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George William Grace 8 September 1921 in Corinth Mississippi 17 Januar 2015 in Honolulu war ein US amerikanischer Linguist Vor seiner Ernennung zum Professor der Linguistik an der University of Hawaiʻi lehrte er ebenfalls als Anthropologe Sein Forschungsschwerpunkt lag in der Historischen Linguistik und der Vergleichenden Sprachwissenschaft Daneben beschaftigte er sich auch mit Ethnolinguistik und sprachphilosophischen Thematiken Er war vor allem bekannt fur seine Arbeit zu den austronesischen Sprachen insbesondere zu den ozeanischen Sprachen in Melanesien G W Grace rechts 1955 in Neu KaledonienInhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schaffen 3 Deskriptive Studien 4 Sprachphilosophische Studien 4 1 Mapping View 4 2 Reality Constructing View 5 Veroffentlichungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeorge W Grace wurde 1921 in Corinth Mississippi geboren und wuchs als altester von drei Sohnen an der Golfkuste auf Wahrend des Zweiten Weltkrieges diente er als Flugnavigator und verblieb nach Kriegsende in Europa Im Alter von 27 Jahren erreichte er an der Universitat von Genf das license en science politique und kehrte danach in die USA zuruck Obwohl er keinen anthropologischen Abschluss hatte arbeitete er als Junior Research Anthropologist an der Universitat of California in Berkeley 1953 wurde er Forschungsassoziierter des Tri Instiutional Pacific Program der Universitat Yale der Universitat Hawai i und des Bernice P Bishop Museums von Honolulu Im Rahmen dieses Programmes fuhrte er von 1955 bis 1956 eine linguistische Feldforschung in Neu Kaledonien den Salomonischen Inseln und Papua Neuguinea durch Diese Zeit brachte ihn wohl dazu sich den ozeanischen Sprachen zu widmen Seine Doktorarbeit The position of the Polynesian languages within the Austronesian Malayo Polynesian language family beendete er 1958 unter Joseph Greenberg an der Columbia University Dieses Werk gilt noch heute als Meilenstein in der Forschung der ozeanischen Sprachen Nach seinem Doktortitel arbeitete er als Assistenzprofessor am Soziologie Women s College der Universitat von North Carolina 1958 1959 an der Northwestern University 1959 1960 und an der Southern Illinois University 1960 1963 An der Southern Illinois University wurde er zum ausserordentlichen Professor der Anthropologie ernannt und arbeitete in dieser Funktion von 1963 bis 1964 1961 grundete George W Grace das Journal Oceanic Linguistics 1 Fur dieses blieb er in den folgenden 30 Jahren 1961 1991 Herausgeber Das Journal wurde ein primares Forum fur Publikationen zu austronesischen Sprachen und zudem fur Veroffentlichungen zu australischen und Papua Sprachen Ab 1964 trat George W Grace die Professorenstelle an der Universitat von Hawai i im damals neu gegrundeten Departement fur Linguistik an 2 Zwischen 1966 und 1969 stand er dem Departement als Vorstand vor Bis 1991 verblieb Georg W Grace Professor in Hawai i und fuhrte wahrend dieser Zeit Feldforschungen in Neu Kaledonien 1970 1971 1973 und in Papua Neuguinea und Indonesien 1976 durch 1991 emeritierte er und trat auch als Herausgeber der Oceanic Linguistics zuruck 3 Im Alter von 93 Jahren starb George W Grace in Hawaii Er hinterliess seine Frau zwei Sohne und eine Tochter 4 Schaffen BearbeitenGeorg W Grace s Arbeit lasst sich einerseits in deskriptive Studien mit Schwerpunkt auf Ozeanische Sprachen andererseits in theoretische und sprachphilosophische Veroffentlichungen aufteilen Dabei liess er sich nicht von wissenschaftlichen Stromungen in der Linguistik beeinflussen Er verfolgte seine eigenen Interessen und Forschungsfragen 5 Auch zu anderen Disziplinen wie der Biologie nahm er oft Bezug in seinen Veroffentlichungen So stammte sein beruhmter Vergleich von Vogeln und Krokodilen ebenfalls aus der Biologie Vogel waren dabei schnell wandelnde Sprachen Als Krokodile bezeichnete George W Grace Sprachen die sich weniger rasch wandeln 6 In seiner Lehrtatigkeit formte und beeinflusste er eine ganze Generation von ozeanischen Linguisten unter anderem auch Robert Blust und John Lynch 7 Zu der Problematik der Subgruppierung innerhalb der Ozeanischen Sprachen kehrte er periodisch zuruck Er ubte deswegen auch wiederholt Kritik an der Komparativen Methode sowie an der traditionellen Ansicht von Sprache wie sie in der Linguistik angewendet wird Diese Uberlegungen fuhrten dann in seinem spateren Schaffen zu sprachphilosophischen Betrachtungen Deskriptive Studien BearbeitenIm Rahmen seiner Anstellung als Forschungsassozierter im Tri Institutional Pacific Programm begann George