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Das Glycine Cleavage System GCS ist auch als Glycin Decarboxylase Komplex oder GDC bekannt Das System besteht aus einer Reihe von Enzymen die durch hohe Konzentrationen der Aminosaure Glycin ausgelost werden 1 Dieselbe Reihe von Enzymen wird manchmal auch als Glycin Synthase bezeichnet wenn sie in umgekehrter Richtung lauft um Glycin zu bilden 2 Das Glycine Cleavage System besteht aus vier Proteinen dem T Protein dem P Protein dem L Protein und dem H Protein Sie bilden keinen stabilen Komplex 3 weshalb man eher von einem System als von einem Komplex spricht Das H Protein ist fur die Interaktion mit den drei anderen Proteinen verantwortlich und fungiert als Shuttle fur einige der Zwischenprodukte der Glycin Decarboxylierung 2 Bei Tieren als auch bei Pflanzen ist das Glycine Cleavage System lose an der inneren Membran der Mitochondrien befestigt Mutationen in diesem Enzymsystem werden mit Glycin Enzephalopathie in Verbindung gebracht 2 Inhaltsverzeichnis 1 Komponenten 2 Funktion 3 Klinische Bedeutung 4 EinzelnachweiseKomponenten BearbeitenName EC Nummer FunktionP Protein GLDC EC 1 4 4 2 Glycindehydrogenase decarboxylierend oder nur Glycindehydrogenase Pyridoxalphosphat T Protein GCST or AMT EC 2 1 2 10 AminomethyltransferaseL Protein GCSL or DLD EC 1 8 1 4 Dihydrolipoyl DehydrogenaseH Protein GCSH wird mit Liponsaure modifiziert und interagiert mit allen anderen Komponenten in einem Zyklus aus reduzierender Methylaminierung katalysiert durch das P Protein Methylamintransfer katalysiert durch das T Protein und Elektronentransfer katalysiert durch das L Protein 3 Funktion Bearbeiten nbsp Darstellung des Reaktionsmechanismus des Glycine Cleavage Systems GCS mit Kopplung an Serin Hydroxymethyltransferase Glycin rot dargestellt kondensiert mit GCS A und bildet eine Schiffsche Base B die nach Decarboxylierung und Freisetzung von CO2 mit der Liponsaure des H Proteins reagiert C Die Methylgruppe wird auf das Tetrahydrofolat 1 ubertragen um 5 10 Methylentetrahydrofolat 2 zu bilden wobei ein Ammoniumion NH4 freigesetzt wird Die bei dieser Reaktion zuruckbleibende Dihydroliponsaure D wird durch ein am L Protein gebundenes FAD Molekul oxidiert das im Verlauf dieser Reaktion zu FADH2 reduziert E und dann durch Reduktion eines NAD Molekuls regeneriert wird um wieder das GCS A zu bilden Tetrahydrofolat wiederum wird aus 5 10 Tetrahydrofolat und einem zweiten Glycinmolekul durch die Serin Hydroxymethyltransferase unter Bildung von L Serin regeneriert In Pflanzen Tieren und Bakterien katalysiert das Glycine Cleavage System die folgende reversible Reaktion Glycin H4Folat NAD 5 10 Methylen H4Folat CO2 NH3 NADH H In der enzymatischen Reaktion aktiviert das H Protein das P Protein das die Decarboxylierung von Glycin katalysiert und das Zwischenmolekul an das H Protein bindet um es zum T Protein zu transportieren 4 5 Das H Protein bildet einen Komplex mit dem T Protein der Tetrahydrofolat H4Folat verwendet und Ammoniak und 5 10 Methylentetrahydrofolat abgibt Nach der Interaktion mit dem T Protein verbleiben dem H Protein zwei vollstandig reduzierte Thiolgruppen an der Lipoatgruppe 6 Das Glycin Protein System wird regeneriert wenn das H Protein oxidiert wird um durch Wechselwirkung mit dem L Protein die Disulfidbindung im aktiven Zentrum zu regenerieren wodurch NAD zu NADH und H reduziert wird Bei Kopplung