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Gerhard Piccard eigentlich Gerhard August Karl Bickert 15 Juli 1909 in Berlin 21 August 1989 in Altdorf bei Nurnberg war ein deutscher Kunstmaler Archivar und Historiker der fur seine Wasserzeichenforschung bekannt wurde Seine berufliche Laufbahn begann er als Konzertpianist spater betatigte er sich als Kunstmaler Nach seiner Ruckkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zog er nach Stuttgart und begann 1946 sich fur Wasserzeichen zu interessieren Dazu kam er unter anderem durch den Einfluss der Schriftstellerin und Papierhistorikerin Lore Sporhan Krempel mit der er bald rege forschte und publizierte 1 International bekannt wurde er durch die Publikation von 17 nach Wasserzeichenmotiven benannten Findbuchern aus seiner Wasserzeichenkartei im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ab 1961 und durch einschlagige Publikationen zur Wasserzeichenforschung als historischer Hilfswissenschaft Er war korrespondierendes Mitglied der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg 1980 wurde ihm der Professorentitel verliehen Gerhard Piccard legte die weltweite grosste Sammlung von Wasserzeichen an seine Wasserzeichenkartei im Hauptstaatsarchiv Stuttgart umfasst ca 92 000 Belege aus Mittel und Westeuropa Daruber hinaus hatte er nach eigenen Angaben noch weitere ca 30 000 Wasserzeichenpausen angelegt die nicht auf Karteikarten ubertragen wurden 2 In seinen gedruckten Findbuchern publizierte Piccard in 17 Banden 4 540 Wasserzeichentypen und 44 497 Einzelmarken Damit war bis vor kurzem noch mehr als die Halfte seiner Sammlung nur als Kartei im Hauptstaatsarchiv Stuttgart Bestand J 340 benutzbar Mittlerweile steht die komplette in Karteiform uberfuhrte Wasserzeichensammlung Piccards als digitale Prasentation im Internet zur Verfugung 3 Zugriff auf dieses Datenmaterial ist zudem durch ein internationales Internet Portal 4 sowie durch ein deutschsprachiges Internet Portal 5 gewahrleistet Dienten die ersten Bande Piccards Krone Ochsenkopf und weitgehend auch Turm zunachst nur als reine Findbehelfe und brachten nur Wasserzeichentypen zum Abdruck so publizierten die spateren auch die zugehorigen Wasserzeichenbelege Allerdings bilden diese Belege die Wasserzeichenkartei Piccards nicht deckungsgleich ab sondern bieten in der Regel mehr manchmal auch weniger Belege da Piccard nicht alle Wasserzeichenpausen auf Karteikarten ubertrug und in der Kartei andererseits zahlreiche Nachtrage zu seinen publizierten Banden sammelte Erst durch die umfangreichen quantitativen Analysen von Alois Haidinger ist 2017 transparent geworden wie komplex die Beziehungen zwischen den originalen in Archiven Bibliotheken etc erhobenen Pausen den Karteikarten und den fur Publikation der Findbucher erforderlichen Druckvorlagen sind 6 Alle von Piccard in Italien erhobenen Wasserzeichen schatzt er auf 14000 15000 Pausen von denen 7778 auf Karteikarten ubertragen wurden wahrend weitere rund 3750 nur in den Findbuchern nicht aber in der Kartei nachweisbar sind 6 S 62 Zudem hatte Haidinger bereits 2004 darauf aufmerksam gemacht dass Piccard im Zusammenhang mit Munchner und Stuttgarter Handschriften erhobene Wasserzeichenbefunde nur zu einem geringen Teil in seine Kartei ubertragen hatte 7 In den Einfuhrungen zu seinen Findbuchern beschreibt Piccard die jeweiligen Wasserzeichenmotive und typen und gibt Informationen zu deren historischem Kontext Des Weiteren listet