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Im Geislinger Aufstand erhoben sich im Jahr 1514 die Einwohner Geislingens an der Steige gegen die Ulmer Herrschaft Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen 1 1 Abgaben und Lasten 1 2 Leibeigenschaft 2 Der Verlauf des Aufstandes 2 1 Verhandlungen 2 2 Forderungen 3 Das Ende des Aufstandes 3 1 Gesprochene Urteile 3 2 Ergebnis des Aufstands 4 Literatur 5 EinzelnachweiseUrsachen BearbeitenAbgaben und Lasten Bearbeiten Uber ihr ganzes Gebiet stand der Stadt Ulm landesherrliche Gewalt zu Diese schloss fur gewohnlich die Gerichts und Kriegshoheit und das Besteuerungsrecht ein Grund und Zehntherr des den Boden bebauenden Landbewohners konnte aber auch jemand anderes sein Das Ulmer Spital besass im Ulmer Land viel Grundbesitz Gult und Zehntherr waren an anderen Orten der Rat die Stadt und die Pfarrkirchenbaupflege Von der Besteuerung dem Gult und Zehntrecht wurde ausgiebiger Gebrauch gemacht Die Untertanen hatten daher unter hohen Lasten aller Art zu leiden Dazu zahlten insbesondere Steuern und Gulten fur die Vergabe gewisser Gemeindeamter und Gerechtigkeiten auf bestimmte Hauser Laudemien oder Gebuhren bei Veranderungsfallen Kauf Tausch Erbschaft oder Ubergabe Frucht oder Geldgulten die Zehntabgabe grosser oder kleiner Zehnten Blutzehnten von Schwein Kalb Fullen Lamm von Enten Gansen und Huhnern Noval oder Neugereuth Flachs Garten Heu Ohmdzehnten Bienenzehnten zu Weiler ob Helfenstein und Schalkstetten Am schwerwiegendsten waren jedoch die Frondienste und die grundsatzliche Unfreiheit Im Vergleich mit anderen Gebieten waren die Steuersatze massig allerdings erfolgte der Einzug der Steuern nicht nur einmal pro Jahr sondern so oft es notig war Es gab einen grossen und kleinen Zehnten Den grossen Zehnten erhob man vor allem mit dem Pflug den kleinen Zehnten von mit der Hacke bebauten Landereien also bspw von Erbsen Linsen Kraut Ruben Hanf Flachs usw Beim grossen Zehnten nahm man von den Winterfruchten die zehnte Garbe auf dem Acker vom Hafer den zehnten Haufen Der kleine Zehnten wurde teils mit der Rute teils nach Haufen gemessen Den grossen Zehnten hatte in der Regel der eigentliche Zehntherr Spital Rat Pfarrkirche anzusprechen den kleinen ublicherweise der Pfarrer Die Zehntabgaben waren ihrem Namen daruber hinaus langst untreu geworden denn sie betrugen oft mehr als ein Zehntel des Ertrages teilweise bis zu einem Drittel desselben So mussten zum Beispiel in Brauningsheim zwei Bauern die Halfte ihres Obstertrages zehnten In Turkheim musste die Gemeinde wenn die Neugereuthacker brach lagen statt des Zehnten 6 Gulden zahlen 1 Weitere Steuern waren die Backgerechtigkeit und der Marktzoll Die Abgaben wurden zudem teils rucksichtslos eingezogen Es wurde geklagt uber die Harte der den Ernteertrag erhebenden Amtmanner da diese wenn uberhaupt nur geringe Rucksicht auf Missernte oder Hagelschlag nahmen Ebenso stand die Brutalitat der Unterbeamten in der Kritik Die Frondienste waren ebenfalls hart Der Bauer tat Dienste mit seiner Mahre durch Spannen oder Fuhrdienste Der Soldner a D der Kleinbauer des Mittelalters tat Dienste mit seiner Hand In Sussen zum Beispiel waren fast alle Bauern dienstpflichtig Leibeigenschaft Bearbeiten Am schwersten wurde die Unfreiheit der Person Leibeigenschaft genannt empfunden Der Bauer das Lasttier der Gesellschaft sollte in der Knechtschaft verharren Der Leibeigene hatte alljahrlich seinem Leibherrn Abgaben zum Beispiel Leibzins Leibhuhner Todfall zu entrichten Ausserdem musste er sich Erbschaftsbeschrankungen erhohter Fronpflicht und Beschrankung der Freizugigkeit gefallen lassen Es gab eine Lokal und eine Personalleibeigenschaft Letztere welche in alten ulmischen Rechnungen teils als helfensteinisch teils als werdenbergisch bezeichnet wird bestand in allen Amtsorten mit Ausnahme von Kuchen Hier herrschte wie in der Amtsstadt Geislingen die Lokalleibeigenschaft Wer in einem der beiden Orte seinen Sitz hatte war durch den Ort Leibeigen Er war aber von Lasten frei Darum leichte Leibeigenschaft Verzog man an einen anderen Ort der Ulmer Herrschaft so kam man in die schwere Leibeigenschaft Dann hatte man den Leibzins