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Gainsborough Pictures war eine britische Filmproduktionsgesellschaft die in London von 1924 bis 1950 ein eigenes Filmstudio betrieb Gainsborough wurde vor allem durch Melodramen bekannt die in den 1940er Jahren produziert wurden und zu den grossten Kassenschlagern des britischen Films zahlten Zuvor galt Gainsborough Pictures als ein Hersteller von B Filmen unter denen sich gleichwohl einige der erfolgreichsten britischen Komodien jener Zeit befanden Das Studio veroffentlichte zudem fruhe Regiearbeiten Alfred Hitchcocks vor allem Der Mieter und Eine Dame verschwindet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Studios 1 1 Die fruhen Jahre 1 2 Erfolge mit Kostumfilmen 1 3 Ende des Studios 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte des Studios BearbeitenDie fruhen Jahre Bearbeiten nbsp Portrat der Mrs Sarah Siddons Vorlage des Logos von Gainsborough PicturesGainsborough Pictures wurde im Jahr 1924 von dem jungen Filmproduzenten Michael Balcon gegrundet Als Produktionsstatte wurde im Londoner Stadtteil Islington ein ehemaliges Elektrizitatswerk der Great Northern amp City Railway ubernommen das bereits von der US amerikanischen Produktionsfirma Famous Players Lasky als Studio genutzt wurde Erkennungszeichen von Gainsborough Pictures war in Anlehnung an Thomas Gainsboroughs Gemalde Portrat der Mrs Sarah Siddons ein ovaler Bilderrahmen in dem sich eine lachelnde Dame dargestellt von der Schauspielerin Glennis Lorimer verbeugte Bereits im Grundungsjahr schloss Balcon einen Kooperationsvertrag mit der deutschen UFA der dazu fuhrte dass Regisseure und Schauspieler von Gainsborough die Ateliers der UFA besuchten und dort auch drehten Als erster gemeinsamer Film wurde 1925 Die Prinzessin und der Geiger unter der Regie von Graham Cutts in Babelsberg realisiert Als Drehbuchautor und Regieassistent fungierte bei diesem Film Alfred Hitchcock der von Balcon bald zum vollwertigen Regisseur befordert wurde Graham Cutts nachste Regiearbeit der Krimi Die Ratte von Paris wurde Gainsboroughs erster Erfolg und machte Ivor Novello zu einem Filmstar in der Tradition Rudolph Valentinos 1 Mit Novello als Hauptdarsteller drehte Alfred Hitchcock 1927 Der Mieter seinen ersten britischen Film nach zwei Produktionen in Deutschland Der Mieter begrundete Hitchcocks Ruf als Thrillerspezialist und wurde zu Gainsboroughs erfolgreichstem Stummfilm Im Fruhjahr 1927 wurde Gainsborough Pictures durch Gaumont British ubernommen Gaumont wurde damit zur grossten Filmproduktionsgesellschaft im Vereinigten Konigreich Balcon stieg als Leiter von Gainsborough und Gaumont British zu einem der einflussreichsten Produzenten auf Als Tochtergesellschaft von Gaumont British verwendete Gainsborough die Islington Studios nur noch fur die Herstellung von B Movies wahrend die prestigetrachtigeren Filme in den Lime Grove Studios in Shepherd s Bush von Gaumont selbst produziert wurden Auch nach Einfuhrung des Tonfilms wurden die Kontakte zum deutschen Kino aufrecht gehalten Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Deutschen Reich fanden zahlreiche Exilanten eine Beschaftigung bei Balcon und Schauspieler wie Elisabeth Bergner oder Fritz Kortner wirkten in Filmen von Gaumont British Gainsborough mit 1936 verliess Balcon Gaumont British Gainsborough Maurice Ostrer der bereits 1928 gemeinsam mit Balcon und C M Woolf die Geschaftsfuhrung von Gainsborough Pictures Ltd ubernommen hatte 2 wurde zum neuen Leiter von Gaumont British Gainsborough und setzte Ted Black als neuen Studioleiter fur Gainsborough ein Ab Mitte der 1930er bis in die fruhen 1940er Jahre feierte Gainsborough seine grossten Erfolge mit Filmkomodien die auf vormalige Music Hall Stars zugeschnitten waren Will Hay der 1935 von British International Pictures zu Gainsborough gewechselt war wurde zum ersten Starkomiker des Studios gefolgt 1937 von der sechskopfigen Crazy Gang und Arthur Askey ab 1940 Hay und anschliessend Askey wurden in ihren Filmen haufig vom Duo Moore Marriott und Graham Moffatt unterstutzt Zwischen 1937 und 1941 war der Franzose Marcel Varnel der wichtigste Komodienregisseur des Studios unter den Autoren befand sich der spatere Regisseur Val Guest Zu den