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Am 27 Februar 1847 konstituierte sich die Freireligiose Gemeinde Mainz unter dem Namen Deutschkatholische Gemeinde Sie wurde von dem Verleger und Buchhandler Christian Scholz 1806 1880 gegrundet der spater als Mitglied am Vorparlament in der Frankfurter Paulskirche teilnahm Die ersten Mainzer Freireligiosen waren kirchenkritische Christen die sich der Gemeinde aus Protest gegen Dogmatismus und hierarchische Struktur des Klerus anschlossen Sonnenrad mit Flamme in der Feierhalle der Freireligiosen Gemeinde Mainz Gartenfeldstr 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ideeller Hintergrund 3 Struktur 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenDer erste Gottesdienst fand im Cafe Milano auf der Grossen Bleiche durch Prediger Schell aus Wiesbaden statt Nach Prediger Engelmann folgte Eduard Duller im Predigeramt Der geburtige Wiener ist Schriftsteller und liberaler Journalist der mit der burgerlichen Revolution 1848 1849 sympathisierte Es folgten etliche Prediger die sich seit den 1920er Jahren als Pfarrer bezeichnen Zu Geschichte und philosophisch theologischem Hintergrund der Freireligiosen siehe auch Freireligiose Bewegung Im Juni 1863 wurden der deutschkatholischen Gemeinde Mainz von der grossherzoglichen Regierung die Korporationsrechte verliehen Am 29 April 1863 kaufte die Gemeinde das Heilig Geist Spital von der Stadt um dort ihre Feierstunden abzuhalten Nach 25 Jahren wurde das Heilig Geist Spital an die Mainzer Aktien Bierbrauerei verkauft Das ehemalige Cafe Milano auf der Grossen Bleiche 53 wurde 1891 erworben und zu einem Gemeindezentrum umgestaltet Im gleichen Jahr erfolgte die Umbenennung der Deutschkatholischen Gemeinde Mainz in Freie christliche Gemeinde um 1911 der Bezeichnung Freireligiose Gemeinde Mainz zu weichen Gleichzeitig betonte die Gemeinde ihre Diesseitsorientierung Freiheit von Glaubens und Gewissenszwang und die Verbreitung einer auf wissenschaftlicher Erkenntnis aufgebauten Weltanschauung Im 19 Jahrhundert erreichte die Anzahl der Gemeindemitglieder im Jahr 1858 mit 1186 Personen den hochsten Stand um vor allem in den Jahren zwischen 1870 und 1890 auf ca 350 Mitglieder abzusinken Grund war vor allem politische Verfolgung und Widerstand seitens der Regierung Erst nach 1914 erhohte sich die Zahl der Gemeindemitglieder wieder auf uber 1000 Im Jahr 1923 verlieh das Hessische Ministerium des Innern der Gemeinde erneut die Korperschaftsrechte Mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur 1933 wurden etliche freireligiose Gemeinden verboten Andere Gemeinden so auch Mainz unter ihrem Pfarrer Georg Pick arrangierten sich unter Muhen mit den neuen Machthabern und konnten eingeschrankt weiterbestehen Gleichwohl wurden einige ihrer Mitglieder die sich politisch gegen die Nazis engagierten verhaftet Beim Bombenangriff auf Mainz wurde das Gemeindezentrum in der Grossen Bleiche zerstort Im Januar 1958 wurde das neue Gemeindezentrum mit Feierhalle Veranstaltungsraumen und Gemeindeburo in der Gartenfeldstrasse 1 in der Mainzer Neustadt eingeweiht Ideeller Hintergrund BearbeitenSeit den 1950er Jahren hat die Gemeinde den Charakter verandert was sich in den Grundsatzen ihrer Verfassung niederschlagt Im Jahr 1950 verstand die Gemeinde unter Religion noch die Ehrfurcht vor Gott als dem ewigen Urgrund allen Seins 17 