und Todfall zu entrichten Verheiratete sich ein Mann mit Frauen oder Tochter aus den genannten Orten so musste er sich auch den Herren von Ulm mit Leibeigenschaft ergeben und durfte Leib und Gut nicht verandern Im Jahre 1503 trat der Kaiser mit verschiedenen Fursten des Bundes fur einen Geislinger Burger namens Klaus Stocklin ein Der hatte an den Rat die Bitte gerichtet seine Kinder als Ulmer Burger anzunehmen Die Bitte wurde jedoch abgelehnt Die grossen Abgaben die mannigfachen Dienste und Lasten brachten die Bauern und Burger zum Aufstand 1 Der Verlauf des Aufstandes BearbeitenVerhandlungen Bearbeiten Schon im Jahr 1480 erhoben die Geislinger Untertanen verschiedene Klagen Und als im Jahre 1511 auf den Branntwein Ungeld gelegt wurde erneuerte sich die Unzufriedenheit Im Februar 1512 schickten sie drei Abgeordnete nach Ulm Diese brachten abermals Klagen vor Dadurch erregten sie das grosste Missfallen des Rates Dieser stellte ihnen im Wiederholungsfalle die strengsten Massnahmen in Aussicht Das schreckte die Geislinger nicht Im Jahre 1513 wurde sie wieder in Ulm vorstellig 5 Vertreter der Geislinger Burgerschaft wandten sich am 23 Juni an den ortsansassigen Vogt Walter von Hirnheim an den Pfleger Burkhard Senft und an das Gericht heute wurde man Gemeinderat sagen Sie ausserten die Bitte ihre Anliegen beim Ulmer Rat zu unterstutzen die weil eins ehrsamen Rats Sach itzo etwas irr stund Die Radelsfuhrer der Bewegung die aus Geislingen Nellingen Weiler ob Helfenstein und Ettlenschiess kamen hiessen Klaus Jungling von Ettlenschiess Jorg Schublin von Nellingen Hans Hetzel von Weiler und Lienhard Schottlin von Geislingen Zuerst liessen sie sich vom Vogt und Pfleger beruhigen Das dauerte aber nicht lange Wahrend der Vogt beim Bundestag in Nordlingen war wandten sie sich unter der Fuhrung von Schottlin wieder an den Pfleger Sie erzwangen die Vermittlung des Geislinger Burgermeisters Lorenz Moerdlin Auf dessen Veranlassung berief der Pfleger das Gericht Dieses setzte nach langeren Verhandlungen einen Ausschuss von zwolf Mannern ein so viel wie von Ulm ernannte Gemeinderichter mit Vogt und Pfleger existierten Nach der Heimkehr des Vogts formulierten drei vom Gericht und drei von den Zwolfen die Klagen der Untertanen in 26 Artikeln Eine achtgliedrige Kommission funf von den Zwolfen und drei vom Gericht uberreichte dem Rat der Stadt Ulm die Klage Forderungen Bearbeiten In der Klageschrift beschwerten sie sich wegen der Kaufrechte auf die Gnadenguter uber die Harte der Leibeigenschaft und uber entzogene Wasser und Eigentumsrechte Sie verlangten den Flosgraben in Geislingen bis zum oberen Weiher den Linsenbach beide Schuttinnen vor dem oberen und unteren Tor die man Bollwerke nannte Alle Zwinger um die Stadt den Ratzenbuhl den Wald um den Berg zu Helfenstein dass Burgwieslein unter dem Schloss fur die Gemeinde Ebenso die Briefe in welchen ihnen von den Grafen von Helfenstein verburgten Freiheiten standen Spitalpfleger Stadtknechte Buttel Untertaufer und Eicher welche von der Gemeinde besoldet wurden sollten nur Geislinger sein Der Wein fur die Wochnerinnen sollte vom Ungelde befreit sein Endlich klagten sie noch uber die ausserordentlich hohen Lasten die man in wenig Jahren von ihnen genommen wahrend man andere verschont habe Der Rat der Stadt Ulm beeilte sich nicht mit der Antwort Das fuhrte zu neuen Unruhen in den Gemeinden Dies meldete der neue Vogt von Geislingen Hans Walter von Laubenberg nach Pfingsten 1514 nach Ulm 1 Das Ende des Aufstandes BearbeitenJetzt griff Ulm mit Gewalt ein In der Zeit vom 22 bis 26 Juli wurde das Schloss Helfenstein mit Geschutz Leuten und Proviant versehen Unter dem Hauptmann Heinrich Wick lagen daselbst 460 Knechte 1 Gesprochene Urteile Bearbeiten Die Radelsfuhrer der Bewegung wurden am 27 und 29 Juli 1514 gefangen genommen und in den Turm nach Ulm gebracht Dort wurden sie streng ehrlich und ernstlich das heisst mit der Folter befragt Wahrend der Auseinandersetzung stellte sich der Geislinger Pfarrherr Doktor juris Georg Oswald Sohn einer angesehenen Ulmer Familie auf die Seite seiner Pfarrkinder Auch durch die Fursprache des Blaubeurer Amtes und gewisser Adeliger