mit Serin Hydroxymethyltransferase SHMT ergibt sich folgende Gesamtreaktion des Glycine Cleavage Systems 2 Glycin NAD H2O Serin CO2 NH3 NADH H Beim Menschen und den meisten Wirbeltieren ist das Glycine Cleavage System Teil des wichtigsten Glycin und Serinkatabolismuspfades Dies ist zum grossen Teil auf die Bildung von 5 10 Methylentetrahydrofolat zuruckzufuhren das einer der wenigen C1 Donatoren in der Biosynthese ist 2 In diesem Fall kann die aus dem Glycin Katabolismus stammende Methylgruppe auf andere Schlusselmolekule wie Purine und Methionin ubertragen werden nbsp Glycin und Serinkatabolismus in und aus den Mitochondrien Innerhalb der Mitochondrien sind die Glycine Cleavage Systeme mit der Serinhydroxymethyltransferase in einem reversiblen Prozess verbunden der eine Flusskontrolle in der Zelle ermoglicht Diese Reaktion und damit auch das Glycine Cleavage System ist fur die Photorespiration in C3 Pflanzen erforderlich Das Glycine Cleavage System nimmt das aus einem unerwunschten Nebenprodukt des Calvin Zyklus entstehende Glycin und wandelt es in Serin um welches in den Zyklus zuruckgefuhrt werden kann Das durch die Glycinspaltung erzeugte Ammoniak wird durch den Glutaminsynthetase Glutaminoxoglutarat Aminotransferase Zyklus aufgenommen kostet die Zelle jedoch ein ATP und ein NADPH Der Vorteil besteht darin dass pro zwei O2 die falschlicherweise von der Zelle aufgenommen werden ein CO2 erzeugt wird was einen gewissen Wert schafft in einem ansonsten energieraubenden Zyklus Die an diesen Reaktionen beteiligten Proteine machen zusammen etwa die Halfte der Proteine in den Mitochondrien von Spinat und Erbsenblattern aus 3 Das Glycine Cleavage System ist in den Blattern der Pflanzen standig vorhanden allerdings in geringen Mengen bis sie dem Licht ausgesetzt werden Wahrend des Hohepunkts der Photosynthese steigt die Konzentration des Glycine Cleavage Systems um das Zehnfache 7 Im anaeroben Bakterium Clostridium acidiurici verlauft das Glycine Cleavage System meist in Richtung der Glycinsynthese Wahrend die Glycinsynthese durch das Spaltungssystem aufgrund der Reversibilitat der Gesamtreaktion moglich ist ist sie bei Tieren nicht ohne weiteres zu beobachten 8 9 Klinische Bedeutung BearbeitenDie Glycin Enzephalopathie die auch als nichtketotische Hyperglycinamie NKH bezeichnet wird ist eine primare Storung des Glycine Cleavage Systems die auf eine verminderte Funktion dessen zuruckzufuhren ist und die zu erhohten Glycinwerten in den Korperflussigkeiten fuhrt Die Krankheit wurde 1969 erstmals klinisch mit dem Glycine Cleavage System in Verbindung gebracht 10 Fruhe Studien ergaben hohe Glycinwerte in Blut Urin und Liquor cerebrospinalis Erste Untersuchungen mit Hilfe der Kohlenstoffmarkierung zeigten eine verminderte CO2 und Serinproduktion in der Leber was direkt auf Mangel bei der Glycinspaltung hindeutet 11 Weitere Untersuchungen haben gezeigt dass Deletionen und Mutationen in der 5 Region des P Proteins die wichtigsten genetischen Ursachen der nichtketotischen Hyperglykamie sind 12 In selteneren Fallen wurde auch eine Missense Mutation im genetischen Code des T Proteins gefunden die dazu fuhrt dass das Histidin auf Position 42 zu Arginin mutiert ist und eine nichtketotische Hyperglykamie verursacht Diese spezifische Mutation wirkte sich direkt auf das aktive Zentrum des T Proteins aus und fuhrte zu einer verminderten Effizienz des Glycine