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Ein geomagnetisches Observatorium auch erdmagnetisches Observatorium ist eine Einrichtung zur kontinuierlichen Beobachtung Erfassung und Dokumentation der zeitlichen und ortlichen Schwankungen des Erdmagnetfeldes mittels verschiedener Messinstrumente Der Standort eines geomagnetischen Observatoriums sollte frei von lokalen geologischen Besonderheiten sein Elektrische Bahnen sollten mehr als 15 km Wasser und Abwasseranlagen mehr als 200 m vom Messplatz entfernt sein Hochspannungsleitungen sollten sich ebenfalls nicht in der Nahe des Observatoriums befinden da diese je nach Betriebslast und Richtung des Standortes Storungen in den Messungen verursachen konnen Die baulichen Anlagen des Observatoriums sollten aus nichtmagnetischen Materialien bestehen Es sollte generell auf leitende Materialien verzichtet werden da die magnetischen Sensoren durch die von seismischen Erschutterungen im Metall verursachten Wirbelstrome beeinflusst werden konnten Ausserdem ist eine stabile Plattform fur die Aufstellung der meisten Messinstrumente notwendig Adolf Schmidt Observatorium in Niemegk Absoluthaus innenInhaltsverzeichnis 1 Aufgaben 2 Geschichte 3 Geomagnetische Observatorien in Deutschland 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksAufgaben BearbeitenMit verschiedenen Magnetometern werden die Langzeitvariationen der drei Komponenten Deklination Inklination und Totalintensitat aufgezeichnet um die Sakularvariation des Erdmagnetfeldes zu bestimmen Die taglichen Variationen sowie die saisonalen Schwankungen des erdmagnetischen Feldes und dessen Verhaltnis zur solaren Aktivitat werden ebenfalls analysiert und als Storungsgrad des Erdmagnetfeldes in Form von Kennziffern veroffentlicht Diese Daten werden u a als Minutenmittelwerte an die Weltdatenzentren versandt sowie als Jahresmittelwerte in den Jahrbuchern der Observatorien publiziert Somit stehen sie der weltweiten Forschung zur Verfugung Inzwischen gibt es ein globales Netzwerk von etwa 200 Observatorien die sich am Datenaustausch beteiligen Die gewonnenen Messdaten dienen nicht nur der wissenschaftlichen Erforschung des Erdmagnetfeldes sondern haben auch praktischen Nutzen Deklinationskarten wurden fruher und auch teils heute noch zur Navigation in der Schiff und Luftfahrt benutzt Fur die Suche nach Rohstoffen wie z B Erz und Ollagerstatten sind die geomagnetischen Messdaten wichtig In der biologischen und medizinischen Forschung finden sie ebenfalls Verwendung Die Aktivitatskennziffern des Erdmagnetfeldes sind u a fur die drahtlose Kommunikation nutzlich Hohe Kennziffern bedeuten z B dass die Qualitat der Satellitenortung uber GPS sinkt sowie die Kommunikation uber die Kurzwelle stark gestort ist Geschichte BearbeitenAlexander von Humboldt fuhrte systematische Messungen im preussischen Bergbau und auf seinen Forschungsreisen durch 1829 folgte die Kaiserliche Akademie in St Petersburg seinen Vorschlagen und richtete mehrere Stationen in Russland ein Carl Friedrich Gauss baute in Gottingen das erste geophysikalische Observatorium auf und konstruierte dafur 1832 ein empfindliches Magnetometer Er erkannte dass global verteilte Messungen zeitgleich erfolgen mussten um die Ursachen der Schwankungen lokalisieren und das statisch Feld genauer messen zu konnen Der zu diesem Zweck gegrundete Magnetischer Verein und die britische Royal Society lieferten ab 1836 Daten die er und Wilhelm Weber auswerteten Er konnte 1839 zeigen dass der Hauptteil des statischen Erdmagnetfeldes aus dem Erdinneren stammt kleinere kurzzeitige Variationen des Erdmagnetfeldes dagegen von ausserhalb Da Weber als Wissenschaftler der den Gottinger Sieben angehorte welche eine Protestnote gegen den Verfassungsbruch des Konigs unterzeichnet hatten seine Professur verlor wurden die Messungen in Leipzig 1848 fortgesetzt wo eine eigenstandige Warte in einem eigenen Gebaude errichtet wurde Weitere internationale Messkampagnen fanden wahrend der Polarjahre 1882 1932 und im Internationalen Geophysikalischen Jahr 1957 1958 statt Dabei wurden die fruheren mechanischen Magnetometer Magnetische Feldwaagen Torsionsmagnetometer zunehmend von induktiv oder atomar arbeitenden Saturationskern Fluxgate Forster Sonden Protonen und Casium Magnetometern abgelost Industriegeschichtlich war in Deutschland die Entwicklung von entsprechenden