er hier die Beschreiborte und daten seiner Belege auf die mit den nach Typen geordneten Bildern verknupft sind Ahnlich wie bei Charles Moise Briquet konnen die nach ausseren Merkmalen gebildeten Gruppen nicht immer uberzeugen sie gewahrleisten in der Regel aber doch einen raschen Zugriff auf die Wasserzeichen eines bestimmten Typs und damit die Recherche nach identischen Belegen und Varianten Von besonderer Bedeutung ist dass Piccard in seinen Findbuchern die heraldischen Figuren im Wappenschild den heraldischen Figuren unterordnete wie dies beim Motiv Lilie 8 deutlich wird 9 Da in der Zwischenzeit in dem Wasserzeichen Erschliessungssystem WZIS 10 uber 5000 Wasserzeichen in die Gruppe der Wappen eingeordnet wurden gelten nunmehr 1872 Lilien Marken aus dem entsprechenden Band als motivfremd 6 S 52 Wie sehr Piccard selbst mit der Gruppenbildung weiterer gesammelter Wasserzeichen gerungen hat wird anhand der Vorarbeiten zu nicht mehr im Druck erschienenen Findbuchern deutlich die 1996 von der Landesarchivdirektion Baden Wurttemberg ubergeben und seinem Nachlass hinzugefugt wurden Gotisches Y und Baselstab 11 Mensch menschliche Gestalt 12 Adler 13 Schlange Vogel Hut 14 Glocke 15 Schiff Fisch Krug Verpackung von Stoffballen Gewicht Fuchtel Glocke 16 Baselstab 17 Kreis 18 schliesslich Schiff Fisch Wasserrad 19 Mit methodischen Uberlegungen zu Fragen der Datierung mit Hilfe von Wasserzeichen 20 und hinsichtlich der Ordnung einer Wasserzeichensammlung 21 hatte er sich bereits fruh auseinandergesetzt Durch Einzeluntersuchungen stellte er unter Beweis dass seine Datierungsmethode fur unterschiedliche Objektgattungen Verwendung finden konnte Manuskript 22 Fruhdruck 23 Spielkarten 24 und Zeitung 25 Mit seinen Untersuchungen von Riesaufdrucken leistete Piccard einen wesentlichen Beitrag zur Klarung der Beziehung zwischen Wasserzeichen tragenden in der Regel geleimten Schreibpapierbogen und der ausserlich durch Aufdruck eines Holzschnitts gekennzeichneten als Ries abgezahlten und mit Bindfaden verschnurten handelsfahigen Wareneinheit 26 Dabei gelang ihm als altestes Beispiel aus der Zeit um 1445 1446 auf dem Vorsatzblatt der Theologische Sammelhandschrift HB I 227 in der Wurttembergischen Landesbibliothek der Nachweis eines Riesaufdrucks einer Ravensburger Papiermuhle 26 S 22 23Zu erheblichen kunstwissenschaftlichen Auseinandersetzungen fuhrten seine Untersuchungen zu dem Lucas Moser zugeschriebenen Magdalenenaltar in Tiefenbronn 27 Nachlass BearbeitenLandesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachlass Gerhard Piccard 1909 1989 Findbuch J 40 12 28 Schriften Auswahl Bearbeitenmit Lore Sporhan Krempel Beitrage zur badischen Papiergeschichte Urkundliches Material uber die Baukosten von Papiermuhlen Papierproduktion und Papierlohne im 18 Jahrhundert in den Badischen Stammlanden und Vorderosterreich In Wochenblatt fur Papierfabrikation Jahrgang 78 1950 S 357 360 mit Lore Sporhan Krempel Die Untersuchung der altesten erhaltenen Zeitungen auf ihre Wasserzeichen Eine Bewahrungsprobe der Wasserzeichenkunde als historische Hilfswissenschaft In Papiergeschichte Jahrgang 1 1951 S 13 16 mit Lore Sporhan Krempel Die Papiermuhle zu Niefern In Papiergeschichte Jahrgang 1 1951 S 17 24 mit Lore Sporhan Krempel Der Versuch zur Erlangung eines inlandischen Papiermonopols im Herzogtum Wurttemberg Nach Archivalien im Staatsarchiv Ludwigsburg dargestellt In Papiergeschichte Jahrgang 1 1951 S 53 56 mit Lore Sporhan