Jahre spater definierte sie ihre Grundhaltung als die Ehrfurcht vor dem ewigen Urgrunde allen Seins Weitere 18 Jahre spater 1985 hiess es in der Praambel ihre Grundhaltung sei die Ehrfurcht vor den vielfaltigen Seinsformen die sich in der Natur dem Menschen und dem Universum offenbaren Damit zeigt sich in der Freireligiosen Gemeinde Mainz eine Entwicklung die sich vom traditionellen Religionsbegriff lost und transzendente Bezuge ablehnt Die Gemeindemitglieder fuhlen sich eher einer im Diesseits verankerten Weltanschauung verpflichtet Seit ihren Anfangen jedoch vertritt die Freireligiose Gemeinde Mainz die Grundsatze philosophisch naturverbunden und humanistisch Die Grundgedanken der Freireligiosen Gemeinde Mainz 1991 beginnen mit der Feststellung Im Wissen um die Geschichte und Tradition der Freireligiosen deren oberstes Prinzip die freie Selbstbestimmung in allen religiosen Angelegenheiten sowie die Entwicklung einer auf die Bedurfnisse des Menschen bezogene Religiositat ist gegrundet auf dem Massstab der Vernunft verpflichtet der Verantwortung fur Mensch Natur und Umwelt in Anerkennung der Vielfaltigkeit der Lebens und Weisheitsformen orientieren sich die Mitglieder der Freireligiosen Gemeinde Mainz an folgenden Grundgedanken in dem Bewusstsein diese auf Grund sich verandernder Erkenntnisse und Bedurfnisse kritisch zu hinterfragen Symbol der Mainzer Gemeinde ist das Sonnenrad als uraltes Sinnbild von Ganzheit der Mittelpunkt der vier Speichen symbolisiert das Unvergangliche Das Sonnerad steht ebenso fur den Jahreslauf mit den vier Jahreszeiten und fur die vier Wendepunkte in der personlichen Lebensgeschichte Kindheit Jugend Erwachsensein und Alter Struktur BearbeitenDen Schwerpunkt des Gemeindelebens bilden Feiern und Veranstaltungen Feierstunden die regelmassig stattfinden bestehen aus einer Ansprache zu Themen die Inhalte Freier Religion beruhren Zudem begleitet die Gemeinde ihre Mitglieder im Lebenslauf mit den Feiern der Taufe Lebensweihe Jugendweihe Hochzeit und Trauerfeier Uber aktuelle Themen und Ereignisse aus der Gemeinde werden die Mitglieder uber eine monatlich erscheinende Zeitschrift Wege ohne Dogma informiert Zudem informiert ein Gemeindebrief jahrlich zweimal uber spezielle Gemeindeangelegenheiten Oberstes Organ ist die turnusmassig stattfindende Gemeindeversammlung Es folgen der Gemeinderat und der Gemeindevorstand Die Praambel der Verfassung der Freireligiosen Gemeinde Mainz beginnt mit dem Satz Die Freireligiose Gemeinde Mainz ist ein Zusammenschluss von Menschen die willens sind sich ihr Weltbild auf der Grundlage der Wissenschaft des Humanismus der Freiheit und der Verantwortung des einzelnen neu zu entwickeln Bereits 1882 wurde das Beitragssystem auf Steuereinzug umgestellt d h die Beitrage werden seitdem uber die Religionsgemeinschaftssteuer eingezogen Die Gemeinde besteht seit uber 150 Jahren als staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft Korperschaft des offentlichen Rechts Sie hat ihr Gemeindezentrum in der Mainzer Neustadt Literatur BearbeitenJurgen Spath Geschichte der Freireligiosen Gemeinde Mainz Mainz 2007 125 Jahre Freireligiose Gemeinde Mainz Mainz 1972 Lothar Geis Freireligiose Orte in Mainz Mainz 2009Weblinks Bearbeitenwww freireligioese gemeinde mainz de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freireligiose Gemeinde Mainz amp oldid 208847679