W Grace mit Ozeanischen Sprachen zu arbeiten Er war der erste Linguist der die Sprachen von Rotuma und Fidschi zusammen mit den Polynesischen Sprachen als Untergruppe der Austronesischen Sprachfamilie postulierte 8 Isidore Dyen kritisierte die These und verwarf sie Nach ihm sind die Argumente lediglich Hinweise darauf dass die Sprachen naher miteinander verwandt seien Sie konnen aber nicht als Subgruppe oder eigene Sprachfamilie betrachtet werden 9 Isidore Dyen postulierte einen eigenen Stammbaum der Ozeanischen Sprachen Diesen Stammbaum erstellte er mit der Lexikostatistik Daraufhin verfasste George W Grace ein Review 10 In diesem wies er Dyens These zuruck dass die Melanesischen Sprachen zu verschiedenen Subgruppen der Austronesischen Sprachfamilie gehoren Das Review wird als lobenswertes Beispiel eines wissenschaftlichen Reviews angesehen 11 Inzwischen ist die Subgruppe als Unterfamilie der Ozeanischen Sprachfamilie etabliert Sprachphilosophische Studien BearbeitenBesonders in seinen spateren Veroffentlichungen befasste sich George W Grace vermehrt mit theoretisch philosophischen Fragestellungen Ausgehend von Theorien zu Sprachwandel und von Kritik an theoretischen Ansatzen in der Linguistik waren seine Schwerpunkte dabei die Natur von Sprachwandel Sprache generell als wissenschaftliches Studienobjekt Theorien zu Ubersetzung sowie die Beziehung von Sprache und Gedanke Seine Betrachtungen und Thesen sind in seinen Buchern An Essay on Language und The Linguistik Construction of Reality ausformuliert Er postulierte eine neue Perspektive Sprache zu betrachten und infolgedessen zu untersuchen In der Tradition der Sapir Whorf Hypothese formulierte er das Konzept der reality constructing view Diesem Konzept stellte er die mapping view gegenuber Beide Konzepte zeigen eine Auffassung auf wie Sprache in Zusammenhang mit der Realitat steht Mapping View Bearbeiten Laut Grace nimmt die traditionell praktizierte Linguistik diese Position bei der Erforschung von Sprache ein Dabei steht der Grundgedanke im Zentrum dass eine gemeinsame Welt oder Realitat besteht Sprache bildet diese Realitat wie eine Landkarte ab Die einzelnen Sprachen weisen unterschiedliche Nuancen auf uber diese Welt zu sprechen Diese Differenzen sind auf die Unperfektheit und Unterschiedlichkeit der Menschen zuruckzufuhren Die mapping view wird ebenfalls durch das intertranslatability postulate vertreten Es besagt dass es moglich ist jeden Gedanken in jeglicher Sprache auszudrucken Folge dieser Auffassung ist dass Sprache und Kultur getrennt betrachtet werden konnen Ebenso sind auch Gedanken und Sprache voneinander zu trennen Sprachen sind von der Funktion her gleich Wenn eine Sprache ausstirbt so ist dies kein Verlust Auch wenn samtliche Sprachen durch eine einzige ersetzt werden so bedeutet es nach dieser Ansicht keinen Verlust in der sprachlichen Diversitat 12 Grace kritisiert an dieser Auffassung dass die Linguistik damit ihre wissenschaftliche Bedeutung und Wichtigkeit mindert Dennoch wird sie in der traditionellen Linguistik angewandt Reality Constructing View Bearbeiten Der mapping view stellt Georg W Grace die reality constructing view entgegen Diese Sicht von Sprache ist nach Grace keine neue Idee Sie wurde schon fruh von Etienne de Condillac oder auch Wilhelm von Humboldt auf ahnliche Weise ausformuliert und stimmt damit auch mit der Sapir Whorf Hypothese uberein George W Grace geht davon aus dass der Mensch keinen direkten Zugang zu der Welt und seiner Umgebung hat Er erhalt den Zugang nur uber seine Sinne Die Sinne ubermitteln dem Individuum Daten Diese Daten ergeben kein perfektes Abbild sondern ein inkompletes und unsystematisches Bild Um Sinn oder Bedeutung durch diese Daten zu erhalten konstruiert der Mensch die Welt durch Modelle Die Modelle werden durch die jeweilige Sprache des Individuums beeinflusst und reflektiert Je nach Sprache kategorisiert und klassifiziert ein Mensch seine Umgebung anders Das Modell von der Welt erlernt der Mensch durch seine Sprache und durch seine Kultur Sprache ist daher nicht von Kultur zu trennen Es ist auch nicht moglich eine klare Grenze zwischen Sprache und Kultur zu ziehen Sprache und Kultur beeinflussen und formen sich gegenseitig Ebenso sind auch das Denken nicht von der Sprache abtrennbar Nicht alle Gedanken konnen in einer anderen Sprache ausgedruckt werden Es ist auch nicht moglich jeglichen Ausdruck oder jeglichen Gedanken in eine andere Sprache zu ubersetzen Wenn eine Sprache ausstirbt so bedeutet dies einen Verlust in der sprachlichen und kulturellen Diversitat 13 Aus diesen Grunden ist nach Grace die reality