Krempel 440 Jahre Papiermacherei in Freiburg 100 Jahre Neue Papierfabrik Ferdinand Flinsch Freiburg i Br 1952 mit Lore Sporhan Krempel Die Papiermuhle zu Berg bei Stuttgart In Papiergeschichte Jahrgang 2 1952 S 26 28 Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 17 Bande Stuttgart 1961 1997 Uber die Anfange des Gebrauchs des Papiers in deutschen Kanzleien In Studi in onore di Amintore Fanfani 3 Medioevo Giuffre Milano 1962 S 345 401 Rechtsrheinische badische Papiermuhlen und ihre Beziehungen zu Strassburg In Archiv fur Geschichte des Buchwesens Bd 4 1963 Sp 997 1102 Zur Geschichte der Papiererzeugung in der Reichsstadt Memmingen In Memminger Geschichtsblatter Jahresheft 1963 1964 S 42 68 Die Kronenwasserzeichen In Veroffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden Wurttemberg Sonderreihe Die Wasserzeichenkartei Piccard im HSt A Stuttgart Findbuch I 1964 Carta bombycina carta papyri pergamena Graeca Ein Beitrag zur Geschichte der Beschreibstoffe im Mittelalter In Archivalische Zeitschrift Bd 61 1965 S 46 75 Papiererzeugung und Buchdruck in Basel bis zum Beginn des 16 Jahrhunderts In Archiv fur Geschichte des Buchwesens Bd 8 1967 Sp 26 322 Riesaufdrucke und Riesumschlage Eine historische Untersuchung uber die Verpackung des Papiers bis zu Beginn des 19 Jahrhunderts In Papiergeschichte Jg 18 1968 Heft 1 2 S 1 26 Die Ochsenkopfwasserzeichen Findbuch II 1 3 Stuttgart 1866 Veroffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden Wurttemberg Sonderreihe 2 Literatur BearbeitenPeter Amelung Nachruf auf Gerhard Piccard 1909 1989 In Gutenberg Jahrbuch Bd 65 1990 S 386 391 Frieder Schmidt Piccard Gerhard In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 407 f Digitalisat Hermann Bannasch Von der Malkunst zur Wasserzeichenkunde Zu Weg und Werk des Wasserzeichenforschers Gerhard Piccard 1909 1989 In Archivalische Zeitschrift Bd 86 2004 S 287 322 Peter Ruckert Gerhard Piccard In Ochsenkopf und Meerjungfrau Wasserzeichen des Mittelalters Stuttgart 2006 S 56 57 mit weiterfuhrender Literatur Tilman Spreckelsen Der Herr der Ochsenkopfe In Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 18 Marz 2007 S 70 71 Peter Ruckert Jeannette Godau Gerald Maier Hrsg Piccard Online Digitale Prasentationen von Wasserzeichen und ihre Nutzung Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden Wurttemberg 19 Stuttgart 2007 ISBN 978 3 17 019754 1 Rezension Hans Peter Neuheuser in Bibliothek Forschung und Praxis 33 2009 Nr 1 S 120 122 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Frieder Schmidt Gerhard Piccard und Lore Sporhan Krempel In Wasserzeichen und Filigranologie Beitrage einer Tagung zum 100 Geburtstag von Gerhard Piccard 1909 1989 W Kohlhammer Stuttgart 2011 S 124 133 Siehe dazu auch Hermann Bannasch Wasserzeichen als Datierungshilfen die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart In Zauberstoff Papier Hugendubel Munchen 1990 S 69 88 Piccard online Memoryofpaper eu Wasserzeichen online de a b c Alois Haidinger Pausen Karteikarten Findbucher Bemerkungen zu den Beziehungen zwischen den Wasserzeichensammlungen Piccards In Erwin Frauenknecht Gerald Maier und Peter Ruckert Hg Das Wasserzeichen Informationssystem WZIS Bilanz und Perspektiven Kohlhammer Stuttgart 2017 S 51 64 Alois Haidinger Datieren mittelalterlicher Handschriften mittels ihrer Wasserzeichen In Anzeiger der phil hist Klasse 139 Wien 2004 S 5 21 hier S 18 Anm 37 1 Gerhard Piccard Wasserzeichen Lilie