob griechisch oder anderssprachig autologisch Neologismus Wortneuschopfung war einst ein autologisches Wort ist es aber heute nicht mehr Protologismus von Mikhail Epstein gepragt fur vorgeschlagene neue Worter die noch nicht verbreitet sind und somit noch nicht den Status als Neologismus erlangt haben ist noch autologisch konnte diesen Status aber verlieren unbeend ist zwar unbeendet bezeichnet diese Eigenschaft aber nicht korrekt und ist daher nicht als autologisches Wort zu sehen Zitat ist nicht autologisch denn nicht das Wort Zitat ist ein Zitat sondern das Zitat Zitat Einzelnachweise Bearbeiten Weyl erwahnt es in Das Kontinuum Die Fehlzuschreibung konnte auf Ramsey 1926 zuruckgehen wie Peckhaus 2004 darlegt a b Grelling Nelson S 307 Sei f M dasjenige Wort das den Begriff bezeichnet durch den M definiert ist Dieses Wort ist entweder Element von M oder nicht Im ersten Falle wollen wir es autologisch nennen im anderen heterologisch Nach Grelling Nelson S 306 ist hier f als bijektive umkehrbar eineindeutige Funktion vorausgesetzt Referenzen BearbeitenKurt Grelling Leonard Nelson Bemerkungen zu den Paradoxien von Russell und Burali Forti In Abhandlungen der Fries schen Schule II Gottingen 1908 S 301 334 Nachdruck in Leonard Nelson Gesammelte Schriften III Die kritische Methode in ihrer Bedeutung fur die Wissenschaften Felix Meiner Verlag Hamburg 1974 S 95 127 Volker Peckhaus The Genesis of Grelling s Paradox in Ingolf Max Werner Stelzner Logik und Mathematik Frege Kolloquium Jena 1993 Walter de Gruyter Berlin 1995 S 269 280 Jay Newhard Grelling s Paradox In Philosophical Studies Band 126 Nr 1 Dmitri A Borgmann Beyond Language Adventures in Word and Thought 1967 David L Silverman Kickshaws In Word Ways Band 2 Nr 3 1969 S 182 183 David Morice Kickshaws In Word Ways Band 29 Nr 3 2012 S 180 181 Anthony Sebastian On Reflexivity in Words In Word Ways Band 21 Nr 3 2012 Weblinks BearbeitenAutological Words von Henry Segerman Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grelling Nelson Antinomie amp oldid 238430980