Cleavage Systems 13 Einzelnachweise Bearbeiten Kikuchi G The glycine cleavage system composition reaction mechanism and physiological significance In Mol Cell Biochem 1 Jahrgang Nr 2 Juni 1973 S 169 87 doi 10 1007 BF01659328 PMID 4585091 englisch a b c d Kikuchi G The glycine cleavage system reaction mechanism physiological significance and hyperglycinemia In Proc Jpn Acad Ser B Phys Biol Sci 84 Jahrgang Nr 7 2008 S 246 63 doi 10 2183 pjab 84 246 PMID 18941301 PMC 3666648 freier Volltext bibcode 2008PJAB 84 246K englisch a b c Douce R Bourguignon J Neuburger M Rebeille F The glycine decarboxylase system a fascinating complex In Trends Plant Sci 6 Jahrgang Nr 4 April 2001 S 167 76 doi 10 1016 S1360 1385 01 01892 1 PMID 11286922 englisch Fujiwara K Okamura K Motokawa Y Hydrogen carrier protein from chicken liver Purification characterization and role of its prosthetic group lipoic acid in the glycine cleavage reaction In Arch Biochem Biophys 197 Jahrgang Nr 2 Oktober 1979 S 454 462 doi 10 1016 0003 9861 79 90267 4 PMID 389161 englisch Pares S Cohen Addad C Sicker L Neuburger M Douce R X ray structure determination at 2 6A resolution of a lipoate containing protein The H protein of the glycine decraboxylase complex from pea leaves In Proc Natl Acad Sci U S A 91 Jahrgang Nr 11 Mai 1994 S 4850 3 doi 10 1073 pnas 91 11 4850 PMID 8197146 PMC 43886 freier Volltext englisch Fehler beim Aufruf der Vorlage Cite journal Der Parameter format access date bzw Alias oder archive url bzw Alias wurde angegeben aber der Parameter url fehlt Fehler beim Aufruf der Vorlage Cite journal Der Parameter access date bzw Alias hat ungultigen Wert Fujiwara K Okamura Ikeda K Motokawa Y Mechanism of the glycine cleavage reaction Further characterization of the intermediate attached to H protein and of the reaction catalyzed by T protein In J Biol Chem 259 Jahrgang Nr 17 September 1984 S 10664 8 doi 10 1016 S0021 9258 18 90562 4 PMID 6469978 englisch Fehler beim Aufruf der Vorlage Cite journal Der Parameter format access date bzw Alias oder archive url bzw Alias wurde angegeben aber der Parameter url fehlt Fehler beim Aufruf der Vorlage Cite journal Der Parameter access date bzw Alias hat ungultigen Wert Oliver DJ Neuburger M Bourguignon J Douce R Interaction between the component enzymes of the glycine decarboxylase mutienzyme complex In Plant Physiology 94 Jahrgang Nr 4 Oktober 1990 S 833 839 doi 10 1104 pp 94 2 833 PMID 16667785 PMC 1077305 freier Volltext englisch Gariboldi RT Drake HL Glycine synthase of the purinolytic bacterium Clostridium acidiurici Purification of the glycine CO2 exchange system In J Biol Chem 259 Jahrgang Nr 10 Mai 1984 S 6085 6089 doi 10 1016 S0021 9258 20 82108 5 PMID 6427207 englisch Fehler beim Aufruf der Vorlage Cite journal Der Parameter format access date bzw Alias oder archive url bzw Alias wurde angegeben aber der Parameter url fehlt Fehler beim Aufruf der Vorlage Cite journal Der Parameter access date bzw Alias hat ungultigen Wert Kikuchi G Hiraga K The mitochondrial glycine cleavage system Unique features of the glycine decarboxylation In Mol Cell Biochem 45 Jahrgang Nr 3 Juni 1982 S 137 49 doi 10 1007 bf00230082 PMID 6750353 englisch Yoshida T Kikuchi G Tada K Narisawa K Arakawa T 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englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glycine Cleavage System amp oldid 242200774