wichtigsten Komodien gehorten unter anderem Oh Mr Porter 1937 mit dem Trio Hay Marriott und Moffatt The Frozen Limits 1939 mit der Crazy Gang sowie die Gruselkomodie The Ghost Train 1941 mit Askey und Richard Murdoch Als 1937 Gaumont British aus wirtschaftlichen Grunden seine Studios in Shepherd s Bush aufgeben musste etablierte sich Gainsborough Pictures auch als Produktionsstatte fur aufwendigere Projekte So entstand Alfred Hitchcocks Eine Dame verschwindet in Islington und wurde von Gainsborough herausgegeben Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die gesamte Filmproduktion wieder zuruck in die Lime Grove Studios verschoben da der markante Kamin in Islington ein allzu leichtes Angriffsziel fur deutsche Kampfflieger bot 3 Bei Gaumont British Gainsborough kam es erneut zu einem Wechsel in der Fuhrungsebene als der Filmmogul J Arthur Rank an Einfluss gewann und schliesslich 1941 die Rank Organisation den gesamten Konzern ubernahm Erfolge mit Kostumfilmen Bearbeiten Wahrend des Zweiten Weltkriegs stieg Gainsborough Pictures zu einem der fuhrenden britischen Filmstudios auf Zum Erfolg trugen leichte Komodien Musicals und Kriegsdramen wie Frank Launders und Sidney Gilliats Millions Like Us bei Vor allem hatte aber Gainsborough seinen Aufstieg den Melodramen zu verdanken die zwischen 1943 und 1947 entstanden Als erstes Gainsborough Melodram gilt Leslie Arliss Kostumfilm Der Herr in Grau mit dem die Hauptdarsteller Margaret Lockwood Phyllis Calvert James Mason und Stewart Granger uber Nacht zu Stars wurden Der Film wurde beruchtigt fur eine Szene am Ende in der James Mason in einem Anfall von Wahnsinn Margaret Lockwood mit einer Reitgerte zu Tode peitscht 1944 folgte Anthony Asquiths Gaslicht und Schatten das die vorgegebene Formel mit heroischen Frauenfiguren edlen Mannern und Elementen des britischen Gothicism gekonnt variierte 4 Auch wenn die Kritik Gainsboroughs Melodramen verriss wurden sie doch zu Rennern beim meist weiblichen Publikum Der Herr in Grau und Gaslicht und Schatten gehorten zu den erfolgreichsten Filmen in ihren Erscheinungsjahren der Ende 1945 veroffentlichte Film Die Frau ohne Herz in dem Margaret Lockwood tagsuber eine zuchtige Ehefrau mimt um des Nachts als Anfuhrerin einer Rauberbande die Umgebung in Angst und Schrecken zu versetzen zahlt mit mehr als 18 Millionen Zuschauern zu den zehn meistgesehenen Filmen aller Zeiten im Vereinigten Konigreich 5 Der Film orientierte sich in der Grundkonstellation an Gainsboroughs Madonna der sieben Monde von 1944 in dem Phyllis Calvert im Italien der Renaissance ein Doppelleben fuhrt und der ebenfalls ein grosser finanzieller Erfolg gewesen war Der uberwaltigende Erfolg der Melodramen fuhrte zu erneuten Veranderungen in der Fuhrung des Studios Ted Black der an der bewahrten Mischung verschiedener Filmgenres festhalten wollte wurde von Maurice Ostrer entmachtet der lieber den neu eingeschlagenen Weg mit den frauenaffinen Filmen fortsetzen wollte 6 Black verliess schliesslich Ende 1943 Gainsborough Pictures und wechselte zu Alexander Kordas London Films Der amerikanische Journalist und Drehbuchautor R J Minney und der Schauspieler Harold Huth wurden die leitenden Produzenten bei Gainsborough Ostrers Kurs fuhrte dazu dass Gainsborough zwar ein verlasslicher Produzent von Kassenschlagern wurde insgesamt aber die Produktivitat des Studios abnahm da man sich auf Kostumfilme spezialisiert hatte 1946 wurden schliesslich nur zwei Filme fertiggestellt Arthur Crabtrees Gefahrliche Reise und die Filmbiografie Paganini J Arthur Rank reagierte auf die enttauschenden Ergebnisse von Gainsborough Pictures und mischte sich erstmals in die Firmenpolitik ein Er zwang Ostrer zum Rucktritt und setzte Sydney Box als neuen Studiochef ein Box hatte zuvor mit dem unabhangig produzierten Film Der letzte Schleier einen Oscar fur das beste Originaldrehbuch gewonnen Dieser Film in dem Ann Todd unter der eisernen Hand ihres Impressarios gespielt von James Mason zur weltbekannten Pianistin aufsteigt wirkte wie ein typisches Gainsborough Melodram weshalb Box als ein geeigneter Kandidat fur eine Fortsetzung des bewahrten Kurses erschien Doch unter Sydney Box wurde nur noch ein weiteres Melodram der 1947 veroffentlichte Film Zigeunerblut