Baden Wurttemberg Archiv Verwaltung Veroffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden Wurttemberg Sonderreihe Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart Findbuch 13 Kohlhammer Stuttgart 1983 Wasserzeichenkartei Piccard Band XIII Lilie Gliederung der Abbildungen 2 3 Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachlass Gerhard Piccard J 40 12 Bu 78 4 Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachlass Gerhard Piccard J 40 12 Bu 80 a Manuskript und Findbuchmontage Mensch menschliche Gestalt Findbuch XIX 5 Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachlass Gerhard Piccard J 40 12 Bu 80 b Manuskript und Findbuchmontage Adler 6 Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachlass Gerhard Piccard J 40 12 Bu 80 c Manuskript und Findbuchmontage Schlange Vogel Hut 7 Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachlass Gerhard Piccard J 40 12 Bu 80 d Manuskript und Findbuchmontage Glocke 8 Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachlass Gerhard Piccard J 40 12 Bu 80 e Manuskript und Findbuchmontage unvollstandig Schiff Fisch Krug Verpackung von Stoffballen Gewicht Fuchtel Glocke 9 Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachlass Gerhard Piccard J 40 12 Bu 80 f Manuskript und Findbuchmontage Baselstab 10 Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachlass Gerhard Piccard J 40 12 Bu 80 g Manuskript und Findbuchmontage Kreis 11 Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachlass Gerhard Piccard J 40 12 Bu 80 h Manuskript und Findbuchmontage Schiff Fisch Wasserrad 12 Gerhard Piccard Die Wasserzeichenforschung als historische Hilfswissenschaft In Archivalische Zeitschrift Band 52 Munchen 1956 S 62 115 Gerhard Piccard Die Wasserzeichensammlung II Die papiergeschichtliche Sammlung und ihre Ordnung In Papiergeschichte Band 15 1965 Heft 1 2 S 14 21 Gerhard Piccard Die Datierung der Urschrift des Puchels von mein gslecht und von abentewr durch seine Papiermarken In Borsenblatt fur den deutschen Buchhandel Frankfurter Ausg Jg 17 1961 41a S 811 814 Gerhard Piccard Die Datierung des Missale speciale Constantiense durch seine Papiermarken In Archiv fur Geschichte des Buchwesens Band 2 1960 S 571 584 Gerhard Piccard Lore Sporhan Krempel Die Untersuchung der altesten erhaltenen Zeitungen auf ihre Wasserzeichen In Papiergeschichte Band 1 1951 Heft 1 S 13 16 Gerhard Piccard Das Alter der Spielkarten und die Papierforschung In Archiv fur Geschichte des Buchwesens Band 3 1961 Sp 555 562 a b Gerhard Piccard Riesaufdrucke und Riesumschlage Eine historische Untersuchung uber die Verpackung des Papiers bis zu Beginn des 19 Jahrhunderts In Papiergeschichte 18 1968 Nr 1 2 S 1 26 Gerhard Piccard Der Magdalenenaltar des Lukas Moser in Tiefenbronn Ein Beitrag zur europaischen Kunstgeschichte Harrassowitz Wiesbaden 1969 siehe hierzu Rezension von Wilhelm Koehler in Zeitschrift fur Kunstgeschichte Bd 35 1972 S 228 249 EinfuhrungWeblinks BearbeitenPiccard Online Literatur von und uber Gerhard Piccard im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 11931729X lobid OGND AKS LCCN n81017910 VIAF 35263549 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Piccard GerhardKURZBESCHREIBUNG deutscher WasserzeichenforscherGEBURTSDATUM 15 Juli 1909GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 21 August 1989STERBEORT Altdorf bei Nurnberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard Piccard amp oldid 238914248