Prazisionsmessgeraten in Kooperation mit der Forschung eng mit den Askania Werken in Potsdam verbunden so bei der weltweit verbreiteten Schmidtschen Feldwaage die neben der Messung von regionalen Daten des Erdmagnetfelds auch die Abschatzung der Magnetisierung von Gesteinsproben erlaubte Die raumliche Verteilung des Erdmagnetfeldes zwischen den geomagnetische Observatorien lieferte zunachst die Schifffahrt Zunehmend ubernehmen diese Aufgabe spezialisierte Satelliten Magsat 1980 der danische Satellit Oerstedt 1999 die vier Cluster Satelliten 2000 CHAMP 2000 SWARM 2013 Die raumliche Abdeckung relativ langsamer Schwankungen ist seither gut wahrend die derzeit uber 200 Laboratorien noch zur koordinierten Uberwachung kurzzeitiger Variationen unverzichtbar sind Die Bergamtern in Ibbenburen und Bochum fuhrten ab 1844 zunachst Messungen mit einfachen Kompassen durch 1854 wurde ein erstes eisenfreies Hauschen errichtet um mit Messinstrumenten wie den Breitkampschen Deklinatorien regelmassige Messungen durchzufuhren Die Westfalische Berggewerkschaftskasse WBK richtete 1888 in Bochum ihre erste magnetische Warte ein die jedoch aufgrund der Industrialisierung der Umgebung mit ihren Eisenmassen und vagabundierenden Stromen aus den Oberleitungen der Strassenbahnen mehrfach verlegt werden musste 1912 zog sie Warte sudlich der Ruhr auf einen wenig besiedelten Bergrucken in Vossnacken Die Warte wurde 1946 stillgelegt da der zunehmende Stahlausbau der Kohlegruben magnetische Messungen nahezu unmoglich machte 1 Geomagnetische Observatorien in Deutschland BearbeitenIn Deutschland gibt es vier geomagnetische Observatorien Das GFZ Deutsches GeoForschungsZentrum betreibt das Adolf Schmidt Observatorium in Niemegk unddas Geomagnetische Observatorium in Wingst 2 Das Geophysikalische Observatorium in Furstenfeldbruck ist Teil der Abteilung Geophysik der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Das Schwarzwald Observatorium in Wolfach ist ein geowissenschaftliches Gemeinschaftsobservatorium des Karlsruher Instituts fur Technologie und der Universitat Stuttgart Historische Observatorien Bochum Warte des Bergamts in den 1840er Jahren gegrundet 1888 von der Westfalische Berggewerkschaftskasse WBK in eigenstandigem Gebaude untergebracht und 1912 zum Vossnacken umgezogen Ibbenburen Warte des Bergamts in den 1840er Jahren gegrundet Leipzig gegrundet 1848 von Wilhelm Eduard Weber mehrmals auf dem Universitatsgelande umgezogen Gebaudeabbruch in den 1970er Jahren Wilhelmshaven das Marineobservatorium hatte seit 1878 uber mehrere Jahrzehnte erdmagnetische Beobachtungen durchgefuhrt die Gerate wurden 1936 an die Warte Wingst ubergeben Erdmagnetisches Observatorium Wingst Warte der Deutschen Seewarte gegrundet 1938 3 zuletzt vom GFZ Deutsches GeoForschungsZentrum bis 2019 betrieben 4 5 6 Vossnacken 1912 im Garten der Vossnacker Schule errichtet und vom Hauptlehrer betreut 1948 eingestellt Literatur BearbeitenGluckauf Berg und Huttenmanische Zeitschrift Nr 51 21 Dezember 1912 48 Jahrgang Seite 2061 bis Seite 2070 Das neue selbstschreibende Deklinatorium fur den niederrheinisch westfalischen Steinkohlenbezirk Wallace H Campbell Introduction to geomagnetic fields Cambridge University Press 1997 ISBN 0 521 57193 6Einzelnachweise Bearbeiten Forscher entdecken in Langenberg vergessene Geschichte Memento des Originals vom 13 Dezember 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www derwesten de auf derwesten de vom 3 November 2015 Geomagnetic Observatories Abgerufen am 18 Juli 2020 Schulz G 60 Jahre Erdmagnetisches Observatorium Wingst Von der Deutschen Seewarte Hamburg zum GeoforschungsZentrum Potsdam 2001 GFZ Potsdam Vom GFZ betriebene Observatorien Welt de Kaufer fur Observatorium und Ex Rittergut Heisenhof gesucht siehe auch 75 Jahre Erdmagnetisches Observatorium Wingst ein Ruckblick in DGG Mitteilungen 2013Weblinks BearbeitenAdolf Schmidt Observatorium fur Erdmagnetismus auf gfz potsdam de Erdmagnetisches Observatorium Wingst auf gfz potsdam de Geophysik Homepage mit Infos zu Erdmagnetisches Observatorium in Furstenfeldbruck auf uni muenchen de Black Forest Observatory mit Infos zum Schwarzwald Observatorium in Schiltach auf uni stuttgart de Geomagnetische Daten Weltdatenzentren auf gfz potsdam de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geomagnetisches Observatorium amp oldid 233592334