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Georg Schmidt Westerstede 23 April 1921 in Wilhelmshaven 12 Januar 1982 in Oldenburg war ein deutscher Maler und Grafiker Schwerpunkt seines breiten Schaffens war die Kunst am Bau Georg Schmidt Westerstede 1978 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Kunst am Bau 2 1 Glasmosaiken 2 2 Ausgewahlte Arbeiten zur Kunst am Bau 2 3 Gesamtkunstwerk Herbartgang 2 4 Bestandserhalt 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenFranz Georg Schmidt wuchs in Westerstede auf wo er zunachst das Malerhandwerk erlernte Nach Kriegsverletzung Beinamputation wandte er sich dem freien Malen und Zeichnen zu 1947 war er jungstes Grundungsmitglied des BBK in Oldenburg Er lernte in der freien Malklasse von Gustav Adolf Schreiber an der Nordischen Kunsthochschule Bremen 1 Nach zwei Semestern und Familiengrundung reichten die finanziellen Mittel nicht mehr aus das Studium fortzufuhren Er etablierte sich in Oldenburg als freischaffender Kunstler und nannte sich aus Verbundenheit zu seinem Heimatort fortan Georg Schmidt Westerstede Vorubergehend war er als Zeichner fur die Nordwest Zeitung und andere lokale Zeitungen tatig Im Fruhjahr 1953 fuhrte ihn eine Studienreise nach Paris gemeinsam mit dem Maler und Kunstkritiker Rolf Hofer Dort nahm er an Kursen der Academie de la Grande Chaumiere teil 2 Im Herbst folgte ein zweiter Parisaufenthalt gemeinsam mit dem Maler Max Herrmann 1953 wurde im Wilhelmshavener Kunstverein Georg Schmidt Westerstedes erste Ausstellung gezeigt 1956 nahm er an einer Ausstellung des BBK in Hannover teil Er nutzte ein Reisestipendium des Oldenburger Kunstvereins fur Fahrten nach Genua und Murmansk Die Werke der Stipendiaten wurden 1957 im Oldenburger Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte gezeigt 3 Danach beteiligte er sich nur noch selten an Ausstellungen und wenn dann haufig mit Entwurfen zur Kunst am Bau Diese gelten als autonome Kunstwerke 4 Ab Mitte der 70er Jahre wandte sich Georg Schmidt Westerstede wieder intensiver der Malerei zu und verstarkte den Grad der Abstraktion Auf einer Gemeinschaftsausstellung Oldenburger Kunstlerinnen und Kunstler in der danischen Patenstadt Tastrup war er 1980 mit vier Werken aus dieser Schaffensperiode vertreten 5 Der passionierte Segler Georg Schmidt Westerstede uberquerte 1973 zusammen mit drei Freunden auf seinem Motorsegler Lang Lutjen den Atlantik Im Rahmen eines Segeltorns erlitt er 1980 einen schweren Unfall in Schottland Von den korperlichen und psychischen Verletzungen hat er sich nie erholt Am 12 Januar 1982 ging er freiwillig aus dem Leben Olgemalde und Aquarelle werden in grosser Zahl auf seiner Webseite gezeigt Zu seinem grafischen Werk gehoren insbesondere Federzeichnungen mit vorwiegend regionalen Motiven deren Drucke in Mappen veroffentlicht wurden Kunst am Bau Bearbeiten nbsp Glasmosaik Friese in der Fassade des Stadtmuseums OldenburgIn Georg Schmidt Westerstedes Lebenswerk nahm die Kunst am Bau die beherrschende Position ein Sie hat ihn seit den 50er Jahren bis zu seinem Tode immer wieder herausgefordert und ihm und seiner Familie den Lebensunterhalt gesichert 6 Das Werkverzeichnis dieses Schaffenskomplexes umfasst knapp funfhundert Objekte Innerhalb der Kunst am Bau hat Georg Schmidt Westerstede vielfaltige Techniken und kunstlerische Ausdrucksformen angewandt Er beherrschte den Umgang mit sehr verschiedenen Materialien Ab 1950 entstanden grossformatige Wandgemalde und Sgraffiti sowie Reliefs aus Bandeisen Von besonderer