liess sich der Rat von Ulm nicht erweichen In Geislingen wurde eine einwochige Ausgangssperre verhangt die erst aufgehoben wurde nachdem die Geislinger dem Ulmer Rat erneut huldigten und den Leipheimer Eid schworen Die Geislinger wurden jahrlich um 100 bis zur Gesamtsumme von 1400 Gulden bestraft Am 11 August wurde uber die Hauptradelsfuhrer das Urteil gesprochen Vier wurden aus dem Ulmer Gebiet verbannt 2 Jurg Bassler Claus Jungling aus Ettlenschiess Jorg Scheblin aus Nellingen und Hans Hetzel aus Weiler haben Urfehde geschworen und durfen gegen Bezahlung der Atzung und einer Ehrenstrafe zuruck Dem Tucher Christa Koch wird verboten jemals im Leben Gyseling wieder zu verlassen und er darf nur ein abgebrochen Prett oder Beimesser tragen und zu keiner Zech gehen Der Weissgerber Roggenburger wird uber den Rhein verbannt Schnitzer Stocklin und Wach werden uber den Lech verbannt mit der Auflage dass sie ein Leben lang ohn Furbitt und Gnad nicht mehr heruberkommen Uber das weitere Schicksal der Verbannten ist nicht viel bekannt Einer der vier wandte sich mit einer Petition an die schwabischen Bundesgenossen Ulms die sich daraufhin beim Ulmer Rat dafur verwendeten ihm die Ruckkehr ins Ulmische zu erlauben da er an seinem Verbannungsort in grosser Armut lebe Die Antwort des Ulmer Rates ist nicht bekannt Bei Lienhard Schottlin kam der hohe Rat der Stadt Ulm zu dem Beschluss dass der zu Geislingen geborene Lienhard Schottlin auf Grund seines schweren Vergehens gegen die Stadt Ulm mit dem Schwert zu Ende gerichtet wird bis er kommt vom Leben zum Tode Dies war auch fur Ulmer Recht ein schweres Urteil Nach dem roten Buch der Stadt Ulm wurden nur Gewaltverbrechen also Totschlag und Notzucht mit dem Tod bestraft 3 Man genehmigte allerdings ausnahmsweise dass der Korper in Geislingen seine letzte Ruhestatte findet Ergebnis des Aufstands Bearbeiten Wesentliche Vorteile brachte der Aufstand nicht Einige unbedeutende Forderungen wurden erfullt ansonsten blieb alles beim Alten Im Jahre 1514 haben sich die Geislinger wieder ihrer Herren von Ulm aufgelehnt indem die Geislinger um etliche Gerechtigkeit einhielten aber ihnen mehr nicht als ein Wasser das sie vorher nicht gehabt und das Gras fur die Gemeint auf dem Graben gebilligt wurde da sagte sie weil man ihnen nichts weitergebe wollten Sie auch dasjenige nicht annehmen denn sie hatten einen freien Zug gehabt so dass sie in Ulm Burger und zunftig werden konnten Daher die von Ulm einen Burgermeister und zwey Herrschaftspfleger und etliche des Rats abgeschickt und als sie zu Geislingen angekommen haben die Geislinger denen selben und dem Vogt schworen sollen dass sie den Herren von Ulm als ihrer Obrigkeit Gehorsam sein wollen da dann etliche Geschworenen und etliche nicht Hierauf haben die Herren von Ulm das Schloss Helfenstein mit Geschutz versehen und besetzt auch ein Fahnlein Knecht angenommen und hinunter geschickt welche das Stadlein eingenommen auch zehn Mann gefangen genommen und nach Ulm fuhren lassen worunter der Anfuhrer dieser Auflehnung ein Beck gewesen dem man hiernach zu Ulm das Haupt abgeschlagen und denen anderen das Land verwiesen hat Ein Chronist uber den AufstandLiteratur BearbeitenGabriele Haug Moritz Der Geislinger Aufstand von 1513 14 In Ulm und Oberschwaben Mitteilungen des Vereins fur Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben 47 48 1991 S 144 204 Georg Burkhardt Albert Kley Karlheinz Bauer Geschichte der Stadt Geislingen an der Steige Von der Vor und Fruhgeschichte bis zum Jahre 1803 1963 S 174 177 Christian Schollkopf Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und seiner Umgebung 2 Heft ca 1929 Claus Bisle Roland Funk Schottlin Der Geislinger Aufstand 1514 Spiel um Liebe und Verrat Recht und Unrecht 2008 Das rote Buch der Stadt Ulm Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Christian Schollkopf Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und seiner Umgebung 2 Heft ca 1929 Claus Bisle Roland Funk Schottlin Der Geislinger Aufstand 1514 Spiel um Liebe und Verrat Recht und Unrecht 2008 Das rote Buch der Stadt Ulm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geislinger Aufstand amp oldid 224638538