fertiggestellt Ein Jahr spater scheiterten Maurice Ostrer R J Minney und Leslie Arliss mit ihrem selbst produzierten Kostumdrama Idol of Paris das Publikum der Nachkriegszeit hatte das Interesse an dieser Art von Filmen verloren 7 Ende des Studios Bearbeiten Unter Sydney Box nahm Gainsborough Pictures erneut einen Kurswechsel vor Trotz des kommerziellen Erfolges von Der letzte Schleier bevorzugte Box den sozialen Realismus und setzte auf Filme mit Gegenwartsbezug 8 Neben Sozialdramen liess Box aber auch Komodien Thriller und anspruchsvolle Literaturverfilmungen wie eine Adaption von William Somerset Maughams Quartett 1948 drehen Gleich in seinem ersten Jahr als Studiochef wurden 14 verschiedene Filme veroffentlicht Den Erfolg den Gainsborough unter Ostrer hatte konnte Sydney Box allerdings nicht wiederholen Neben dem sich wandelnden Publikumsgeschmack litt Gainsborough unter dem Weggang wichtiger Mitarbeiter Box musste nicht nur neue Produzenten einstellen sondern auch Ersatz fur Regisseur Leslie Arliss finden Er fand den Ersatz in seinem personlichen Umfeld Seine Schwester Betty Box wurde Produzentin bei Gainsborough seine Ehefrau Muriel ubernahm die Leitung der Drehbuchabteilung Der junge Dokumentarfilmer Ken Annakin wurde zu seinem bevorzugten Regisseur Filme wie die Komodie Miranda 1948 oder die drei Filme uber die Familie Huggett mit einer jungen Petula Clark in der Hauptrolle waren moderate Erfolge erwiesen sich aber aufgrund ihrer geringen Produktionskosten als profitabel Mit den Historienfilmen Christoph Columbus und Vom sundigen Poeten letzterer mit Dennis Price als Lord Byron landete Box jedoch 1949 zwei verlustreiche Flops die mit zum Ende von Gainsborough Pictures beitrugen Ranks Firmenimperium war bereits geschwacht als Anfang des Jahres 1949 eine ernste Krise uber die britische Filmindustrie hereinbrach Der Streit uber eine Besteuerung amerikanischer Filme im Vereinigten Konigreich fuhrte zunachst zu einem Embargo durch die amerikanischen Filmstudios und anschliessend zu einer Uberschwemmung des britischen Filmmarktes mit amerikanischen Filmen wodurch die heimische Filmproduktion wichtige Marktanteile verlor So musste 1949 die Rank Organisation einen Verlust von 16 Millionen Pfund vermelden 9 Rank reagierte mit einer Verschlankung der Filmproduktion Die Studios in Sheperd s Bush wurden an die BBC verkauft Rank konzentrierte die Filmproduktion auf die Pinewood Studios Anfang 1950 wurden auch die Studios in Islington geschlossen Gainsborough Pictures gehorte somit der Vergangenheit an Gainsboroughs Gebaude in Islington blieb jahrzehntelang ungenutzt bevor es 2001 zu einem Apartmenthaus umgebaut wurde 10 Literatur BearbeitenPam Cook Gainsborough Pictures Cassell London 1997 ISBN 0 304 33708 0 Jorg Helbig Geschichte des britischen Films J B Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01510 6 Robert Murphy Realism and Tinsel Cinema and Society in Britain 1939 1949 Routledge London 1992 ISBN 0 415 07684 6 Weblinks BearbeitenGainsborough Pictures 1924 51 BFI Screenonline englisch Gainsborough Pictures in der Internet Movie Database englisch Einzelnachweise Bearbeiten Rachael Low The History of the British Film Vol IV 1918 1929 Routledge London 1997 ISBN 0 415 15451 0 S 166 Rachael Low The History of the British Film Vol IV 1918 1929 Routledge London 1997 ISBN 0 415 15451 0 S 169 Robert Murphy British Cinema and the Second World War Continuum London 2000 ISBN 0 8264 5138 1 S 13 Marcia Landy Melodrama and Femininity in Second World War British Cinema In Robert Murphy The British Cinema Book British Film Institute London 2001 ISBN 0 85170 852 8 S 121 122 The Ultimate Film Chart Memento des Originals vom 9 Februar 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lff org uk British Film Institute abgerufen am 27 Mai 2010 Robert Murphy Realism and Tinsel S 34 35 Robert Murphy Realism and Tinsel S 121 Andrew Spicer Sydney Box Manchester University Press Manchester 2006 ISBN 0 7190 5999 2 S 83 Geoffrey Macnab J Arthur Rank and the British Film Industry Routledge London 1993 ISBN 0 415 07272 7 S 216 Where the lady vanished In The Guardian 15 Januar 2001 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gainsborough Pictures amp oldid 197357841