Bedeutung sind seine Glasmosaiken Nach seinen Entwurfen entstanden Reliefmauern aus Klinkern oder Beton zum Teil auch mit Einlagen aus Glasmosaik ferner Flachreliefs aus Bronzeguss oder Leichtmetallguss sowie aus Schiefer ebenso Skulpturen aus Bronze Beton und Glas sowie Bleiglasfenster Daruber hinaus war er als Farbberater u a fur die Stadt Oldenburg tatig Ganze Strassenzuge Schulen und offentliche Gebaude wurden nach seinen Entwurfen farblich gestaltet Durch seine gegen Ende der 70er Jahre entworfene geometrisierende und farbliche Gestaltung grossflachiger Fassaden von Fabrik und Lagerhallen wirkt die Architektur der Baukorper weniger raumgreifend und in der Gesamterscheinung harmonischer 6 Glasmosaiken Bearbeiten nbsp Glasmosaik Kreislauf des Wassers am Wasserwerk der Stadt Oldenburg SandkrugStadtbildpragend ist das Werk Georg Schmidt Westerstedes durch die grosse Anzahl von Glasmosaiken geworden 7 Er griff hier eine aufwendige historische Technik auf die auf die romische Antike zuruckgeht und die er auch gekonnt handwerklich auszufuhren verstand Wahrend er anfangs vorgebrochene Steine verwendete hat er sie ab 1959 aus grosseren Scheiben durchgefarbten Glases Smalten selbst geschnitten und frei rhythmisierend gelegt Die Glaser stammten aus Werkstatten in Darmstadt und Murano Anders als in der Antike und dem fruhen Mittelalter hat er die Steine nicht unmittelbar in das Mortelbett gelegt sondern auf dem Fussboden seines Ateliers seitenverkehrt auf Transparentpapier geklebt Das fertig gelegte Mosaik wurde dann in Teilflachen zerlegt und am Bestimmungsort in ein vorbereitetes Mortelbett eingelassen Nach Entfernung des Transparentpapiers wurde das Mosaik verfugt So entstanden grossflachige Glasmosaiken bis zu 30 m mit ca 4 000 bis 5 000 Steinen pro m die alle einzeln von Hand gelegt wurden nbsp Klinkerrelief Schule am Burgerbusch OldenburgAusgewahlte Arbeiten zur Kunst am Bau Bearbeiten 1952 Zwei Sgraffiti im Vereinshaus des Oldenburger Rudervereins ORVO 1956 Erstes Glasmosaik im damalig neuen Arbeitsamt Oldenburg 1962 Glasmosaik Kreislauf des Wassers Wasserwerk der Stadt Oldenburg Hatten Sandkrug 1962 Bleiglasfenster nicht mehr vorhanden und drei Glasmosaiken Berufsbildende Schule Nordenham 1962 Glasmosaik im Eingangsbereich der Landessparkasse zu Oldenburg Bei Gebaudeabriss geborgen seit 2010 im 1 OG des Oberlandesgerichtes Oldenburg 1962 1963 Drei Glasmosaiken und neun Bleiglasfenster auf dem Gelande der Henning von Tresckow Kaserne Oldenburg 1964 Vier Glasmosaiken mit maritimen Motiven an Mehrfamilienhausern in Wilhelmshaven Hermann Ehlers Str 3 und Zedeliusstrasse 1964 Glasmosaik am Hallenbad in Wiesmoor 1968 Drei Glasmosaik Friese in der Fassade des Stadtmuseums Oldenburg 1968 Glasmosaik fur den Altarraum der Neuapostolischen Kirche Westerstede seit 2019 an der Fassade des neuen Gotteshauses der Gemeinde 1968 Ausfuhrung eines Glasmosaiks nach Entwurfen von Dr Heinrich Schwarz Installation am Hygieneinstitut in Lome Togo 1968 Reliefmauer aus Beton mit Einlagen aus Glasmosaik Marinestutzpunkt Wilhelmshaven 1969 Reliefmauer aus Beton Entwicklung der Schifffahrt auf der Weser von der Hanse bis zur Neuzeit Brake Kirchhammelwarden 1972 Reliefmauer aus Beton mit Einlagen aus Glasmosaik Britische Oberschule Rinteln 1975 Reliefwand aus Klinkern Schule am Burgerbusch Esskamp Oldenburg 1976 Mehrteiliges Flachrelief aus Leichtmetall Guss Der Flug zum Licht An der Fassade des Gertrudenheimes Oldenburg 1977 Letztes Glasmosaik Die vier Elemente im Treppenhaus des