constructing view der mapping view vorzuziehen Veroffentlichungen BearbeitenSubgrouping of Malayo Polynesian A Report of Tentative Findings In American Anthropologist 57 Nr 2 1955 S 337 339 The position of the Polynesian languages within the Austronesian Malayo Polynesian language family Indiana University Publications in Anthropology and Linguistics Waverly Press Baltimore 1959 On the Scientific Status of Genetic Classification in Linguistics In Oceanic Linguistics 4 Nr 1 2 1965 S 1 14 mit Dell Hymes Review Austronesian Lexicostatistical Classification A Review Article In Oceanic Linguistics 5 Nr 1 1966 S 13 58 Canala Dictionary In Pacific Linguistics Series C Nr 2 The Australian National University Canberra 1975 ISBN 0 85883 122 8 Grand Couli Dictionary In Pacific Linguistics Series C Nr 12 The Australian National University Canberra 1976 ISBN 0 85883 154 6 An Essay on Language 1 Auflage Hornbeam Press Columbia 1981 Oceanic Subgrouping Retrospect and Prospect In Pacific Linguistics Series C Volume 88 The Australian National University Canberra 1985 S 1 18 The Linguistic Construction of Reality Groom Helm Publishers Ltd London 1987 ISBN 0 7099 3886 1 Literatur BearbeitenRobert Blust George W Grace an appreciation In Robert Blust Hrsg Currents in Pacific Linguistics Papers on Austronesian Languages and Ethnolinguistics in Honour of George W Grace Pacific Linguistics Canberra 1991 ISBN 0 85883 404 9 S 1 4 Isidore Dyen Review The Position of the Polynesian Languages within the Austronesian Malayo Polynesian Language Family In The Journal of the Polynesian Society 69 Nr 2 1960 S 180 184 John Lynch Malcolm Ross Terry Crowley The Oceanic Languages Curzon Language Family Series Richmond 2002 ISBN 0 7007 1128 7 Albert J Schutz The publications of George W Grace In Robert Blust Hrsg Currents in Pacific Linguistics Papers on Austronesian Languages and Ethnolinguistics in Honour of George W Grace Pacific Linguistics Canberra 1991 ISBN 0 85883 404 9 S 5 10 Alfred G Smith Review The Position of the Polynesian Languages within the Austronesian Malayo Polynesian Language Family by George W Grace In American Anthropologist 62 Nr 4 1960 S 730 731 Weblinks Bearbeitenhttp www ling hawaii edu faculty grace hawaii edu Memento vom 21 Mai 2008 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt Einzelnachweise Bearbeiten https www uhpress hawaii edu title ol http ling hawaii edu hawaii edu Memento vom 21 Mai 2008 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt https obits staradvertiser com 2015 01 24 george w grace Robert Blust George W Grace an appreciation In Robert Blust Hrsg Currents in Pacific Linguistics Papers on Austronesian Languages and Ethnolinguistics in Honour of George W Grace Pacific Linguistics Canberra 1991 ISBN 0 85883 404 9 S 4 Oceanic Subgrouping Retrospect and Prospect In Pacific Linguistics Series C Volume 88 The Australian National University Canberra 1985 S 5 Robert Blust George W Grace an appreciation In Robert Blust Hrsg Currents in Pacific Linguistics Papers on Austronesian Languages and Ethnolinguistics in Honour of George W Grace Pacific Linguistics Canberra 1991 ISBN 0 85883 404 9 S 4 The position of the Polynesian languages within the Austronesian Malayo Polynesian language family Indiana University Publications in Anthropology and Linguistics Waverly Press Baltimore 1959 Isidore Dyen Review The Position of the Polynesian Languages within the Austronesian Malayo Polynesian Language Family In The Journal of the Polynesian Society 69 Nr 2 1960 S 180 184 George W Grace Dell Hymes Review Austronesian Lexicostatistical Classification A Review Article In Oceanic Linguistics 5 Nr 1 1966 S 13 58 Robert Blust George W Grace an appreciation In Robert Blust Hrsg Currents in Pacific Linguistics Papers on Austronesian Languages and Ethnolinguistics in Honour of George W Grace Pacific Linguistics Canberra 1991 ISBN 0 85883 404 9 S 3 George W Grace The Linguistic Construction of Reality Groom Helm Publishers Ltd London 1987 ISBN 0 7099 3886 1 S 7 10 George W Grace The Linguistic Construction of Reality Groom Helm Publishers Ltd London 1987 ISBN 0 7099 3886 1 S 10 11 Normdaten Person GND 119087936 lobid OGND AKS LCCN n82006488 VIAF 79069535 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grace George W ALTERNATIVNAMEN Grace George WilliamKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Anthropologe und LinguistGEBURTSDATUM 8 September 1921GEBURTSORT Corinth MississippiSTERBEDATUM 17 Januar 2015STERBEORT Honolulu Hawaii Abgerufen von https de wikipedia org w index php title George W Grace amp oldid 237028367