ehemaligen Gesundheitsamtes der Stadt Oldenburg Rummelweg 1977 Fassadengestaltung der Oldenburgischen Glashutte nicht mehr vorhanden 1978 Brunnenskulptur mit Reliefplatten aus Bronze Guss Finanzamt Oldenburg Seit 2017 vor dem Eingang des neuen Finanzamts Stubbenweg 1979 Fassadengestaltung eines Hochregallagers Westerstede 1979 Drei Reliefs aus Leichtmetall Guss Montanus Klinik Bad Schwalbach 1980 Funf Reliefmauern aus Beton Wirkungsstatte des Siels von der See bis zur Haaren Begrenzungsmauern zum Hafenbecken an der Mundung der Haaren in die Hunte Oldenburg 1980 Skulptur Wegweiser aus Beton mit Einlagen aus farbigem Dickglas Zollamt Brake 1981 Reliefmauer aus Klinkern mit Motiven der Stadt Emden beim Polizeikommissariat Emden 1982 Reliefmauer aus Klinkern Behordenzentrum Luneburg posthum fertiggestellt Gesamtkunstwerk Herbartgang Bearbeiten nbsp Betonrelief Merkur Alter und neuer Handel Herbartgang Oldenburg nbsp Lichtband Herbartgang Detail Der Herbartgang ist eine Passage in Oldenburgs Fussgangerzone und gilt als Denkmal der Pedestrianisierung dessen Bedeutung heute uber Oldenburg weit hinausreichen durfte 8 Der Initiator und Investor Georg Hanssmann hatte die Vorstellung dass der Herbartgang als Architektur und Kunst aus einem Guss entstehen sollte Als konkrete Anregung fur die Grundkonzeption benannte er die Bremer Bottcherstrasse 9 Hanssmann zog bereits im Projektstadium seinen Freund Georg Schmidt Westerstede als kunstlerischen Berater an seine Seite Vervollstandigt wurde die Planungsgruppe durch die Oldenburger Architekten Hans Latta und Hans Joachim Holscher die den ausgeschriebenen Wettbewerb gewannen Die ersten Bauabschnitte wurden in den Jahren 1961 1963 realisiert Georg Schmidt Westerstede ist im Herbartgang mit folgenden Werken vertreten Horizontales Lichtband mit Mosaiken aus farbigem Glas 1963 Vertikales Lichtband mit Mosaiken aus farbigem Glas das den Grundriss des Hertbartganges darstellt nicht mehr vorhanden Turgriffe aus Bronzeguss mit Glasmosaik Auflagen ursprunglich mindestens 14 Stuck 1963 1966 Relief aus Beton Merkur Alter und neuer Handel 1965 Glasmosaik Kegeln im Treppenhaus zur ehemaligen Kegelbahn eines Restaurationsbetriebes 1965 Glasmosaik Flaschen und Kruge im Weinkeller eines Restaurationsbetriebes 1968 Glasmosaik Wellenspiel in einem nicht zuganglichen Schwimmbad 1971 Reliefmauer aus Klinkern an der ruckseitigen Fassade eines Restaurationsbetriebes 1978 Glasmosaik im Tagungsbereich eines Hotels entstanden 1972 posthum installiert 2004 Vervollstandigt wird das Gesamtkunstwerk Herbartgang durch zwei Brunnen der Bildhauerin Anna Maria Strackerjan Hof 1 und Hof 2 sowie eine Wasserskulptur aus Lavagestein und Beton Hof 3 und eine Skulptur aus Bronze Eingang Lange Str des Bildhauers Udo Reimann Bestandserhalt Bearbeiten nbsp Glasmosaik am Rathaus Westerstede nbsp Glasmosaik Neuapostolische Kirche WesterstedeDer Abriss eines Gebaudes bedeutet vielfach auch das Ende des mit ihm verbundenen Kunstwerkes Auf diese Weise sind auch Arbeiten von Georg Schmidt Westerstede bereits verloren gegangen 10 Glasmosaiken konnten in einigen Fallen aber gerettet werden Zur Finanzierung der aufwendigen Arbeiten fanden sich immer wieder Forderer Dies bestatigt die grosse Bedeutung grade dieser einzigartigen die Region pragenden Werke Georg Schmidt Westerstedes Im DRK Kindergarten in Westerstede im Bankhaus Fortmann 11 und im Pius Hospital Oldenburg wurden zum Erhalt der Glasmosaiken ganze Wande umgesetzt Eine 1988 aus einem Burogebaude geborgene Wand mit einem Glasmosaik wurde 2007 am Rathaus der Stadt Westerstede neu installiert 12 Die Bruchstucke eines bei Warmedammarbeiten von einem Mehrfamilienwohnhaus abgeschlagenen und damit zerstorten Glasmosaiks fugte der syrischen Kunstler Rodi Khalil wieder zusammen 13 Das rekonstruierte Werk fand 2010 am Amtsgericht Westerstede einen neuen Standort 14 Drei weitere von Georg Schmidt Westerstedes Glasmosaiken konnten erfolgreich aus zum Abriss bestimmten Gebauden geborgen werden Der Mosaizist und Dipl Designer Klaus Peter Dyroff und seine Tochter die Dipl Mosaizistin Anna Dyroff losten sie grossflachig von der Tragerwand ab fugten sie auf festem Untergrund wieder zusammen und montierten sie am neuen Bestimmungsort Das Glasmosaik mit dem inkludierten Wappen des Oldenburger Landes wechselte 2010 aus dem Foyer der Landessparkasse zu Oldenburg LzO ins Oberlandesgericht Oldenburg 15 Das Glasmosaik mit dem Fluchtmotiv Von Ostpreussen ins Oldenburger Land aus der Kantine eines Grossmarktes in Metjendorf wurde 2016 ins Foyer eines Pflegezentrums in Westerstede aufgenommen 16 Das grossflachige Glasmosaik mit einer Kreuzdarstellung aus dem Altarraum der alten Neuapostolischen Kirche in Westerstede befindet sich seit 2019 an der Fassade des neuen Gotteshauses der Gemeinde 17 Die zehn Tonnen schwere Brunnenskulptur vor dem Finanzamt zog 2017 vom Rande der Oldenburger Innenstadt zusammen mit der Behorde in den Stadtnorden 18 Literatur BearbeitenStiftung fur Kunst und Kultur in der Stadt Westerstede Hrsg Georg Schmidt Westerstede Retrospektive Monographie mit Werkverzeichnis Veroffentlichungen des Stadtmuseums Oldenburg Bd 33 Isensee Verlag Oldenburg 1998 ISBN 3 89598 516 3 Georg Hanssmann Lang Lutjen auf grosser Fahrt Holzberg Verlag Oldenburg 1973 ISBN 3 87358 063 2 Monika Schnetkamp Hrsg Herbartgang Oldenburg Festschrift zum 55 jahrigen Bestehen des Herbartgangs Isensee Verlag Oldenburg 2016 ISBN 978 3 89995 886 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georg Schmidt Westerstede Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite Georg Schmidt WesterstedeDer Schriftsteller Mirko Bonne ist 2019 auf seinem literarischen Landgang durchs Oldenburger Land auf Georg Schmidt Westerstedes Werke gestossen und berichtete daruber in seinem Blog Landgang der zwolfte Landgang der vierzehnteEinzelnachweise Bearbeiten Ewald Gassler Biographische Daten zu Georg Schmidt Westerstede In Retrospektive S 7 Jorg Michael Henneberg Georg Schmidt Westerstede Der Maler In Retrospektive S 27 Ewald Gassler Biographische Daten zu Georg Schmidt Westerstede In Retrospektive S 9 Jorg Michael Henneberg Georg Schmidt Westerstede Der Maler In Retrospektive S 60 Stadt Oldenburg Kulturdezernat Hrsg Oldenburger Kunstler in Tastrup Oldenburg 1980 S 33 a b Jorg Michael Henneberg Georg Schmidt Westerstede und die Kunst am Bau In Retrospektive S 104 Jorg Michael Henneberg Georg Schmidt Westerstede und die Kunst am Bau In Retrospektive S 100 Achim Wendt Vision und Geschichte 55 Jahre Herbartgang in Oldenburg In Herbartgang S 57 dei Ein wahres Juwel im Herzen der Stadt In Nordwest Zeitung NWZ vom 8 Oktober 1970 Manfred Hylla Nachbetrachtung In Retrospektive S 156 HD Im neuen Haus alte Grundsatze In NWZ vom 15 Marz 1990 Kerstin Schumann Mosaikfische durfen schwimmen In NWZ Ammerland Ausgabe vom 7 Dezember 2007 Kerstin Schumann Puzzlearbeit mit buntem Glas In NWZ Ammerland Ausgabe vom 23 Mai 2009 Kerstin Schumann Neuer Standort ein Glucksfall In NWZ Ammerland 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